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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Fünfftes Buch.
257. Daß allersüsseste Leben.
Der Himmel auf der Welt/ daß allersüsste Leben/
Jst der beschauligkeit auß Liebe sein ergeben.
258. Gott und die Seeligkeit ist ein Ding.
Die Seeligkeit ist GOtt/ und GOtt die Seeligkeit:
Wär' eins daß ander nicht/ ich lebte stäts in Leid.
259. GOtt wird ich/ weil ich vor Er war.
GOtt wird was ich jtz bin/ nimmt meine Menschheitan:
Weil ich vor Er gewest/ drumb hat er es gethan.
260. Wie GOtt/ HErr/ Vatter/ und
Bräutigam.
Den Knechten ist Gott HErr/ dir Vatter wo du Kind/
Mir ist Er Bräutigam/ wenn er mich Jungfrau findt.
261. GOtt ist in allen Dingen/ und doch
keinem Gemein.
Daß wesen GOttes macht sich keinem Ding gemein:
Und muß nothwendig doch auch in den Teufeln sein.
262. Die tieffe der Demut.
Die Demut senket sich in solchen Abgrund ein:
Daß sie sich schnöder schätzt als alle Teufel sein.
263. Die Hölle muß man schmekken.
Krist/ einmal muß man doch im Schlund der Höllen
Gehstu nicht lebendig/ so mustu Todt hinein. (sein:
264. Wenn JEsus ins Hertze gebildet
wird.
Mensch wenn dein Hertz für GOtt wie Wachs ist
weich und rein:
So drukt der Heilge Geist daß Bildnüß JEsu drein.
265. Wer von der Liebe Gottes gebunden.
Die Seel die nichts als Gott gedänkt zu allen stunden/
Die ist von seiner Lieb bestrikket und gebunden!
266. Daß
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Fuͤnfftes Buch.
257. Daß allerſuͤſſeſte Leben.
Der Himmel auf der Welt/ daß allerſuͤſſte Leben/
Jſt der beſchauligkeit auß Liebe ſein ergeben.
258. Gott uñ die Seeligkeit iſt ein Ding.
Die Seeligkeit iſt GOtt/ und GOtt die Seeligkeit:
Waͤr’ eins daß ander nicht/ ich lebte ſtaͤts in Leid.
259. GOtt wird ich/ weil ich vor Er war.
GOtt wird was ich jtz bin/ nim̃t meine Menſchheitan:
Weil ich vor Er geweſt/ drumb hat er es gethan.
260. Wie GOtt/ HErꝛ/ Vatter/ und
Braͤutigam.
Den Knechten iſt Gott HErꝛ/ dir Vatter wo du Kind/
Mir iſt Er Braͤutigam/ wenn er mich Jungfrau findt.
261. GOtt iſt in allen Dingen/ und doch
keinem Gemein.
Daß weſen GOttes macht ſich keinem Ding gemein:
Und muß nothwendig doch auch in den Teufeln ſein.
262. Die tieffe der Demut.
Die Demut ſenket ſich in ſolchen Abgrund ein:
Daß ſie ſich ſchnoͤder ſchaͤtzt als alle Teufel ſein.
263. Die Hoͤlle muß man ſchmekken.
Kriſt/ einmal muß man doch im Schlund der Hoͤllen
Gehſtu nicht lebendig/ ſo muſtu Todt hinein. (ſein:
264. Wenn JEſus ins Hertze gebildet
wird.
Menſch wenn dein Hertz fuͤr GOtt wie Wachs iſt
weich und rein:
So drukt der Heilge Geiſt daß Bildnuͤß JEſu drein.
265. Wer von der Liebe Gottes gebundẽ.
Die Seel die nichts als Gott gedaͤnkt zu allen ſtundẽ/
Die iſt von ſeiner Lieb beſtrikket und gebunden!
266. Daß
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[179[176]/0183] Fuͤnfftes Buch. 257. Daß allerſuͤſſeſte Leben. Der Himmel auf der Welt/ daß allerſuͤſſte Leben/ Jſt der beſchauligkeit auß Liebe ſein ergeben. 258. Gott uñ die Seeligkeit iſt ein Ding. Die Seeligkeit iſt GOtt/ und GOtt die Seeligkeit: Waͤr’ eins daß ander nicht/ ich lebte ſtaͤts in Leid. 259. GOtt wird ich/ weil ich vor Er war. GOtt wird was ich jtz bin/ nim̃t meine Menſchheitan: Weil ich vor Er geweſt/ drumb hat er es gethan. 260. Wie GOtt/ HErꝛ/ Vatter/ und Braͤutigam. Den Knechten iſt Gott HErꝛ/ dir Vatter wo du Kind/ Mir iſt Er Braͤutigam/ wenn er mich Jungfrau findt. 261. GOtt iſt in allen Dingen/ und doch keinem Gemein. Daß weſen GOttes macht ſich keinem Ding gemein: Und muß nothwendig doch auch in den Teufeln ſein. 262. Die tieffe der Demut. Die Demut ſenket ſich in ſolchen Abgrund ein: Daß ſie ſich ſchnoͤder ſchaͤtzt als alle Teufel ſein. 263. Die Hoͤlle muß man ſchmekken. Kriſt/ einmal muß man doch im Schlund der Hoͤllen Gehſtu nicht lebendig/ ſo muſtu Todt hinein. (ſein: 264. Wenn JEſus ins Hertze gebildet wird. Menſch wenn dein Hertz fuͤr GOtt wie Wachs iſt weich und rein: So drukt der Heilge Geiſt daß Bildnuͤß JEſu drein. 265. Wer von der Liebe Gottes gebundẽ. Die Seel die nichts als Gott gedaͤnkt zu allen ſtundẽ/ Die iſt von ſeiner Lieb beſtrikket und gebunden! 266. Daß H 6

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 179[176]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/183>, abgerufen am 29.03.2024.