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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Johannis Angeli
290. Laß GOtt sorgen.
Wer schmükt die Lilien? Wer speiset die Narcissen?
Was bist dann du mein Christ auf dich so sehr beflissen?
291. Der Gerechte.
Daß der gerechte Mensch wächst wie ein Palmenbaum
Verwunder ich mich nicht/ nur daß er noch findt raü.
292. Der Seeligen Lohn.
Was ist der Seelgen Lohn? Was wird nur nach
dem Streit?
Es ist die Lilien der lautren Göttlichkeit.
293. Wenn man Vergöttet ist.
Mensch/ wann dich weder Lieb berührt/ noch Leid
verletzt/
So bistu recht in GOtt/ und GOtt in dich versetzt.
294. GOtt ist ohne Willen.
Wir betten es gescheh mein Herr und Gott dein wille:
* Und sih/ Er hat nicht will': Er ist en' Ewge
stille.
* Versteh einen zufälligen willen/ denn
was GOtt wil/ daß wil Er wesentlich.
295. Es muß in dir vor seyn.
Mensch wird daß Paradiß in dir nicht erstlich seyn/
So glaube mir gewiß/ du kommest nimmer drein.
296. Die Nächsten GOtts gespielen.
Got' ist nicht alles nah: die Jungfraw ufi daß Kind/
Die zwey die sinds allein die Gottsgespielen sind.
297. Nicht Nakt und doch unbekleidt.
Nakt darf ich nicht für Gott: und muß doch unbekleidt/
Jns Himmelreich eingehn/ weil es nichts fremdes leidt.
298. Daß
Johannis Angeli
290. Laß GOtt ſorgen.
Wer ſchmükt die Lilien? Wer ſpeiſet die Narciſſen?
Was biſt dañ du mein Chriſt auf dich ſo ſehr befliſſẽ?
291. Der Gerechte.
Daß der gerechte Menſch waͤchſt wie ein Palmenbaum
Verwunder ich mich nicht/ nur daß er noch findt raü.
292. Der Seeligen Lohn.
Was iſt der Seelgen Lohn? Was wird nur nach
dem Streit?
Es iſt die Lilien der lautren Goͤttlichkeit.
293. Wenn man Vergoͤttet iſt.
Menſch/ wann dich weder Lieb berührt/ noch Leid
verletzt/
So biſtu recht in GOtt/ und GOtt in dich verſetzt.
294. GOtt iſt ohne Willen.
Wir betten es geſcheh mein Herr uñ Gott dein wille:
* Und ſih/ Er hat nicht will’: Er iſt en’ Ewge
ſtille.
* Verſteh einen zufaͤlligen willen/ denn
was GOtt wil/ daß wil Er weſentlich.
295. Es muß in dir vor ſeyn.
Menſch wird daß Paradiß in dir nicht erſtlich ſeyn/
So glaube mir gewiß/ du kommeſt nimmer drein.
296. Die Naͤchſten GOtts geſpielen.
Got’ iſt nicht alles nah: die Jungfraw ufi daß Kind/
Die zwey die ſinds allein die Gottsgeſpielen ſind.
297. Nicht Nakt und doch unbekleidt.
Nakt darf ich nicht fuͤr Gott: uñ muß doch unbekleidt/
Jns Him̃elreich eingehn/ weil es nichts fremdes leidt.
298. Daß
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[56[54]/0060] Johannis Angeli 290. Laß GOtt ſorgen. Wer ſchmükt die Lilien? Wer ſpeiſet die Narciſſen? Was biſt dañ du mein Chriſt auf dich ſo ſehr befliſſẽ? 291. Der Gerechte. Daß der gerechte Menſch waͤchſt wie ein Palmenbaum Verwunder ich mich nicht/ nur daß er noch findt raü. 292. Der Seeligen Lohn. Was iſt der Seelgen Lohn? Was wird nur nach dem Streit? Es iſt die Lilien der lautren Goͤttlichkeit. 293. Wenn man Vergoͤttet iſt. Menſch/ wann dich weder Lieb berührt/ noch Leid verletzt/ So biſtu recht in GOtt/ und GOtt in dich verſetzt. 294. GOtt iſt ohne Willen. Wir betten es geſcheh mein Herr uñ Gott dein wille: * Und ſih/ Er hat nicht will’: Er iſt en’ Ewge ſtille. * Verſteh einen zufaͤlligen willen/ denn was GOtt wil/ daß wil Er weſentlich. 295. Es muß in dir vor ſeyn. Menſch wird daß Paradiß in dir nicht erſtlich ſeyn/ So glaube mir gewiß/ du kommeſt nimmer drein. 296. Die Naͤchſten GOtts geſpielen. Got’ iſt nicht alles nah: die Jungfraw ufi daß Kind/ Die zwey die ſinds allein die Gottsgeſpielen ſind. 297. Nicht Nakt und doch unbekleidt. Nakt darf ich nicht fuͤr Gott: uñ muß doch unbekleidt/ Jns Him̃elreich eingehn/ weil es nichts fremdes leidt. 298. Daß

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 56[54]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/60>, abgerufen am 18.04.2024.