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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
und den theuren wort seiner gnade/ der da mächtig ist euch und durch euch viele an-
dere zu erbauen/ und zu geben/ das erbe unter allen die geheiliget werden. Er er-
fülle ihn mehr und mehr mit seines geistes gaben/ und segne die arbeit/ die in seinen
nahmen geschiehet/ also und der massen/ daß wie er sich jetzo hat erfreuet über das
gute/ so er von andern gehöret/ er sich nicht weniger über das gute erfreuen möge/
welches GOTT durch seinen treuen dienst/ an denen ihm anvertrauten gewürcket
habe und ferner würcke/ und eine so viel herrlichere crone dermahleins von dem
HErrn dem gerechten richter zu erwarten habe. 18. Febr. 1679.

SECTIO XLIII.

An einen prediger in Hamburg. Mein
collegium privatum und andere exempla. Labadie.
Lehre von der rechtfertigung.

ES hat mich hertzlich erfreuet meines Hochgeehrten Herrn Fratris beliebte
einstimmung mit mir wegen meines collegii privati, welches sonst ihrer
vielen/ und auch Theologis, ein dorn in den augen eine zeitlang gewesen/
ob wohl hin und wieder derselbigen nicht wenige und geringe gewest/ so es appro-
birt
und gut sprechen. Das exempel Herrn Fischern S. in Amsterdam ist mir
ausführlicher zu wissen sehr lieb gewest: ich wuste wohl/ daß ein prediger in Am-
sterdam etwas dergleichen gehalten/ aber nahmen und umstände waren mir unbe-
kant. So hat mit mir einer in Straßburg studiret/ so auch Fischer geheissen
und von Amsterdam gewesen/ auch ohne zweiffel bekant seyn wird/ ich aber offt ver-
langet habe zu wissen/ wo er jetzt stehe und wie es ihm gehe/ von dem gehöret/ daß da
er vorhin ein goldschläger gewesen/ er durch solches collegium und privat infor-
mation
eines predigers/ so eben dieser Fischer seyn muß/ erst zu einer liebe der He-
bräischen sprach gebracht worden/ folgends aber das studium Theologicum mit
quittirung seines hand wercks angetretten. Ein mahl wo die sache ohne vorge-
faßte urtheil und haß gegen alles das jenige was einen schein der novität hat/ be-
trachtet wird/ kan man es nicht anders als nützlich und erbaulich achten. Jedoch
auch so/ daß es mit guter ordnung geschehe/ und nicht/ wo von dingen die den ein-
fältigen und so nicht studiret haben/ in den hohen streit sachen zu schwehr sind ge-
handlet/ und die leute davon gern zu disputiren gewehnet werden/ solches/ weil sie
der sachen nicht gewachsen/ nicht nur eine zancksucht bey ihnen gebähren/ sondern
viel ander böses/ so gar in dem politischen wesen/ nach sich ziehe/ da von nichts zu
esorgen/ da man bloß bey der allein nöthigen er bauung bleibet/ und sich so sehr den

willen

Das ſechſte Capitel.
und den theuren wort ſeiner gnade/ der da maͤchtig iſt euch und durch euch viele an-
dere zu erbauen/ und zu geben/ das erbe unter allen die geheiliget werden. Er er-
fuͤlle ihn mehr und mehr mit ſeines geiſtes gaben/ und ſegne die arbeit/ die in ſeinen
nahmen geſchiehet/ alſo und der maſſen/ daß wie er ſich jetzo hat erfreuet uͤber das
gute/ ſo er von andern gehoͤret/ er ſich nicht weniger uͤber das gute erfreuen moͤge/
welches GOTT durch ſeinen treuen dienſt/ an denen ihm anvertrauten gewuͤrcket
habe und ferner wuͤrcke/ und eine ſo viel herrlichere crone dermahleins von dem
HErrn dem gerechten richter zu erwarten habe. 18. Febr. 1679.

SECTIO XLIII.

An einen prediger in Hamburg. Mein
collegium privatum und andere exempla. Labadie.
Lehre von der rechtfertigung.

