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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Gattung: Alburnus.

Günther Nr. 47: pag. 86. Abramis alburnus, Silberling, Lang-Bleck.

Leiblein Nr. 51: pag. 122. Aspius alburnus, Schneiderfisch.

Rapp Nr. 41: pag. 9. Leuciscus alburnus, Laugele.

Heckel und Kner Nr. 13: pag. 131. Fig. 67. 68 u. pag. 69. Alburnus lucidus, Laube und
Alburnus breviceps.

Fritsch Nr. 75: pag. 202. Alburnus lucidus.

Artcharakter: Mundöffnung nach oben gerichtet, Mundspalte sehr
schief, das Kinn nur wenig verdickt und etwas vorstehend;
der mehr oder weniger gestreckte Leib seitlich zusam-
mengedrückt; die Kronen der inneren Zahnreihe mehrmals
gekerbt; die lange, nach hinten sehr niedrige Afterflosse
mit 17 bis 20 weichen und getheilten Strahlen beginnt un-
ter dem Ende der Rückenflosse.

D. 3/8, P. 1/15, V. 2/8, A. 3/17--20, C. 19, Squ. 8/47--53/3.

Die gemeine Laube, welche meistens in der Grösse von 4 bis 5 Zoll vor-
kömmt, aber auch eine Länge von 7 Zoll erreichen kann, ist in ihrer äusseren
Form und ihrer Färbung ungemein vielen Abänderungen unterworfen, wes-
halb ich behaupten möchte, dass fast in jedem Flusse, in jedem See dieser
Fisch ein anderes Ansehen erhält. Es sind verschiedene dieser Varietäten als
besondere Species bezeichnet und beschrieben worden, von deren Art-
Berechtigung ich mich aber nicht habe überzeugen können, da es mir möglich
war, stets Uebergänge von der einen zu der anderen Form dieser fraglichen
Species aufzufinden. Es ist deshalb aber auch schwer, eine durchgreifende

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 22.


Schlundknochen
(nach Heckel und Kner).

für alle Varietäten gültige Beschreibung des A. lucidus
zu liefern. Der Körper desselben ist mehr oder weni-
ger gestreckt, seine Körperhöhe ist bald höher, bald
niedriger. Schon von Agassiz waren diese Verschie-
denheiten bemerkt und auf Varietäten bezogen worden,
indem er (Nr. 6: pag. 1048) von ihnen sagte: "Von
Cyprinus alburnus kenne ich zwei ausgezeichnete Va-
rietäten, 1) eine mit sehr schmalem, langgezogenem Leib und 2) eine mit
breitem, dabei aber kürzerem Leib". Das Kinn ragt bei manchen Formen fast
gar nicht, bei anderen ziemlich stark hervor. Der Unterkiefer steigt bei
einigen sehr steil in die Höhe und bildet alsdann an seinen beiden Gelenken
zwei stark hervorspringende Winkel, während bei anderen der Unterkiefer
nur wenig ansteigt und kaum einen Vorsprung an seinen Gelenken bemerken
lässt. Bei dieser Veränderung in der Richtung des Unterkiefers erscheint die
Schnauze bald kürzer, bald länger. Auch die Grösse der Augen schwankt bei
den verschiedenen Form-Abänderungen dieses Fisches. Die Afterflosse be-
ginnt unter dem Ende, zuweilen aber auch vor dem Ende der Rückenflosse.
Die Länge der paarigen Flossen varürt scheinbar, je nachdem der Leib mehr

Gattung: Alburnus.

Günther Nr. 47: pag. 86. Abramis alburnus, Silberling, Lang-Bleck.

Leiblein Nr. 51: pag. 122. Aspius alburnus, Schneiderfisch.

Rapp Nr. 41: pag. 9. Leuciscus alburnus, Laugele.

Heckel und Kner Nr. 13: pag. 131. Fig. 67. 68 u. pag. 69. Alburnus lucidus, Laube und
Alburnus breviceps.

Fritsch Nr. 75: pag. 202. Alburnus lucidus.

Artcharakter: Mundöffnung nach oben gerichtet, Mundspalte sehr
schief, das Kinn nur wenig verdickt und etwas vorstehend;
der mehr oder weniger gestreckte Leib seitlich zusam-
mengedrückt; die Kronen der inneren Zahnreihe mehrmals
gekerbt; die lange, nach hinten sehr niedrige Afterflosse
mit 17 bis 20 weichen und getheilten Strahlen beginnt un-
ter dem Ende der Rückenflosse.

D. 3/8, P. 1/15, V. 2/8, A. 3/17—20, C. 19, Squ. 8/47—53/3.

Die gemeine Laube, welche meistens in der Grösse von 4 bis 5 Zoll vor-
kömmt, aber auch eine Länge von 7 Zoll erreichen kann, ist in ihrer äusseren
Form und ihrer Färbung ungemein vielen Abänderungen unterworfen, wes-
halb ich behaupten möchte, dass fast in jedem Flusse, in jedem See dieser
Fisch ein anderes Ansehen erhält. Es sind verschiedene dieser Varietäten als
besondere Species bezeichnet und beschrieben worden, von deren Art-
Berechtigung ich mich aber nicht habe überzeugen können, da es mir möglich
war, stets Uebergänge von der einen zu der anderen Form dieser fraglichen
Species aufzufinden. Es ist deshalb aber auch schwer, eine durchgreifende

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 22.


