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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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Das fünffte Capitel. ART. II. SECTIO XLV.
eine herrschafft nehme) einleuchten werde oder nicht: schließlich den himmlischen Vater demüthigst
anflehende/ der sein liecht und Geistes krafft in seiner lieben seelen immer heller auffgehen/ und sich
stärcker in ihr erweisen lassen wolle/ damit er nach seinem hertzlichen verlangen die wahrheit stets
tieffer einsehe/ davon eine völlige überzeugung in sich fühle/ dadurch alle anfechtung und zweiffel
überwinde/ aber nach diesem sieg sich so viel kräfftiger und geschickter finde/ die mit solchem ernst ge-
prüffte wahrheit der gemeinde des Herrn/ wie mit mehrer gewißheit/ also auch mit stärckerem nach-
truck vorzutragen/ und also viel seelen neben sich zur lebendigen und seligmachenden erkäntnüß der
wahrheit zu führen. Der HErr spreche auch also/ wie wir bitten/ und gebe auch mir gnade/ sein
werck an seiner werthen seele einiger massen mit befördern zu helffen. 1689.

SECTIO XLV.
Trost an jemand/ so sich über meinen abzug von
Dreßden betrübte.

DJeses einige hätte von lieben freunden zu verlangen/ daß der an meiner entziehung geschehe-
ne verlust nicht so hoch geachtet würde: dann ob mir mein getreuer GOtt einige geistliche ga-
ben verliehen haben mag/ deren mich zwahr auch nicht würdig achte/ so ist doch das maaß dersel-
ben nicht so groß/ daß man viel verlohren zu haben/ billich klagen könte. Und wie ich zu geschehen
wünsche und bitte/ wird der HErr HErr/ der mich von ihrem ort selbs hat heissen ausgehen/ seinen
übrigen dienern/ welche er denselben gelassen hat/ oder ferner senden wird/ so viele gaben und segen
geben/ daß keiner seelen/ welche ihn wahrhafftig suchet/ das geringste abgehen soll oder wird/ wo-
durch sie auffgemuntert oder erbauet zu werden bedarff: und ob es seyn solte/ daß einige biß dahin
gewohnte übungen unterbleiben/ wie etwa das examen, von dem ich eben nicht gewisse hoffnung
machen kan/ ob es wieder angestellet werde werden/ so kan der daraus vorhin geschöpffte nutzen
ohnschwehr auf andre weise ersetzet werden/ wo eine christliche person entweder allein in der heili-
gen bibel/ oder andern gottseligen büchern/ zu lesen solche zeit anwendet/ oder mit einigen andern
auch christlichen vertrauten freunden zugleich liset/ sich unter emander besprachet/ oder man mit
einander betet und singet: welche übung/ wie ich aus der erfahrung selbs habe/ einen ungemeinen
nutzen schaffet/ und hingegen/ daß sie weniger im gebrauch ist/ vieles gutes zurück hält. Jn summa
unser treueste Heyland liebet die seelen/ die in seiner vereinigung zuzunehmen verlangen/ viel zu
hertzlich/ als daß ihnen etwas dessen/ was wahrhafftig solche gemeinschafft befördern könte/ man-
glen solte/ sondern der anscheinende mangel muß nur ihr verlangen desto mehr schärffen und brün-
stig machen; je inbrünstiger aber dasselbe wird/ je mehr nahe sich der HErr selbs zu denselben/
und vereiniget sich immer inniglicher/ daß man nachmal erbauliche übungen nicht verachtet/ son-
dern wo man sie haben kan/ mit freuden und fleißig gebrauchet/ aber wo man ihr entrathen solle/
sich hertzlich zu frieden gibt/ und in demjenigen/ so viel uns der HErr zu jedenmalen annoch lässet/
allezeit seine gnüge findet. Dieses wünsche wol von grund des hertzens allen denen/ welchen mein
abschied noch biß daher möchte etwas schwehr worden seyn; sonderlich aber/ daß ich/ gleichwie von
übrigen deroselben wolstand/ also auch vornemlich/ daß das werck des HErrn in dero innern men-
schen stets wachse und zunehme/ offtmal erfreuliche nachricht/ und also ursach denselben zu preisen/
bekommen möge. Daß im übrigen einige christliche freunde sichmeiner her ausgegebenen wercke ge-
brauchen/ und aus denselbigen sich zu erbauen suchen/ habe ich auch der göttlichen güte in schuldi-
ger demuth zu dancken/ die mir also gelegenheit machet/ auch abwesend an einigen frucht zu schaf-
fen/ dardurch aber anfrischet/ so sie mir einiges/ so erbaulich halte/ beschehret/ dasselbe so viel lieber
auch durch den truck gemein zu machen/ weil mir von dem segen/ den der HErr nach seiner
barmhertzigkeit hin und wieder dazu gegeben/ öffters da und dort her
zeugnüß eingelauffen sind. 1691.



