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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Fünfftes Buch.
240. Wann der Mensch gäntzlich wie-
derbracht ist.
Wenn ist der Mensch zu GOtt vollkommlich wieder-
bracht?
Wenn er daß Muster ist darnach jhn GOtt gemacht.
241. Der Liebe ist alles Unterthan.
Die Lieb beherrschet alls: auch die Drey einigkeit
Jst selbst jhr Unterthan gewest von Ewigkeit.
242. Die Lieb ists höchste Gutt.
Es ist vom höchsten Gutt viel redens und Geschrey:
Jch schwere daß diß Gutt allein die Liebe sey.
243. Die Natur GOttes.
Die Lieb' ist Gotts Ratnr/ er kan nichts anderß thun-
Drumb wo du Gott wilt sein/ Lieb auch in jedem nun.
244. Die Liebe macht auch GOtt seelig.
Die Lieb besceligt alls/ auch GOtt den HErrn darzu:
Hätt' er die Liebe nicht/ er sässe nicht in Ruh.
245. GOtt hat keinen eignern Nahmen
als Liebe.
Kein Nahm ist welcher GOtt recht eigen wär'/ allein
Die Liebe heist man Jhn: so werth ist sie und fein.
246. GOtt wil was Er ist.
GOtt ist die Liebe selbst/ und thut auch nichts als lieben.
Drumb wil er auch daß wir die Liebe stäts solln üben.
247. GOtt kan nichts hassen.
Mensch rede recht von GOtt: Er hasst nicht sein Ge-
schöpffe:(Köpffe.
(Unmöglich ist es Jhm)/ auch nicht die Teuffels-
248. Dreyerley Schlaf.
Der Schlaf ist dreyerley. Der Sünder schläfft im Tod/
Der müd' in der Natur/ und der verliebt' in GOtt.
249. Die
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Fuͤnfftes Buch.
240. Wann der Menſch gaͤntzlich wie-
derbracht iſt.
Wenn iſt der Menſch zu GOtt vollkommlich wieder-
bracht?
Wenn er daß Muſter iſt darnach jhn GOtt gemacht.
241. Der Liebe iſt alles Unterthan.
Die Lieb beherꝛſchet alls: auch die Drey einigkeit
Jſt ſelbſt jhr Unterthan geweſt von Ewigkeit.
242. Die Lieb iſts hoͤchſte Gutt.
Es iſt vom hoͤchſten Gutt viel redens und Geſchrey:
Jch ſchwere daß diß Gutt allein die Liebe ſey.
243. Die Natur GOttes.
Die Lieb’ iſt Gotts Ratnr/ er kan nichts anderß thun-
Drumb wo du Gott wilt ſein/ Lieb auch in jedem nun.
244. Die Liebe macht auch GOtt ſeelig.
Die Lieb beſceligt alls/ auch GOtt den HErꝛn darzu:
Haͤtt’ er die Liebe nicht/ er ſaͤſſe nicht in Ruh.
245. GOtt hat keinen eignern Nahmen
als Liebe.
Kein Nahm iſt welcher GOtt recht eigen waͤr’/ allein
Die Liebe heiſt man Jhn: ſo werth iſt ſie und fein.
246. GOtt wil was Er iſt.
GOtt iſt die Liebe ſelbſt/ uñ thut auch nichts als liebẽ.
Drumb wil er auch daß wir die Liebe ſtaͤts ſolln üben.
247. GOtt kan nichts haſſen.
Menſch rede recht von GOtt: Er haſſt nicht ſein Ge-
ſchoͤpffe:(Koͤpffe.
(Unmoͤglich iſt es Jhm)/ auch nicht die Teuffels-
248. Dreyerley Schlaf.
Der Schlaf iſt dreyerley. Der Suͤnder ſchlaͤfft im Tod/
Der muͤd’ in der Natur/ und der verliebt’ in GOtt.
249. Die
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[177[175]/0181] Fuͤnfftes Buch. 240. Wann der Menſch gaͤntzlich wie- derbracht iſt. Wenn iſt der Menſch zu GOtt vollkommlich wieder- bracht? Wenn er daß Muſter iſt darnach jhn GOtt gemacht. 241. Der Liebe iſt alles Unterthan. Die Lieb beherꝛſchet alls: auch die Drey einigkeit Jſt ſelbſt jhr Unterthan geweſt von Ewigkeit. 242. Die Lieb iſts hoͤchſte Gutt. Es iſt vom hoͤchſten Gutt viel redens und Geſchrey: Jch ſchwere daß diß Gutt allein die Liebe ſey. 243. Die Natur GOttes. Die Lieb’ iſt Gotts Ratnr/ er kan nichts anderß thun- Drumb wo du Gott wilt ſein/ Lieb auch in jedem nun. 244. Die Liebe macht auch GOtt ſeelig. Die Lieb beſceligt alls/ auch GOtt den HErꝛn darzu: Haͤtt’ er die Liebe nicht/ er ſaͤſſe nicht in Ruh. 245. GOtt hat keinen eignern Nahmen als Liebe. Kein Nahm iſt welcher GOtt recht eigen waͤr’/ allein Die Liebe heiſt man Jhn: ſo werth iſt ſie und fein. 246. GOtt wil was Er iſt. GOtt iſt die Liebe ſelbſt/ uñ thut auch nichts als liebẽ. Drumb wil er auch daß wir die Liebe ſtaͤts ſolln üben. 247. GOtt kan nichts haſſen. Menſch rede recht von GOtt: Er haſſt nicht ſein Ge- ſchoͤpffe:(Koͤpffe. (Unmoͤglich iſt es Jhm)/ auch nicht die Teuffels- 248. Dreyerley Schlaf. Der Schlaf iſt dreyerley. Der Suͤnder ſchlaͤfft im Tod/ Der muͤd’ in der Natur/ und der verliebt’ in GOtt. 249. Die H 5

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 177[175]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/181>, abgerufen am 16.04.2024.