Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Leipzig, 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

dehnung, Komplikation, innerlichen Wechselwirksamkeiten entwickelt,
entsteht jene Abhängigkeit der Menschen untereinander, die durch die
Ausschaltung des persönlichen Elementes den Einzelnen stärker auf
sich zurückweist und seine Freiheit zu positiverem Bewusstsein bringt,
als die gänzliche Beziehungslosigkeit es vermöchte. Das Geld ist der
absolut geeignete Träger eines derartigen Verhältnisses; denn es schafft
zwar Beziehungen zwischen Menschen, aber es lässt die Menschen
ausserhalb derselben, es ist das genaue Äquivalent für sachliche
Leistungen, aber ein sehr inadäquates für das Individuelle und Perso-
nale in ihnen: die Enge der sachlichen Abhängigkeiten, die es stiftet,
ist für das unterschiedsempfindliche Bewusstsein der Hintergrund, von
dem sich die aus ihnen herausdifferenzierte Persönlichkeit und ihre
Freiheit erst deutlich abhebt.


dehnung, Komplikation, innerlichen Wechselwirksamkeiten entwickelt,
entsteht jene Abhängigkeit der Menschen untereinander, die durch die
Ausschaltung des persönlichen Elementes den Einzelnen stärker auf
sich zurückweist und seine Freiheit zu positiverem Bewuſstsein bringt,
als die gänzliche Beziehungslosigkeit es vermöchte. Das Geld ist der
absolut geeignete Träger eines derartigen Verhältnisses; denn es schafft
zwar Beziehungen zwischen Menschen, aber es läſst die Menschen
auſserhalb derselben, es ist das genaue Äquivalent für sachliche
Leistungen, aber ein sehr inadäquates für das Individuelle und Perso-
nale in ihnen: die Enge der sachlichen Abhängigkeiten, die es stiftet,
ist für das unterschiedsempfindliche Bewuſstsein der Hintergrund, von
dem sich die aus ihnen herausdifferenzierte Persönlichkeit und ihre
Freiheit erst deutlich abhebt.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0326" n="302"/>
dehnung, Komplikation, innerlichen Wechselwirksamkeiten entwickelt,<lb/>
entsteht jene Abhängigkeit der Menschen untereinander, die durch die<lb/>
Ausschaltung des persönlichen Elementes den Einzelnen stärker auf<lb/>
sich zurückweist und seine Freiheit zu positiverem Bewu&#x017F;stsein bringt,<lb/>
als die gänzliche Beziehungslosigkeit es vermöchte. Das Geld ist der<lb/>
absolut geeignete Träger eines derartigen Verhältnisses; denn es schafft<lb/>
zwar Beziehungen zwischen Menschen, aber es lä&#x017F;st die Menschen<lb/>
au&#x017F;serhalb derselben, es ist das genaue Äquivalent für sachliche<lb/>
Leistungen, aber ein sehr inadäquates für das Individuelle und Perso-<lb/>
nale in ihnen: die Enge der sachlichen Abhängigkeiten, die es stiftet,<lb/>
ist für das unterschiedsempfindliche Bewu&#x017F;stsein der Hintergrund, von<lb/>
dem sich die aus ihnen herausdifferenzierte Persönlichkeit und ihre<lb/>
Freiheit erst deutlich abhebt.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[302/0326] dehnung, Komplikation, innerlichen Wechselwirksamkeiten entwickelt, entsteht jene Abhängigkeit der Menschen untereinander, die durch die Ausschaltung des persönlichen Elementes den Einzelnen stärker auf sich zurückweist und seine Freiheit zu positiverem Bewuſstsein bringt, als die gänzliche Beziehungslosigkeit es vermöchte. Das Geld ist der absolut geeignete Träger eines derartigen Verhältnisses; denn es schafft zwar Beziehungen zwischen Menschen, aber es läſst die Menschen auſserhalb derselben, es ist das genaue Äquivalent für sachliche Leistungen, aber ein sehr inadäquates für das Individuelle und Perso- nale in ihnen: die Enge der sachlichen Abhängigkeiten, die es stiftet, ist für das unterschiedsempfindliche Bewuſstsein der Hintergrund, von dem sich die aus ihnen herausdifferenzierte Persönlichkeit und ihre Freiheit erst deutlich abhebt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/simmel_geld_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/simmel_geld_1900/326
Zitationshilfe: Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Leipzig, 1900, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/simmel_geld_1900/326>, abgerufen am 28.03.2024.