Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
Joh: Angeli fünfftes Buch
5. Die Nulle gilt vornen an nichts.
Das Richts die Creatur/ wenn sichs Gott vorgesetzt/
Gilt nichts: steht' s hinter Jhm/ dann wird es erst ge-
schätzt.
6. Jm Eins ist alles Eins.
Jm Eins ist alles Eins: kehrt zwey zu ruck hinein/
So ist es wesentlich mit jhm ein einges Ein.
7. Alle Heiligen sind ein Heiliger.
Die Heilgen alle sind ein Heiliger allein:
Weil sie ein Hertz/ Geist/ Sinn/ in einem Leibe seyn.
8. Die geheime Kronenzahl.
Zehn ist die Kronneuzahl; sie wird aus eins und nichts:
Wenn GOtt und Creatur zusammen kommn/ geschichts.
9. Es muß ein jeder Christus seyn.
Der wahre GOttes Sohn ist Christus nur allein:
Doch muß ein jeder Christ derselbe Christus seyn.
10. GOttes Pallast.
GOtt ist Jhm selbst sein Thron/ der Himmel ist sein
Saal/
Der Vorhoff's Paradeiß/ der Erdkreiß ist der Stal.
11. Die Sünd' ist allein das übel.
Kein übel ist alß Sünd': und wären keine Sünden/
So wär' in ewigkeit kein übel auch zu finden.
12. Ein wachendes Auge siehet.
Das licht der Herrligkeit scheint mitten in der Nacht/
Wer kan es sehn? Ein Hertz das Augen hat und wacht.
13. Das
Joh: Angeli fuͤnfftes Buch
5. Die Nulle gilt vornen an nichts.
Das Richts die Creatur/ wenn ſichs Gott vorgeſetzt/
Gilt nichts: ſteht’ s hinter Jhm/ dann wird es erſt ge-
ſchaͤtzt.
6. Jm Eins iſt alles Eins.
Jm Eins iſt alles Eins: kehrt zwey zu ruck hinein/
So iſt es weſentlich mit jhm ein einges Ein.
7. Alle Heiligen ſind ein Heiliger.
Die Heilgen alle ſind ein Heiliger allein:
Weil ſie ein Hertz/ Geiſt/ Sinn/ in einem Leibe ſeyn.
8. Die geheime Kronenzahl.
Zehn iſt die Kronneuzahl; ſie wird aus eins und nichts:
Wenn GOtt und Creatur zuſam̄en kommn/ geſchichts.
9. Es muß ein jeder Chriſtus ſeyn.
Der wahre GOttes Sohn iſt Chriſtus nur allein:
Doch muß ein jeder Chriſt derſelbe Chriſtus ſeyn.
10. GOttes Pallaſt.
GOtt iſt Jhm ſelbſt ſein Thron/ der Himmel iſt ſein
Saal/
Der Vorhoff’s Paradeiß/ der Erdkreiß iſt der Stal.
11. Die Suͤnd’ iſt allein das uͤbel.
Kein uͤbel iſt alß Suͤnd’: und waͤren keine Suͤnden/
So waͤr’ in ewigkeit kein uͤbel auch zu finden.
12. Ein wachendes Auge ſiehet.
Das licht der Herrligkeit ſcheint mitten in der Nacht/
Wer kan es ſehn? Ein Hertz das Augen hat und wacht.
13. Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0170" n="461[164]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Joh: Angeli fu&#x0364;nfftes Buch</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>5. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die Nulle gilt vornen an nichts.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Das Richts die Creatur/ wenn &#x017F;ichs Gott vorge&#x017F;etzt/</l><lb/>
          <l>Gilt nichts: &#x017F;teht&#x2019; s hinter Jhm/ dann wird es er&#x017F;t ge-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;cha&#x0364;tzt.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>6. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Jm Eins i&#x017F;t alles Eins.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Jm Eins i&#x017F;t alles Eins: kehrt zwey zu ruck hinein/</l><lb/>
          <l>So i&#x017F;t es we&#x017F;entlich mit jhm ein einges Ein.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>7. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Alle Heiligen &#x017F;ind ein Heiliger.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Die Heilgen alle &#x017F;ind ein Heiliger allein:</l><lb/>
          <l>Weil &#x017F;ie ein Hertz/ Gei&#x017F;t/ Sinn/ in einem Leibe &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>8. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die geheime Kronenzahl.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Zehn i&#x017F;t die Kronneuzahl; &#x017F;ie wird aus eins und nichts:</l><lb/>
          <l>Wenn GOtt und Creatur zu&#x017F;am&#x0304;en kommn/ ge&#x017F;chichts.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>9. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Es muß ein jeder Chri&#x017F;tus &#x017F;eyn.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Der wahre GOttes Sohn i&#x017F;t Chri&#x017F;tus nur allein:</l><lb/>
          <l>Doch muß ein jeder Chri&#x017F;t der&#x017F;elbe Chri&#x017F;tus &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>10. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">GOttes Palla&#x017F;t.</hi></hi></head><lb/>
          <l>GOtt i&#x017F;t Jhm &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ein Thron/ der Himmel i&#x017F;t &#x017F;ein</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Saal/</hi> </l><lb/>
          <l>Der Vorhoff&#x2019;s Paradeiß/ der Erdkreiß i&#x017F;t der Stal.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>11. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die Su&#x0364;nd&#x2019; i&#x017F;t allein das u&#x0364;bel.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Kein u&#x0364;bel i&#x017F;t alß Su&#x0364;nd&#x2019;: und wa&#x0364;ren keine Su&#x0364;nden/</l><lb/>
          <l>So wa&#x0364;r&#x2019; in ewigkeit kein u&#x0364;bel auch zu finden.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>12. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Ein wachendes Auge &#x017F;iehet.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Das licht der Herrligkeit &#x017F;cheint mitten in der Nacht/</l><lb/>
          <l>Wer kan es &#x017F;ehn? Ein Hertz das Augen hat und wacht.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">13. <hi rendition="#fr">Das</hi></fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[461[164]/0170] Joh: Angeli fuͤnfftes Buch 5. Die Nulle gilt vornen an nichts. Das Richts die Creatur/ wenn ſichs Gott vorgeſetzt/ Gilt nichts: ſteht’ s hinter Jhm/ dann wird es erſt ge- ſchaͤtzt. 6. Jm Eins iſt alles Eins. Jm Eins iſt alles Eins: kehrt zwey zu ruck hinein/ So iſt es weſentlich mit jhm ein einges Ein. 7. Alle Heiligen ſind ein Heiliger. Die Heilgen alle ſind ein Heiliger allein: Weil ſie ein Hertz/ Geiſt/ Sinn/ in einem Leibe ſeyn. 8. Die geheime Kronenzahl. Zehn iſt die Kronneuzahl; ſie wird aus eins und nichts: Wenn GOtt und Creatur zuſam̄en kommn/ geſchichts. 9. Es muß ein jeder Chriſtus ſeyn. Der wahre GOttes Sohn iſt Chriſtus nur allein: Doch muß ein jeder Chriſt derſelbe Chriſtus ſeyn. 10. GOttes Pallaſt. GOtt iſt Jhm ſelbſt ſein Thron/ der Himmel iſt ſein Saal/ Der Vorhoff’s Paradeiß/ der Erdkreiß iſt der Stal. 11. Die Suͤnd’ iſt allein das uͤbel. Kein uͤbel iſt alß Suͤnd’: und waͤren keine Suͤnden/ So waͤr’ in ewigkeit kein uͤbel auch zu finden. 12. Ein wachendes Auge ſiehet. Das licht der Herrligkeit ſcheint mitten in der Nacht/ Wer kan es ſehn? Ein Hertz das Augen hat und wacht. 13. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstauflage dieses Werkes erschien 1657 unter… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

GREPECT GmbH: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T14:19:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Deutsches Textarchiv: Konvertierung in das DTA-Basisformat. (2013-08-21T14:19:32Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/170
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 461[164]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/170>, abgerufen am 25.04.2024.