Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

Das sechste Capitel.
niges ungleiches wort (wo man die wenigste zeit und sorge angewendet an formu-
las loquendi,
und meinet jederman werde es wohl verstehen/ was man wohl mei-
net) wahrgenommen worden/ solches mit Christlicher und liebreicher sanfftmuth
und gedult auffgenommen/ und bestens ausgeleget zu werden billich seye/ wie ich
auch nicht zweiffeln will mein wehrtester bruder/ aus diesem/ was in freundlichem
vertrauen aus meinem hertzen gegen ihn ausgeschüttet/ ein und anders auff andere
art an sehen werde/ als es ihme oder andern/ möchte vorhin vorgekommen seyn/ da es
etwa auff eine weitere meynung gezogen worden wäre. Jm übrigen wie mich vor
die brüderliche erinnerung hertzlich bedancke/ so bin ich versichert/ daß hin wiederum
meine erläuterung mit vertraulicher liebe auffgenommen werden/ und derselbe/
worinn er noch ferner uns zu erinnern nöthig finden solte/ in übung solcher liebe
nicht müde werden werde. Dabey bleibts freylich/ wie er sehr Gottselig erinnert/
weme es ein ernst ist/ CHRJSTJ reich zu befördern/ der wird seiner eigen ehr
und erfindungen gern absterben: und auch daß wir nichts mehr von eigener ehr
und erfindungen wissen mögen/ welches so viel gewisser geschehen wird/ als fleißi-
ger wir uns an die einige Schrifft halten werden. Jm übrigen/ was anlangt eini-
ge kleine tractätlein von unsern Theologis gemacht zu dem scopo pietatis, so
weiß derselbe ein und andere/ die aber vielleicht selbst auch bekant seyn werden/ als da
sind Gerhardi meditationes (Schola Pietatatis ist ein groß werck) Arndii kleine
tractatus, Lutkemanni Vorgeschmack göttlicher güte/ Casmanni einige tra-
ctatus, Theophili sinceri
(ist D. Korthold) vorschlag/ ejusdem Vorbereitung
zur ewigkeit/ Reisers gravamina non injusta P. Egardi viele tractatus. Hie-
her referire auch billig D. Fritschen JCti mehrer tractatus: Sonderlich aber/
unter grössern wercken/ wird schwehrlich eins jetzo viel übertreffen Scriverii See-
len-Schatz. m. f. w. 167...

SECTIO XVII.

An einen christlichen prediger mit übersendung
des send-schreibens/ zur auffmunte-
rung.

DAs gute gemüth und hertzliche intention zu beförderung der wahren gott-
seligkeit/ so ich von demselben habe rühmen hören/ verursachet mich und gibt
mir dieses hertz/ daß mich erkühne als ein unbekanter an denselben zu schrei-
ben/ und gegenwärtiges gedrucktes send-schreiben mit diesen zeilen zu begleiten.
Aus denselben wird Ew. Wol Ehrw. meines hertzens grund und absicht in dem
gantzen werck/ so bißher getrieben ersehen/ und erkennen/ auch entweder den grossen
GOtt eyfferig mit uns bitten/ daß er dasselbe gnädiglich zu seiner heiligen ehre füh-

