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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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um den Draht gepresst wird, fand das Problem der Herstellung
hinreichend isolirter unterirdischer oder submariner Leitungen
seine Lösung.

Wenn auch das ausgedehnte Netz unterirdischer, mittelst
umpresster Guttapercha isolirter Leitungen, welches in den fol-
genden Jahren mit zu grosser Hast über Norddeutschland und
in Russland ausgebreitet wurde, sich keiner langen Dauer zu er-
freuen hatte -- namentlich aus dem Grunde, weil zur Ersparung
von Kosten die Drähte ohne äusseren Schutz und in zu geringer
Tiefe in den Boden gelegt waren, -- so gaben sie doch Gelegen-
heit, Erfahrungen über die Herstellung und Instandhaltung solcher
isolirter Leitung zu sammeln und deren physikalische Eigen-
schaften zu studiren. Es blieb jedoch dem englischen Unterneh-
mungsgeiste vorbehalten, diese hier gewonnenen Kenntnisse und
Erfahrungen auf einem Gebiete zu verwerthen, wo die Concurrenz
der billigeren oberirdischen Leitungen ausgeschlossen ist, -- dem
der submarinen Telegraphie.

Schon im Jahre 1850 legte Mr. Brett zuerst einen einfachen,
mit Guttapercha isolirten Leitungsdraht durch den Kanal von
Dover nach Calais. Da dieser sich, wie vorauszusehen, nicht als
dauerhaft erwies, ersetzte er ihn 1851 durch einen mit umpresster
Guttapercha isolirten Leitungsdraht, der mit einem Gewinde von
starken Eisendrähten zum Schutze gegen äussere Beschädigungen
übersponnen war, und stellte damit das erste brauchbare sub-
marine Kabel her.

Die Legung dieser Kabel bot bei der dortigen geringen
Wassertiefe keine grossen Schwierigkeiten dar. Die Versuche,
welche Brett später machte, derartige Kabel auch durch tiefe
Meeresstrecken hindurch zu legen, misslangen jedoch, weil man
die bei der Auslegung von Tiefseekabeln auftretenden Kräfte
noch nicht richtig erkannt und daher auch die nothwendigen
Vorkehrungen zu ihrer Beherrschung nicht richtig getroffen hatte.
Die erste gelungene Tiefseekabellegung zwischen Cagliari und
Bona im Jahre 1857, bei der ich mitzuwirken berufen war, bot
mir Veranlassung, den mechanischen Vorgang der Legung von
Kabeln zu untersuchen. Das Kabel wird nach der in England
angenommenen Praxis in einen oder mehrere ringförmige Räume,
welche im Legungsschiffe hergerichtet sind, derartig in einer

um den Draht gepresst wird, fand das Problem der Herstellung
hinreichend isolirter unterirdischer oder submariner Leitungen
seine Lösung.

Wenn auch das ausgedehnte Netz unterirdischer, mittelst
umpresster Guttapercha isolirter Leitungen, welches in den fol-
genden Jahren mit zu grosser Hast über Norddeutschland und
in Russland ausgebreitet wurde, sich keiner langen Dauer zu er-
freuen hatte — namentlich aus dem Grunde, weil zur Ersparung
von Kosten die Drähte ohne äusseren Schutz und in zu geringer
Tiefe in den Boden gelegt waren, — so gaben sie doch Gelegen-
heit, Erfahrungen über die Herstellung und Instandhaltung solcher
isolirter Leitung zu sammeln und deren physikalische Eigen-
schaften zu studiren. Es blieb jedoch dem englischen Unterneh-
mungsgeiste vorbehalten, diese hier gewonnenen Kenntnisse und
Erfahrungen auf einem Gebiete zu verwerthen, wo die Concurrenz
der billigeren oberirdischen Leitungen ausgeschlossen ist, — dem
der submarinen Telegraphie.

