Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Natur.
eine gar besondere Art sehr Kleiner und über aus
harter: Sonsten aber unbekandter Steinlein/
die sie verschlingen/ und dadurch ihr Leben fri-
sten/ gestalten in ihren Mägen/ wann sie gefan-
gen/ und geöffnet werden/ dergleichen Steinlein/
die man sonsten weder kennen noch bekommen
kan/ in Menge gefunden werden. Diese Stein-
lein sind ein bewehrt Experiment wider den
Blasen- und Nieren-Stein. Zu Rom/ wo die-
se Vögel Jährlich in Menge verspeiset werden/
haben sie dieses Recept: Sie Pulverisiren diese
Steinlein gantz zart/ mischen darunter so schwer
Holler-Blühe und Zimmet/ ana; und lassens
den Patienten in einer warmen Brühe einneh-
men; worauf denn ein glücklicher Success un-
fehlbar erfolget. Fioravanti.

In Asia.

22. Jn Ost-Jndien/ in den Molucki-
schen Jnsulen/ siehet man die bekandte Paradiß-
Vögel. Diese werden nimmer lebendig gese-
hen/ sondern man findet sie todt auf der Erden
liegen; dann gemeinen Wahn nach/ sollen sie
keine Füsse haben/ und demnach/ sich stets gegen
die Sonne halten/ und in der Lufft schweben.
Jhre Leiblein sind gar gering; der sehr schöne
lange Schweiff aber/ ist das mehriste. Aldro-
vandus
zehlet deren fünfferley Gattung. Daß
aber diese alle ohne Füsse seyn sollen/ erfindet sich

aus
R r iiij

Von der Natur.
eine gar beſondere Art ſehr Kleiner und über aus
harter: Sonſten aber unbekandter Steinlein/
die ſie verſchlingen/ und dadurch ihr Leben fri-
ſten/ geſtalten in ihren Mägen/ wann ſie gefan-
gen/ und geöffnet werden/ dergleichen Steinlein/
die man ſonſten weder kennen noch bekommen
kan/ in Menge gefunden werden. Dieſe Stein-
lein ſind ein bewehrt Experiment wider den
Blaſen- und Nieren-Stein. Zu Rom/ wo die-
ſe Vögel Jährlich in Menge verſpeiſet werden/
haben ſie dieſes Recept: Sie Pulveriſiren dieſe
Steinlein gantz zart/ miſchen darunter ſo ſchwer
Holler-Blühe und Zimmet/ ana; und laſſens
den Patienten in einer warmen Brühe einneh-
men; worauf denn ein glücklicher Succeſſ un-
fehlbar erfolget. Fioravanti.

In Aſia.

22. Jn Oſt-Jndien/ in den Molucki-
ſchen Jnſulen/ ſiehet man die bekandte Paradiß-
Vögel. Dieſe werden nimmer lebendig geſe-
hen/ ſondern man findet ſie todt auf der Erden
liegen; dann gemeinen Wahn nach/ ſollen ſie
keine Füſſe haben/ und demnach/ ſich ſtets gegen
die Sonne halten/ und in der Lufft ſchweben.
Jhre Leiblein ſind gar gering; der ſehr ſchöne
lange Schweiff aber/ iſt das mehriſte. Aldro-
vandus
zehlet deren fünfferley Gattung. Daß
aber dieſe alle ohne Füſſe ſeyn ſollen/ erfindet ſich

