Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
Geistr. Sinn- und schlußr.
258. Wie man Weise Wird.
Mensch wiltu Weise seyn/ wilt Gott und dich erkennen/
So mustu vor in dir die Welt begihr verbrennen.
359. Was deß Menschen Weißheit ist.
Deß Menschen Weißheit ist Gottseelig seyn auf Erden/
Gleichförmig GOttes Sohn an Sitten und Gebehrden.
260. Rein macht GOtt Gemein.
Nichts unreins komt zu Gott! bistu nicht fünkel rein
Von aller Creatur/ so wirst ihm nie gemein.
261. Die Warheit macht Weise seyn.
Die Wahrheit giebt das seyn: wer sie nicht recht erkennt/
Der wird mit keinem recht ein Weiser Mann genennt.
262. Die Welt ist ein Sandkorn.
Wie daß denn bey der Welt GOtt nicht geschaut kan
seyn?
Sie kränkt das Auge stäts/ sie ist ein Sandkärnlein.
263. Beschluß.
Freund es ist auch genug. Jm fall du mehr wilt lesen/
So geh und werde selbst die Schrifft und selbst das
Wesen.

ENDE.



Geiſtr. Sinn- und ſchlußr.
258. Wie man Weiſe Wird.
Menſch wiltu Weiſe ſeyn/ wilt Gott und dich erkennen/
So muſtu vor in dir die Welt begihr verbrennen.
359. Was deß Menſchen Weißheit iſt.
Deß Menſchen Weißheit iſt Gottſeelig ſeyn auf Erden/
Gleichfoͤrmig GOttes Sohn an Sitten und Gebehrden.
260. Rein macht GOtt Gemein.
Nichts unreins komt zu Gott! biſtu nicht fuͤnkel rein
Von aller Creatur/ ſo wirſt ihm nie gemein.
261. Die Warheit macht Weiſe ſeyn.
Die Wahrheit giebt das ſeyn: wer ſie nicht recht erken̄t/
Der wird mit keinem recht ein Weiſer Mann genennt.
262. Die Welt iſt ein Sandkorn.
Wie daß denn bey der Welt GOtt nicht geſchaut kan
ſeyn?
Sie kraͤnkt das Auge ſtaͤts/ ſie iſt ein Sandkaͤrnlein.
263. Beſchluß.
Freund es iſt auch genug. Jm fall du mehr wilt leſen/
So geh und werde ſelbſt die Schrifft und ſelbſt das
Weſen.

ENDE.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0256" n="254[250]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gei&#x017F;tr. Sinn- und &#x017F;chlußr.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>258. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wie man Wei&#x017F;e Wird.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Men&#x017F;ch wiltu Wei&#x017F;e &#x017F;eyn/ wilt Gott und dich erkennen/</l><lb/>
          <l>So mu&#x017F;tu vor in dir die Welt begihr verbrennen.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>359. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Was deß Men&#x017F;chen Weißheit i&#x017F;t.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Deß Men&#x017F;chen Weißheit i&#x017F;t Gott&#x017F;eelig &#x017F;eyn auf Erden/</l><lb/>
          <l>Gleichfo&#x0364;rmig GOttes Sohn an Sitten und Gebehrden.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>260. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Rein macht GOtt Gemein.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Nichts unreins komt zu Gott! bi&#x017F;tu nicht fu&#x0364;nkel rein</l><lb/>
          <l>Von aller Creatur/ &#x017F;o wir&#x017F;t ihm nie gemein.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>261. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die Warheit macht Wei&#x017F;e &#x017F;eyn.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Die Wahrheit giebt das &#x017F;eyn: wer &#x017F;ie nicht recht erken&#x0304;t/</l><lb/>
          <l>Der wird mit keinem recht ein Wei&#x017F;er Mann genennt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>262. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die Welt i&#x017F;t ein Sandkorn.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Wie daß denn bey der Welt GOtt nicht ge&#x017F;chaut kan</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;eyn?</hi> </l><lb/>
          <l>Sie kra&#x0364;nkt das Auge &#x017F;ta&#x0364;ts/ &#x017F;ie i&#x017F;t ein Sandka&#x0364;rnlein.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>263. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Be&#x017F;chluß.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Freund es i&#x017F;t auch genug. Jm fall du mehr wilt le&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>So geh und werde &#x017F;elb&#x017F;t die Schrifft und &#x017F;elb&#x017F;t das</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">We&#x017F;en.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">ENDE</hi>.</hi> </p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254[250]/0256] Geiſtr. Sinn- und ſchlußr. 258. Wie man Weiſe Wird. Menſch wiltu Weiſe ſeyn/ wilt Gott und dich erkennen/ So muſtu vor in dir die Welt begihr verbrennen. 359. Was deß Menſchen Weißheit iſt. Deß Menſchen Weißheit iſt Gottſeelig ſeyn auf Erden/ Gleichfoͤrmig GOttes Sohn an Sitten und Gebehrden. 260. Rein macht GOtt Gemein. Nichts unreins komt zu Gott! biſtu nicht fuͤnkel rein Von aller Creatur/ ſo wirſt ihm nie gemein. 261. Die Warheit macht Weiſe ſeyn. Die Wahrheit giebt das ſeyn: wer ſie nicht recht erken̄t/ Der wird mit keinem recht ein Weiſer Mann genennt. 262. Die Welt iſt ein Sandkorn. Wie daß denn bey der Welt GOtt nicht geſchaut kan ſeyn? Sie kraͤnkt das Auge ſtaͤts/ ſie iſt ein Sandkaͤrnlein. 263. Beſchluß. Freund es iſt auch genug. Jm fall du mehr wilt leſen/ So geh und werde ſelbſt die Schrifft und ſelbſt das Weſen. ENDE.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstauflage dieses Werkes erschien 1657 unter… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

GREPECT GmbH: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T14:19:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Deutsches Textarchiv: Konvertierung in das DTA-Basisformat. (2013-08-21T14:19:32Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/256
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 254[250]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/256>, abgerufen am 29.03.2024.