Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Drittes Buch.
19. Die seelige Uber-formung.
Jch rahte dir Verformt ins JEsulein zu werden/
Weil du begehrst zu seyn erlöset von beschwerden.
Wem JEsus helffen sol/ vom Teuffel/ Tod und
Pein:
Der muß Warhafftig auch gantz einge JEset sein.
20. GOTT-Mensch.
Je denkt doch Gott wird ich/ und kombt ins Elend her/
Auf daß ich komm ins Reich/ und möge werden Er!
21. GOtt ist etn Kind/ warumb?
Der Ewge GOttes Sohn wird heut erst Kind ge-
nennt/
Da Er doch tausend Jahr den Vatter schon gekennt:
Warumb? Er war kein Kind. Die Mutter machts
allein
Daß Er warhafftiglich kan Kind gegrüsset sein.
22. Daß gröste Wunder.
O Wunder GOttes Sohn ist ewiglich gewesen/
Und seine Mutter ist doch heut erst sein genesen!
23. Die Geistliche Mutter GOttes.
Marien Demut wird von GOtt so werth geschätzt/
Daß Er auch selbst jhr Kind zu seyn sich hoch ergötzt:
Bistu demüttiglich wie eine Jungfrau rein:
So wird GOtt bald dein Kind/ du seine Mutter sein.
24. An daß JEsus Kindlein.
Wie sol ich Dich mein Kind die kleine Liebe Nennen/
Dieweil wir deine Macht unendlich groß erkennen?
Und gleichwol bistu klein! ich sprech dann/ groß und
klein/
Kind/ Vater/ GOtt und Mensch/ O Lieb' erbarm
dich mein.
25 Ein
Drittes Buch.
19. Die ſeelige Uber-formung.
Jch rahte dir Verformt ins JEſulein zu werden/
Weil du begehrſt zu ſeyn erloͤſet von beſchwerden.
Wem JEſus helffen ſol/ vom Teuffel/ Tod und
Pein:
Der muß Warhafftig auch gantz einge JEſet ſein.
20. GOTT-Menſch.
Je denkt doch Gott wird ich/ uñ kombt ins Elend her/
Auf daß ich komm ins Reich/ und moͤge werden Er!
21. GOtt iſt etn Kind/ warumb?
Der Ewge GOttes Sohn wird heut erſt Kind ge-
nennt/
Da Er doch tauſend Jahr den Vatter ſchon gekennt:
Warumb? Er war kein Kind. Die Mutter machts
allein
Daß Er warhafftiglich kan Kind gegruͤſſet ſein.
22. Daß groͤſte Wunder.
O Wunder GOttes Sohn iſt ewiglich geweſen/
Und ſeine Mutter iſt doch heut erſt ſein geneſen!
23. Die Geiſtliche Mutter GOttes.
Marien Demut wird von GOtt ſo werth geſchaͤtzt/
Daß Er auch ſelbſt jhr Kind zu ſeyn ſich hoch ergoͤtzt:
Biſtu demuͤttiglich wie eine Jungfrau rein:
So wird GOtt bald dein Kind/ du ſeine Mutter ſein.
24. An daß JEſus Kindlein.
Wie ſol ich Dich mein Kind die kleine Liebe Nennen/
Dieweil wir deine Macht unendlich groß erkennen?
Und gleichwol biſtu klein! ich ſprech dann/ groß und
klein/
Kind/ Vater/ GOtt und Menſch/ O Lieb’ erbarm
dich mein.