ren

Das ſechſte Capitel.
niges ungleiches wort (wo man die wenigſte zeit und ſorge angewendet an formu-
las loquendi,
und meinet jederman werde es wohl verſtehen/ was man wohl mei-
net) wahrgenommen worden/ ſolches mit Chriſtlicher und liebreicher ſanfftmuth
und gedult auffgenommen/ und beſtens ausgeleget zu werden billich ſeye/ wie ich
auch nicht zweiffeln will mein wehrteſter bruder/ aus dieſem/ was in freundlichem
vertrauen aus meinem hertzen gegen ihn ausgeſchuͤttet/ ein und anders auff andere
art an ſehen werde/ als es ihme oder andern/ moͤchte vorhin vorgekom̃en ſeyn/ da es
etwa auff eine weitere meynung gezogen worden waͤre. Jm uͤbrigen wie mich vor
die bruͤderliche erinnerung hertzlich bedancke/ ſo bin ich verſichert/ daß hin wiederum
meine erlaͤuterung mit vertraulicher liebe auffgenommen werden/ und derſelbe/
worinn er noch ferner uns zu erinnern noͤthig finden ſolte/ in uͤbung ſolcher liebe
nicht muͤde werden werde. Dabey bleibts freylich/ wie er ſehr Gottſelig erinnert/
weme es ein ernſt iſt/ CHRJSTJ reich zu befoͤrdern/ der wird ſeiner eigen ehr
und erfindungen gern abſterben: und auch daß wir nichts mehr von eigener ehr
und erfindungen wiſſen moͤgen/ welches ſo viel gewiſſer geſchehen wird/ als fleißi-
ger wir uns an die einige Schrifft halten werden. Jm uͤbrigen/ was anlangt eini-
ge kleine tractaͤtlein von unſern Theologis gemacht zu dem ſcopo pietatis, ſo
weiß deꝛſelbe ein und andere/ die aber vielleicht ſelbſt auch bekant ſeyn werden/ als da
ſind Gerhardi meditationes (Schola Pietatatis iſt ein groß werck) Arndii kleine
tractatus, Lutkemanni Vorgeſchmack goͤttlicher guͤte/ Caſmanni einige tra-
ctatus, Theophili ſinceri
(iſt D. Korthold) vorſchlag/ ejusdem Vorbereitung
zur ewigkeit/ Reiſers gravamina non injuſta P. Egardi viele tractatus. Hie-
her referire auch billig D. Fritſchen JCti mehrer tractatus: Sonderlich aber/
unter groͤſſern wercken/ wird ſchwehrlich eins jetzo viel uͤbertreffen Scriverii See-
len-Schatz. m. f. w. 167...

SECTIO XVII.

An einen chriſtlichen prediger mit uͤberſendung
des ſend-ſchreibens/ zur auffmunte-
rung.

DAs gute gemuͤth und hertzliche intention zu befoͤrderung der wahren gott-
ſeligkeit/ ſo ich von demſelben habe ruͤhmen hoͤren/ verurſachet mich und gibt
mir dieſes hertz/ daß mich erkuͤhne als ein unbekanter an denſelben zu ſchrei-
ben/ und gegenwaͤrtiges gedrucktes ſend-ſchreiben mit dieſen zeilen zu begleiten.
Aus denſelben wird Ew. Wol Ehrw. meines hertzens grund und abſicht in dem
gantzen werck/ ſo bißher getrieben erſehen/ und erkennen/ auch entweder den groſſen
GOtt eyfferig mit uns bitten/ daß er daſſelbe gnaͤdiglich zu ſeiner heiligen ehre fuͤh-

