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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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ARTIC. I. SECTIO VIII.
selbs seine studia zu nichts anders als GOttes ehren richte/ und in denselben
nicht seinen nutzen/ ehre oder bequemes leben in dem künfftigen/ sich zum
zweck setze/ daher auch in denselben niemahl lob und ruhm vor andern suche/
sondern seine augen stets auff den einigen zweck/ auff welchen er allezeit ge-
wiesen ist/ lediglich richte. Denn gleich wie bey einem nach der welt (wolte
GOtt ich dörffte nicht hinzusetzen/ der gemeinen academischen Studenten)
manier führenden leben der mensch gnade und liechts des heiligen Geistes
nicht fähig ist/ also hingegen wer sich in jene ordnung schicket/ ist ein tempel
und werckstatt des heiligen Geistes/ der auch alsdann seine studia heiliget/
daß er ein ob wohl durch menschen/ dannoch nicht bloß von menschen/ sondern
von GOtt gelehrter Theologus, daher dermahleins ein so viel heilsamer
werckzeug göttlicher ehre/ werde. Wie ich nun von hertzen verlange/ daß
der HErr unter dieser zahl dermahleins seyn möge/ so erinnere denselben (wie
der geliebte Hr. Vater gethan haben wird) auch ich treulich/ in solcher ord-
nung seine studia anzutreten und zuführen/ daß er ein heilsames gefäß der himm-
lischen gnade und officin des heiligen Geistes seyn und werden möge. Wie
ich auch den himmlischen Vater demüthigst anruffe/ der nicht nur die leibes- und
gemüths kräfften bey ihm stäts erhalten/ und alle leibliche gefahr mächtiglich
von ihm abwenden/ sondern ihn durch solchen seinen guten geist also regieren
wolle/ daß derselbe ihn erfülle/ auff dem weg der wahrheit führe/ und auch
seinen praeceptoribus das jenige eingebe/ wie sie ihm am nützlichsten rathen und
an die hand gehen mögen/ so dann deroselben arbeit mit himmlischem gedeyen
an ihm segne. 1689.

SECTIO. VIII.
An einen Christlichen Studiosum wegen der

studiorum.

JCh habe davon freude geschöpfft/ was mir bereits von ihm durch gute
freunde berichtet worden/ und ich nun auch aus dem brieffe selbs in sol-
chem vertrauen gestärcket worden bin/ an ihm einen solchen menschen zu-
wissen/ welcher sich die von Gott anvertraute gaben nicht anders u. zu keinem
andern zweck zu excoliren lasse angelegen seyn/ als wie er ein tüchtiges gefäß
seiner gnaden und werckzeug seiner herrlichkeit werden möchte/ dermaleins so
viel kräfftiger an seinem neben-menschen zu arbeiten. Je weniger nun solcher
art leute sich selbs unter den jenigen befinden/ die sich den studiis, so gar auch
dem studio Theologico gewidmet haben/ so viel angenehmer und lieber sol-
len uns die jenige seyn/ bey welchen wir solche redliche intention und göttli-
chen trieb antreffen. Jn dem sonsten die allermeisten leider selbs in dem
zweck ihres studii fehlen/ als welcher gemeiniglich bey ihnen diesen ist/ daß sie

ehre
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ARTIC. I. SECTIO VIII.
ſelbs ſeine ſtudia zu nichts anders als GOttes ehren richte/ und in denſelben
nicht ſeinen nutzen/ ehre oder bequemes leben in dem kuͤnfftigen/ ſich zum
zweck ſetze/ daher auch in denſelben niemahl lob und ruhm vor andern ſuche/
ſondern ſeine augen ſtets auff den einigen zweck/ auff welchen er allezeit ge-
wieſen iſt/ lediglich richte. Denn gleich wie bey einem nach der welt (wolte
GOtt ich doͤrffte nicht hinzuſetzen/ der gemeinen academiſchen Studenten)
manier fuͤhrenden leben der menſch gnade und liechts des heiligen Geiſtes
nicht faͤhig iſt/ alſo hingegen wer ſich in jene ordnung ſchicket/ iſt ein tempel
und werckſtatt des heiligen Geiſtes/ der auch alsdann ſeine ſtudia heiliget/
daß er ein ob wohl durch menſchen/ dannoch nicht bloß von menſchen/ ſondern
von GOtt gelehrter Theologus, daher dermahleins ein ſo viel heilſamer
werckzeug goͤttlicher ehre/ werde. Wie ich nun von hertzen verlange/ daß
der HErr unter dieſer zahl dermahleins ſeyn moͤge/ ſo erinnere denſelben (wie
der geliebte Hr. Vater gethan haben wird) auch ich treulich/ in ſolcher ord-
nung ſeine ſtudia anzutreten uñ zufuͤhren/ daß er ein heilſames gefaͤß der him̃-
liſchen gnade und officin des heiligen Geiſtes ſeyn und werden moͤge. Wie
ich auch den him̃liſchen Vater demuͤthigſt anruffe/ der nicht nur die leibes- und
gemuͤths kraͤfften bey ihm ſtaͤts erhalten/ und alle leibliche gefahr maͤchtiglich
von ihm abwenden/ ſondern ihn durch ſolchen ſeinen guten geiſt alſo regieren
wolle/ daß derſelbe ihn erfuͤlle/ auff dem weg der wahrheit fuͤhre/ und auch
ſeinen præceptoribus das jenige eingebe/ wie ſie ihm am nuͤtzlichſten rathen uñ
an die hand gehen moͤgen/ ſo dann deroſelben arbeit mit himmliſchem gedeyen
an ihm ſegne. 1689.

