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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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Das andere Capitel.
ner seits ermangle nicht noch ferner mitzukämpffen in gebeth und liebe. Nun
der HErr Herr richte sein werck kräfftig und herrlich in ihm und durch ihn aus/
daß er wo er hinkommt/ mächtiglich das reich des satans zerstöhre und das reich
JEsu auffrichte/ vielen sieg davon trage/ so auch die feinde selbs in göttlicher
krafft gewinne/ andere mit-brüder neben sich aufmuntere/ und alsdann ihrer
treuen mit-arbeit geniesse/ ja sich selbs und die ihn hören seelig mache. 1692.

SECTIO XXV.
Ob die vorschläge der piorum desideriorum auff
dem lande practicirlich: und etliche andre materien.

DAß meine wenige büchlein denselben aufgemuntert und einige ver-
gnügung gebracht/ dancke ich meinem GOtt demüthigst für seine
gnade/ und lerne immer in solcher erfahrung/ wie GOtt seine
gnade und dero würckung nicht an die mit vieler erudition ausge-
arbeitete wercke gehanget/ sondern nicht weniger durch dergleichen einfälti-
ge schrifften kräfftig seye. Was nun die mit angehängte desideria an-
langt/ so antworte mit wenigen. Das erste ist/ daß die in den piis desi-
deriis
vorgeschlagene mittel sich auff dem lande nicht practiciren liessen bey
dem bauer-volck und ohne der Consistoriorum anordnung. Hierauff deucht
mich/ daß zwahr freylich dieselbe sich nicht mit gleichem success und solenni-
tät lassen einführen oder anwenden/ wiewohl zu wünschen/ und da die pu-
blica autoritas
dazu käme zu hoffen wäre. Wo wir aber gedencken/ est
aliquid prodire tenus si non datur ultra,
so werden wir finden/ daß
gleichwohl kein einiges unter allen mitteln seye/ welches gantz impractica-
bel
wäre/ wo wir dieses allein zum grunde legen/ da man den grossen hauffen
nicht bekehren und gewinnen könne/ daß wir auffs wenigste/ die jenige zu
retten befliessen seyn wollen/ welche sich wollen helffen lassen. Wo wir das
büschlein pfeil nicht vermögen auf einmahl zu brechen/ so müssen wir versu-
chen/ wie es uns mit diesem und jenem absonderlich von statten gehe. Das
erste mittel habe ich vorgeschlagen/ daß das wort GOttes möchte reichlicher
eingeführet werden; nun sind zu solcher sache einige vorschläge gethan/ wel-
che wie sie in das publicum gehen/ sich nicht ohne der obern autorität ein füh-
ren liessen/ als zum exempel/ mit vorlesung der übrigen bücher/ auch was eine
stärckere absonderliche versamlung anlangt. Jndessen ist ja möglich/ daß
man trachte/ die hauß-väter und hauß-mütter zu öffterer lesung der schrifft
aufs wenigste des N. T. auffzumuntern. Da ja weder der preiß so hoch/

noch

Das andere Capitel.
ner ſeits ermangle nicht noch ferner mitzukaͤmpffen in gebeth und liebe. Nun
der HErꝛ Herꝛ richte ſein werck kraͤfftig und herrlich in ihm und durch ihn aus/
daß er wo er hinkom̃t/ maͤchtiglich das reich des ſatans zerſtoͤhre und das reich
JEſu auffrichte/ vielen ſieg davon trage/ ſo auch die feinde ſelbs in goͤttlicher
krafft gewinne/ andere mit-bruͤder neben ſich aufmuntere/ und alsdann ihrer
treuen mit-arbeit genieſſe/ ja ſich ſelbs und die ihn hoͤren ſeelig mache. 1692.

SECTIO XXV.
Ob die vorſchlaͤge der piorum deſideriorum auff
dem lande practicirlich: und etliche andre materien.

