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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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Das andere Capitel.
käntnüß/ so wir daraus schöpffen/ zu unserer Theologia, geheiliget und eine
nicht menschliche sondern göttliche/ das ist von seinem geist gewirckte erkänt-
nüß und liecht seyn. Hiernach haben wir zu trachten/ denn was ists sonsten/ viel
wort zu wissen/ und wiederum her erzehlen zu können/ und die sache selbs nicht
in sich zu haben/ andere dermahleins auff den weg der seligkeit weisen und
selbs darneben hingehen/ ohne geist seyn/ und in dem jenigen/ was wir nach
Judä v. 9. natürlicher weise verstehen/ verderben? Also ists klahr/
wie bereits auff Academien ein Studiosus Theologiae gehalten seye/ zu ei-
nem gantz andern leben als insgemein geführet und (ohne approbation sol-
cher vermeinten privilegien, die GOtt dazu gegeben hätte) der Academischen
freyheit als wol entschuldiget beygemessen wird. Hievon wünsche in aller
Christlichen Studiosorum Theologiae händen zu seyn die Paraeneses super ve-
ra docendi ratione in scholis Christianis,
welche neulich ein rechtschaffener/
und mir vorhin nicht bekant gewester mann Hr. Georg Grabovius zu Berlin
ediret hat. Wo er gleich wie von andern materien hertzlich/ also auch de mo-
do tractandi Theologiam
sehr nachtrücklich redet. Es will aber die kürtze
eines brieffs dißmahl nicht ein mehrers zulassen. Der HErr wird aus die-
sem einigerley massen meine einfältige gedancken abnehmen/ und was er
davon in seinem hertzen selbs nach fleißiger nachsuchung wird diensam er-
kennen/ zu seinem nutzen gebrauchen. Der ich schließlichen so wohl freund-
lich und treuhertzig erinnere/ zu gedencken/ was vor eine wichtige sache es
seye/ sich demjenigen studio gewidmet zu haben/ wo man sein lebtag mit hei-
ligen (und also gefährlichen/ wo sie ungöttlich behandelt würden/ als
an sich selbs nützlichen) dingen umgehen soll/ und an dessen Christlicher
führung etwa nicht nur unser eigen (so zwahr schon bereits wichtig ge-
nug!) sondern auch so vieler anderer heil hangen mag: damit er in hertz-
licher furcht seines GOTTES/ aber auch kindlichem vertrauen auff sei-
ne gnade/ mit eiffrigem gebet und sorgfältiger führung eines Christli-
chen wandels/ sein studium führen/ und dermahleins ein gesegneter werck-
zeug der göttlichen ehre werden möge: Wozu ich auch des Heiligen Gei-
stes kräfftige gnaden-wirckung von dem himmlischen Vater/ um unsers
liebsten HERRN und Erlösers willen ihm von grund der seelen anwün-
sche. 1679.

SECTIO XI.
Auffmunterung an einen Christl. Studiosum
der sich sonderlich der unterrichtung der
armen jugend widmete.
Sein

Das andere Capitel.
kaͤntnuͤß/ ſo wir daraus ſchoͤpffen/ zu unſerer Theologia, geheiliget und eine
nicht menſchliche ſondern goͤttliche/ das iſt von ſeinem geiſt gewirckte erkaͤnt-
nuͤß uñ liecht ſeyn. Hiernach haben wir zu trachten/ denn was iſts ſonſten/ viel
wort zu wiſſen/ und wiederum her erzehlen zu koͤnnen/ und die ſache ſelbs nicht
in ſich zu haben/ andere dermahleins auff den weg der ſeligkeit weiſen und
ſelbs darneben hingehen/ ohne geiſt ſeyn/ und in dem jenigen/ was wir nach
Judaͤ v. 9. natuͤrlicher weiſe verſtehen/ verderben? Alſo iſts klahr/
wie bereits auff Academien ein Studioſus Theologiæ gehalten ſeye/ zu ei-
nem gantz andern leben als insgemein gefuͤhret und (ohne approbation ſol-
cher vermeinten privilegien, die GOtt dazu gegeben haͤtte) der Academiſchen
freyheit als wol entſchuldiget beygemeſſen wird. Hievon wuͤnſche in aller
Chriſtlichen Studioſorum Theologiæ haͤnden zu ſeyn die Paræneſes ſuper ve-
ra docendi ratione in ſcholis Chriſtianis,
welche neulich ein rechtſchaffener/
und mir vorhin nicht bekant geweſter mann Hr. Georg Grabovius zu Berlin
ediret hat. Wo er gleich wie von andern materien hertzlich/ alſo auch de mo-
do tractandi Theologiam
ſehr nachtruͤcklich redet. Es will aber die kuͤrtze
eines brieffs dißmahl nicht ein mehrers zulaſſen. Der HErr wird aus die-
ſem einigerley maſſen meine einfaͤltige gedancken abnehmen/ und was er
davon in ſeinem hertzen ſelbs nach fleißiger nachſuchung wird dienſam er-
kennen/ zu ſeinem nutzen gebrauchen. Der ich ſchließlichen ſo wohl freund-
lich und treuhertzig erinnere/ zu gedencken/ was vor eine wichtige ſache es
ſeye/ ſich demjenigen ſtudio gewidmet zu haben/ wo man ſein lebtag mit hei-
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licher furcht ſeines GOTTES/ aber auch kindlichem vertrauen auff ſei-
ne gnade/ mit eiffrigem gebet und ſorgfaͤltiger fuͤhrung eines Chriſtli-
chen wandels/ ſein ſtudium fuͤhren/ und dermahleins ein geſegneter werck-
zeug der goͤttlichen ehre werden moͤge: Wozu ich auch des Heiligen Gei-
ſtes kraͤfftige gnaden-wirckung von dem himmliſchen Vater/ um unſers
liebſten HERRN und Erloͤſers willen ihm von grund der ſeelen anwuͤn-
ſche. 1679.

