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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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Das dritte Capitel.
des himmlischen Vaters/ zeige hierinnen auch seine treue fürsorge für diese
auserwehlte Princeßinnen so wol als lange sie beysammen sind/ ihren christ-
lichen wandel mit täglichem wachsthum weißlich fortzusetzen/ als auch einer
jeglichen/ wozu er sie beruffen habe/ daß etwa viele häuser von ihrer gottselig-
keit auffgemuntert/ und sie geheiligte kohlen andere zu entzünden werden mö-
gen. Solte er aber einige deroselben in ledigem stande behalten wollen/ so
zeige er gleichfals ort und gelegenheit/ wo sie am füglichsten sorgen mögen/
was dem HErrn angehöre/ ihm ohne hindernüß zu dienen. 1682.

SECTIO VII.
An eine hohe standes-person über gefühlte unge-
meine geistliche freude/ wie man sich darein zu
schicken.

JCh habe mich aus ihrem schreiben der christlichen resolution zu erfreuen
gehabt/ daß dieselbe sich entschlossen bey ihren unterthanen alles nach
müglichkeit mit güte zu versuchen/ ob sie damit endlich gewonnen/ und
zu williger beobachtung ihrer schuldigkeit gebracht werden möchten: Auch
wol gar in zweiffelhafften fällen lieber anderwerts her entscheid zu holen/ als
nach eigenem gutdüncken gegen dieselbe zu verfahren; nicht allein dadurch
allen verdacht der partheylichkeit von sich abzuwenden/ sondern auch sich selbs
zu verwahren/ damit eigne liebe in eigner sache nicht unwissend das gemüth
übervortheile. Zu diesem gottseligen entschluß gebe der himmlische Vater
seine gnad/ und erfülle dero hertz allezeit wie mit liebe/ also auch mit erkäntnüß
seines willens/ was in allen fällen demselben am gemäßesten seye/ um an der-
selben eine richtschnur alles thuns zu finden. Er lasse aber auch solche lieb-
reiche begegnüß in den hertzen der unterthanen von solcher krafft seyn/ daß sie
vielmehr auch zur billigkeit und gehorsam gelencket/ und also beyderseits see-
len mit desto festerer liebe und vertrauen gegen einander verbunden/ eben da-
mit aber auch das leben leichter gemacht/ und so viel mehrerem segen/ welcher
bey liebe und frieden sich findet/ platz gegeben werde. Dieses ist dasjenige/
was noch immer fort mit meinem armen gebet von dem himmlischen Vater
zu erbitten mir angelegen seyn lassen werde. Unsern lieben N. N. anlangend/
so freue ich mich so wol/ daß der HErr seinen umgang nicht ungesegnet lässet/
als ist mir sehr lieb/ daß allerseits gebührende vorsichtigkeit gebraucht werde/
die GOTT noch ferner geben/ hingegen alles dasjenige kräfftig abwenden
wolle/ wodurch/ welche der gottseligkeit nicht eben hold sind/ etwas von der-
selben zu lästern anlaß nehmen könten. Wie nun dieses zur antwort des an
mich gethanen dienet/ so habe nun ferner zu bezeugen/ die innigliche freude/
welche ich über dasjenige schreiben/ so mir N. N. in freundlichem vertrauen

com-

Das dritte Capitel.
des himmliſchen Vaters/ zeige hierinnen auch ſeine treue fuͤrſorge fuͤr dieſe
auserwehlte Princeßinnen ſo wol als lange ſie beyſammen ſind/ ihren chriſt-
lichen wandel mit taͤglichem wachsthum weißlich fortzuſetzen/ als auch einer
jeglichen/ wozu er ſie beruffen habe/ daß etwa viele haͤuſer von ihrer gottſelig-
keit auffgemuntert/ und ſie geheiligte kohlen andere zu entzuͤnden werden moͤ-
gen. Solte er aber einige deroſelben in ledigem ſtande behalten wollen/ ſo
zeige er gleichfals ort und gelegenheit/ wo ſie am fuͤglichſten ſorgen moͤgen/
was dem HErrn angehoͤre/ ihm ohne hindernuͤß zu dienen. 1682.

SECTIO VII.
An eine hohe ſtandes-perſon uͤber gefuͤhlte unge-
meine geiſtliche freude/ wie man ſich darein zu
ſchicken.

