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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Johannis Angeli
98. Sich nicht verstelln ist nicht sün-
digen.
Was ist nicht sündigen? du darffst nicht lange fragen:
Geh hin/ es werdens dir die stummen Blumen sagen.
99. Ein reines Hertz schaut GOtt.
Der Adler siht getrost grad in die Sonn hinein:
Und du in Ewgen blitz/ im fall dein Hertz ist rein.
100. Die Sanfftmut besitzt daß Erd-
reich.
Du strebst so embsiglich nach einem Fleklein Erden[:]
Durch Sanfftmut köntestu der gantzen Erbherr wer-
den.
101. Daß lebendige Todtengrab.
Mensch ist dein Antlitz schön/ und deine Seele bleich/
So bistu lebendig den Todtengräbern gleich.
102. Der Weg zum Schöpffer.
Du armer sterblicher/ ach bleib doch nicht so kleben/
An Farben dieser-Welt/ und jhrem schnöden Leben:
Die Schönheit deß geschöpffs ist nur ein blosser steg/
Der unß zum Schöpffer selbst/ dem schönsten zeigt den
Weg.
103. Gerechtigkeit macht Seelig.
Wer seelig werden wil/ der muß mit weisser Seiden/
So zierlich als er kan/ sein Leib und Seel bekleiden.
104. Grabschrifft einer heiligen Seelen.
Hier ligt die grosse Brant/ der Menschheit Christ-
Lohn/
Der GOttheit Ehr und Ruhm/ deß heilgen Geistes
Thron.
105. Wie man GOtts Hold erlangt.
Jm Munde Hönigseim/ im Hertzen trage Gold/
Ein Augen lautres Licht/ so wird dir Christus hold.
106. An
Johannis Angeli
98. Sich nicht verſtelln iſt nicht ſuͤn-
digen.
Was iſt nicht ſündigen? du darffſt nicht lange fragen:
Geh hin/ es werdens dir die ſtummen Blumen ſagen.
99. Ein reines Hertz ſchaut GOtt.
Der Adler ſiht getroſt grad in die Sonn hinein:
Und du in Ewgen blitz/ im fall dein Hertz iſt rein.
100. Die Sanfftmut beſitzt daß Erd-
reich.
Du ſtrebſt ſo embſiglich nach einem Fleklein Erden[:]
Durch Sanfftmut koͤnteſtu der gantzen Erbherꝛ wer-
den.
101. Daß lebendige Todtengrab.
Menſch iſt dein Antlitz ſchoͤn/ und deine Seele bleich/
So biſtu lebendig den Todtengraͤbern gleich.
102. Der Weg zum Schoͤpffer.
Du armer ſterblicher/ ach bleib doch nicht ſo kleben/
An Farben dieſer-Welt/ und jhrem ſchnoͤden Leben:
Die Schoͤnheit deß geſchoͤpffs iſt nur ein bloſſer ſteg/
Der unß zum Schoͤpffer ſelbſt/ dem ſchoͤnſten zeigt den
Weg.
103. Gerechtigkeit macht Seelig.
Wer ſeelig werden wil/ der muß mit weiſſer Seiden/
So zierlich als er kan/ ſein Leib und Seel bekleiden.
104. Grabſchrifft einer heiligen Seelen.
Hier ligt die groſſe Brant/ der Menſchheit Chriſt-
Lohn/
Der GOttheit Ehr und Ruhm/ deß heilgen Geiſtes
Thron.
105. Wie man GOtts Hold erlangt.
Jm Munde Hoͤnigſeim/ im Hertzen trage Gold/
Ein Augen lautres Licht/ ſo wird dir Chriſtus hold.
106. An
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[102[100]/0106] Johannis Angeli 98. Sich nicht verſtelln iſt nicht ſuͤn- digen. Was iſt nicht ſündigen? du darffſt nicht lange fragen: Geh hin/ es werdens dir die ſtummen Blumen ſagen. 99. Ein reines Hertz ſchaut GOtt. Der Adler ſiht getroſt grad in die Sonn hinein: Und du in Ewgen blitz/ im fall dein Hertz iſt rein. 100. Die Sanfftmut beſitzt daß Erd- reich. Du ſtrebſt ſo embſiglich nach einem Fleklein Erden: Durch Sanfftmut koͤnteſtu der gantzen Erbherꝛ wer- den. 101. Daß lebendige Todtengrab. Menſch iſt dein Antlitz ſchoͤn/ und deine Seele bleich/ So biſtu lebendig den Todtengraͤbern gleich. 102. Der Weg zum Schoͤpffer. Du armer ſterblicher/ ach bleib doch nicht ſo kleben/ An Farben dieſer-Welt/ und jhrem ſchnoͤden Leben: Die Schoͤnheit deß geſchoͤpffs iſt nur ein bloſſer ſteg/ Der unß zum Schoͤpffer ſelbſt/ dem ſchoͤnſten zeigt den Weg. 103. Gerechtigkeit macht Seelig. Wer ſeelig werden wil/ der muß mit weiſſer Seiden/ So zierlich als er kan/ ſein Leib und Seel bekleiden. 104. Grabſchrifft einer heiligen Seelen. Hier ligt die groſſe Brant/ der Menſchheit Chriſt- Lohn/ Der GOttheit Ehr und Ruhm/ deß heilgen Geiſtes Thron. 105. Wie man GOtts Hold erlangt. Jm Munde Hoͤnigſeim/ im Hertzen trage Gold/ Ein Augen lautres Licht/ ſo wird dir Chriſtus hold. 106. An

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 102[100]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/106>, abgerufen am 28.03.2024.