SECTIO XI.
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Sein
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[424/0440] Das andere Capitel. kaͤntnuͤß/ ſo wir daraus ſchoͤpffen/ zu unſerer Theologia, geheiliget und eine nicht menſchliche ſondern goͤttliche/ das iſt von ſeinem geiſt gewirckte erkaͤnt- nuͤß uñ liecht ſeyn. Hiernach haben wir zu trachten/ denn was iſts ſonſten/ viel wort zu wiſſen/ und wiederum her erzehlen zu koͤnnen/ und die ſache ſelbs nicht in ſich zu haben/ andere dermahleins auff den weg der ſeligkeit weiſen und ſelbs darneben hingehen/ ohne geiſt ſeyn/ und in dem jenigen/ was wir nach Judaͤ v. 9. natuͤrlicher weiſe verſtehen/ verderben? Alſo iſts klahr/ wie bereits auff Academien ein Studioſus Theologiæ gehalten ſeye/ zu ei- nem gantz andern leben als insgemein gefuͤhret und (ohne approbation ſol- cher vermeinten privilegien, die GOtt dazu gegeben haͤtte) der Academiſchen freyheit als wol entſchuldiget beygemeſſen wird. Hievon wuͤnſche in aller Chriſtlichen Studioſorum Theologiæ haͤnden zu ſeyn die Paræneſes ſuper ve- ra docendi ratione in ſcholis Chriſtianis, welche neulich ein rechtſchaffener/ und mir vorhin nicht bekant geweſter mann Hr. Georg Grabovius zu Berlin ediret hat. Wo er gleich wie von andern materien hertzlich/ alſo auch de mo- do tractandi Theologiam ſehr nachtruͤcklich redet. Es will aber die kuͤrtze eines brieffs dißmahl nicht ein mehrers zulaſſen. Der HErr wird aus die- ſem einigerley maſſen meine einfaͤltige gedancken abnehmen/ und was er davon in ſeinem hertzen ſelbs nach fleißiger nachſuchung wird dienſam er- kennen/ zu ſeinem nutzen gebrauchen. Der ich ſchließlichen ſo wohl freund- lich und treuhertzig erinnere/ zu gedencken/ was vor eine wichtige ſache es ſeye/ ſich demjenigen ſtudio gewidmet zu haben/ wo man ſein lebtag mit hei- ligen (und alſo gefaͤhrlichen/ wo ſie ungoͤttlich behandelt wuͤrden/ als an ſich ſelbs nuͤtzlichen) dingen umgehen ſoll/ und an deſſen Chriſtlicher fuͤhrung etwa nicht nur unſer eigen (ſo zwahr ſchon bereits wichtig ge- nug!) ſondern auch ſo vieler anderer heil hangen mag: damit er in hertz- licher furcht ſeines GOTTES/ aber auch kindlichem vertrauen auff ſei- ne gnade/ mit eiffrigem gebet und ſorgfaͤltiger fuͤhrung eines Chriſtli- chen wandels/ ſein ſtudium fuͤhren/ und dermahleins ein geſegneter werck- zeug der goͤttlichen ehre werden moͤge: Wozu ich auch des Heiligen Gei- ſtes kraͤfftige gnaden-wirckung von dem himmliſchen Vater/ um unſers liebſten HERRN und Erloͤſers willen ihm von grund der ſeelen anwuͤn- ſche. 1679. SECTIO XI. Auffmunterung an einen Chriſtl. Studioſum der ſich ſonderlich der unterrichtung der armen jugend widmete. Sein

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/440>, abgerufen am 28.03.2024.