Das fuͤnffte Capitel. ART. II. SECTIO XLV.
eine herrſchafft nehme) einleuchten werde oder nicht: ſchließlich den himmliſchen Vater demuͤthigſt
anflehende/ der ſein liecht und Geiſtes krafft in ſeiner lieben ſeelen immer heller auffgehen/ und ſich
ſtaͤrcker in ihr erweiſen laſſen wolle/ damit er nach ſeinem hertzlichen verlangen die wahrheit ſtets
tieffer einſehe/ davon eine voͤllige uͤberzeugung in ſich fuͤhle/ dadurch alle anfechtung und zweiffel
uͤberwinde/ aber nach dieſem ſieg ſich ſo viel kraͤfftiger und geſchickter finde/ die mit ſolchem ernſt ge-
pruͤffte wahrheit der gemeinde des Herrn/ wie mit mehrer gewißheit/ alſo auch mit ſtaͤrckerem nach-
truck vorzutragen/ und alſo viel ſeelen neben ſich zur lebendigen und ſeligmachenden erkaͤntnuͤß der
wahrheit zu fuͤhren. Der HErr ſpreche auch alſo/ wie wir bitten/ und gebe auch mir gnade/ ſein
werck an ſeiner werthen ſeele einiger maſſen mit befoͤrdern zu helffen. 1689.

SECTIO XLV.
Troſt an jemand/ ſo ſich uͤber meinen abzug von
Dreßden betruͤbte.

