Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siegmeyer, Johann Gottlieb: Theorie der Tonsetzkunst. Berlin, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

[Musik]

Von einem + bis zum andern + findet sich immer wieder ein verkleinerter Satz
und Gegensatz, und selbst diese sind wieder durch Nachahmungen verlängert und ver-
schönert.

Alle diese melodischen Abweichungen hier zu beschreiben ist nicht möglich, weil der
Raum dieser Blätter es nicht zuläßt, und jeder Componist vielleicht besser wie ich füh-
len wird, welch einen wichtigen Antheil die melodische Anordnung der Sätze, Zwischen-
sätze, Gegensätze und Nachsätze, bei Erfindung der Haupt Melodie hat.



Vierte Abtheilung.
Erstes Kapitel.
Ueber den Rhythmus, das Metrum und die Symetrie der Musik.

Die Lehre des Rhythmus in der Musik ist, so viel mir bekannt ist, noch nirgends
als ein wesentlicher Theil der Schönheiten in der Tonkunst gehörig gewürdigt worden.
Es herrscht hierüber noch nicht hinlänglich Licht in der Art, ihn zweckmäßig anzuwen-
den. Er wird gewöhnlich für nichts weiter gehalten, als für eine taktgemäße Bewe-
gung aller Stimmen, oder für eine arithmetische Eintheilung der Noten, (als Zeichen der
Musik) deren mehrere zusammen, Figuren oder Passagen u. s. w. genannt werden, und


[Musik]

Von einem + bis zum andern + findet ſich immer wieder ein verkleinerter Satz
und Gegenſatz, und ſelbſt dieſe ſind wieder durch Nachahmungen verlaͤngert und ver-
ſchoͤnert.

Alle dieſe melodiſchen Abweichungen hier zu beſchreiben iſt nicht moͤglich, weil der
Raum dieſer Blaͤtter es nicht zulaͤßt, und jeder Componiſt vielleicht beſſer wie ich fuͤh-
len wird, welch einen wichtigen Antheil die melodiſche Anordnung der Saͤtze, Zwiſchen-
ſaͤtze, Gegenſaͤtze und Nachſaͤtze, bei Erfindung der Haupt Melodie hat.



Vierte Abtheilung.
Erſtes Kapitel.
Ueber den Rhythmus, das Metrum und die Symetrie der Muſik.

Die Lehre des Rhythmus in der Muſik iſt, ſo viel mir bekannt iſt, noch nirgends
als ein weſentlicher Theil der Schoͤnheiten in der Tonkunſt gehoͤrig gewuͤrdigt worden.
Es herrſcht hieruͤber noch nicht hinlaͤnglich Licht in der Art, ihn zweckmaͤßig anzuwen-
den. Er wird gewoͤhnlich fuͤr nichts weiter gehalten, als fuͤr eine taktgemaͤße Bewe-
gung aller Stimmen, oder fuͤr eine arithmetiſche Eintheilung der Noten, (als Zeichen der
Muſik) deren mehrere zuſammen, Figuren oder Paſſagen u. ſ. w. genannt werden, und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0127" n="109"/>
          <figure type="notatedMusic"/><lb/>
          <p>Von einem + bis zum andern + findet &#x017F;ich immer wieder ein verkleinerter Satz<lb/>
und Gegen&#x017F;atz, und &#x017F;elb&#x017F;t die&#x017F;e &#x017F;ind wieder durch Nachahmungen verla&#x0364;ngert und ver-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nert.</p><lb/>
          <p>Alle die&#x017F;e melodi&#x017F;chen Abweichungen hier zu be&#x017F;chreiben i&#x017F;t nicht mo&#x0364;glich, weil der<lb/>
Raum die&#x017F;er Bla&#x0364;tter es nicht zula&#x0364;ßt, und jeder Componi&#x017F;t vielleicht be&#x017F;&#x017F;er wie ich fu&#x0364;h-<lb/>
len wird, welch einen wichtigen Antheil die melodi&#x017F;che Anordnung der Sa&#x0364;tze, Zwi&#x017F;chen-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tze, Gegen&#x017F;a&#x0364;tze und Nach&#x017F;a&#x0364;tze, bei Erfindung der Haupt Melodie hat.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vierte Abtheilung</hi>.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Er&#x017F;tes Kapitel</hi>.<lb/>
Ueber den Rhythmus, das Metrum und die Symetrie der Mu&#x017F;ik.</head><lb/>
          <p>Die Lehre des Rhythmus in der Mu&#x017F;ik i&#x017F;t, &#x017F;o viel mir bekannt i&#x017F;t, noch nirgends<lb/>
als ein we&#x017F;entlicher Theil der Scho&#x0364;nheiten in der Tonkun&#x017F;t geho&#x0364;rig gewu&#x0364;rdigt worden.<lb/>
Es herr&#x017F;cht hieru&#x0364;ber noch nicht hinla&#x0364;nglich Licht in der Art, ihn zweckma&#x0364;ßig anzuwen-<lb/>
den. Er wird gewo&#x0364;hnlich fu&#x0364;r nichts weiter gehalten, als fu&#x0364;r eine taktgema&#x0364;ße Bewe-<lb/>
gung aller Stimmen, oder fu&#x0364;r eine arithmeti&#x017F;che Eintheilung der Noten, (als Zeichen der<lb/>
Mu&#x017F;ik) deren mehrere zu&#x017F;ammen, Figuren oder Pa&#x017F;&#x017F;agen u. &#x017F;. w. genannt werden, und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0127] [Abbildung] Von einem + bis zum andern + findet ſich immer wieder ein verkleinerter Satz und Gegenſatz, und ſelbſt dieſe ſind wieder durch Nachahmungen verlaͤngert und ver- ſchoͤnert. Alle dieſe melodiſchen Abweichungen hier zu beſchreiben iſt nicht moͤglich, weil der Raum dieſer Blaͤtter es nicht zulaͤßt, und jeder Componiſt vielleicht beſſer wie ich fuͤh- len wird, welch einen wichtigen Antheil die melodiſche Anordnung der Saͤtze, Zwiſchen- ſaͤtze, Gegenſaͤtze und Nachſaͤtze, bei Erfindung der Haupt Melodie hat. Vierte Abtheilung. Erſtes Kapitel. Ueber den Rhythmus, das Metrum und die Symetrie der Muſik. Die Lehre des Rhythmus in der Muſik iſt, ſo viel mir bekannt iſt, noch nirgends als ein weſentlicher Theil der Schoͤnheiten in der Tonkunſt gehoͤrig gewuͤrdigt worden. Es herrſcht hieruͤber noch nicht hinlaͤnglich Licht in der Art, ihn zweckmaͤßig anzuwen- den. Er wird gewoͤhnlich fuͤr nichts weiter gehalten, als fuͤr eine taktgemaͤße Bewe- gung aller Stimmen, oder fuͤr eine arithmetiſche Eintheilung der Noten, (als Zeichen der Muſik) deren mehrere zuſammen, Figuren oder Paſſagen u. ſ. w. genannt werden, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siegmeyer_tonsetzkunst_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siegmeyer_tonsetzkunst_1822/127
Zitationshilfe: Siegmeyer, Johann Gottlieb: Theorie der Tonsetzkunst. Berlin, 1822, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegmeyer_tonsetzkunst_1822/127>, abgerufen am 19.04.2024.