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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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punkt des Widerstandes des gesammten Schliessungskreises, so
dass A B C = A C D = a ist, ist ferner B C = C D = b; ist
dann ein Zweigdraht vom Widerstande w mit A verbunden,
welcher beliebig durch einen Commutator mit dem Punkte B oder
D in leitende Verbindung gebracht werden kann, so ist nach
Kirchhoff's Rechnungsmethode:

I (a -- b) J + (a + b) i = E,
II W. i1 -- (a + b) i = o.
III i1 + i = J;

und wenn man aus diesen drei Gleichungen J und i1 eliminirt
[Formel 1] .

In diesem Ausdrucke für die Stromstärke i in dem Theile
des Hauptkreises, welcher keine elektromotorische Kraft enthält,
kommt der Abstand b der Nebenschliessung vom Halbirungs-
punkte des Widerstandes nur im Quadrat vor; i bleibt daher
unverändert, wenn -- b anstatt b gesetzt wird, oder wenn die
Nebenschliessung an den Punkt D anstatt an B gelegt wird. Es
ist leicht, sich eine Einrichtung zu machen, um mit Hülfe dieses
Stromverzweigungsgesetzes den wesentlichen Widerstand einer
Kette zu messen. Ist B C D = 2 b ein beliebiger Widerstand,
dessen Grösse am besten zwischen dem einfachen und doppelten
Widerstande der Kette liegt, ist ferner A D = a -- b der Um-
windungsdrath eines Galvanometers und w eine Widerstands-
rolle, deren eines Ende mit dem einen Pole der Kette und dem
einen Ende des Galvanometerdrahtes leitend verbunden ist, wäh-
rend das andere Ende in schnellem Wechsel an den Punkt B
oder D anzulegen ist, so braucht man zwischen dem freien Pole
der Kette und dem Punkte B nur so lange vermittelst eines
Rheostaten Widerstand ein- oder auszuschalten, bis die Nadel
des Galvanometers unverändert bleibt, mag die Nebenschliessung
an dem Punkte B oder D des Kreises anliegen. Es ist dann
der wesentliche Widerstand der Kette gleich dem des Galvano-
meters, weniger dem zur Erzielung des Gleichgewichtes einge-
schalteten Widerstande. -- Ich schliesse hieran eine Versuchs-
reihe, welche Dr. Frölich in meinem Laboratorium mit dieser
Methode ausgeführt hat und durch welche ihre Sicherheit und
praktische Brauchbarkeit constatirt wird.



punkt des Widerstandes des gesammten Schliessungskreises, so
dass A B C = A C D = a ist, ist ferner B C = C D = b; ist
dann ein Zweigdraht vom Widerstande w mit A verbunden,
welcher beliebig durch einen Commutator mit dem Punkte B oder
D in leitende Verbindung gebracht werden kann, so ist nach
Kirchhoff’s Rechnungsmethode:

I (ab) J + (a + b) i = E,
II W. i1 — (a + b) i = o.
III i1 + i = J;

und wenn man aus diesen drei Gleichungen J und i1 eliminirt
[Formel 1] .

In diesem Ausdrucke für die Stromstärke i in dem Theile
des Hauptkreises, welcher keine elektromotorische Kraft enthält,
kommt der Abstand b der Nebenschliessung vom Halbirungs-
punkte des Widerstandes nur im Quadrat vor; i bleibt daher
unverändert, wenn — b anstatt b gesetzt wird, oder wenn die
Nebenschliessung an den Punkt D anstatt an B gelegt wird. Es
ist leicht, sich eine Einrichtung zu machen, um mit Hülfe dieses
Stromverzweigungsgesetzes den wesentlichen Widerstand einer
Kette zu messen. Ist B C D = 2 b ein beliebiger Widerstand,
dessen Grösse am besten zwischen dem einfachen und doppelten
Widerstande der Kette liegt, ist ferner A D = ab der Um-
windungsdrath eines Galvanometers und w eine Widerstands-
rolle, deren eines Ende mit dem einen Pole der Kette und dem
einen Ende des Galvanometerdrahtes leitend verbunden ist, wäh-
rend das andere Ende in schnellem Wechsel an den Punkt B
oder D anzulegen ist, so braucht man zwischen dem freien Pole
der Kette und dem Punkte B nur so lange vermittelst eines
Rheostaten Widerstand ein- oder auszuschalten, bis die Nadel
des Galvanometers unverändert bleibt, mag die Nebenschliessung
an dem Punkte B oder D des Kreises anliegen. Es ist dann
der wesentliche Widerstand der Kette gleich dem des Galvano-
meters, weniger dem zur Erzielung des Gleichgewichtes einge-
schalteten Widerstande. — Ich schliesse hieran eine Versuchs-
reihe, welche Dr. Frölich in meinem Laboratorium mit dieser
Methode ausgeführt hat und durch welche ihre Sicherheit und
praktische Brauchbarkeit constatirt wird.



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[315/0333] punkt des Widerstandes des gesammten Schliessungskreises, so dass A B C = A C D = a ist, ist ferner B C = C D = b; ist dann ein Zweigdraht vom Widerstande w mit A verbunden, welcher beliebig durch einen Commutator mit dem Punkte B oder D in leitende Verbindung gebracht werden kann, so ist nach Kirchhoff’s Rechnungsmethode: I (a — b) J + (a + b) i = E, II W. i1 — (a + b) i = o. III i1 + i = J; und wenn man aus diesen drei Gleichungen J und i1 eliminirt [FORMEL]. In diesem Ausdrucke für die Stromstärke i in dem Theile des Hauptkreises, welcher keine elektromotorische Kraft enthält, kommt der Abstand b der Nebenschliessung vom Halbirungs- punkte des Widerstandes nur im Quadrat vor; i bleibt daher unverändert, wenn — b anstatt b gesetzt wird, oder wenn die Nebenschliessung an den Punkt D anstatt an B gelegt wird. Es ist leicht, sich eine Einrichtung zu machen, um mit Hülfe dieses Stromverzweigungsgesetzes den wesentlichen Widerstand einer Kette zu messen. Ist B C D = 2 b ein beliebiger Widerstand, dessen Grösse am besten zwischen dem einfachen und doppelten Widerstande der Kette liegt, ist ferner A D = a — b der Um- windungsdrath eines Galvanometers und w eine Widerstands- rolle, deren eines Ende mit dem einen Pole der Kette und dem einen Ende des Galvanometerdrahtes leitend verbunden ist, wäh- rend das andere Ende in schnellem Wechsel an den Punkt B oder D anzulegen ist, so braucht man zwischen dem freien Pole der Kette und dem Punkte B nur so lange vermittelst eines Rheostaten Widerstand ein- oder auszuschalten, bis die Nadel des Galvanometers unverändert bleibt, mag die Nebenschliessung an dem Punkte B oder D des Kreises anliegen. Es ist dann der wesentliche Widerstand der Kette gleich dem des Galvano- meters, weniger dem zur Erzielung des Gleichgewichtes einge- schalteten Widerstande. — Ich schliesse hieran eine Versuchs- reihe, welche Dr. Frölich in meinem Laboratorium mit dieser Methode ausgeführt hat und durch welche ihre Sicherheit und praktische Brauchbarkeit constatirt wird.

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/333>, abgerufen am 25.04.2024.