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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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ringer, da durch die Verlängerung oder Verkürzung der Queck-
silbersäule im senkrechten Capillarrohre eine schnell wachsende
Gegenkraft hervorgerufen wird, welche die Verschiebung be-
grenzt. Bei der beschriebenen Anordnung findet dagegen keine
merkliche Veränderung des niveaus der Quecksilberkuppen der
weiten senkrechten Röhren statt. Es ist daher sogar noth-
wendig, das Capillar-Verbindungsrohr schwach nach oben zu
krümmen, damit nicht schon der schwächste Strom den Schwefel-
säure-Tropfen ganz aus dem Rohre hinaustreibt. Sollte dies je-
doch bei Benutzung zu starker Ströme einmal eintreten, so bleibt
der Schwefelsäure-Tropfen durch Adhäsion an der Mündung des
Capillarrohres haften und kehrt bei Umkehr des Stromes wieder
zurück. Ein zweiter wesentlicher Vorzug der beschriebenen An-
ordnung besteht darin, dass bei derselben beide den Schwefel-
säurefaden begrenzenden Quecksilberkuppen polarisirt werden,
wodurch die verschiebende Kraft verstärkt und für beide Strom-
richtungen gleich gross wird. Endlich ist der durch die Ad-
häsion der Schwefelsäure an der Glaswand des Capillarrohres
erzeugte Widerstand gegen die Verschiebung bei der beschrie-
benen Construction der Kürze des Schwefelsäurefadens wegen
eine weit geringere.

Soll das Instrument gegen die Schiffsschwankungen un-
empfindlich gemacht werden, so werden die senkrechten Glas-
röhren mit Ansatzröhren versehen, welche nach innen gebogen
sind, so dass die Quecksilberkuppen derselben nahe zusammen
über der Mitte des Capillarrohres liegen.

Ein die Benutzung dieses Capillar-Galvanoskops erschwe-
render Uebelstand ist der, dass der Schwefelsäurefaden nach ge-
schehener Ablenkung durch einen Strom nur äusserst langsam
in seine Ruhelage zurückkehrt, wenn auch für die Depolarisirung
der Quecksilberkuppen durch metallische Verbindung der beiden
Quecksilbersäulen gesorgt wird. Wird jedoch dieselbe Elektri-
citätsmenge, welche die Polarisirung bewirkte, in entgegenge-
setzter Richtung durch das Instrument geschickt, so kommt der
Faden schnell und genau wieder in seine ursprüngliche Lage.
Man bewirkt dies leicht dadurch, dass man in den Stromkreis
einen Condensator einschaltet, durch dessen Ladung die Ver-
schiebung des Fadens und durch dessen Entladung die Zurück-

ringer, da durch die Verlängerung oder Verkürzung der Queck-
silbersäule im senkrechten Capillarrohre eine schnell wachsende
Gegenkraft hervorgerufen wird, welche die Verschiebung be-
grenzt. Bei der beschriebenen Anordnung findet dagegen keine
merkliche Veränderung des niveaus der Quecksilberkuppen der
weiten senkrechten Röhren statt. Es ist daher sogar noth-
wendig, das Capillar-Verbindungsrohr schwach nach oben zu
krümmen, damit nicht schon der schwächste Strom den Schwefel-
säure-Tropfen ganz aus dem Rohre hinaustreibt. Sollte dies je-
doch bei Benutzung zu starker Ströme einmal eintreten, so bleibt
der Schwefelsäure-Tropfen durch Adhäsion an der Mündung des
Capillarrohres haften und kehrt bei Umkehr des Stromes wieder
zurück. Ein zweiter wesentlicher Vorzug der beschriebenen An-
ordnung besteht darin, dass bei derselben beide den Schwefel-
säurefaden begrenzenden Quecksilberkuppen polarisirt werden,
wodurch die verschiebende Kraft verstärkt und für beide Strom-
richtungen gleich gross wird. Endlich ist der durch die Ad-
häsion der Schwefelsäure an der Glaswand des Capillarrohres
erzeugte Widerstand gegen die Verschiebung bei der beschrie-
benen Construction der Kürze des Schwefelsäurefadens wegen
eine weit geringere.

