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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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Veranlassung zu meiner Construction gab eine belgische
Gesellschaft, die Zinkerze in Spanien verarbeitet, und die dort
einen Galmei bricht, der mit Eisenstein, ich glaube Spatheisenstein,
umschlossen und schwer ganz von ihm zu trennen ist, so dass
die zerkleinerte Masse aus einer Mischung von Spatheisenstein
und von Galmei besteht; diese konnten durch keine Aufbereitungs-
arbeit von einander getrennt werden; das ganze Eisen musste
der Destillationsbehandlung mit unterzogen werden, und das
kostete viele Kohle, die dort sehr theuer ist. Der Director der
Gesellschaft kam also zu mir und fragte, ob wir ihm keine
Maschinen machen könnten, die die Erze trennten, und zwar
20 Tonnen täglich. Ich lehnte es erst ab, aber die Herren be-
standen darauf, und wir machten einen Vertrag, der das beider-
seitige Interesse wahrte. So habe ich mir denn die Sache weiter
durchdacht und bin dann zu dieser Maschine gekommen.

Wenn wir uns das technische Vorhaben überlegen, finden
wir, dass es drei Momente sind, auf die man seine Constructions-
gedanken richten muss. Die Magnete sollen nur das festhalten,
was in ihre unmittelbare Nähe kommt; wenn man sie zu stark
machte, würden sie auch nicht-magnetische Stücke mit fest
halten; es darf also die magnetische Anziehungskraft nicht zu
gross sein. Weiter ist nöthig, den Magneten eine häufige Wahl
zu geben, um alle Theile des durchgehenden Erzgemisches in
wirkliche Berührung mit einem Magnetpole zu bringen. Es
müssen also viele Magnetpole vorhanden sein, und diese müssen
sich mit wechselnder Polarität gegenüber stehen, damit durch
magnetische Induction das Anhaften noch vergrössert wird und
so auch die grösseren Stücke festgehalten werden können. Ein
zweiter Grundsatz muss ferner der sein, dass das Entfernen der
magnetischen Theile continuirlich vor sich geht, überhaupt muss
der ganze Prozess continuirlich verlaufen, sonst kann er keine
Massen befördern; Elektromagnete, die abwechselnd magnetisch
und unmagnetisch werden, sind hierbei nicht anzuwenden, weil
diese zu grosse elektrische Arbeit kosten und keinen Apparat
geben, der viel schaffen kann; es musste also eine Einrichtung
getroffen werden, dass das, was an den Magneten fest gehalten
wird, continuirlich abgestreift wird. Nun sehen Sie hier (Fig. 52)
eine Maschine, wie ich sie auf diese Grundsätze hin construirt habe.

Veranlassung zu meiner Construction gab eine belgische
Gesellschaft, die Zinkerze in Spanien verarbeitet, und die dort
einen Galmei bricht, der mit Eisenstein, ich glaube Spatheisenstein,
umschlossen und schwer ganz von ihm zu trennen ist, so dass
die zerkleinerte Masse aus einer Mischung von Spatheisenstein
und von Galmei besteht; diese konnten durch keine Aufbereitungs-
arbeit von einander getrennt werden; das ganze Eisen musste
der Destillationsbehandlung mit unterzogen werden, und das
kostete viele Kohle, die dort sehr theuer ist. Der Director der
Gesellschaft kam also zu mir und fragte, ob wir ihm keine
Maschinen machen könnten, die die Erze trennten, und zwar
20 Tonnen täglich. Ich lehnte es erst ab, aber die Herren be-
standen darauf, und wir machten einen Vertrag, der das beider-
seitige Interesse wahrte. So habe ich mir denn die Sache weiter
durchdacht und bin dann zu dieser Maschine gekommen.