ren
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0222" n="204"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das &#x017F;ech&#x017F;te Capitel.</hi></fw><lb/>
niges ungleiches wort (wo man die wenig&#x017F;te zeit und &#x017F;orge angewendet an <hi rendition="#aq">formu-<lb/>
las loquendi,</hi> und meinet jederman werde es wohl ver&#x017F;tehen/ was man wohl mei-<lb/>
net) wahrgenommen worden/ &#x017F;olches mit Chri&#x017F;tlicher und liebreicher &#x017F;anfftmuth<lb/>
und gedult auffgenommen/ und be&#x017F;tens ausgeleget zu werden billich &#x017F;eye/ wie ich<lb/>
auch nicht zweiffeln will mein wehrte&#x017F;ter bruder/ aus die&#x017F;em/ was in freundlichem<lb/>
vertrauen aus meinem hertzen gegen ihn ausge&#x017F;chu&#x0364;ttet/ ein und anders auff andere<lb/>
art an &#x017F;ehen werde/ als es ihme oder andern/ mo&#x0364;chte vorhin vorgekom&#x0303;en &#x017F;eyn/ da es<lb/>
etwa auff eine weitere meynung gezogen worden wa&#x0364;re. Jm u&#x0364;brigen wie mich vor<lb/>
die bru&#x0364;derliche erinnerung hertzlich bedancke/ &#x017F;o bin ich ver&#x017F;ichert/ daß hin wiederum<lb/>
meine erla&#x0364;uterung mit vertraulicher liebe auffgenommen werden/ und der&#x017F;elbe/<lb/>
worinn er noch ferner uns zu erinnern no&#x0364;thig finden &#x017F;olte/ in u&#x0364;bung &#x017F;olcher liebe<lb/>
nicht mu&#x0364;de werden werde. Dabey bleibts freylich/ wie er &#x017F;ehr Gott&#x017F;elig erinnert/<lb/>
weme es ein ern&#x017F;t i&#x017F;t/ CHRJSTJ reich zu befo&#x0364;rdern/ der wird &#x017F;einer eigen ehr<lb/>
und erfindungen gern ab&#x017F;terben: und auch daß wir nichts mehr von eigener ehr<lb/>
und erfindungen wi&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;gen/ welches &#x017F;o viel gewi&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;chehen wird/ als fleißi-<lb/>
ger wir uns an die einige Schrifft halten werden. Jm u&#x0364;brigen/ was anlangt eini-<lb/>
ge kleine tracta&#x0364;tlein von un&#x017F;ern <hi rendition="#aq">Theologis</hi> gemacht zu dem <hi rendition="#aq">&#x017F;copo pietatis,</hi> &#x017F;o<lb/>
weiß de&#xA75B;&#x017F;elbe ein und andere/ die aber vielleicht &#x017F;elb&#x017F;t auch bekant &#x017F;eyn werden/ als da<lb/>
&#x017F;ind <hi rendition="#aq">Gerhardi meditationes</hi> (<hi rendition="#aq">Schola Pietatatis</hi> i&#x017F;t ein groß werck) <hi rendition="#aq">Arndii</hi> kleine<lb/><hi rendition="#aq">tractatus, Lutkemanni</hi> Vorge&#x017F;chmack go&#x0364;ttlicher gu&#x0364;te/ <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;manni</hi> einige <hi rendition="#aq">tra-<lb/>
ctatus, Theophili &#x017F;inceri</hi> (i&#x017F;t <hi rendition="#aq">D. Korthold</hi>) vor&#x017F;chlag/ <hi rendition="#aq">ejusdem</hi> Vorbereitung<lb/>
zur ewigkeit/ <hi rendition="#aq">Rei&#x017F;ers gravamina non inju&#x017F;ta P. Egardi</hi> viele <hi rendition="#aq">tractatus.</hi> Hie-<lb/>
her <hi rendition="#aq">referire</hi> auch billig <hi rendition="#aq">D. Frit</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">JCti</hi> mehrer <hi rendition="#aq">tractatus</hi>: Sonderlich aber/<lb/>
unter gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern wercken/ wird &#x017F;chwehrlich eins jetzo viel u&#x0364;bertreffen <hi rendition="#aq">Scriverii</hi> See-<lb/>
len-Schatz. m. f. w. 167...</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">SECTIO <hi rendition="#g">XVII.</hi></hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">A</hi>n einen chri&#x017F;tlichen prediger mit u&#x0364;ber&#x017F;endung<lb/>
des &#x017F;end-&#x017F;chreibens/ zur auffmunte-<lb/>
rung.</hi> </hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>As gute gemu&#x0364;th und hertzliche <hi rendition="#aq">intention</hi> zu befo&#x0364;rderung der wahren gott-<lb/>