Schon im Jahre 1850 legte Mr. Brett zuerst einen einfachen,
mit Guttapercha isolirten Leitungsdraht durch den Kanal von
Dover nach Calais. Da dieser sich, wie vorauszusehen, nicht als
dauerhaft erwies, ersetzte er ihn 1851 durch einen mit umpresster
Guttapercha isolirten Leitungsdraht, der mit einem Gewinde von
starken Eisendrähten zum Schutze gegen äussere Beschädigungen
übersponnen war, und stellte damit das erste brauchbare sub-
marine Kabel her.

Die Legung dieser Kabel bot bei der dortigen geringen
Wassertiefe keine grossen Schwierigkeiten dar. Die Versuche,
welche Brett später machte, derartige Kabel auch durch tiefe
Meeresstrecken hindurch zu legen, misslangen jedoch, weil man
die bei der Auslegung von Tiefseekabeln auftretenden Kräfte
noch nicht richtig erkannt und daher auch die nothwendigen
Vorkehrungen zu ihrer Beherrschung nicht richtig getroffen hatte.
Die erste gelungene Tiefseekabellegung zwischen Cagliari und
Bona im Jahre 1857, bei der ich mitzuwirken berufen war, bot
mir Veranlassung, den mechanischen Vorgang der Legung von
Kabeln zu untersuchen. Das Kabel wird nach der in England
angenommenen Praxis in einen oder mehrere ringförmige Räume,
welche im Legungsschiffe hergerichtet sind, derartig in einer

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[334/0352] um den Draht gepresst wird, fand das Problem der Herstellung hinreichend isolirter unterirdischer oder submariner Leitungen seine Lösung. Wenn auch das ausgedehnte Netz unterirdischer, mittelst umpresster Guttapercha isolirter Leitungen, welches in den fol- genden Jahren mit zu grosser Hast über Norddeutschland und in Russland ausgebreitet wurde, sich keiner langen Dauer zu er- freuen hatte — namentlich aus dem Grunde, weil zur Ersparung von Kosten die Drähte ohne äusseren Schutz und in zu geringer Tiefe in den Boden gelegt waren, — so gaben sie doch Gelegen- heit, Erfahrungen über die Herstellung und Instandhaltung solcher isolirter Leitung zu sammeln und deren physikalische Eigen- schaften zu studiren. Es blieb jedoch dem englischen Unterneh- mungsgeiste vorbehalten, diese hier gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen auf einem Gebiete zu verwerthen, wo die Concurrenz der billigeren oberirdischen Leitungen ausgeschlossen ist, — dem der submarinen Telegraphie. Schon im Jahre 1850 legte Mr. Brett zuerst einen einfachen, mit Guttapercha isolirten Leitungsdraht durch den Kanal von Dover nach Calais. Da dieser sich, wie vorauszusehen, nicht als dauerhaft erwies, ersetzte er ihn 1851 durch einen mit umpresster Guttapercha isolirten Leitungsdraht, der mit einem Gewinde von starken Eisendrähten zum Schutze gegen äussere Beschädigungen übersponnen war, und stellte damit das erste brauchbare sub- marine Kabel her. Die Legung dieser Kabel bot bei der dortigen geringen Wassertiefe keine grossen Schwierigkeiten dar. Die Versuche, welche Brett später machte, derartige Kabel auch durch tiefe Meeresstrecken hindurch zu legen, misslangen jedoch, weil man die bei der Auslegung von Tiefseekabeln auftretenden Kräfte noch nicht richtig erkannt und daher auch die nothwendigen Vorkehrungen zu ihrer Beherrschung nicht richtig getroffen hatte. Die erste gelungene Tiefseekabellegung zwischen Cagliari und Bona im Jahre 1857, bei der ich mitzuwirken berufen war, bot mir Veranlassung, den mechanischen Vorgang der Legung von Kabeln zu untersuchen. Das Kabel wird nach der in England angenommenen Praxis in einen oder mehrere ringförmige Räume, welche im Legungsschiffe hergerichtet sind, derartig in einer

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/352>, abgerufen am 24.04.2024.