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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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Das andere Capitel.
nachdrücklich davon gehandelt zu werden/ weil darbey unserer vornehmsten
pflichten erbaulich gedacht werden kan. Von autoribus aber weiß ich kei-
ne andere weiter fürzuschlagen nechsten Viliz (dessen tractätleins anderer
theil auch hernach heraus gekommen) und denjenigen/ die ich in meinem
citirt/ als daß P. Egardus, der auch viel anderes geschrieben/ ein gantzes
tractätlein davon hinterlassen/ so in Holland absonderlich gedruckt/ und nach-
mahl in Franckfurt in dem 3. theil seiner schrifften 1683. einverleibt worden.
Daher nichts anders mehr dazu zu thun weiß/ als zubeten/ daß unser un-
mäßlich gesalbte Hohepriester ein reiches maaß seiner salbung auff meinen
werthen Herrn auch dißmal wolle fliessen lassen/ diese materie des aus der sal-
bung uns mitgetheilten priesterthums nach seiner wahrheit und in seiner
krafft also der gemeinde vorzutragen/ daß sie ihre rechte und pflichten nicht al-
lein gründlich lernen erkennen/ sondern sich derselben treulich in dem gantzen
leben annehmen: er lasse auch/ wo die arbeit andern durch den truck gemein
gemacht werden wird/ dieselbe mit vielem seegen von oben herab beseliget und
fruchtbar gemacht werden. 1690.

SECTIO X.
Von dem amt und pflicht der Pastorum
und Diaconorum.
1.
BEy jeder gemeinde erfodert göttliche ordnung/ daß ein solcher pasto-
ratus
und kirchen-amt sey/ welches sorge trage nicht allein vor die
nothdurfft derselben insgemein/ sondern auch vor iegliches dersel-
ben glied und dessen erbauung/ dazu also auch die erkäntnüß dessel-
bigen wahren zustandes/ ohne welche man mit nutzen die sorge nicht werckstel-
lig machen kan/ gehöret. Denn weil der zweck des gantzen predigt-amts ist die
seligmachung der seelen/ so also die singulos angehet/ so müssen die media
nothwendig demselbigen gemäß und proportionirt seyn. Wo also keine solche
anstalt ist/ da ist die ordnung so viel mangelhafft/ als etwas von der erhaltung
sothanes zweckes zurücke bleibet.
2. Ob nun dieser pastoratus und seel-sorge bey einer person oder bey meh-
rern stehe/ ist von GOtt durch keine gewisse verordnung determiniret. Wie
dann etwa eine gemeinde so klein seyn könte/ daß einer zu solcher sorge gnug
wäre; wo aber eine gemeinde aus vielen bestehet/ so muß auch die zahl der per-
sonen/ welche das pastorat verwalten/ nach solcher proportion starck seyn.
3. Wo

Das andere Capitel.
nachdruͤcklich davon gehandelt zu werden/ weil darbey unſerer vornehmſten
pflichten erbaulich gedacht werden kan. Von autoribus aber weiß ich kei-
ne andere weiter fuͤrzuſchlagen nechſten Viliz (deſſen tractaͤtleins anderer
theil auch hernach heraus gekommen) und denjenigen/ die ich in meinem
citirt/ als daß P. Egardus, der auch viel anderes geſchrieben/ ein gantzes
tractaͤtlein davon hinterlaſſen/ ſo in Holland abſonderlich gedruckt/ und nach-
mahl in Franckfurt in dem 3. theil ſeiner ſchrifften 1683. einverleibt worden.
Daher nichts anders mehr dazu zu thun weiß/ als zubeten/ daß unſer un-
maͤßlich geſalbte Hoheprieſter ein reiches maaß ſeiner ſalbung auff meinen
werthen Herꝛn auch dißmal wolle flieſſen laſſen/ dieſe materie des aus der ſal-
bung uns mitgetheilten prieſterthums nach ſeiner wahrheit und in ſeiner
krafft alſo der gemeinde vorzutragen/ daß ſie ihre rechte und pflichten nicht al-
lein gruͤndlich lernen erkennen/ ſondern ſich derſelben treulich in dem gantzen
leben annehmen: er laſſe auch/ wo die arbeit andern durch den truck gemein
gemacht werden wird/ dieſelbe mit vielem ſeegen von oben herab beſeliget und
fruchtbar gemacht werden. 1690.