DAß meine wenige buͤchlein denſelben aufgemuntert und einige ver-
gnuͤgung gebracht/ dancke ich meinem GOtt demuͤthigſt fuͤr ſeine
gnade/ und lerne immer in ſolcher erfahrung/ wie GOtt ſeine
gnade und dero wuͤrckung nicht an die mit vieler erudition ausge-
arbeitete wercke gehanget/ ſondern nicht weniger durch dergleichen einfaͤlti-
ge ſchrifften kraͤfftig ſeye. Was nun die mit angehaͤngte deſideria an-
langt/ ſo antworte mit wenigen. Das erſte iſt/ daß die in den piis deſi-
deriis
vorgeſchlagene mittel ſich auff dem lande nicht practiciren lieſſen bey
dem bauer-volck und ohne der Conſiſtoriorum anordnung. Hierauff deucht
mich/ daß zwahr freylich dieſelbe ſich nicht mit gleichem ſucceſs und ſolenni-
taͤt laſſen einfuͤhren oder anwenden/ wiewohl zu wuͤnſchen/ und da die pu-
blica autoritas
dazu kaͤme zu hoffen waͤre. Wo wir aber gedencken/ eſt
aliquid prodire tenus ſi non datur ultra,
ſo werden wir finden/ daß
gleichwohl kein einiges unter allen mitteln ſeye/ welches gantz impractica-
bel
waͤre/ wo wir dieſes allein zum grunde legen/ da man den groſſen hauffen
nicht bekehren und gewinnen koͤnne/ daß wir auffs wenigſte/ die jenige zu
retten beflieſſen ſeyn wollen/ welche ſich wollen helffen laſſen. Wo wir das
buͤſchlein pfeil nicht vermoͤgen auf einmahl zu brechen/ ſo muͤſſen wir verſu-
chen/ wie es uns mit dieſem und jenem abſonderlich von ſtatten gehe. Das
erſte mittel habe ich vorgeſchlagen/ daß das wort GOttes moͤchte reichlicher
eingefuͤhret werden; nun ſind zu ſolcher ſache einige vorſchlaͤge gethan/ wel-
che wie ſie in das publicum gehen/ ſich nicht ohne der obern autoritaͤt ein fuͤh-
ren lieſſen/ als zum exempel/ mit vorleſung der uͤbrigen buͤcher/ auch was eine
ſtaͤrckere abſonderliche verſamlung anlangt. Jndeſſen iſt ja moͤglich/ daß
man trachte/ die hauß-vaͤter und hauß-muͤtter zu oͤffterer leſung der ſchrifft
aufs wenigſte des N. T. auffzumuntern. Da ja weder der preiß ſo hoch/

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[712/0728] Das andere Capitel. ner ſeits ermangle nicht noch ferner mitzukaͤmpffen in gebeth und liebe. Nun der HErꝛ Herꝛ richte ſein werck kraͤfftig und herrlich in ihm und durch ihn aus/ daß er wo er hinkom̃t/ maͤchtiglich das reich des ſatans zerſtoͤhre und das reich JEſu auffrichte/ vielen ſieg davon trage/ ſo auch die feinde ſelbs in goͤttlicher krafft gewinne/ andere mit-bruͤder neben ſich aufmuntere/ und alsdann ihrer treuen mit-arbeit genieſſe/ ja ſich ſelbs und die ihn hoͤren ſeelig mache. 1692. SECTIO XXV. Ob die vorſchlaͤge der piorum deſideriorum auff dem lande practicirlich: und etliche andre materien. DAß meine wenige buͤchlein denſelben aufgemuntert und einige ver- gnuͤgung gebracht/ dancke ich meinem GOtt demuͤthigſt fuͤr ſeine gnade/ und lerne immer in ſolcher erfahrung/ wie GOtt ſeine gnade und dero wuͤrckung nicht an die mit vieler erudition ausge- arbeitete wercke gehanget/ ſondern nicht weniger durch dergleichen einfaͤlti- ge ſchrifften kraͤfftig ſeye. Was nun die mit angehaͤngte deſideria an- langt/ ſo antworte mit wenigen. Das erſte iſt/ daß die in den piis deſi- deriis vorgeſchlagene mittel ſich auff dem lande nicht practiciren lieſſen bey dem bauer-volck und ohne der Conſiſtoriorum anordnung. Hierauff deucht mich/ daß zwahr freylich dieſelbe ſich nicht mit gleichem ſucceſs und ſolenni- taͤt laſſen einfuͤhren oder anwenden/ wiewohl zu wuͤnſchen/ und da die pu- blica autoritas dazu kaͤme zu hoffen waͤre. Wo wir aber gedencken/ eſt aliquid prodire tenus ſi non datur ultra, ſo werden wir finden/ daß gleichwohl kein einiges unter allen mitteln ſeye/ welches gantz impractica- bel waͤre/ wo wir dieſes allein zum grunde legen/ da man den groſſen hauffen nicht bekehren und gewinnen koͤnne/ daß wir auffs wenigſte/ die jenige zu retten beflieſſen ſeyn wollen/ welche ſich wollen helffen laſſen. Wo wir das buͤſchlein pfeil nicht vermoͤgen auf einmahl zu brechen/ ſo muͤſſen wir verſu- chen/ wie es uns mit dieſem und jenem abſonderlich von ſtatten gehe. Das erſte mittel habe ich vorgeſchlagen/ daß das wort GOttes moͤchte reichlicher eingefuͤhret werden; nun ſind zu ſolcher ſache einige vorſchlaͤge gethan/ wel- che wie ſie in das publicum gehen/ ſich nicht ohne der obern autoritaͤt ein fuͤh- ren lieſſen/ als zum exempel/ mit vorleſung der uͤbrigen buͤcher/ auch was eine ſtaͤrckere abſonderliche verſamlung anlangt. Jndeſſen iſt ja moͤglich/ daß man trachte/ die hauß-vaͤter und hauß-muͤtter zu oͤffterer leſung der ſchrifft aufs wenigſte des N. T. auffzumuntern. Da ja weder der preiß ſo hoch/ noch

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 712. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/728>, abgerufen am 19.04.2024.