Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

Das sechste Capitel.
es wäre damit aber auch dem lügen teuffel das maul gestopffet/ und den leichtgläu-
bigen/ so sich davon/ was sie einmahl gehöret/ nicht abwenden lassen wollen/ der
glaube der wahrheit hinwiederum beygebracht worden. Aber es hat der ertzlä-
sterer seine sonderbahre künste hiebey/ und suchet auch bey denjenigen/ die gleich-
wohl profession wegen mehr Christlicher liebe haben solten/ die einmahlig gefaste
meinung stäts zu erhalten/ hat auch seine instrumenten/ so er darzu gebraucht/
selbst in unserer statt/ sonderlich ist ein studiosus, welcher durch anderer untertrü-
ckung sein fortun zu suchen scheinet. Der HErr gebe es allen denen zu erkennen/
so sich an mir und andern in dergleichen dingen versündigen/ und verzeihe es ihnen
in gnaden. Von Eure Hoch-Wohl-Ehrw. grosser affection und Christ-Theo-
logi
scher so prudenz als auffrichtigkeit/ bin ich gantz versichert/ daß solche gleich
wie bißher also auch künfftig ihro nichts widriges gegen mich/ ohngehört meiner/
wie ich dann über alles rechenschafft zu geben mich getrost erbiete/ bey bringen lassen
werden. 9. Augisti 1678.

SECTIO XXXIV.

Daß das Römische Babel noch grosse gewalt aus
üben werde. Erklährung meiner und
Horbii lehre.

DEn zwar in particulari nicht bekanten/ mir aber von dem Herrn confra-
tre
mit etlichen worten angedeuteten betrübten und gefährlichen zustand be-
jammere hertzlich. Der Vater der barmhertzigkeit seye auch ihm ein
GOTT des kräfftigen trostes und ihre hülffe in der noth. Es ist nicht nur müg-
lich sondern eher vermuthlich/ daß GOTT dem Römischen Babel vor seinem
letzten bevorstehenden untergang gegen das sündliche Jerusalem eine grosse gewalt
und succeß geben werde/ damit dessen seine übermachte sünden gestrafft/ und hin-
gegen durch die grausamkeit an den wahrhafftig heiligen/ so in jenem noch verbor-
gen gewesen/ verübet/ jenes Babels gerichts endlich ihm selbst nach erfülltem maß
der sünden über den halß gezogen werde. Der HERR wird aber vor die seine sor-
gen. Jm übrigen zweiffle nicht/ mein Hochgeehrter Herr Pfarrer werde seit-
her auch vieles ungleiches von mir/ so dann meinen geliebten Schwager Herrn
Horbio, gehöret haben/ wie sonderlich ihre gegend von dergleichen fast erfüllet ist.
Hier ist aber weder zeit noch platz einen gnugsamen bericht zu ertheilen: Nur ste-
het meine hertzliche bitte/ er wolle sich nicht mit ungleichem urtheil/ wie so viel ande-
re gethan/ an Christlicher liebe versündigen/ auch andere davon abwarnen/ daß sie
ob wohl von niemand gefordert wird/ daß sie etwas billichen/ so sie nicht aus dem

grund

Das ſechſte Capitel.
es waͤre damit aber auch dem luͤgen teuffel das maul geſtopffet/ und den leichtglaͤu-
bigen/ ſo ſich davon/ was ſie einmahl gehoͤret/ nicht abwenden laſſen wollen/ der
glaube der wahrheit hinwiederum beygebracht worden. Aber es hat der ertzlaͤ-
ſterer ſeine ſonderbahre kuͤnſte hiebey/ und ſuchet auch bey denjenigen/ die gleich-
wohl profeſſion wegen mehr Chriſtlicher liebe haben ſolten/ die einmahlig gefaſte
meinung ſtaͤts zu erhalten/ hat auch ſeine inſtrumenten/ ſo er darzu gebraucht/
ſelbſt in unſerer ſtatt/ ſonderlich iſt ein ſtudioſus, welcher durch anderer untertruͤ-
ckung ſein fortun zu ſuchen ſcheinet. Der HErr gebe es allen denen zu erkennen/
ſo ſich an mir und andern in dergleichen dingen verſuͤndigen/ und verzeihe es ihnen
in gnaden. Von Eure Hoch-Wohl-Ehrw. groſſer affection und Chriſt-Theo-
logi
ſcher ſo prudenz als auffrichtigkeit/ bin ich gantz verſichert/ daß ſolche gleich
wie bißher alſo auch kuͤnfftig ihro nichts widriges gegen mich/ ohngehoͤrt meiner/
wie ich dann uͤber alles rechenſchafft zu geben mich getroſt erbiete/ bey bringen laſſen
werden. 9. Augiſti 1678.