JCh habe mich aus ihrem ſchreiben der chriſtlichen reſolution zu erfreuen
gehabt/ daß dieſelbe ſich entſchloſſen bey ihren unterthanen alles nach
muͤglichkeit mit guͤte zu verſuchen/ ob ſie damit endlich gewonnen/ und
zu williger beobachtung ihrer ſchuldigkeit gebracht werden moͤchten: Auch
wol gar in zweiffelhafften faͤllen lieber anderwerts her entſcheid zu holen/ als
nach eigenem gutduͤncken gegen dieſelbe zu verfahren; nicht allein dadurch
allen verdacht der partheylichkeit von ſich abzuwenden/ ſondern auch ſich ſelbs
zu verwahren/ damit eigne liebe in eigner ſache nicht unwiſſend das gemuͤth
uͤbervortheile. Zu dieſem gottſeligen entſchluß gebe der himmliſche Vater
ſeine gnad/ und erfuͤlle dero hertz allezeit wie mit liebe/ alſo auch mit erkaͤntnuͤß
ſeines willens/ was in allen faͤllen demſelben am gemaͤßeſten ſeye/ um an der-
ſelben eine richtſchnur alles thuns zu finden. Er laſſe aber auch ſolche lieb-
reiche begegnuͤß in den hertzen der unterthanen von ſolcher krafft ſeyn/ daß ſie
vielmehr auch zur billigkeit und gehorſam gelencket/ und alſo beyderſeits ſee-
len mit deſto feſterer liebe und vertrauen gegen einander verbunden/ eben da-
mit aber auch das leben leichter gemacht/ und ſo viel mehrerem ſegen/ welcher
bey liebe und frieden ſich findet/ platz gegeben werde. Dieſes iſt dasjenige/
was noch immer fort mit meinem armen gebet von dem himmliſchen Vater
zu erbitten mir angelegen ſeyn laſſen werde. Unſern lieben N. N. anlangend/
ſo freue ich mich ſo wol/ daß der HErr ſeinen umgang nicht ungeſegnet laͤſſet/
als iſt mir ſehr lieb/ daß allerſeits gebuͤhrende vorſichtigkeit gebraucht werde/
die GOTT noch ferner geben/ hingegen alles dasjenige kraͤfftig abwenden
wolle/ wodurch/ welche der gottſeligkeit nicht eben hold ſind/ etwas von der-
ſelben zu laͤſtern anlaß nehmen koͤnten. Wie nun dieſes zur antwort des an
mich gethanen dienet/ ſo habe nun ferner zu bezeugen/ die innigliche freude/
welche ich uͤber dasjenige ſchreiben/ ſo mir N. N. in freundlichem vertrauen

com-
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[418/0426] Das dritte Capitel. des himmliſchen Vaters/ zeige hierinnen auch ſeine treue fuͤrſorge fuͤr dieſe auserwehlte Princeßinnen ſo wol als lange ſie beyſammen ſind/ ihren chriſt- lichen wandel mit taͤglichem wachsthum weißlich fortzuſetzen/ als auch einer jeglichen/ wozu er ſie beruffen habe/ daß etwa viele haͤuſer von ihrer gottſelig- keit auffgemuntert/ und ſie geheiligte kohlen andere zu entzuͤnden werden moͤ- gen. Solte er aber einige deroſelben in ledigem ſtande behalten wollen/ ſo zeige er gleichfals ort und gelegenheit/ wo ſie am fuͤglichſten ſorgen moͤgen/ was dem HErrn angehoͤre/ ihm ohne hindernuͤß zu dienen. 1682. SECTIO VII. An eine hohe ſtandes-perſon uͤber gefuͤhlte unge- meine geiſtliche freude/ wie man ſich darein zu ſchicken. JCh habe mich aus ihrem ſchreiben der chriſtlichen reſolution zu erfreuen gehabt/ daß dieſelbe ſich entſchloſſen bey ihren unterthanen alles nach muͤglichkeit mit guͤte zu verſuchen/ ob ſie damit endlich gewonnen/ und zu williger beobachtung ihrer ſchuldigkeit gebracht werden moͤchten: Auch wol gar in zweiffelhafften faͤllen lieber anderwerts her entſcheid zu holen/ als nach eigenem gutduͤncken gegen dieſelbe zu verfahren; nicht allein dadurch allen verdacht der partheylichkeit von ſich abzuwenden/ ſondern auch ſich ſelbs zu verwahren/ damit eigne liebe in eigner ſache nicht unwiſſend das gemuͤth uͤbervortheile. Zu dieſem gottſeligen entſchluß gebe der himmliſche Vater ſeine gnad/ und erfuͤlle dero hertz allezeit wie mit liebe/ alſo auch mit erkaͤntnuͤß ſeines willens/ was in allen faͤllen demſelben am gemaͤßeſten ſeye/ um an der- ſelben eine richtſchnur alles thuns zu finden. Er laſſe aber auch ſolche lieb- reiche begegnuͤß in den hertzen der unterthanen von ſolcher krafft ſeyn/ daß ſie vielmehr auch zur billigkeit und gehorſam gelencket/ und alſo beyderſeits ſee- len mit deſto feſterer liebe und vertrauen gegen einander verbunden/ eben da- mit aber auch das leben leichter gemacht/ und ſo viel mehrerem ſegen/ welcher bey liebe und frieden ſich findet/ platz gegeben werde. Dieſes iſt dasjenige/ was noch immer fort mit meinem armen gebet von dem himmliſchen Vater zu erbitten mir angelegen ſeyn laſſen werde. Unſern lieben N. N. anlangend/ ſo freue ich mich ſo wol/ daß der HErr ſeinen umgang nicht ungeſegnet laͤſſet/ als iſt mir ſehr lieb/ daß allerſeits gebuͤhrende vorſichtigkeit gebraucht werde/ die GOTT noch ferner geben/ hingegen alles dasjenige kraͤfftig abwenden wolle/ wodurch/ welche der gottſeligkeit nicht eben hold ſind/ etwas von der- ſelben zu laͤſtern anlaß nehmen koͤnten. Wie nun dieſes zur antwort des an mich gethanen dienet/ ſo habe nun ferner zu bezeugen/ die innigliche freude/ welche ich uͤber dasjenige ſchreiben/ ſo mir N. N. in freundlichem vertrauen com-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/426>, abgerufen am 28.03.2024.