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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Johannis Angeli
219. Der Seelen höchster Standt.
Niemand hat seinen Stand so hoch und groß gemacht/
Als eine Seel die jhr Gemüth in Ruh gebracht.
220. Der Böse kan nicht ruhen.
O wunder! Alles laufft daß es zur ruh gelange!
Und einem bösen Mann ist bey derselben bange!
221. Deß Himmels und der Höllngeschrey.
Jm Himmel rufft man stäts O-Sanna in der höh:
Und in der Höllen nichts als Jammer Ach und Weh!
222. Dein Wille kan dir helffen.
Verzage nicht mein Kind/ hastu nur gutten Willen/
So wird sich endlich wol dein Ungewitter stillen.
223. Die Jungfrau muß auch Mutter
seyn.
Die Jungfrauschafft ist wehrt: doch muß sie Mutter
werden:
Sonst ist sie wie ein Plan von Unbefruchter Erden.
224. Bedenk daß künfftige.
Bey GOtt ist Ewge Lust/ beym Teufel Ewge Peyn:
Ach Sünder dänke doch bey welchem du wirst seyn!
225. Allein und nicht Allein.
Jch fliehe zwar daß Volk/ bin aber nie Allein:
Denn weh! wie solte mir ohn meinen Heyland seyn?
226. Die dreyfache Zukunfft Christi.
Die Zukunfft unsres HErrn/ war/ ist/ und wird ge-
schehn/
Jm Fleisch/ im Geist/ und wann man jhn wird Herr-
lich sehn.
227. Die Augen der Seele.
Zwey Augen hat die Seel: eins schauet in die Zeit/
Daß andre richtet sich hin in die Ewigkeit.
228. Der
Johannis Angeli
219. Der Seelen hoͤchſter Standt.
Niemand hat ſeinen Stand ſo hoch und groß gemacht/
Als eine Seel die jhr Gemuͤth in Ruh gebracht.
220. Der Boͤſe kan nicht ruhen.
O wunder! Alles laufft daß es zur ruh gelange!
Und einem boͤſen Mann iſt bey derſelben bange!
221. Deß Him̃els und der Hoͤllngeſchrey.
Jm Himmel rufft man ſtaͤts O-Sanna in der hoͤh:
Und in der Hoͤllen nichts als Jam̃er Ach und Weh!
222. Dein Wille kan dir helffen.
Verzage nicht mein Kind/ haſtu nur gutten Willen/
So wird ſich endlich wol dein Ungewitter ſtillen.
223. Die Jungfrau muß auch Mutter
ſeyn.
Die Jungfrauſchafft iſt wehrt: doch muß ſie Mutter
werden:
Sonſt iſt ſie wie ein Plan von Unbefruchter Erden.
224. Bedenk daß kuͤnfftige.
Bey GOtt iſt Ewge Luſt/ beym Teufel Ewge Peyn:
Ach Suͤnder daͤnke doch bey welchem du wirſt ſeyn!
225. Allein und nicht Allein.
Jch fliehe zwar daß Volk/ bin aber nie Allein:
Denn weh! wie ſolte mir ohn meinen Heyland ſeyn?
226. Die dreyfache Zukunfft Chriſti.
Die Zukunfft unſres HErꝛn/ war/ iſt/ und wird ge-
ſchehn/
Jm Fleiſch/ im Geiſt/ und wann man jhn wird Herꝛ-
lich ſehn.
227. Die Augen der Seele.
Zwey Augen hat die Seel: eins ſchauet in die Zeit/
Daß andre richtet ſich hin in die Ewigkeit.
228. Der
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[116[114]/0120] Johannis Angeli 219. Der Seelen hoͤchſter Standt. Niemand hat ſeinen Stand ſo hoch und groß gemacht/ Als eine Seel die jhr Gemuͤth in Ruh gebracht. 220. Der Boͤſe kan nicht ruhen. O wunder! Alles laufft daß es zur ruh gelange! Und einem boͤſen Mann iſt bey derſelben bange! 221. Deß Him̃els und der Hoͤllngeſchrey. Jm Himmel rufft man ſtaͤts O-Sanna in der hoͤh: Und in der Hoͤllen nichts als Jam̃er Ach und Weh! 222. Dein Wille kan dir helffen. Verzage nicht mein Kind/ haſtu nur gutten Willen/ So wird ſich endlich wol dein Ungewitter ſtillen. 223. Die Jungfrau muß auch Mutter ſeyn. Die Jungfrauſchafft iſt wehrt: doch muß ſie Mutter werden: Sonſt iſt ſie wie ein Plan von Unbefruchter Erden. 224. Bedenk daß kuͤnfftige. Bey GOtt iſt Ewge Luſt/ beym Teufel Ewge Peyn: Ach Suͤnder daͤnke doch bey welchem du wirſt ſeyn! 225. Allein und nicht Allein. Jch fliehe zwar daß Volk/ bin aber nie Allein: Denn weh! wie ſolte mir ohn meinen Heyland ſeyn? 226. Die dreyfache Zukunfft Chriſti. Die Zukunfft unſres HErꝛn/ war/ iſt/ und wird ge- ſchehn/ Jm Fleiſch/ im Geiſt/ und wann man jhn wird Herꝛ- lich ſehn. 227. Die Augen der Seele. Zwey Augen hat die Seel: eins ſchauet in die Zeit/ Daß andre richtet ſich hin in die Ewigkeit. 228. Der

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 116[114]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/120>, abgerufen am 29.03.2024.