SECTIO XXXIV.

Daß das Roͤmiſche Babel noch groſſe gewalt aus
uͤben werde. Erklaͤhrung meiner und
Horbii lehre.

DEn zwar in particulari nicht bekanten/ mir aber von dem Herrn confra-
tre
mit etlichen worten angedeuteten betruͤbten und gefaͤhrlichen zuſtand be-
jammere hertzlich. Der Vater der barmhertzigkeit ſeye auch ihm ein
GOTT des kraͤfftigen troſtes und ihre huͤlffe in der noth. Es iſt nicht nur muͤg-
lich ſondern eher vermuthlich/ daß GOTT dem Roͤmiſchen Babel vor ſeinem
letzten bevorſtehenden untergang gegen das ſuͤndliche Jeruſalem eine groſſe gewalt
und ſucceß geben werde/ damit deſſen ſeine uͤbermachte ſuͤnden geſtrafft/ und hin-
gegen durch die grauſamkeit an den wahrhafftig heiligen/ ſo in jenem noch verbor-
gen geweſen/ veruͤbet/ jenes Babels gerichts endlich ihm ſelbſt nach erfuͤlltem maß
der ſuͤnden uͤber den halß gezogen werde. Der HERR wird aber vor die ſeine ſor-
gen. Jm uͤbrigen zweiffle nicht/ mein Hochgeehrter Herr Pfarrer werde ſeit-
her auch vieles ungleiches von mir/ ſo dann meinen geliebten Schwager Herrn
Horbio, gehoͤret haben/ wie ſonderlich ihre gegend von dergleichen faſt erfuͤllet iſt.
Hier iſt aber weder zeit noch platz einen gnugſamen bericht zu ertheilen: Nur ſte-
het meine hertzliche bitte/ er wolle ſich nicht mit ungleichem urtheil/ wie ſo viel ande-
re gethan/ an Chriſtlicher liebe verſuͤndigen/ auch andere davon abwarnen/ daß ſie
ob wohl von niemand gefordert wird/ daß ſie etwas billichen/ ſo ſie nicht aus dem

