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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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ARTIC. I. SECTIO XVII.
SECTIO XVII.
Nochmals von freyheit absonderliche communio-
nen anzustellen/ und der dem Ministerio nothwendig zu-
kommenden auffsicht.

WAs die beyden fragen betrifft/ darauff in der furcht des HErrn zu
antworten/ so kan ich 1. nicht anders sagen/ als daß jure divino die
auffsicht und direction der communion dem ordentlichen Ministerio
zukomme/ und also ohne dessen willen und wissen sich niemand der admini-
stration
anzumassen habe. Jch procedire darinnen also: Es wird wol 1. un-
ter uns ausgemacht seyn/ daß die institutio Ministerin an sich juris divi-
ni
seye; daher ob wol alle jura, so dasselbige übet/ radicaliter der gantzen kir-
chen zukommen/ woraus auch entstehet/ daß wo die noth die gemeine ord-
nung auffhebet/ das recht auff jegliche glieder wiederum zurück fället/ so ist
doch deroselben ordentliches exercitium nicht humano arbitrio, sondern divi-
na ordinatione
auff das Ministerium devolviret/ wie dann auch das Mini-
sterium
nicht wäre/ was es ist/ wenn die membra der gemeinde die übung ih-
rer jurium ohne dasselbige frey behielten/ daher hingegen sie nicht anders an-
gesehen werden können/ als welche auff solche übung in die hände des Presby-
terii
gleichsam verzieg thun haben müssen. 2. Dem Ministerio kommt also
alles dasjenige in geistlichen dingen zu/ was nicht singula membra für ihre
person allein angehet/ sondern entweder unmittelbar oder mittelbar die ge-
sanite gemeinde betrifft. Zu jenen stücken gehöret die öffentliche predigt/ die
anstalt des öffentlichen Gottesdienstes/ die auffsicht auff die gantze gemein-
de: zu diesen aber/ gehöret die administration der H. Sacramenten/ welche
die vincula der gemeinde sind/ und daher diese allezeit durch ihre verordnete/
die einrichtung und obsicht behalten muß. Nachdem die tauffe der eingang
in die gemeinschafft der kirchen ist/ im H. abendmahl aber nebens dem nutzen/
welchen jeglicher für seine person daraus zu erwarten hat/ allezeit eine er-
neurung des bandes/ mit welchem der HErr seine Christen verbunden ha-
ben will/ geschihet (sihe 1. Cor. 10/ 7.) 3. Daher ligt der gemeinde allezeit ein
grosses daran/ wie mit den Sacramenten umgegangen werde/ und hat also
kein glied die macht/ ohne direction des Ministerii oder Presbyterii sich oder
andern desselben theilhafftig zu machen. 4. Dazu auch kommet/ daß we-
gen der allzuviel aus der freygebung der communion/ nicht nur
vermuthlich/ sondern fast unvermeidlich/ folgender grossen un-
ordnung und inconvenientien sich unmüglich mit der weißheit unsers Hey-
landes vergleichen liesse/ daß er die inspection und direction der Sacramen-

ten
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ARTIC. I. SECTIO XVII.
SECTIO XVII.
Nochmals von freyheit abſonderliche communio-
nen anzuſtellen/ und der dem Miniſterio nothwendig zu-
kommenden auffſicht.

WAs die beyden fragen betrifft/ darauff in der furcht des HErrn zu
antworten/ ſo kan ich 1. nicht anders ſagen/ als daß jure divino die
auffſicht und direction der communion dem ordentlichen Miniſterio
zukomme/ und alſo ohne deſſen willen und wiſſen ſich niemand der admini-
ſtration
anzumaſſen habe. Jch procedire darinnen alſo: Es wird wol 1. un-
ter uns ausgemacht ſeyn/ daß die inſtitutio Miniſterin an ſich juris divi-
ni
ſeye; daher ob wol alle jura, ſo daſſelbige uͤbet/ radicaliter der gantzen kir-
chen zukommen/ woraus auch entſtehet/ daß wo die noth die gemeine ord-
nung auffhebet/ das recht auff jegliche glieder wiederum zuruͤck faͤllet/ ſo iſt
doch deroſelben ordentliches exercitium nicht humano arbitrio, ſondern divi-
na ordinatione
auff das Miniſterium devolviret/ wie dann auch das Mini-
ſterium
nicht waͤre/ was es iſt/ wenn die membra der gemeinde die uͤbung ih-
rer jurium ohne daſſelbige frey behielten/ daher hingegen ſie nicht anders an-
geſehen werden koͤnnen/ als welche auff ſolche uͤbung in die haͤnde des Presby-
terii
gleichſam verzieg thun haben muͤſſen. 2. Dem Miniſterio kommt alſo
alles dasjenige in geiſtlichen dingen zu/ was nicht ſingula membra fuͤr ihre
perſon allein angehet/ ſondern entweder unmittelbar oder mittelbar die ge-
ſanite gemeinde betrifft. Zu jenen ſtuͤcken gehoͤret die oͤffentliche predigt/ die
anſtalt des oͤffentlichen Gottesdienſtes/ die auffſicht auff die gantze gemein-
de: zu dieſen aber/ gehoͤret die adminiſtration der H. Sacramenten/ welche
die vincula der gemeinde ſind/ und daher dieſe allezeit durch ihre verordnete/
die einrichtung und obſicht behalten muß. Nachdem die tauffe der eingang
in die gemeinſchafft der kirchen iſt/ im H. abendmahl aber nebens dem nutzen/
welchen jeglicher fuͤr ſeine perſon daraus zu erwarten hat/ allezeit eine er-
neurung des bandes/ mit welchem der HErr ſeine Chriſten verbunden ha-
ben will/ geſchihet (ſihe 1. Cor. 10/ 7.) 3. Daher ligt der gemeinde allezeit ein
groſſes daran/ wie mit den Sacramenten umgegangen werde/ und hat alſo
kein glied die macht/ ohne direction des Miniſterii oder Presbyterii ſich oder
andern deſſelben theilhafftig zu machen. 4. Dazu auch kommet/ daß we-
gen der allzuviel aus der freygebung der communion/ nicht nur
vermuthlich/ ſondern faſt unvermeidlich/ folgender groſſen un-
ordnung und inconvenientien ſich unmuͤglich mit der weißheit unſers Hey-
landes vergleichen lieſſe/ daß er die inſpection und direction der Sacramen-

