Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Andertes Buch.
25. Dein' Unruh machstu selbst.
Noch Creatur noch GOtt kan dich in Unruh bringen/
Du selbst Verunruhst dich (O Thorheit!) mit den
Dingen.
26. Die Freyheit.
Du edle Freyheit du/ wer sich nicht dir ergiebet/
Der weiß nicht/ was ein Mensch/ der Freyheit liebet/
liebt.
27. Auch von jhr.
Wer Freyheit liebt/ liebt GOtt: wer sich in GOtt
versenkt/
Und alles von sich stöst/ der ists/ dem GOtt sie
schenkt.
28. Die Gleichheit.
Die Gleichheit ist ein Schatz: hastu sie in der Zeit/
So hastu Himmelreich und Volle Seeligkeit.
29. Todt und GOtt.
Tod ist der Sünden Sold: Gott ist der Tugend Lohn:
Erwirbstu diesen nicht/ so trägstu den darvon.
30. Zufall und Wesen.
Mensch werde wesentlich: denn wann die Welt vergeht/
So fält der Zufall weg/ daß wesen daß besteht.
31. Göttliche geniessung.
Wer GOtts geniessen wil/ und Jhm sich einverleiben/
Sol wie ein Morgenstern bey seiner Sonne bleiben.
32. Mit Schweigen singt man schön.
Die Engel singen schön: Jch weiß daß dein Gesinge/
So du nur gäntzlich Schwigst/ dem höchsten besser
klinge.
33. Wer älter ist als GOtt.
Wer in der Ewigkeit mehr lebt als einen Tag/
Derselbe wird so Alt/ als GOtt nicht werden mag.
34. Rech-
C 7
Andertes Buch.
25. Dein’ Unruh machſtu ſelbſt.
Noch Creatur noch GOtt kan dich in Unruh bringen/
Du ſelbſt Verunruhſt dich (O Thorheit!) mit den
Dingen.
26. Die Freyheit.
Du edle Freyheit du/ wer ſich nicht dir ergiebet/
Der weiß nicht/ was ein Menſch/ der Freyheit liebet/
liebt.
27. Auch von jhr.
Wer Freyheit liebt/ liebt GOtt: wer ſich in GOtt
verſenkt/
Und alles von ſich ſtoͤſt/ der iſts/ dem GOtt ſie
ſchenkt.
28. Die Gleichheit.
Die Gleichheit iſt ein Schatz: haſtu ſie in der Zeit/
So haſtu Himmelreich und Volle Seeligkeit.
29. Todt und GOtt.
Tod iſt der Suͤnden Sold: Gott iſt der Tugend Lohn:
Erwirbſtu dieſen nicht/ ſo traͤgſtu den darvon.
30. Zufall und Weſen.
Menſch werde weſentlich: deñ wañ die Welt vergeht/
So faͤlt der Zufall weg/ daß weſen daß beſteht.
31. Goͤttliche genieſſung.
Wer GOtts genieſſen wil/ und Jhm ſich einverleiben/
Sol wie ein Morgenſtern bey ſeiner Sonne bleiben.
32. Mit Schweigen ſingt man ſchoͤn.
Die Engel ſingen ſchoͤn: Jch weiß daß dein Geſinge/
So du nur gaͤntzlich Schwigſt/ dem hoͤchſten beſſer
klinge.
33. Wer aͤlter iſt als GOtt.
Wer in der Ewigkeit mehr lebt als einen Tag/
Derſelbe wird ſo Alt/ als GOtt nicht werden mag.