SECTIO X.
Von dem amt und pflicht der Paſtorum
und Diaconorum.
1.
BEy jeder gemeinde erfodert goͤttliche ordnung/ daß ein ſolcher paſto-
ratus
und kirchen-amt ſey/ welches ſorge trage nicht allein vor die
nothdurfft derſelben insgemein/ ſondern auch vor iegliches derſel-
ben glied und deſſen erbauung/ dazu alſo auch die erkaͤntnuͤß deſſel-
bigen wahren zuſtandes/ ohne welche man mit nutzen die ſorge nicht werckſtel-
lig machen kan/ gehoͤret. Denn weil der zweck des gantzen predigt-amts iſt die
ſeligmachung der ſeelen/ ſo alſo die ſingulos angehet/ ſo muͤſſen die media
nothwendig demſelbigen gemaͤß und proportioniꝛt ſeyn. Wo alſo keine ſolche
anſtalt iſt/ da iſt die ordnung ſo viel mangelhafft/ als etwas von der erhaltung
ſothanes zweckes zuruͤcke bleibet.
2. Ob nun dieſer paſtoratus und ſeel-ſorge bey einer perſon oder bey meh-
rern ſtehe/ iſt von GOtt durch keine gewiſſe verordnung determiniret. Wie
dann etwa eine gemeinde ſo klein ſeyn koͤnte/ daß einer zu ſolcher ſorge gnug
waͤre; wo aber eine gemeinde aus vielen beſtehet/ ſo muß auch die zahl der per-
ſonen/ welche das paſtorat verwalten/ nach ſolcher proportion ſtarck ſeyn.
3. Wo
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[640/0656] Das andere Capitel. nachdruͤcklich davon gehandelt zu werden/ weil darbey unſerer vornehmſten pflichten erbaulich gedacht werden kan. Von autoribus aber weiß ich kei- ne andere weiter fuͤrzuſchlagen nechſten Viliz (deſſen tractaͤtleins anderer theil auch hernach heraus gekommen) und denjenigen/ die ich in meinem citirt/ als daß P. Egardus, der auch viel anderes geſchrieben/ ein gantzes tractaͤtlein davon hinterlaſſen/ ſo in Holland abſonderlich gedruckt/ und nach- mahl in Franckfurt in dem 3. theil ſeiner ſchrifften 1683. einverleibt worden. Daher nichts anders mehr dazu zu thun weiß/ als zubeten/ daß unſer un- maͤßlich geſalbte Hoheprieſter ein reiches maaß ſeiner ſalbung auff meinen werthen Herꝛn auch dißmal wolle flieſſen laſſen/ dieſe materie des aus der ſal- bung uns mitgetheilten prieſterthums nach ſeiner wahrheit und in ſeiner krafft alſo der gemeinde vorzutragen/ daß ſie ihre rechte und pflichten nicht al- lein gruͤndlich lernen erkennen/ ſondern ſich derſelben treulich in dem gantzen leben annehmen: er laſſe auch/ wo die arbeit andern durch den truck gemein gemacht werden wird/ dieſelbe mit vielem ſeegen von oben herab beſeliget und fruchtbar gemacht werden. 1690. SECTIO X. Von dem amt und pflicht der Paſtorum und Diaconorum. 1. BEy jeder gemeinde erfodert goͤttliche ordnung/ daß ein ſolcher paſto- ratus und kirchen-amt ſey/ welches ſorge trage nicht allein vor die nothdurfft derſelben insgemein/ ſondern auch vor iegliches derſel- ben glied und deſſen erbauung/ dazu alſo auch die erkaͤntnuͤß deſſel- bigen wahren zuſtandes/ ohne welche man mit nutzen die ſorge nicht werckſtel- lig machen kan/ gehoͤret. Denn weil der zweck des gantzen predigt-amts iſt die ſeligmachung der ſeelen/ ſo alſo die ſingulos angehet/ ſo muͤſſen die media nothwendig demſelbigen gemaͤß und proportioniꝛt ſeyn. Wo alſo keine ſolche anſtalt iſt/ da iſt die ordnung ſo viel mangelhafft/ als etwas von der erhaltung ſothanes zweckes zuruͤcke bleibet. 2. Ob nun dieſer paſtoratus und ſeel-ſorge bey einer perſon oder bey meh- rern ſtehe/ iſt von GOtt durch keine gewiſſe verordnung determiniret. Wie dann etwa eine gemeinde ſo klein ſeyn koͤnte/ daß einer zu ſolcher ſorge gnug waͤre; wo aber eine gemeinde aus vielen beſtehet/ ſo muß auch die zahl der per- ſonen/ welche das paſtorat verwalten/ nach ſolcher proportion ſtarck ſeyn. 3. Wo

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/656>, abgerufen am 19.04.2024.