Schlundknochen
(nach Heckel und Kner).

für alle Varietäten gültige Beschreibung des A. lucidus
zu liefern. Der Körper desselben ist mehr oder weni-
ger gestreckt, seine Körperhöhe ist bald höher, bald
niedriger. Schon von Agassiz waren diese Verschie-
denheiten bemerkt und auf Varietäten bezogen worden,
indem er (Nr. 6: pag. 1048) von ihnen sagte: »Von
Cyprinus alburnus kenne ich zwei ausgezeichnete Va-
rietäten, 1) eine mit sehr schmalem, langgezogenem Leib und 2) eine mit
breitem, dabei aber kürzerem Leib«. Das Kinn ragt bei manchen Formen fast
gar nicht, bei anderen ziemlich stark hervor. Der Unterkiefer steigt bei
einigen sehr steil in die Höhe und bildet alsdann an seinen beiden Gelenken
zwei stark hervorspringende Winkel, während bei anderen der Unterkiefer
nur wenig ansteigt und kaum einen Vorsprung an seinen Gelenken bemerken
lässt. Bei dieser Veränderung in der Richtung des Unterkiefers erscheint die
Schnauze bald kürzer, bald länger. Auch die Grösse der Augen schwankt bei
den verschiedenen Form-Abänderungen dieses Fisches. Die Afterflosse be-
ginnt unter dem Ende, zuweilen aber auch vor dem Ende der Rückenflosse.
Die Länge der paarigen Flossen varürt scheinbar, je nachdem der Leib mehr

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[155/0168] Gattung: Alburnus. Günther Nr. 47: pag. 86. Abramis alburnus, Silberling, Lang-Bleck. Leiblein Nr. 51: pag. 122. Aspius alburnus, Schneiderfisch. Rapp Nr. 41: pag. 9. Leuciscus alburnus, Laugele. Heckel und Kner Nr. 13: pag. 131. Fig. 67. 68 u. pag. 69. Alburnus lucidus, Laube und Alburnus breviceps. Fritsch Nr. 75: pag. 202. Alburnus lucidus. Artcharakter: Mundöffnung nach oben gerichtet, Mundspalte sehr schief, das Kinn nur wenig verdickt und etwas vorstehend; der mehr oder weniger gestreckte Leib seitlich zusam- mengedrückt; die Kronen der inneren Zahnreihe mehrmals gekerbt; die lange, nach hinten sehr niedrige Afterflosse mit 17 bis 20 weichen und getheilten Strahlen beginnt un- ter dem Ende der Rückenflosse. D. 3/8, P. 1/15, V. 2/8, A. 3/17—20, C. 19, Squ. 8/47—53/3. Die gemeine Laube, welche meistens in der Grösse von 4 bis 5 Zoll vor- kömmt, aber auch eine Länge von 7 Zoll erreichen kann, ist in ihrer äusseren Form und ihrer Färbung ungemein vielen Abänderungen unterworfen, wes- halb ich behaupten möchte, dass fast in jedem Flusse, in jedem See dieser Fisch ein anderes Ansehen erhält. Es sind verschiedene dieser Varietäten als besondere Species bezeichnet und beschrieben worden, von deren Art- Berechtigung ich mich aber nicht habe überzeugen können, da es mir möglich war, stets Uebergänge von der einen zu der anderen Form dieser fraglichen Species aufzufinden. Es ist deshalb aber auch schwer, eine durchgreifende [Abbildung] [Abbildung Fig. 22. Schlundknochen (nach Heckel und Kner).] für alle Varietäten gültige Beschreibung des A. lucidus zu liefern. Der Körper desselben ist mehr oder weni- ger gestreckt, seine Körperhöhe ist bald höher, bald niedriger. Schon von Agassiz waren diese Verschie- denheiten bemerkt und auf Varietäten bezogen worden, indem er (Nr. 6: pag. 1048) von ihnen sagte: »Von Cyprinus alburnus kenne ich zwei ausgezeichnete Va- rietäten, 1) eine mit sehr schmalem, langgezogenem Leib und 2) eine mit breitem, dabei aber kürzerem Leib«. Das Kinn ragt bei manchen Formen fast gar nicht, bei anderen ziemlich stark hervor. Der Unterkiefer steigt bei einigen sehr steil in die Höhe und bildet alsdann an seinen beiden Gelenken zwei stark hervorspringende Winkel, während bei anderen der Unterkiefer nur wenig ansteigt und kaum einen Vorsprung an seinen Gelenken bemerken lässt. Bei dieser Veränderung in der Richtung des Unterkiefers erscheint die Schnauze bald kürzer, bald länger. Auch die Grösse der Augen schwankt bei den verschiedenen Form-Abänderungen dieses Fisches. Die Afterflosse be- ginnt unter dem Ende, zuweilen aber auch vor dem Ende der Rückenflosse. Die Länge der paarigen Flossen varürt scheinbar, je nachdem der Leib mehr

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/168>, abgerufen am 20.04.2024.