34. Rech-
C 7
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0065" n="61[59]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Andertes Buch.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">25. Dein&#x2019; Unruh mach&#x017F;tu &#x017F;elb&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Noch Creatur noch GOtt kan dich in Unruh bringen/</l><lb/>
            <l>Du &#x017F;elb&#x017F;t Verunruh&#x017F;t dich (O Thorheit!) mit den</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Dingen.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">26. Die Freyheit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Du edle Freyheit du/ wer &#x017F;ich nicht dir ergiebet/</l><lb/>
            <l>Der weiß nicht/ was ein Men&#x017F;ch/ der Freyheit liebet/</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">liebt.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">27. Auch von jhr.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wer Freyheit liebt/ liebt GOtt: wer &#x017F;ich in GOtt</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ver&#x017F;enkt/</hi> </l><lb/>
            <l>Und alles von &#x017F;ich &#x017F;to&#x0364;&#x017F;t/ der i&#x017F;ts/ dem GOtt &#x017F;ie</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chenkt.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">28. Die Gleichheit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Die Gleichheit i&#x017F;t ein Schatz: ha&#x017F;tu &#x017F;ie in der Zeit/</l><lb/>
            <l>So ha&#x017F;tu Himmelreich und Volle Seeligkeit.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">29. Todt und GOtt.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Tod i&#x017F;t der Su&#x0364;nden Sold: Gott i&#x017F;t der Tugend Lohn:</l><lb/>
            <l>Erwirb&#x017F;tu die&#x017F;en nicht/ &#x017F;o tra&#x0364;g&#x017F;tu den darvon.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">30. Zufall und We&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Men&#x017F;ch werde we&#x017F;entlich: den&#x0303; wan&#x0303; die Welt vergeht/</l><lb/>
            <l>So fa&#x0364;lt der Zufall weg/ daß we&#x017F;en daß be&#x017F;teht.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">31. Go&#x0364;ttliche genie&#x017F;&#x017F;ung.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wer GOtts genie&#x017F;&#x017F;en wil/ und Jhm &#x017F;ich einverleiben/</l><lb/>
            <l>Sol wie ein Morgen&#x017F;tern bey &#x017F;einer Sonne bleiben.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">32. Mit Schweigen &#x017F;ingt man &#x017F;cho&#x0364;n.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Die Engel &#x017F;ingen &#x017F;cho&#x0364;n: Jch weiß daß dein Ge&#x017F;inge/</l><lb/>
            <l>So du nur ga&#x0364;ntzlich Schwig&#x017F;t/ dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten be&#x017F;&#x017F;er</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">klinge.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">33. Wer a&#x0364;lter i&#x017F;t als GOtt.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wer in der Ewigkeit mehr lebt als einen Tag/</l><lb/>
            <l>Der&#x017F;elbe wird &#x017F;o Alt/ als GOtt nicht werden mag.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">C 7</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">34. Rech-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61[59]/0065] Andertes Buch. 25. Dein’ Unruh machſtu ſelbſt. Noch Creatur noch GOtt kan dich in Unruh bringen/ Du ſelbſt Verunruhſt dich (O Thorheit!) mit den Dingen. 26. Die Freyheit. Du edle Freyheit du/ wer ſich nicht dir ergiebet/ Der weiß nicht/ was ein Menſch/ der Freyheit liebet/ liebt. 27. Auch von jhr. Wer Freyheit liebt/ liebt GOtt: wer ſich in GOtt verſenkt/ Und alles von ſich ſtoͤſt/ der iſts/ dem GOtt ſie ſchenkt. 28. Die Gleichheit. Die Gleichheit iſt ein Schatz: haſtu ſie in der Zeit/ So haſtu Himmelreich und Volle Seeligkeit. 29. Todt und GOtt. Tod iſt der Suͤnden Sold: Gott iſt der Tugend Lohn: Erwirbſtu dieſen nicht/ ſo traͤgſtu den darvon. 30. Zufall und Weſen. Menſch werde weſentlich: deñ wañ die Welt vergeht/ So faͤlt der Zufall weg/ daß weſen daß beſteht. 31. Goͤttliche genieſſung. Wer GOtts genieſſen wil/ und Jhm ſich einverleiben/ Sol wie ein Morgenſtern bey ſeiner Sonne bleiben. 32. Mit Schweigen ſingt man ſchoͤn. Die Engel ſingen ſchoͤn: Jch weiß daß dein Geſinge/ So du nur gaͤntzlich Schwigſt/ dem hoͤchſten beſſer klinge. 33. Wer aͤlter iſt als GOtt. Wer in der Ewigkeit mehr lebt als einen Tag/ Derſelbe wird ſo Alt/ als GOtt nicht werden mag. 34. Rech- C 7

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/65
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 61[59]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/65>, abgerufen am 19.04.2024.