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Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.

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wegen des Wassersprengens.
Diese nachfolgende drey Seiten gehören noch zu dem Ersten Capitel von dem
Mutter-Munde.
Christ. Ich habe dich zwar im Anfange wegen des
hart-verschloßenen Mutter-Mundes gefragt/ und du hast
mir auch Antwort und Unterricht gegeben: Ich solte nur
acht darauf haben/ wie viel dutzend Wehen bey harter/
strenger Geburt/ wenig Oeffnung machen würden etc. Al-
lein/ ich hätte dich billich weiter fragen sollen: Warum
sich denn der innere Mutter-Mund bey einer Frauen eher
als bey der andern ergiebet/ und wie zu helffen/ daß er sich
ergeben könne? Und ob auch andere Gefahr als langwie-
rige Geburt bey solchem Stande zu fürchten? Darum wol-
lest du nicht übel nehmen/ daß ich solche an gehörigen Orte
vergessene Frage/ nun zum Beschluß nach hole/ und er-
innere.
Just. Die natürlichen Ursachen/ daß sich der innere Mut-
ter-Mund bey einer Frauen ehender als bey der andern ergie-
bet/ sind/ weil eine Haut bey denen Frauen/ an der Mutter
zärter und stärcker ist/ als die andere; Daß also die zarte Haut
ehender als die starcke nachgiebet/ welches wol in acht zu nehmen:
Da dann ins gemein die subtilesten Frauen die leichste Gebur-
ten haben. Hingegen die stärckesten Frauen die allerschweresten.
Wobey denn auch das Alter viel thut; Wenn eine Frau über
dreißig Jahr ist/ bey ihrer ersten Niederkunfft/ so ist die Haut
viel stärcker/ als bey jungen Jahren. Je älter je stärcker. Doch
ist auch bey solchen Alten ein Unterscheid/ daß die Haut bey einer
stärcker als bey der andern zu seyn pfleget. Wenn nun solche
starcke zehe Haut sich ergeben sol/ so gehören viel und starcke
Wehen dazu; bey solchen großen gewaltsamen Wehen kommt
offters der Krampff in den Mutter-Mund/ daß er sich unter
den Wehen gantz zusammen zeucht/ wie bey den wilden Wehen
geschiehet/ dahero die Wehen nichts thun können. Die We-
hen
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wegen des Waſſerſprengens.
Dieſe nachfolgende drey Seiten gehoͤren noch zu dem Erſten Capitel von dem
Mutter-Munde.
Chriſt. Ich habe dich zwar im Anfange wegen des
hart-verſchloßenen Mutter-Mundes gefragt/ und du haſt
mir auch Antwort und Unterricht gegeben: Ich ſolte nur
acht darauf haben/ wie viel dutzend Wehen bey harter/
ſtrenger Geburt/ wenig Oeffnung machen wuͤrden ꝛc. Al-
lein/ ich haͤtte dich billich weiter fragen ſollen: Warum
ſich denn der innere Mutter-Mund bey einer Frauen eher
als bey der andern ergiebet/ und wie zu helffen/ daß er ſich
ergeben koͤnne? Und ob auch andere Gefahr als langwie-
rige Geburt bey ſolchem Stande zu fuͤrchten? Darum wol-
leſt du nicht uͤbel nehmen/ daß ich ſolche an gehoͤrigen Orte
vergeſſene Frage/ nun zum Beſchluß nach hole/ und er-
innere.
Juſt. Die natuͤrlichen Urſachen/ daß ſich der innere Mut-
ter-Mund bey einer Frauen ehender als bey der andern ergie-
bet/ ſind/ weil eine Haut bey denen Frauen/ an der Mutter
zaͤrter und ſtaͤrcker iſt/ als die andere; Daß alſo die zarte Haut
ehender als die ſtarcke nachgiebet/ welches wol in acht zu nehmen:
Da dann ins gemein die ſubtileſten Frauen die leichſte Gebur-
ten haben. Hingegen die ſtaͤrckeſten Frauen die allerſchwereſten.
Wobey denn auch das Alter viel thut; Wenn eine Frau uͤber
dreißig Jahr iſt/ bey ihrer erſten Niederkunfft/ ſo iſt die Haut
viel ſtaͤrcker/ als bey jungen Jahren. Je aͤlter je ſtaͤrcker. Doch
iſt auch bey ſolchen Alten ein Unterſcheid/ daß die Haut bey einer
ſtaͤrcker als bey der andern zu ſeyn pfleget. Wenn nun ſolche
ſtarcke zehe Haut ſich ergeben ſol/ ſo gehoͤren viel und ſtarcke
Wehen dazu; bey ſolchen großen gewaltſamen Wehen kommt
offters der Krampff in den Mutter-Mund/ daß er ſich unter
den Wehen gantz zuſammen zeucht/ wie bey den wilden Wehen
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[181/0308] wegen des Waſſerſprengens. Dieſe nachfolgende drey Seiten gehoͤren noch zu dem Erſten Capitel von dem Mutter-Munde. Chriſt. Ich habe dich zwar im Anfange wegen des hart-verſchloßenen Mutter-Mundes gefragt/ und du haſt mir auch Antwort und Unterricht gegeben: Ich ſolte nur acht darauf haben/ wie viel dutzend Wehen bey harter/ ſtrenger Geburt/ wenig Oeffnung machen wuͤrden ꝛc. Al- lein/ ich haͤtte dich billich weiter fragen ſollen: Warum ſich denn der innere Mutter-Mund bey einer Frauen eher als bey der andern ergiebet/ und wie zu helffen/ daß er ſich ergeben koͤnne? Und ob auch andere Gefahr als langwie- rige Geburt bey ſolchem Stande zu fuͤrchten? Darum wol- leſt du nicht uͤbel nehmen/ daß ich ſolche an gehoͤrigen Orte vergeſſene Frage/ nun zum Beſchluß nach hole/ und er- innere. Juſt. Die natuͤrlichen Urſachen/ daß ſich der innere Mut- ter-Mund bey einer Frauen ehender als bey der andern ergie- bet/ ſind/ weil eine Haut bey denen Frauen/ an der Mutter zaͤrter und ſtaͤrcker iſt/ als die andere; Daß alſo die zarte Haut ehender als die ſtarcke nachgiebet/ welches wol in acht zu nehmen: Da dann ins gemein die ſubtileſten Frauen die leichſte Gebur- ten haben. Hingegen die ſtaͤrckeſten Frauen die allerſchwereſten. Wobey denn auch das Alter viel thut; Wenn eine Frau uͤber dreißig Jahr iſt/ bey ihrer erſten Niederkunfft/ ſo iſt die Haut viel ſtaͤrcker/ als bey jungen Jahren. Je aͤlter je ſtaͤrcker. Doch iſt auch bey ſolchen Alten ein Unterſcheid/ daß die Haut bey einer ſtaͤrcker als bey der andern zu ſeyn pfleget. Wenn nun ſolche ſtarcke zehe Haut ſich ergeben ſol/ ſo gehoͤren viel und ſtarcke Wehen dazu; bey ſolchen großen gewaltſamen Wehen kommt offters der Krampff in den Mutter-Mund/ daß er ſich unter den Wehen gantz zuſammen zeucht/ wie bey den wilden Wehen geſchiehet/ dahero die Wehen nichts thun koͤnnen. Die We- hen Z 3

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Zitationshilfe: Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/308>, abgerufen am 18.04.2024.