DJeſes einige haͤtte von lieben freunden zu verlangen/ daß der an meiner entziehung geſchehe-
ne verluſt nicht ſo hoch geachtet wuͤrde: dann ob mir mein getreuer GOtt einige geiſtliche ga-
ben verliehen haben mag/ deren mich zwahr auch nicht wuͤrdig achte/ ſo iſt doch das maaß derſel-
ben nicht ſo groß/ daß man viel verlohren zu haben/ billich klagen koͤnte. Und wie ich zu geſchehen
wuͤnſche und bitte/ wird der HErr HErr/ der mich von ihrem ort ſelbs hat heiſſen ausgehen/ ſeinen
uͤbrigen dienern/ welche er denſelben gelaſſen hat/ oder ferner ſenden wird/ ſo viele gaben und ſegen
geben/ daß keiner ſeelẽ/ welche ihn wahrhafftig ſuchet/ das geringſte abgehen ſoll oder wird/ wo-
durch ſie auffgemuntert oder erbauet zu werden bedarff: und ob es ſeyn ſolte/ daß einige biß dahin
gewohnte uͤbungen unterbleiben/ wie etwa das examen, von dem ich eben nicht gewiſſe hoffnung
machen kan/ ob es wieder angeſtellet werde werden/ ſo kan der daraus vorhin geſchoͤpffte nutzen
ohnſchwehr auf andre weiſe erſetzet werden/ wo eine chriſtliche perſon entweder allein in der heili-
gen bibel/ oder andern gottſeligen buͤchern/ zu leſen ſolche zeit anwendet/ oder mit einigen andern
auch chriſtlichen vertrauten freunden zugleich liſet/ ſich unter emander beſprachet/ oder man mit
einander betet und ſinget: welche uͤbung/ wie ich aus der erfahrung ſelbs habe/ einen ungemeinen
nutzen ſchaffet/ und hingegen/ daß ſie weniger im gebrauch iſt/ vieles gutes zuruͤck haͤlt. Jn ſumma
unſer treueſte Heyland liebet die ſeelen/ die in ſeiner vereinigung zuzunehmen verlangen/ viel zu
hertzlich/ als daß ihnen etwas deſſen/ was wahrhafftig ſolche gemeinſchafft befoͤrdern koͤnte/ man-
glen ſolte/ ſondern der anſcheinende mangel muß nur ihr verlangen deſto mehr ſchaͤrffen und bruͤn-
ſtig machen; je inbruͤnſtiger aber daſſelbe wird/ je mehr nahe ſich der HErr ſelbs zu denſelben/
und vereiniget ſich immer inniglicher/ daß man nachmal erbauliche uͤbungen nicht verachtet/ ſon-
dern wo man ſie haben kan/ mit freuden und fleißig gebrauchet/ aber wo man ihr entrathen ſolle/
ſich hertzlich zu frieden gibt/ und in demjenigen/ ſo viel uns der HErr zu jedenmalen annoch laͤſſet/
allezeit ſeine gnuͤge findet. Dieſes wuͤnſche wol von grund des hertzens allen denen/ welchen mein
abſchied noch biß daher moͤchte etwas ſchwehr worden ſeyn; ſonderlich aber/ daß ich/ gleichwie von
uͤbrigen deroſelben wolſtand/ alſo auch vornemlich/ daß das werck des HErrn in dero innern men-
ſchen ſtets wachſe und zunehme/ offtmal erfreuliche nachricht/ und alſo urſach denſelben zu preiſen/
bekommen moͤge. Daß im uͤbrigen einige chriſtliche freunde ſichmeineꝛ her ausgegebenen wercke ge-
brauchen/ und aus denſelbigen ſich zu erbauen ſuchen/ habe ich auch der goͤttlichen guͤte in ſchuldi-
ger demuth zu dancken/ die mir alſo gelegenheit machet/ auch abweſend an einigen frucht zu ſchaf-
fen/ dardurch aber anfriſchet/ ſo ſie mir einiges/ ſo erbaulich halte/ beſchehret/ daſſelbe ſo viel lieber
auch durch den truck gemein zu machen/ weil mir von dem ſegen/ den der HErr nach ſeiner
barmhertzigkeit hin und wieder dazu gegeben/ oͤffters da und dort her
zeugnuͤß eingelauffen ſind. 1691.



