Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite

Johannis Angeli.
Du wirst dir selber mehr als kausend Teuffel schaden.

145. Christus verursacht nur haß und
streit.
Meinstu daß Christus dir bringt Lieb und Einigkeit:
Nein wahrlich: wo er ist entstehet haß und streit.
146. Die Welt ist von Ewigkeit.
Weil Gott der ewige die Welt schuf ausser zeit:
So ists ja Sonnen-klar daß sie von ewigkeit.
147. Jn Gott ist alles gleiche.
Jn Gott ist alles eins. Der minst im Himmelreich:
Jst Christo unsrem Herrn und seiner Mutter gleich.
148. Jn der Ewigkeit geschiht alls zu-
gleiche.
Dort in der Ewigkeit geschihet alls zugleich
Es ist kein vor noch nach/ wie hier im Zeitenreich.
149. Alle Menschen müssen ein Mensch
werden.
Der vielheit ist Gott feind: Drumb zieht er uns so ein:
Daß alle Menschen solln in Christo einer seyn.
150. Jm Himmel ist alles gemein.
Jm Himmel lebt man wol: Niemand hat was allein:
Was einer hat/ daß ist den Seelgen alln gemein.
151. Ein jeder geneust der andren Seelig-
keit.
Marien Seeligkeit/ und jhres Sohns deß süssen/
Werd' ich so völliglich alß beyde selbst geniessen.
152. Was ein Heiliger hat/ daß ist der
andren auch.
Was hier die Heiligen mit grosser müh erlangt/
Wird in der Seeligkeit mir alls umb sonst geschankt.
153. Ein

Johannis Angeli.
Du wirſt dir ſelber mehr als kauſend Teuffel ſchaden.

