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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Fünfftes Buch.
310. Was der Kuß GOttes ist.
Der Kuß deß Bräutgams GOtts/ ist die Empfind-
lichkeit
Seins gnädgen Angesichts/ und seiner süssigkeit.
311. Die Seele kan nichts ohne GOtt.
So schön die Laute sich auß eignen Kräfften schlägt/
So schön klingt auch die Seel die nicht der HErr be-
wegt.
312. Der guldene Begrief.
Der guldene Begrief durch den man alles kan/
Jst Liebe: Liebe nur/ so hastu s' kurtz gethan.
313. Daß Edleste Gemütte.
Kein Edleres Gemütt ist auf der gantzen Welt/ (hält.
Als welchs mit GOtt vereint/ für einen Wurm sich
314. Barmhertzigkeit schleust den Him-
mel auf.
Kind mache dich gemein mit der Barmhertzigkeit:
Sie ist die Pförtnerinn im Schloß der Seeligkeit.
315. Verkleinerung erhebt.
Verkleinere dich selbst/ so wirstu groß mein Christ/
Je schnöder du dich schätzst/ je würdiger du bist.
316. Der Evangelische Hirte.
Der Hirt' ist Gottes Sohn/ die Gottheit ist die Wüste/
Jch bin daß Schaf daß Er für andren sucht' und küste.
317. Die Früchte der Tugenden.
Die Demut die erhebt/ die Armuth machet Reich/
Die Keuschheit Engelisch/ die Liebe GOtte gleich.
318. Wie man in Himmel sieht.
Man darf kein Ferngesicht in Himmel einzusehen/
Kehr dich nur von der Welt/ und schau: so wirds ge-
schehen.
319. Die
Fuͤnfftes Buch.
310. Was der Kuß GOttes iſt.
Der Kuß deß Braͤutgams GOtts/ iſt die Empfind-
lichkeit
Seins gnaͤdgen Angeſichts/ und ſeiner ſuͤſſigkeit.
311. Die Seele kan nichts ohne GOtt.
So ſchoͤn die Laute ſich auß eignen Kraͤfften ſchlaͤgt/
So ſchoͤn klingt auch die Seel die nicht der HErꝛ be-
wegt.
312. Der guldene Begrief.
Der guldene Begrief durch den man alles kan/
Jſt Liebe: Liebe nur/ ſo haſtu s’ kurtz gethan.
313. Daß Edleſte Gemuͤtte.
Kein Edleres Gemuͤtt iſt auf der gantzen Welt/ (haͤlt.
Als welchs mit GOtt vereint/ fuͤr einen Wurm ſich
314. Barmhertzigkeit ſchleuſt den Him-
mel auf.
Kind mache dich gemein mit der Barmhertzigkeit:
Sie iſt die Pfoͤrtnerinn im Schloß der Seeligkeit.
315. Verkleinerung erhebt.
Verkleinere dich ſelbſt/ ſo wirſtu groß mein Chriſt/
Je ſchnoͤder du dich ſchaͤtzſt/ je wuͤrdiger du biſt.
316. Der Evangeliſche Hirte.
Der Hirt’ iſt Gottes Sohn/ die Gottheit iſt die Wuͤſte/
Jch bin daß Schaf daß Er fuͤr andren ſucht’ uñ küſte.
317. Die Fruͤchte der Tugenden.
Die Demut die erhebt/ die Armuth machet Reich/
Die Keuſchheit Engeliſch/ die Liebe GOtte gleich.
318. Wie man in Himmel ſieht.
Man darf kein Ferngeſicht in Himmel einzuſehen/
Kehr dich nur von der Welt/ und ſchau: ſo wirds ge-
ſchehen.
319. Die
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[185[182]/0189] Fuͤnfftes Buch. 310. Was der Kuß GOttes iſt. Der Kuß deß Braͤutgams GOtts/ iſt die Empfind- lichkeit Seins gnaͤdgen Angeſichts/ und ſeiner ſuͤſſigkeit. 311. Die Seele kan nichts ohne GOtt. So ſchoͤn die Laute ſich auß eignen Kraͤfften ſchlaͤgt/ So ſchoͤn klingt auch die Seel die nicht der HErꝛ be- wegt. 312. Der guldene Begrief. Der guldene Begrief durch den man alles kan/ Jſt Liebe: Liebe nur/ ſo haſtu s’ kurtz gethan. 313. Daß Edleſte Gemuͤtte. Kein Edleres Gemuͤtt iſt auf der gantzen Welt/ (haͤlt. Als welchs mit GOtt vereint/ fuͤr einen Wurm ſich 314. Barmhertzigkeit ſchleuſt den Him- mel auf. Kind mache dich gemein mit der Barmhertzigkeit: Sie iſt die Pfoͤrtnerinn im Schloß der Seeligkeit. 315. Verkleinerung erhebt. Verkleinere dich ſelbſt/ ſo wirſtu groß mein Chriſt/ Je ſchnoͤder du dich ſchaͤtzſt/ je wuͤrdiger du biſt. 316. Der Evangeliſche Hirte. Der Hirt’ iſt Gottes Sohn/ die Gottheit iſt die Wuͤſte/ Jch bin daß Schaf daß Er fuͤr andren ſucht’ uñ küſte. 317. Die Fruͤchte der Tugenden. Die Demut die erhebt/ die Armuth machet Reich/ Die Keuſchheit Engeliſch/ die Liebe GOtte gleich. 318. Wie man in Himmel ſieht. Man darf kein Ferngeſicht in Himmel einzuſehen/ Kehr dich nur von der Welt/ und ſchau: ſo wirds ge- ſchehen. 319. Die

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 185[182]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/189>, abgerufen am 29.03.2024.