ES hat mich hertzlich erfreuet meines Hochgeehrten Herrn Fratris beliebte
einſtimmung mit mir wegen meines collegii privati, welches ſonſt ihrer
vielen/ und auch Theologis, ein dorn in den augen eine zeitlang geweſen/
ob wohl hin und wieder derſelbigen nicht wenige und geringe geweſt/ ſo es appro-
birt
und gut ſprechen. Das exempel Herrn Fiſchern S. in Amſterdam iſt mir
ausfuͤhrlicher zu wiſſen ſehr lieb geweſt: ich wuſte wohl/ daß ein prediger in Am-
ſterdam etwas dergleichen gehalten/ aber nahmen und umſtaͤnde waren mir unbe-
kant. So hat mit mir einer in Straßburg ſtudiret/ ſo auch Fiſcher geheiſſen
und von Amſterdam geweſen/ auch ohne zweiffel bekant ſeyn wird/ ich aber offt ver-
langet habe zu wiſſen/ wo er jetzt ſtehe und wie es ihm gehe/ von dem gehoͤret/ daß da
er vorhin ein goldſchlaͤger geweſen/ er durch ſolches collegium und privat infor-
mation
eines predigers/ ſo eben dieſer Fiſcher ſeyn muß/ erſt zu einer liebe der He-
braͤiſchen ſprach gebracht worden/ folgends aber das ſtudium Theologicum mit
quittirung ſeines hand wercks angetretten. Ein mahl wo die ſache ohne vorge-
faßte urtheil und haß gegen alles das jenige was einen ſchein der novitaͤt hat/ be-
trachtet wird/ kan man es nicht anders als nuͤtzlich und erbaulich achten. Jedoch
auch ſo/ daß es mit guter ordnung geſchehe/ und nicht/ wo von dingen die den ein-
faͤltigen und ſo nicht ſtudiret haben/ in den hohen ſtreit ſachen zu ſchwehr ſind ge-
handlet/ und die leute davon gern zu diſputiren gewehnet werden/ ſolches/ weil ſie
der ſachen nicht gewachſen/ nicht nur eine zanckſucht bey ihnen gebaͤhren/ ſondern
viel ander boͤſes/ ſo gar in dem politiſchen weſen/ nach ſich ziehe/ da von nichts zu
eſorgen/ da man bloß bey der allein noͤthigen er bauung bleibet/ und ſich ſo ſehr den

willen
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[292[294]/0312] Das ſechſte Capitel. und den theuren wort ſeiner gnade/ der da maͤchtig iſt euch und durch euch viele an- dere zu erbauen/ und zu geben/ das erbe unter allen die geheiliget werden. Er er- fuͤlle ihn mehr und mehr mit ſeines geiſtes gaben/ und ſegne die arbeit/ die in ſeinen nahmen geſchiehet/ alſo und der maſſen/ daß wie er ſich jetzo hat erfreuet uͤber das gute/ ſo er von andern gehoͤret/ er ſich nicht weniger uͤber das gute erfreuen moͤge/ welches GOTT durch ſeinen treuen dienſt/ an denen ihm anvertrauten gewuͤrcket habe und ferner wuͤrcke/ und eine ſo viel herrlichere crone dermahleins von dem HErrn dem gerechten richter zu erwarten habe. 18. Febr. 1679. SECTIO XLIII. An einen prediger in Hamburg. Mein collegium privatum und andere exempla. Labadie. Lehre von der rechtfertigung. ES hat mich hertzlich erfreuet meines Hochgeehrten Herrn Fratris beliebte einſtimmung mit mir wegen meines collegii privati, welches ſonſt ihrer vielen/ und auch Theologis, ein dorn in den augen eine zeitlang geweſen/ ob wohl hin und wieder derſelbigen nicht wenige und geringe geweſt/ ſo es appro- birt und gut ſprechen. Das exempel Herrn Fiſchern S. in Amſterdam iſt mir ausfuͤhrlicher zu wiſſen ſehr lieb geweſt: ich wuſte wohl/ daß ein prediger in Am- ſterdam etwas dergleichen gehalten/ aber nahmen und umſtaͤnde waren mir unbe- kant. So hat mit mir einer in Straßburg ſtudiret/ ſo auch Fiſcher geheiſſen und von Amſterdam geweſen/ auch ohne zweiffel bekant ſeyn wird/ ich aber offt ver- langet habe zu wiſſen/ wo er jetzt ſtehe und wie es ihm gehe/ von dem gehoͤret/ daß da er vorhin ein goldſchlaͤger geweſen/ er durch ſolches collegium und privat infor- mation eines predigers/ ſo eben dieſer Fiſcher ſeyn muß/ erſt zu einer liebe der He- braͤiſchen ſprach gebracht worden/ folgends aber das ſtudium Theologicum mit quittirung ſeines hand wercks angetretten. Ein mahl wo die ſache ohne vorge- faßte urtheil und haß gegen alles das jenige was einen ſchein der novitaͤt hat/ be- trachtet wird/ kan man es nicht anders als nuͤtzlich und erbaulich achten. Jedoch auch ſo/ daß es mit guter ordnung geſchehe/ und nicht/ wo von dingen die den ein- faͤltigen und ſo nicht ſtudiret haben/ in den hohen ſtreit ſachen zu ſchwehr ſind ge- handlet/ und die leute davon gern zu diſputiren gewehnet werden/ ſolches/ weil ſie der ſachen nicht gewachſen/ nicht nur eine zanckſucht bey ihnen gebaͤhren/ ſondern viel ander boͤſes/ ſo gar in dem politiſchen weſen/ nach ſich ziehe/ da von nichts zu eſorgen/ da man bloß bey der allein noͤthigen er bauung bleibet/ und ſich ſo ſehr den willen

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 292[294]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/312>, abgerufen am 28.03.2024.