Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Funfftes Buch.
361. Die Gnade Gottes fleust allzeit auß.
Die Gnade fleust von GOtt/ wie Wärmde von dem
Feur:
Nahstu dich nur zu Jhm/ sie komt dir bald zu Steur.
362. Die höchste Seeligkeit.
Die höchste Seeligkeit die mir GOtt selbst kan geben/
Jst daß er mich wie sich wird machen und erheben.
363. Deß Weisen verrichtung.
Ein Narr ist viel bemüht: deß Weisen gantzes thun/
Daß zehnmal Edeler/ ist Lieben/ schauen/ ruhn.
364. Wer in dem Wirken ruht.
Der Weise welcher sich hat übersich gebracht/
Der ruhet wenn er laufft/ und wirkt wenn er betracht.
365. Der Larven Mensch.
Ein Mensch der wie daß Vieh in alle Lust außbricht/
Jst nur ein Larven Mensch: er scheint und ists doch
nicht.
366. Daß Lauttenspiel GOttes.
Em Hertze daß zu Grund GOtt still ist wie er wil/
Wird gern von Jhm berührt: es ist sein Lautenspil.
367. Wer auf alle Fälle geschikt ist.
Wer GOtt so leicht entbehrn/ als leicht empfangen
Der ist auf allen Fall ein rechter Helden Mann. (kan/
368. Bey welchem GOtt gerne ist.
Mensch wenn du Gottes Geist bist wie dir deine Hand/
Macht die Dreyfaltigkeit sich gern mit dir bekandt.
369. Die Seele ausser jhrem Ursprung.
Ein fünklein ausserm Feur/ ein tropffen aussrem Meer:
Was bistu doch o Mensch ohn deinen wiederkehr?
370. Jn GOtt ist alles.
Was deine Seel begehrt/ bekommt sie alls in GOtt:
Nimbt sie es ausser Jhm/ so wird es jhr zum Tod.
371. Wenn
Fůnfftes Buch.
361. Die Gnade Gottes fleuſt allzeit auß.
Die Gnade fleuſt von GOtt/ wie Waͤrmde von dem
Feur:
Nahſtu dich nur zu Jhm/ ſie komt dir bald zu Steur.
362. Die hoͤchſte Seeligkeit.
Die hoͤchſte Seeligkeit die mir GOtt ſelbſt kan geben/
Jſt daß er mich wie ſich wird machen und erheben.
363. Deß Weiſen verrichtung.
Ein Narr iſt viel bemuͤht: deß Weiſen gantzes thun/
Daß zehnmal Edeler/ iſt Lieben/ ſchauen/ ruhn.
364. Wer in dem Wirken ruht.
Der Weiſe welcher ſich hat uͤberſich gebracht/
Der ruhet wenn er laufft/ und wirkt wenn er betracht.
365. Der Larven Menſch.
Ein Menſch der wie daß Vieh in alle Luſt außbricht/
Jſt nur ein Larven Menſch: er ſcheint und iſts doch
nicht.
366. Daß Lauttenſpiel GOttes.
Em Hertze daß zu Grund GOtt ſtill iſt wie er wil/
Wird gern von Jhm beruͤhrt: es iſt ſein Lautenſpil.
367. Wer auf alle Faͤlle geſchikt iſt.
Wer GOtt ſo leicht entbehrn/ als leicht empfangen
Der iſt auf allen Fall ein rechter Helden Mañ. (kan/
368. Bey welchem GOtt gerne iſt.
Menſch wenn du Gottes Geiſt biſt wie dir deine Hand/
Macht die Dreyfaltigkeit ſich gern mit dir bekandt.
369. Die Seele auſſer jhrem Urſprung.
Ein fuͤnklein auſſerm Feur/ ein tropffen auſſrem Meer:
Was biſtu doch o Menſch ohn deinen wiederkehr?
370. Jn GOtt iſt alles.
Was deine Seel begehrt/ bekommt ſie alls in GOtt:
Nimbt ſie es auſſer Jhm/ ſo wird es jhr zum Tod.
371. Wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0195" n="191[188]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">F&#x016F;nfftes Buch.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">361. Die Gnade Gottes fleu&#x017F;t allzeit auß.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Die Gnade fleu&#x017F;t von GOtt/ wie Wa&#x0364;rmde von dem</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Feur:</hi> </l><lb/>
            <l>Nah&#x017F;tu dich nur zu Jhm/ &#x017F;ie komt dir bald zu Steur.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">362. Die ho&#x0364;ch&#x017F;te Seeligkeit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Die ho&#x0364;ch&#x017F;te Seeligkeit die mir GOtt &#x017F;elb&#x017F;t kan geben/</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t daß er mich wie &#x017F;ich wird machen und erheben.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">363. Deß Wei&#x017F;en verrichtung.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Ein Narr i&#x017F;t viel bemu&#x0364;ht: deß Wei&#x017F;en gantzes thun/</l><lb/>
            <l>Daß zehnmal Edeler/ i&#x017F;t Lieben/ &#x017F;chauen/ ruhn.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">364. Wer in dem Wirken ruht.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Der Wei&#x017F;e welcher &#x017F;ich hat u&#x0364;ber&#x017F;ich gebracht/</l><lb/>
            <l>Der ruhet wenn er laufft/ und wirkt wenn er betracht.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">365. Der Larven Men&#x017F;ch.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Ein Men&#x017F;ch der wie daß Vieh in alle Lu&#x017F;t außbricht/</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t nur ein Larven Men&#x017F;ch: er &#x017F;cheint und i&#x017F;ts doch</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nicht.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">366. Daß Lautten&#x017F;piel GOttes.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Em Hertze daß zu Grund GOtt &#x017F;till i&#x017F;t wie er wil/</l><lb/>
            <l>Wird gern von Jhm beru&#x0364;hrt: es i&#x017F;t &#x017F;ein Lauten&#x017F;pil.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">367. Wer auf alle Fa&#x0364;lle ge&#x017F;chikt i&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wer GOtt &#x017F;o leicht entbehrn/ als leicht empfangen</l><lb/>
            <l>Der i&#x017F;t auf allen Fall ein rechter Helden Man&#x0303;. <hi rendition="#et">(kan/</hi></l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">368. Bey welchem GOtt gerne i&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Men&#x017F;ch wenn du Gottes Gei&#x017F;t bi&#x017F;t wie dir deine Hand/</l><lb/>
            <l>Macht die Dreyfaltigkeit &#x017F;ich gern mit dir bekandt.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">369. Die Seele au&#x017F;&#x017F;er jhrem Ur&#x017F;prung.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Ein fu&#x0364;nklein au&#x017F;&#x017F;erm Feur/ ein tropffen au&#x017F;&#x017F;rem Meer:</l><lb/>
            <l>Was bi&#x017F;tu doch o Men&#x017F;ch ohn deinen wiederkehr?</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">370. Jn GOtt i&#x017F;t alles.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Was deine Seel begehrt/ bekommt &#x017F;ie alls in GOtt:</l><lb/>
            <l>Nimbt &#x017F;ie es au&#x017F;&#x017F;er Jhm/ &#x017F;o wird es jhr zum Tod.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">371. Wenn</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191[188]/0195] Fůnfftes Buch. 361. Die Gnade Gottes fleuſt allzeit auß. Die Gnade fleuſt von GOtt/ wie Waͤrmde von dem Feur: Nahſtu dich nur zu Jhm/ ſie komt dir bald zu Steur. 362. Die hoͤchſte Seeligkeit. Die hoͤchſte Seeligkeit die mir GOtt ſelbſt kan geben/ Jſt daß er mich wie ſich wird machen und erheben. 363. Deß Weiſen verrichtung. Ein Narr iſt viel bemuͤht: deß Weiſen gantzes thun/ Daß zehnmal Edeler/ iſt Lieben/ ſchauen/ ruhn. 364. Wer in dem Wirken ruht. Der Weiſe welcher ſich hat uͤberſich gebracht/ Der ruhet wenn er laufft/ und wirkt wenn er betracht. 365. Der Larven Menſch. Ein Menſch der wie daß Vieh in alle Luſt außbricht/ Jſt nur ein Larven Menſch: er ſcheint und iſts doch nicht. 366. Daß Lauttenſpiel GOttes. Em Hertze daß zu Grund GOtt ſtill iſt wie er wil/ Wird gern von Jhm beruͤhrt: es iſt ſein Lautenſpil. 367. Wer auf alle Faͤlle geſchikt iſt. Wer GOtt ſo leicht entbehrn/ als leicht empfangen Der iſt auf allen Fall ein rechter Helden Mañ. (kan/ 368. Bey welchem GOtt gerne iſt. Menſch wenn du Gottes Geiſt biſt wie dir deine Hand/ Macht die Dreyfaltigkeit ſich gern mit dir bekandt. 369. Die Seele auſſer jhrem Urſprung. Ein fuͤnklein auſſerm Feur/ ein tropffen auſſrem Meer: Was biſtu doch o Menſch ohn deinen wiederkehr? 370. Jn GOtt iſt alles. Was deine Seel begehrt/ bekommt ſie alls in GOtt: Nimbt ſie es auſſer Jhm/ ſo wird es jhr zum Tod. 371. Wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/195
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 191[188]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/195>, abgerufen am 29.03.2024.