grund
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0268" n="248[250]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das &#x017F;ech&#x017F;te Capitel.</hi></fw><lb/>
es wa&#x0364;re damit aber auch dem lu&#x0364;gen teuffel das maul ge&#x017F;topffet/ und den leichtgla&#x0364;u-<lb/>
bigen/ &#x017F;o &#x017F;ich davon/ was &#x017F;ie einmahl geho&#x0364;ret/ nicht abwenden la&#x017F;&#x017F;en wollen/ der<lb/>
glaube der wahrheit hinwiederum beygebracht worden. Aber es hat der ertzla&#x0364;-<lb/>
&#x017F;terer &#x017F;eine &#x017F;onderbahre ku&#x0364;n&#x017F;te hiebey/ und &#x017F;uchet auch bey denjenigen/ die gleich-<lb/>
wohl <hi rendition="#aq">profe&#x017F;&#x017F;ion</hi> wegen mehr Chri&#x017F;tlicher liebe haben &#x017F;olten/ die einmahlig gefa&#x017F;te<lb/>
meinung &#x017F;ta&#x0364;ts zu erhalten/ hat auch &#x017F;eine <hi rendition="#aq">in&#x017F;trument</hi>en/ &#x017F;o er darzu gebraucht/<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t in un&#x017F;erer &#x017F;tatt/ &#x017F;onderlich i&#x017F;t ein <hi rendition="#aq">&#x017F;tudio&#x017F;us,</hi> welcher durch anderer untertru&#x0364;-<lb/>
ckung &#x017F;ein <hi rendition="#aq">fortun</hi> zu &#x017F;uchen &#x017F;cheinet. Der HErr gebe es allen denen zu erkennen/<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ich an mir und andern in dergleichen dingen ver&#x017F;u&#x0364;ndigen/ und verzeihe es ihnen<lb/>
in gnaden. Von Eure Hoch-Wohl-Ehrw. gro&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">affection</hi> und Chri&#x017F;t-<hi rendition="#aq">Theo-<lb/>
logi</hi>&#x017F;cher &#x017F;o <hi rendition="#aq">prudenz</hi> als auffrichtigkeit/ bin ich gantz ver&#x017F;ichert/ daß &#x017F;olche gleich<lb/>
wie bißher al&#x017F;o auch ku&#x0364;nfftig ihro nichts widriges gegen mich/ ohngeho&#x0364;rt meiner/<lb/>
wie ich dann u&#x0364;ber alles rechen&#x017F;chafft zu geben mich getro&#x017F;t erbiete/ bey bringen la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
werden. 9. Augi&#x017F;ti 1678.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO</hi> XXXIV.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Daß das <hi rendition="#in">R</hi>o&#x0364;mi&#x017F;che <hi rendition="#in">B</hi>abel noch gro&#x017F;&#x017F;e gewalt aus<lb/>
u&#x0364;ben werde. Erkla&#x0364;hrung meiner und<lb/>
Horbii lehre.</hi> </hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>En zwar <hi rendition="#aq">in particulari</hi> nicht bekanten/ mir aber von dem Herrn <hi rendition="#aq">confra-<lb/>
tre</hi> mit etlichen worten angedeuteten betru&#x0364;bten und gefa&#x0364;hrlichen zu&#x017F;tand be-<lb/>
jammere hertzlich. Der Vater der barmhertzigkeit &#x017F;eye auch ihm ein<lb/>
GOTT des kra&#x0364;fftigen tro&#x017F;tes und ihre hu&#x0364;lffe in der noth. Es i&#x017F;t nicht nur mu&#x0364;g-<lb/>
lich &#x017F;ondern eher vermuthlich/ daß GOTT dem Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Babel vor &#x017F;einem<lb/>
letzten bevor&#x017F;tehenden untergang gegen das &#x017F;u&#x0364;ndliche Jeru&#x017F;alem eine gro&#x017F;&#x017F;e gewalt<lb/>
und <hi rendition="#aq">&#x017F;ucceß</hi> geben werde/ damit de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eine u&#x0364;bermachte &#x017F;u&#x0364;nden ge&#x017F;trafft/ und hin-<lb/>
gegen durch die grau&#x017F;amkeit an den wahrhafftig heiligen/ &#x017F;o in jenem noch verbor-<lb/>
gen gewe&#x017F;en/ veru&#x0364;bet/ jenes Babels gerichts endlich ihm &#x017F;elb&#x017F;t nach erfu&#x0364;lltem maß<lb/>
der &#x017F;u&#x0364;nden u&#x0364;ber den halß gezogen werde. Der HERR wird aber vor die &#x017F;eine &#x017F;or-<lb/>