&#x017F;eligkeit/ &#x017F;o ich von dem&#x017F;elben habe ru&#x0364;hmen ho&#x0364;ren/ verur&#x017F;achet mich und gibt<lb/>
mir die&#x017F;es hertz/ daß mich erku&#x0364;hne als ein unbekanter an den&#x017F;elben zu &#x017F;chrei-<lb/>
ben/ und gegenwa&#x0364;rtiges gedrucktes <hi rendition="#fr">&#x017F;end-&#x017F;chreiben</hi> mit die&#x017F;en zeilen zu begleiten.<lb/>
Aus den&#x017F;elben wird Ew. Wol Ehrw. meines hertzens grund und ab&#x017F;icht in dem<lb/>
gantzen werck/ &#x017F;o bißher getrieben er&#x017F;ehen/ und erkennen/ auch entweder den gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
GOtt eyfferig mit uns bitten/ daß er da&#x017F;&#x017F;elbe gna&#x0364;diglich zu &#x017F;einer heiligen ehre fu&#x0364;h-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ren</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0222] Das ſechſte Capitel. niges ungleiches wort (wo man die wenigſte zeit und ſorge angewendet an formu- las loquendi, und meinet jederman werde es wohl verſtehen/ was man wohl mei- net) wahrgenommen worden/ ſolches mit Chriſtlicher und liebreicher ſanfftmuth und gedult auffgenommen/ und beſtens ausgeleget zu werden billich ſeye/ wie ich auch nicht zweiffeln will mein wehrteſter bruder/ aus dieſem/ was in freundlichem vertrauen aus meinem hertzen gegen ihn ausgeſchuͤttet/ ein und anders auff andere art an ſehen werde/ als es ihme oder andern/ moͤchte vorhin vorgekom̃en ſeyn/ da es etwa auff eine weitere meynung gezogen worden waͤre. Jm uͤbrigen wie mich vor die bruͤderliche erinnerung hertzlich bedancke/ ſo bin ich verſichert/ daß hin wiederum meine erlaͤuterung mit vertraulicher liebe auffgenommen werden/ und derſelbe/ worinn er noch ferner uns zu erinnern noͤthig finden ſolte/ in uͤbung ſolcher liebe nicht muͤde werden werde. Dabey bleibts freylich/ wie er ſehr Gottſelig erinnert/ weme es ein ernſt iſt/ CHRJSTJ reich zu befoͤrdern/ der wird ſeiner eigen ehr und erfindungen gern abſterben: und auch daß wir nichts mehr von eigener ehr und erfindungen wiſſen moͤgen/ welches ſo viel gewiſſer geſchehen wird/ als fleißi- ger wir uns an die einige Schrifft halten werden. Jm uͤbrigen/ was anlangt eini- ge kleine tractaͤtlein von unſern Theologis gemacht zu dem ſcopo pietatis, ſo weiß deꝛſelbe ein und andere/ die aber vielleicht ſelbſt auch bekant ſeyn werden/ als da ſind Gerhardi meditationes (Schola Pietatatis iſt ein groß werck) Arndii kleine tractatus, Lutkemanni Vorgeſchmack goͤttlicher guͤte/ Caſmanni einige tra- ctatus, Theophili ſinceri (iſt D. Korthold) vorſchlag/ ejusdem Vorbereitung zur ewigkeit/ Reiſers gravamina non injuſta P. Egardi viele tractatus. Hie- her referire auch billig D. Fritſchen JCti mehrer tractatus: Sonderlich aber/ unter groͤſſern wercken/ wird ſchwehrlich eins jetzo viel uͤbertreffen Scriverii See- len-Schatz. m. f. w. 167... SECTIO XVII. An einen chriſtlichen prediger mit uͤberſendung des ſend-ſchreibens/ zur auffmunte- rung. DAs gute gemuͤth und hertzliche intention zu befoͤrderung der wahren gott- ſeligkeit/ ſo ich von demſelben habe ruͤhmen hoͤren/ verurſachet mich und gibt mir dieſes hertz/ daß mich erkuͤhne als ein unbekanter an denſelben zu ſchrei- ben/ und gegenwaͤrtiges gedrucktes ſend-ſchreiben mit dieſen zeilen zu begleiten. Aus denſelben wird Ew. Wol Ehrw. meines hertzens grund und abſicht in dem gantzen werck/ ſo bißher getrieben erſehen/ und erkennen/ auch entweder den groſſen GOtt eyfferig mit uns bitten/ daß er daſſelbe gnaͤdiglich zu ſeiner heiligen ehre fuͤh- ren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/222
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/222>, abgerufen am 19.04.2024.