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[904/0912] Das fuͤnffte Capitel. ART. II. SECTIO XLV. eine herrſchafft nehme) einleuchten werde oder nicht: ſchließlich den himmliſchen Vater demuͤthigſt anflehende/ der ſein liecht und Geiſtes krafft in ſeiner lieben ſeelen immer heller auffgehen/ und ſich ſtaͤrcker in ihr erweiſen laſſen wolle/ damit er nach ſeinem hertzlichen verlangen die wahrheit ſtets tieffer einſehe/ davon eine voͤllige uͤberzeugung in ſich fuͤhle/ dadurch alle anfechtung und zweiffel uͤberwinde/ aber nach dieſem ſieg ſich ſo viel kraͤfftiger und geſchickter finde/ die mit ſolchem ernſt ge- pruͤffte wahrheit der gemeinde des Herrn/ wie mit mehrer gewißheit/ alſo auch mit ſtaͤrckerem nach- truck vorzutragen/ und alſo viel ſeelen neben ſich zur lebendigen und ſeligmachenden erkaͤntnuͤß der wahrheit zu fuͤhren. Der HErr ſpreche auch alſo/ wie wir bitten/ und gebe auch mir gnade/ ſein werck an ſeiner werthen ſeele einiger maſſen mit befoͤrdern zu helffen. 1689. SECTIO XLV. Troſt an jemand/ ſo ſich uͤber meinen abzug von Dreßden betruͤbte. DJeſes einige haͤtte von lieben freunden zu verlangen/ daß der an meiner entziehung geſchehe- ne verluſt nicht ſo hoch geachtet wuͤrde: dann ob mir mein getreuer GOtt einige geiſtliche ga- ben verliehen haben mag/ deren mich zwahr auch nicht wuͤrdig achte/ ſo iſt doch das maaß derſel- ben nicht ſo groß/ daß man viel verlohren zu haben/ billich klagen koͤnte. Und wie ich zu geſchehen wuͤnſche und bitte/ wird der HErr HErr/ der mich von ihrem ort ſelbs hat heiſſen ausgehen/ ſeinen uͤbrigen dienern/ welche er denſelben gelaſſen hat/ oder ferner ſenden wird/ ſo viele gaben und ſegen geben/ daß keiner ſeelẽ/ welche ihn wahrhafftig ſuchet/ das geringſte abgehen ſoll oder wird/ wo- durch ſie auffgemuntert oder erbauet zu werden bedarff: und ob es ſeyn ſolte/ daß einige biß dahin gewohnte uͤbungen unterbleiben/ wie etwa das examen, von dem ich eben nicht gewiſſe hoffnung machen kan/ ob es wieder angeſtellet werde werden/ ſo kan der daraus vorhin geſchoͤpffte nutzen ohnſchwehr auf andre weiſe erſetzet werden/ wo eine chriſtliche perſon entweder allein in der heili- gen bibel/ oder andern gottſeligen buͤchern/ zu leſen ſolche zeit anwendet/ oder mit einigen andern auch chriſtlichen vertrauten freunden zugleich liſet/ ſich unter emander beſprachet/ oder man mit einander betet und ſinget: welche uͤbung/ wie ich aus der erfahrung ſelbs habe/ einen ungemeinen nutzen ſchaffet/ und hingegen/ daß ſie weniger im gebrauch iſt/ vieles gutes zuruͤck haͤlt. Jn ſumma unſer treueſte Heyland liebet die ſeelen/ die in ſeiner vereinigung zuzunehmen verlangen/ viel zu hertzlich/ als daß ihnen etwas deſſen/ was wahrhafftig ſolche gemeinſchafft befoͤrdern koͤnte/ man- glen ſolte/ ſondern der anſcheinende mangel muß nur ihr verlangen deſto mehr ſchaͤrffen und bruͤn- ſtig machen; je inbruͤnſtiger aber daſſelbe wird/ je mehr nahe ſich der HErr ſelbs zu denſelben/ und vereiniget ſich immer inniglicher/ daß man nachmal erbauliche uͤbungen nicht verachtet/ ſon- dern wo man ſie haben kan/ mit freuden und fleißig gebrauchet/ aber wo man ihr entrathen ſolle/ ſich hertzlich zu frieden gibt/ und in demjenigen/ ſo viel uns der HErr zu jedenmalen annoch laͤſſet/ allezeit ſeine gnuͤge findet. Dieſes wuͤnſche wol von grund des hertzens allen denen/ welchen mein abſchied noch biß daher moͤchte etwas ſchwehr worden ſeyn; ſonderlich aber/ daß ich/ gleichwie von uͤbrigen deroſelben wolſtand/ alſo auch vornemlich/ daß das werck des HErrn in dero innern men- ſchen ſtets wachſe und zunehme/ offtmal erfreuliche nachricht/ und alſo urſach denſelben zu preiſen/ bekommen moͤge. Daß im uͤbrigen einige chriſtliche freunde ſichmeineꝛ her ausgegebenen wercke ge- brauchen/ und aus denſelbigen ſich zu erbauen ſuchen/ habe ich auch der goͤttlichen guͤte in ſchuldi- ger demuth zu dancken/ die mir alſo gelegenheit machet/ auch abweſend an einigen frucht zu ſchaf- fen/ dardurch aber anfriſchet/ ſo ſie mir einiges/ ſo erbaulich halte/ beſchehret/ daſſelbe ſo viel lieber auch durch den truck gemein zu machen/ weil mir von dem ſegen/ den der HErr nach ſeiner barmhertzigkeit hin und wieder dazu gegeben/ oͤffters da und dort her zeugnuͤß eingelauffen ſind. 1691.

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 904. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/912>, abgerufen am 24.04.2024.