25 Ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0095" n="91[89]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">19. Die &#x017F;eelige Uber-formung.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jch rahte dir Verformt ins <hi rendition="#fr">JE&#x017F;ulein</hi> zu werden/</l><lb/>
            <l>Weil du begehr&#x017F;t zu &#x017F;eyn erlo&#x0364;&#x017F;et von be&#x017F;chwerden.</l><lb/>
            <l>Wem <hi rendition="#fr">JE&#x017F;us</hi> helffen &#x017F;ol/ vom Teuffel/ Tod und</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Pein:</hi> </l><lb/>
            <l>Der muß Warhafftig auch gantz einge <hi rendition="#fr">JE&#x017F;et</hi> &#x017F;ein.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">20. <hi rendition="#g">GOTT</hi>-Men&#x017F;ch.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Je denkt doch Gott wird ich/ un&#x0303; kombt ins Elend her/</l><lb/>
            <l>Auf daß ich komm ins Reich/ und mo&#x0364;ge werden Er!</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">21. GOtt i&#x017F;t etn Kind/ warumb?</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Der Ewge GOttes Sohn wird heut er&#x017F;t Kind ge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nennt/</hi> </l><lb/>
            <l>Da Er doch tau&#x017F;end Jahr den Vatter &#x017F;chon gekennt:</l><lb/>
            <l>Warumb? Er war kein Kind. Die Mutter machts</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">allein</hi> </l><lb/>
            <l>Daß Er warhafftiglich kan Kind gegru&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ein.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">22. Daß gro&#x0364;&#x017F;te Wunder.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>O Wunder GOttes Sohn i&#x017F;t ewiglich gewe&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;eine Mutter i&#x017F;t doch heut er&#x017F;t &#x017F;ein gene&#x017F;en!</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">23. Die Gei&#x017F;tliche Mutter GOttes.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Marien Demut wird von GOtt &#x017F;o werth ge&#x017F;cha&#x0364;tzt/</l><lb/>
            <l>Daß Er auch &#x017F;elb&#x017F;t jhr Kind zu &#x017F;eyn &#x017F;ich hoch ergo&#x0364;tzt:</l><lb/>
            <l>Bi&#x017F;tu demu&#x0364;ttiglich wie eine Jungfrau rein:</l><lb/>
            <l>So wird GOtt bald dein Kind/ du &#x017F;eine Mutter &#x017F;ein.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">24. An daß JE&#x017F;us Kindlein.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wie &#x017F;ol ich Dich mein Kind die kleine Liebe Nennen/</l><lb/>
            <l>Dieweil wir deine Macht unendlich groß erkennen?</l><lb/>
            <l>Und gleichwol bi&#x017F;tu klein! ich &#x017F;prech dann/ groß und</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">klein/</hi> </l><lb/>
            <l>Kind/ Vater/ GOtt und Men&#x017F;ch/ O Lieb&#x2019; erbarm</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">dich mein.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">25 Ein</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91[89]/0095] Drittes Buch. 19. Die ſeelige Uber-formung. Jch rahte dir Verformt ins JEſulein zu werden/ Weil du begehrſt zu ſeyn erloͤſet von beſchwerden. Wem JEſus helffen ſol/ vom Teuffel/ Tod und Pein: Der muß Warhafftig auch gantz einge JEſet ſein. 20. GOTT-Menſch. Je denkt doch Gott wird ich/ uñ kombt ins Elend her/ Auf daß ich komm ins Reich/ und moͤge werden Er! 21. GOtt iſt etn Kind/ warumb? Der Ewge GOttes Sohn wird heut erſt Kind ge- nennt/ Da Er doch tauſend Jahr den Vatter ſchon gekennt: Warumb? Er war kein Kind. Die Mutter machts allein Daß Er warhafftiglich kan Kind gegruͤſſet ſein. 22. Daß groͤſte Wunder. O Wunder GOttes Sohn iſt ewiglich geweſen/ Und ſeine Mutter iſt doch heut erſt ſein geneſen! 23. Die Geiſtliche Mutter GOttes. Marien Demut wird von GOtt ſo werth geſchaͤtzt/ Daß Er auch ſelbſt jhr Kind zu ſeyn ſich hoch ergoͤtzt: Biſtu demuͤttiglich wie eine Jungfrau rein: So wird GOtt bald dein Kind/ du ſeine Mutter ſein. 24. An daß JEſus Kindlein. Wie ſol ich Dich mein Kind die kleine Liebe Nennen/ Dieweil wir deine Macht unendlich groß erkennen? Und gleichwol biſtu klein! ich ſprech dann/ groß und klein/ Kind/ Vater/ GOtt und Menſch/ O Lieb’ erbarm dich mein. 25 Ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/95
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 91[89]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/95>, abgerufen am 18.04.2024.