gen. Jm u&#x0364;brigen zweiffle nicht/ mein Hochgeehrter Herr Pfarrer werde &#x017F;eit-<lb/>
her auch vieles ungleiches von mir/ &#x017F;o dann meinen geliebten Schwager Herrn<lb/><hi rendition="#aq">Horbio,</hi> geho&#x0364;ret haben/ wie &#x017F;onderlich ihre gegend von dergleichen fa&#x017F;t erfu&#x0364;llet i&#x017F;t.<lb/>
Hier i&#x017F;t aber weder zeit noch platz einen gnug&#x017F;amen bericht zu ertheilen: Nur &#x017F;te-<lb/>
het meine hertzliche bitte/ er wolle &#x017F;ich nicht mit ungleichem urtheil/ wie &#x017F;o viel ande-<lb/>
re gethan/ an Chri&#x017F;tlicher liebe ver&#x017F;u&#x0364;ndigen/ auch andere davon abwarnen/ daß &#x017F;ie<lb/>
ob wohl von niemand gefordert wird/ daß &#x017F;ie etwas billichen/ &#x017F;o &#x017F;ie nicht aus dem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">grund</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248[250]/0268] Das ſechſte Capitel. es waͤre damit aber auch dem luͤgen teuffel das maul geſtopffet/ und den leichtglaͤu- bigen/ ſo ſich davon/ was ſie einmahl gehoͤret/ nicht abwenden laſſen wollen/ der glaube der wahrheit hinwiederum beygebracht worden. Aber es hat der ertzlaͤ- ſterer ſeine ſonderbahre kuͤnſte hiebey/ und ſuchet auch bey denjenigen/ die gleich- wohl profeſſion wegen mehr Chriſtlicher liebe haben ſolten/ die einmahlig gefaſte meinung ſtaͤts zu erhalten/ hat auch ſeine inſtrumenten/ ſo er darzu gebraucht/ ſelbſt in unſerer ſtatt/ ſonderlich iſt ein ſtudioſus, welcher durch anderer untertruͤ- ckung ſein fortun zu ſuchen ſcheinet. Der HErr gebe es allen denen zu erkennen/ ſo ſich an mir und andern in dergleichen dingen verſuͤndigen/ und verzeihe es ihnen in gnaden. Von Eure Hoch-Wohl-Ehrw. groſſer affection und Chriſt-Theo- logiſcher ſo prudenz als auffrichtigkeit/ bin ich gantz verſichert/ daß ſolche gleich wie bißher alſo auch kuͤnfftig ihro nichts widriges gegen mich/ ohngehoͤrt meiner/ wie ich dann uͤber alles rechenſchafft zu geben mich getroſt erbiete/ bey bringen laſſen werden. 9. Augiſti 1678. SECTIO XXXIV. Daß das Roͤmiſche Babel noch groſſe gewalt aus uͤben werde. Erklaͤhrung meiner und Horbii lehre. DEn zwar in particulari nicht bekanten/ mir aber von dem Herrn confra- tre mit etlichen worten angedeuteten betruͤbten und gefaͤhrlichen zuſtand be- jammere hertzlich. Der Vater der barmhertzigkeit ſeye auch ihm ein GOTT des kraͤfftigen troſtes und ihre huͤlffe in der noth. Es iſt nicht nur muͤg- lich ſondern eher vermuthlich/ daß GOTT dem Roͤmiſchen Babel vor ſeinem letzten bevorſtehenden untergang gegen das ſuͤndliche Jeruſalem eine groſſe gewalt und ſucceß geben werde/ damit deſſen ſeine uͤbermachte ſuͤnden geſtrafft/ und hin- gegen durch die grauſamkeit an den wahrhafftig heiligen/ ſo in jenem noch verbor- gen geweſen/ veruͤbet/ jenes Babels gerichts endlich ihm ſelbſt nach erfuͤlltem maß der ſuͤnden uͤber den halß gezogen werde. Der HERR wird aber vor die ſeine ſor- gen. Jm uͤbrigen zweiffle nicht/ mein Hochgeehrter Herr Pfarrer werde ſeit- her auch vieles ungleiches von mir/ ſo dann meinen geliebten Schwager Herrn Horbio, gehoͤret haben/ wie ſonderlich ihre gegend von dergleichen faſt erfuͤllet iſt. Hier iſt aber weder zeit noch platz einen gnugſamen bericht zu ertheilen: Nur ſte- het meine hertzliche bitte/ er wolle ſich nicht mit ungleichem urtheil/ wie ſo viel ande- re gethan/ an Chriſtlicher liebe verſuͤndigen/ auch andere davon abwarnen/ daß ſie ob wohl von niemand gefordert wird/ daß ſie etwas billichen/ ſo ſie nicht aus dem grund

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/268
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 248[250]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/268>, abgerufen am 28.03.2024.