SECTIO. VIII.
An einen Chriſtlichen Studioſum wegen der

ſtudiorum.

JCh habe davon freude geſchoͤpfft/ was mir bereits von ihm durch gute
freunde berichtet worden/ und ich nun auch aus dem brieffe ſelbs in ſol-
chem vertrauen geſtaͤrcket worden bin/ an ihm einen ſolchen menſchen zu-
wiſſen/ welcher ſich die von Gott anvertraute gaben nicht anders u. zu keinem
andern zweck zu excoliren laſſe angelegen ſeyn/ als wie er ein tuͤchtiges gefaͤß
ſeiner gnaden und werckzeug ſeiner herrlichkeit werden moͤchte/ dermaleins ſo
viel kraͤfftiger an ſeinem neben-menſchen zu arbeiten. Je weniger nun ſolcher
art leute ſich ſelbs unter den jenigen befinden/ die ſich den ſtudiis, ſo gar auch
dem ſtudio Theologico gewidmet haben/ ſo viel angenehmer und lieber ſol-
len uns die jenige ſeyn/ bey welchen wir ſolche redliche intention und goͤttli-
chen trieb antreffen. Jn dem ſonſten die allermeiſten leider ſelbs in dem
zweck ihres ſtudii fehlen/ als welcher gemeiniglich bey ihnen dieſen iſt/ daß ſie

ehre
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[413/0429] ARTIC. I. SECTIO VIII. ſelbs ſeine ſtudia zu nichts anders als GOttes ehren richte/ und in denſelben nicht ſeinen nutzen/ ehre oder bequemes leben in dem kuͤnfftigen/ ſich zum zweck ſetze/ daher auch in denſelben niemahl lob und ruhm vor andern ſuche/ ſondern ſeine augen ſtets auff den einigen zweck/ auff welchen er allezeit ge- wieſen iſt/ lediglich richte. Denn gleich wie bey einem nach der welt (wolte GOtt ich doͤrffte nicht hinzuſetzen/ der gemeinen academiſchen Studenten) manier fuͤhrenden leben der menſch gnade und liechts des heiligen Geiſtes nicht faͤhig iſt/ alſo hingegen wer ſich in jene ordnung ſchicket/ iſt ein tempel und werckſtatt des heiligen Geiſtes/ der auch alsdann ſeine ſtudia heiliget/ daß er ein ob wohl durch menſchen/ dannoch nicht bloß von menſchen/ ſondern von GOtt gelehrter Theologus, daher dermahleins ein ſo viel heilſamer werckzeug goͤttlicher ehre/ werde. Wie ich nun von hertzen verlange/ daß der HErr unter dieſer zahl dermahleins ſeyn moͤge/ ſo erinnere denſelben (wie der geliebte Hr. Vater gethan haben wird) auch ich treulich/ in ſolcher ord- nung ſeine ſtudia anzutreten uñ zufuͤhren/ daß er ein heilſames gefaͤß der him̃- liſchen gnade und officin des heiligen Geiſtes ſeyn und werden moͤge. Wie ich auch den him̃liſchen Vater demuͤthigſt anruffe/ der nicht nur die leibes- und gemuͤths kraͤfften bey ihm ſtaͤts erhalten/ und alle leibliche gefahr maͤchtiglich von ihm abwenden/ ſondern ihn durch ſolchen ſeinen guten geiſt alſo regieren wolle/ daß derſelbe ihn erfuͤlle/ auff dem weg der wahrheit fuͤhre/ und auch ſeinen præceptoribus das jenige eingebe/ wie ſie ihm am nuͤtzlichſten rathen uñ an die hand gehen moͤgen/ ſo dann deroſelben arbeit mit himmliſchem gedeyen an ihm ſegne. 1689. SECTIO. VIII. An einen Chriſtlichen Studioſum wegen der ſtudiorum. JCh habe davon freude geſchoͤpfft/ was mir bereits von ihm durch gute freunde berichtet worden/ und ich nun auch aus dem brieffe ſelbs in ſol- chem vertrauen geſtaͤrcket worden bin/ an ihm einen ſolchen menſchen zu- wiſſen/ welcher ſich die von Gott anvertraute gaben nicht anders u. zu keinem andern zweck zu excoliren laſſe angelegen ſeyn/ als wie er ein tuͤchtiges gefaͤß ſeiner gnaden und werckzeug ſeiner herrlichkeit werden moͤchte/ dermaleins ſo viel kraͤfftiger an ſeinem neben-menſchen zu arbeiten. Je weniger nun ſolcher art leute ſich ſelbs unter den jenigen befinden/ die ſich den ſtudiis, ſo gar auch dem ſtudio Theologico gewidmet haben/ ſo viel angenehmer und lieber ſol- len uns die jenige ſeyn/ bey welchen wir ſolche redliche intention und goͤttli- chen trieb antreffen. Jn dem ſonſten die allermeiſten leider ſelbs in dem zweck ihres ſtudii fehlen/ als welcher gemeiniglich bey ihnen dieſen iſt/ daß ſie ehre F f f 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/429>, abgerufen am 28.03.2024.