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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Fünfftes Buch.
119. Die würckung des heiligen Sa-
craments.
Daß Brodt der Herr in uns wirkt wie der weisen
stein.
Es machet uns zu Gold/ wo wir geschmoltzen sein.
120. Der mensch ist zwey Menschen.
Zwey Menschen sind in mir: Der eine wil was Gott:
Der andre was die Welt/ der Teuffel und der Todt.
121. Nichts ist herrlicher als die Seele.
Solt' auch was herrlichers alß meine Seele sein?
Warumb? weil Jehova sich selbst verwandelt drein.
122. Es sind nicht Heiligen.
Es können wie du sprichst nicht viel der Heilgen sein.
Warumb? denn Jesus ist der Heilge ja allein.
123. Gleichnuß der H. Dreyeinigkeit.
Gott Vatter ist der Brunn/ der Quall der ist der Sohn/
Der heilge Geist der ist der strom so fleust davon.
124. Von Gott wird mehr gelogen als
wahr geredt.
Waß du von Gott ver jahst/ dasselb ist mehr erlogen/
Als wahr: weil du Jhn nur nach dem geschöpff erwogen.
125. Zeit ist edler alß Ewigkeit.
Die Zeit ist edeler alß tausend Ewigkeiten:
Jch kan mich hier dem Herrn/ dort aber nicht bereitten.
126. Der Jchheit Tod/ stärckt in dir Gott.
So viel mein Jch in mir verschmachtet und abnimbt/
So viel deß Herren Jch darvor zu kräfften kömmbt.
127. Die Seel ist über Zeit.
Die Seel ein ewger Geist ist über alle Zeit:
Sie lebt auch in der Wett schon in der Ewigkeit.
128. Der
Fuͤnfftes Buch.
119. Die wuͤrckung des heiligen Sa-
craments.
Daß Brodt der Herꝛ in uns wirkt wie der weiſen
ſtein.
Es machet uns zu Gold/ wo wir geſchmoltzen ſein.
120. Der menſch iſt zwey Menſchen.
Zwey Menſchen ſind in mir: Der eine wil was Gott:
Der andre was die Welt/ der Teuffel und der Todt.
121. Nichts iſt herꝛlicher als die Seele.
Solt’ auch was herꝛlichers alß meine Seele ſein?
Warumb? weil Jehova ſich ſelbſt verwandelt drein.
122. Es ſind nicht Heiligen.
Es koͤnnen wie du ſprichſt nicht viel der Heilgen ſein.
Warumb? denn Jeſus iſt der Heilge ja allein.
123. Gleichnuß der H. Dreyeinigkeit.
Gott Vatter iſt der Brunn/ der Quall der iſt der Sohn/
Der heilge Geiſt der iſt der ſtrom ſo fleuſt davon.
124. Von Gott wird mehr gelogen als
wahr geredt.
Waß du von Gott ver jahſt/ daſſelb iſt mehr erlogen/
Als wahr: weil du Jhn nur nach dem geſchoͤpff erwogẽ.
125. Zeit iſt edler alß Ewigkeit.
Die Zeit iſt edeler alß tauſend Ewigkeiten:
Jch kan mich hier dem Herꝛn/ dort aber nicht bereittẽ.
126. Der Jchheit Tod/ ſtaͤrckt in dir Gott.
So viel mein Jch in mir verſchmachtet und abnimbt/
So viel deß Herren Jch darvor zu kraͤfften koͤm̃bt.
127. Die Seel iſt uͤber Zeit.
Die Seel ein ewger Geiſt iſt über alle Zeit:
Sie lebt auch in der Wett ſchon in der Ewigkeit.
128. Der
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[163[161]/0167] Fuͤnfftes Buch. 119. Die wuͤrckung des heiligen Sa- craments. Daß Brodt der Herꝛ in uns wirkt wie der weiſen ſtein. Es machet uns zu Gold/ wo wir geſchmoltzen ſein. 120. Der menſch iſt zwey Menſchen. Zwey Menſchen ſind in mir: Der eine wil was Gott: Der andre was die Welt/ der Teuffel und der Todt. 121. Nichts iſt herꝛlicher als die Seele. Solt’ auch was herꝛlichers alß meine Seele ſein? Warumb? weil Jehova ſich ſelbſt verwandelt drein. 122. Es ſind nicht Heiligen. Es koͤnnen wie du ſprichſt nicht viel der Heilgen ſein. Warumb? denn Jeſus iſt der Heilge ja allein. 123. Gleichnuß der H. Dreyeinigkeit. Gott Vatter iſt der Brunn/ der Quall der iſt der Sohn/ Der heilge Geiſt der iſt der ſtrom ſo fleuſt davon. 124. Von Gott wird mehr gelogen als wahr geredt. Waß du von Gott ver jahſt/ daſſelb iſt mehr erlogen/ Als wahr: weil du Jhn nur nach dem geſchoͤpff erwogẽ. 125. Zeit iſt edler alß Ewigkeit. Die Zeit iſt edeler alß tauſend Ewigkeiten: Jch kan mich hier dem Herꝛn/ dort aber nicht bereittẽ. 126. Der Jchheit Tod/ ſtaͤrckt in dir Gott. So viel mein Jch in mir verſchmachtet und abnimbt/ So viel deß Herren Jch darvor zu kraͤfften koͤm̃bt. 127. Die Seel iſt uͤber Zeit. Die Seel ein ewger Geiſt iſt über alle Zeit: Sie lebt auch in der Wett ſchon in der Ewigkeit. 128. Der

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 163[161]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/167>, abgerufen am 28.03.2024.