145. Chriſtus verurſacht nur haß und
ſtreit.
Meinſtu daß Chriſtus dir bringt Lieb und Einigkeit:
Nein wahrlich: wo er iſt entſtehet haß und ſtreit.
146. Die Welt iſt von Ewigkeit.
Weil Gott der ewige die Welt ſchuf auſſer zeit:
So iſts ja Sonnen-klar daß ſie von ewigkeit.
147. Jn Gott iſt alles gleiche.
Jn Gott iſt alles eins. Der minſt im Himmelreich:
Jſt Chriſto unſrem Herꝛn und ſeiner Mutter gleich.
148. Jn der Ewigkeit geſchiht alls zu-
gleiche.
Dort in der Ewigkeit geſchihet alls zugleich
Es iſt kein vor noch nach/ wie hier im Zeitenreich.
149. Alle Menſchen muͤſſen ein Menſch
werden.
Der vielheit iſt Gott feind: Drumb zieht er uns ſo ein:
Daß alle Menſchen ſolln in Chriſto einer ſeyn.
150. Jm Himmel iſt alles gemein.
Jm Him̃el lebt man wol: Niemand hat was allein:
Was einer hat/ daß iſt den Seelgen alln gemein.
151. Ein jeder geneuſt der andrẽ Seelig-
keit.
Marien Seeligkeit/ und jhres Sohns deß ſuͤſſen/
Werd’ ich ſo voͤlliglich alß beyde ſelbſt genieſſen.
152. Was ein Heiliger hat/ daß iſt der
andren auch.
Was hier die Heiligen mit groſſer muͤh erlangt/
Wird in der Seeligkeit mir alls umb ſonſt geſchankt.
153. Ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0170" n="166[164]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Johannis Angeli.</hi></fw><lb/>
Du wir&#x017F;t dir &#x017F;elber mehr als kau&#x017F;end Teuffel &#x017F;chaden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">145. Chri&#x017F;tus verur&#x017F;acht nur haß und<lb/>
&#x017F;treit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Mein&#x017F;tu daß Chri&#x017F;tus dir bringt Lieb und Einigkeit:</l><lb/>
            <l>Nein wahrlich: wo er i&#x017F;t ent&#x017F;tehet haß und &#x017F;treit.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">146. Die Welt i&#x017F;t von Ewigkeit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Weil Gott der ewige die Welt &#x017F;chuf au&#x017F;&#x017F;er zeit:</l><lb/>
            <l>So i&#x017F;ts ja Sonnen-klar daß &#x017F;ie von ewigkeit.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">147. Jn Gott i&#x017F;t alles gleiche.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jn Gott i&#x017F;t alles eins. Der min&#x017F;t im Himmelreich:</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t Chri&#x017F;to un&#x017F;rem Her&#xA75B;n und &#x017F;einer Mutter gleich.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">148. Jn der Ewigkeit ge&#x017F;chiht alls zu-<lb/>
gleiche.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Dort in der Ewigkeit ge&#x017F;chihet alls zugleich</l><lb/>
            <l>Es i&#x017F;t kein vor noch nach/ wie hier im Zeitenreich.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">149. Alle Men&#x017F;chen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ein Men&#x017F;ch<lb/>
werden.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Der vielheit i&#x017F;t Gott feind: Drumb zieht er uns &#x017F;o ein:</l><lb/>
            <l>Daß alle Men&#x017F;chen &#x017F;olln in Chri&#x017F;to einer &#x017F;eyn.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">150. Jm Himmel i&#x017F;t alles gemein.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jm Him&#x0303;el lebt man wol: Niemand hat was allein:</l><lb/>
            <l>Was einer hat/ daß i&#x017F;t den Seelgen alln gemein.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">151. Ein jeder geneu&#x017F;t der andre&#x0303; Seelig-<lb/>
keit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Marien Seeligkeit/ und jhres Sohns deß &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Werd&#x2019; ich &#x017F;o vo&#x0364;lliglich alß beyde &#x017F;elb&#x017F;t genie&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">152. Was ein Heiliger hat/ daß i&#x017F;t der<lb/>
andren auch.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Was hier die Heiligen mit gro&#x017F;&#x017F;er mu&#x0364;h erlangt/</l><lb/>
            <l>Wird in der Seeligkeit mir alls umb &#x017F;on&#x017F;t ge&#x017F;chankt.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">153. Ein</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166[164]/0170] Johannis Angeli. Du wirſt dir ſelber mehr als kauſend Teuffel ſchaden. 145. Chriſtus verurſacht nur haß und ſtreit. Meinſtu daß Chriſtus dir bringt Lieb und Einigkeit: Nein wahrlich: wo er iſt entſtehet haß und ſtreit. 146. Die Welt iſt von Ewigkeit. Weil Gott der ewige die Welt ſchuf auſſer zeit: So iſts ja Sonnen-klar daß ſie von ewigkeit. 147. Jn Gott iſt alles gleiche. Jn Gott iſt alles eins. Der minſt im Himmelreich: Jſt Chriſto unſrem Herꝛn und ſeiner Mutter gleich. 148. Jn der Ewigkeit geſchiht alls zu- gleiche. Dort in der Ewigkeit geſchihet alls zugleich Es iſt kein vor noch nach/ wie hier im Zeitenreich. 149. Alle Menſchen muͤſſen ein Menſch werden. Der vielheit iſt Gott feind: Drumb zieht er uns ſo ein: Daß alle Menſchen ſolln in Chriſto einer ſeyn. 150. Jm Himmel iſt alles gemein. Jm Him̃el lebt man wol: Niemand hat was allein: Was einer hat/ daß iſt den Seelgen alln gemein. 151. Ein jeder geneuſt der andrẽ Seelig- keit. Marien Seeligkeit/ und jhres Sohns deß ſuͤſſen/ Werd’ ich ſo voͤlliglich alß beyde ſelbſt genieſſen. 152. Was ein Heiliger hat/ daß iſt der andren auch. Was hier die Heiligen mit groſſer muͤh erlangt/ Wird in der Seeligkeit mir alls umb ſonſt geſchankt. 153. Ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/170
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 166[164]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/170>, abgerufen am 16.04.2024.