aus
R r iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0793" n="631"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Natur.</hi></fw><lb/>
eine gar be&#x017F;ondere Art &#x017F;ehr Kleiner und über aus<lb/>
harter: Son&#x017F;ten aber unbekandter Steinlein/<lb/>
die &#x017F;ie ver&#x017F;chlingen/ und dadurch ihr Leben fri-<lb/>
&#x017F;ten/ ge&#x017F;talten in ihren Mägen/ wann &#x017F;ie gefan-<lb/>
gen/ und geöffnet werden/ dergleichen Steinlein/<lb/>
die man &#x017F;on&#x017F;ten weder kennen noch bekommen<lb/>
kan/ in Menge gefunden werden. Die&#x017F;e Stein-<lb/>
lein &#x017F;ind ein bewehrt <hi rendition="#aq">Experiment</hi> wider den<lb/>
Bla&#x017F;en- und Nieren-Stein. Zu Rom/ wo die-<lb/>
&#x017F;e Vögel Jährlich in Menge ver&#x017F;pei&#x017F;et werden/<lb/>
haben &#x017F;ie die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Recept:</hi> Sie Pulveri&#x017F;iren die&#x017F;e<lb/>
Steinlein gantz zart/ mi&#x017F;chen darunter &#x017F;o &#x017F;chwer<lb/>
Holler-Blühe und Zimmet/ <hi rendition="#aq">ana;</hi> und la&#x017F;&#x017F;ens<lb/>
den Patienten in einer warmen Brühe einneh-<lb/>
men; worauf denn ein glücklicher <hi rendition="#aq">Succe&#x017F;&#x017F;</hi> un-<lb/>
fehlbar erfolget. <hi rendition="#aq">Fioravanti.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">In A&#x017F;ia.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>22. Jn O&#x017F;t-Jndien/ in den Molucki-<lb/>
&#x017F;chen Jn&#x017F;ulen/ &#x017F;iehet man die bekandte Paradiß-<lb/>
Vögel. Die&#x017F;e werden nimmer lebendig ge&#x017F;e-<lb/>
hen/ &#x017F;ondern man findet &#x017F;ie todt auf der Erden<lb/>
liegen; dann gemeinen Wahn nach/ &#x017F;ollen &#x017F;ie<lb/>
keine Fü&#x017F;&#x017F;e haben/ und demnach/ &#x017F;ich &#x017F;tets gegen<lb/>
die Sonne halten/ und in der Lufft &#x017F;chweben.<lb/>
Jhre Leiblein &#x017F;ind gar gering; der &#x017F;ehr &#x017F;chöne<lb/>
lange Schweiff aber/ i&#x017F;t das mehri&#x017F;te. <hi rendition="#aq">Aldro-<lb/>
vandus</hi> zehlet deren fünfferley Gattung. Daß<lb/>
aber die&#x017F;e alle ohne Fü&#x017F;&#x017F;e &#x017F;eyn &#x017F;ollen/ erfindet &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">aus</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[631/0793] Von der Natur. eine gar beſondere Art ſehr Kleiner und über aus harter: Sonſten aber unbekandter Steinlein/ die ſie verſchlingen/ und dadurch ihr Leben fri- ſten/ geſtalten in ihren Mägen/ wann ſie gefan- gen/ und geöffnet werden/ dergleichen Steinlein/ die man ſonſten weder kennen noch bekommen kan/ in Menge gefunden werden. Dieſe Stein- lein ſind ein bewehrt Experiment wider den Blaſen- und Nieren-Stein. Zu Rom/ wo die- ſe Vögel Jährlich in Menge verſpeiſet werden/ haben ſie dieſes Recept: Sie Pulveriſiren dieſe Steinlein gantz zart/ miſchen darunter ſo ſchwer Holler-Blühe und Zimmet/ ana; und laſſens den Patienten in einer warmen Brühe einneh- men; worauf denn ein glücklicher Succeſſ un- fehlbar erfolget. Fioravanti. In Aſia. 22. Jn Oſt-Jndien/ in den Molucki- ſchen Jnſulen/ ſiehet man die bekandte Paradiß- Vögel. Dieſe werden nimmer lebendig geſe- hen/ ſondern man findet ſie todt auf der Erden liegen; dann gemeinen Wahn nach/ ſollen ſie keine Füſſe haben/ und demnach/ ſich ſtets gegen die Sonne halten/ und in der Lufft ſchweben. Jhre Leiblein ſind gar gering; der ſehr ſchöne lange Schweiff aber/ iſt das mehriſte. Aldro- vandus zehlet deren fünfferley Gattung. Daß aber dieſe alle ohne Füſſe ſeyn ſollen/ erfindet ſich aus R r iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/793
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/793>, abgerufen am 25.04.2024.