Wenn wir uns das technische Vorhaben überlegen, finden
wir, dass es drei Momente sind, auf die man seine Constructions-
gedanken richten muss. Die Magnete sollen nur das festhalten,
was in ihre unmittelbare Nähe kommt; wenn man sie zu stark
machte, würden sie auch nicht-magnetische Stücke mit fest
halten; es darf also die magnetische Anziehungskraft nicht zu
gross sein. Weiter ist nöthig, den Magneten eine häufige Wahl
zu geben, um alle Theile des durchgehenden Erzgemisches in
wirkliche Berührung mit einem Magnetpole zu bringen. Es
müssen also viele Magnetpole vorhanden sein, und diese müssen
sich mit wechselnder Polarität gegenüber stehen, damit durch
magnetische Induction das Anhaften noch vergrössert wird und
so auch die grösseren Stücke festgehalten werden können. Ein
zweiter Grundsatz muss ferner der sein, dass das Entfernen der
magnetischen Theile continuirlich vor sich geht, überhaupt muss
der ganze Prozess continuirlich verlaufen, sonst kann er keine
Massen befördern; Elektromagnete, die abwechselnd magnetisch
und unmagnetisch werden, sind hierbei nicht anzuwenden, weil
diese zu grosse elektrische Arbeit kosten und keinen Apparat
geben, der viel schaffen kann; es musste also eine Einrichtung
getroffen werden, dass das, was an den Magneten fest gehalten
wird, continuirlich abgestreift wird. Nun sehen Sie hier (Fig. 52)
eine Maschine, wie ich sie auf diese Grundsätze hin construirt habe.

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[538/0564] Veranlassung zu meiner Construction gab eine belgische Gesellschaft, die Zinkerze in Spanien verarbeitet, und die dort einen Galmei bricht, der mit Eisenstein, ich glaube Spatheisenstein, umschlossen und schwer ganz von ihm zu trennen ist, so dass die zerkleinerte Masse aus einer Mischung von Spatheisenstein und von Galmei besteht; diese konnten durch keine Aufbereitungs- arbeit von einander getrennt werden; das ganze Eisen musste der Destillationsbehandlung mit unterzogen werden, und das kostete viele Kohle, die dort sehr theuer ist. Der Director der Gesellschaft kam also zu mir und fragte, ob wir ihm keine Maschinen machen könnten, die die Erze trennten, und zwar 20 Tonnen täglich. Ich lehnte es erst ab, aber die Herren be- standen darauf, und wir machten einen Vertrag, der das beider- seitige Interesse wahrte. So habe ich mir denn die Sache weiter durchdacht und bin dann zu dieser Maschine gekommen. Wenn wir uns das technische Vorhaben überlegen, finden wir, dass es drei Momente sind, auf die man seine Constructions- gedanken richten muss. Die Magnete sollen nur das festhalten, was in ihre unmittelbare Nähe kommt; wenn man sie zu stark machte, würden sie auch nicht-magnetische Stücke mit fest halten; es darf also die magnetische Anziehungskraft nicht zu gross sein. Weiter ist nöthig, den Magneten eine häufige Wahl zu geben, um alle Theile des durchgehenden Erzgemisches in wirkliche Berührung mit einem Magnetpole zu bringen. Es müssen also viele Magnetpole vorhanden sein, und diese müssen sich mit wechselnder Polarität gegenüber stehen, damit durch magnetische Induction das Anhaften noch vergrössert wird und so auch die grösseren Stücke festgehalten werden können. Ein zweiter Grundsatz muss ferner der sein, dass das Entfernen der magnetischen Theile continuirlich vor sich geht, überhaupt muss der ganze Prozess continuirlich verlaufen, sonst kann er keine Massen befördern; Elektromagnete, die abwechselnd magnetisch und unmagnetisch werden, sind hierbei nicht anzuwenden, weil diese zu grosse elektrische Arbeit kosten und keinen Apparat geben, der viel schaffen kann; es musste also eine Einrichtung getroffen werden, dass das, was an den Magneten fest gehalten wird, continuirlich abgestreift wird. Nun sehen Sie hier (Fig. 52) eine Maschine, wie ich sie auf diese Grundsätze hin construirt habe.

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/564>, abgerufen am 25.04.2024.