Soll das Instrument gegen die Schiffsschwankungen un-
empfindlich gemacht werden, so werden die senkrechten Glas-
röhren mit Ansatzröhren versehen, welche nach innen gebogen
sind, so dass die Quecksilberkuppen derselben nahe zusammen
über der Mitte des Capillarrohres liegen.

Ein die Benutzung dieses Capillar-Galvanoskops erschwe-
render Uebelstand ist der, dass der Schwefelsäurefaden nach ge-
schehener Ablenkung durch einen Strom nur äusserst langsam
in seine Ruhelage zurückkehrt, wenn auch für die Depolarisirung
der Quecksilberkuppen durch metallische Verbindung der beiden
Quecksilbersäulen gesorgt wird. Wird jedoch dieselbe Elektri-
citätsmenge, welche die Polarisirung bewirkte, in entgegenge-
setzter Richtung durch das Instrument geschickt, so kommt der
Faden schnell und genau wieder in seine ursprüngliche Lage.
Man bewirkt dies leicht dadurch, dass man in den Stromkreis
einen Condensator einschaltet, durch dessen Ladung die Ver-
schiebung des Fadens und durch dessen Entladung die Zurück-

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[322/0340] ringer, da durch die Verlängerung oder Verkürzung der Queck- silbersäule im senkrechten Capillarrohre eine schnell wachsende Gegenkraft hervorgerufen wird, welche die Verschiebung be- grenzt. Bei der beschriebenen Anordnung findet dagegen keine merkliche Veränderung des niveaus der Quecksilberkuppen der weiten senkrechten Röhren statt. Es ist daher sogar noth- wendig, das Capillar-Verbindungsrohr schwach nach oben zu krümmen, damit nicht schon der schwächste Strom den Schwefel- säure-Tropfen ganz aus dem Rohre hinaustreibt. Sollte dies je- doch bei Benutzung zu starker Ströme einmal eintreten, so bleibt der Schwefelsäure-Tropfen durch Adhäsion an der Mündung des Capillarrohres haften und kehrt bei Umkehr des Stromes wieder zurück. Ein zweiter wesentlicher Vorzug der beschriebenen An- ordnung besteht darin, dass bei derselben beide den Schwefel- säurefaden begrenzenden Quecksilberkuppen polarisirt werden, wodurch die verschiebende Kraft verstärkt und für beide Strom- richtungen gleich gross wird. Endlich ist der durch die Ad- häsion der Schwefelsäure an der Glaswand des Capillarrohres erzeugte Widerstand gegen die Verschiebung bei der beschrie- benen Construction der Kürze des Schwefelsäurefadens wegen eine weit geringere. Soll das Instrument gegen die Schiffsschwankungen un- empfindlich gemacht werden, so werden die senkrechten Glas- röhren mit Ansatzröhren versehen, welche nach innen gebogen sind, so dass die Quecksilberkuppen derselben nahe zusammen über der Mitte des Capillarrohres liegen. Ein die Benutzung dieses Capillar-Galvanoskops erschwe- render Uebelstand ist der, dass der Schwefelsäurefaden nach ge- schehener Ablenkung durch einen Strom nur äusserst langsam in seine Ruhelage zurückkehrt, wenn auch für die Depolarisirung der Quecksilberkuppen durch metallische Verbindung der beiden Quecksilbersäulen gesorgt wird. Wird jedoch dieselbe Elektri- citätsmenge, welche die Polarisirung bewirkte, in entgegenge- setzter Richtung durch das Instrument geschickt, so kommt der Faden schnell und genau wieder in seine ursprüngliche Lage. Man bewirkt dies leicht dadurch, dass man in den Stromkreis einen Condensator einschaltet, durch dessen Ladung die Ver- schiebung des Fadens und durch dessen Entladung die Zurück-

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/340>, abgerufen am 19.04.2024.