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[75/0083] ARTIC. I. SECTIO XVII. SECTIO XVII. Nochmals von freyheit abſonderliche communio- nen anzuſtellen/ und der dem Miniſterio nothwendig zu- kommenden auffſicht. WAs die beyden fragen betrifft/ darauff in der furcht des HErrn zu antworten/ ſo kan ich 1. nicht anders ſagen/ als daß jure divino die auffſicht und direction der communion dem ordentlichen Miniſterio zukomme/ und alſo ohne deſſen willen und wiſſen ſich niemand der admini- ſtration anzumaſſen habe. Jch procedire darinnen alſo: Es wird wol 1. un- ter uns ausgemacht ſeyn/ daß die inſtitutio Miniſterin an ſich juris divi- ni ſeye; daher ob wol alle jura, ſo daſſelbige uͤbet/ radicaliter der gantzen kir- chen zukommen/ woraus auch entſtehet/ daß wo die noth die gemeine ord- nung auffhebet/ das recht auff jegliche glieder wiederum zuruͤck faͤllet/ ſo iſt doch deroſelben ordentliches exercitium nicht humano arbitrio, ſondern divi- na ordinatione auff das Miniſterium devolviret/ wie dann auch das Mini- ſterium nicht waͤre/ was es iſt/ wenn die membra der gemeinde die uͤbung ih- rer jurium ohne daſſelbige frey behielten/ daher hingegen ſie nicht anders an- geſehen werden koͤnnen/ als welche auff ſolche uͤbung in die haͤnde des Presby- terii gleichſam verzieg thun haben muͤſſen. 2. Dem Miniſterio kommt alſo alles dasjenige in geiſtlichen dingen zu/ was nicht ſingula membra fuͤr ihre perſon allein angehet/ ſondern entweder unmittelbar oder mittelbar die ge- ſanite gemeinde betrifft. Zu jenen ſtuͤcken gehoͤret die oͤffentliche predigt/ die anſtalt des oͤffentlichen Gottesdienſtes/ die auffſicht auff die gantze gemein- de: zu dieſen aber/ gehoͤret die adminiſtration der H. Sacramenten/ welche die vincula der gemeinde ſind/ und daher dieſe allezeit durch ihre verordnete/ die einrichtung und obſicht behalten muß. Nachdem die tauffe der eingang in die gemeinſchafft der kirchen iſt/ im H. abendmahl aber nebens dem nutzen/ welchen jeglicher fuͤr ſeine perſon daraus zu erwarten hat/ allezeit eine er- neurung des bandes/ mit welchem der HErr ſeine Chriſten verbunden ha- ben will/ geſchihet (ſihe 1. Cor. 10/ 7.) 3. Daher ligt der gemeinde allezeit ein groſſes daran/ wie mit den Sacramenten umgegangen werde/ und hat alſo kein glied die macht/ ohne direction des Miniſterii oder Presbyterii ſich oder andern deſſelben theilhafftig zu machen. 4. Dazu auch kommet/ daß we- gen der allzuviel aus der freygebung der communion/ nicht nur vermuthlich/ ſondern faſt unvermeidlich/ folgender groſſen un- ordnung und inconvenientien ſich unmuͤglich mit der weißheit unſers Hey- landes vergleichen lieſſe/ daß er die inſpection und direction der Sacramen- ten K 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/83>, abgerufen am 28.03.2024.