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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
höchsten allen seinen milden segen/ und alles dasjenige/ was unser liebste Hey-
land uns mit seinem tod verdienet und in seiner aufferstehung aufs neue ge-
bracht hat/ von grund der seelen anwünsche. 1680. 13. Apr.

SECTIO III.

Gebet vor einander ein stück der gemeinschafft der
heiligen: Dessen nutze. Jch bedarff dessen vor andern/
sonderlich um erkäntnüß Göttlichen willens.

ES hat mich hertzlich erfreuet dessen gegen mich tragende und von mir
unverdiente sonderbare gewogenheit zu erkennen/ sonderlichst aber des-
sen und anderer frommen seelen vor mich thuendes gebets tröstlich versi-
chert zu werden: als welches ich vor die gröste wohlthat ansehe/ die mir je er-
wiesen werden kan. Auch habe bißher offters davor gehalten/ daß ich ein
und anderes des göttlichen segens/ den der HErr zu etlichen geringen arbei-
ten/ über mein und anderer verhoffen/ gegeben hat/ solcher treuen vorbitte
vieler theils mir bekanter theils auch unbekanter/ und hin und wieder stecken-
der/ mitbrüder/ zuzuschreiben habe: indem sie mir vieles von GOtt mögen
erlangt haben/ dessen ich armer sonsten nicht würdig gewesen. Und ach daß
wir doch alle uns dessen stets befleissen möchten/ vor ein ander mit eiffer und
anhalten zu beten/ so würde gewißlich dieses das gesegneste mittel seyn/ da-
durch wir von unserem himmlischen Vater manches erlangen würden/ so et-
wa ietzo zurück bleibet. Es ist je dieses ein vornehmes stück der gemein-
schafft der heiligen/
und übung der liebe unter denselben/ auch so gar de-
nenjenigen/ die sonsten wegen entlegenen orts in andern stücken einander lie-
be zu erzeigen keine gelegenheit nicht haben/ aber in diesem ein ander vieles
nützen können. Also lasset uns emsig seyn in diesem mittel/ so viel mehr/ als
fast andere mittel/ welche biß daher zur allgemeinen besserung vor die hand
genommen worden/ zimlich fruchtloß abgegangen sind/ oder doch nicht so viel
ausgerichtet haben/ als wir davon hätten wünschen mögen/ der gewissen ver-
sicherung/ daß endlich dieses mittel das meiste ausrichten werde/ und nicht
umsonst oder vergebens seyn könne. Da mich die liebe wort unsers liebsten
Erlösers sonderlichst auffrichten: Luc. 18. Solte GOtt nicht auch retten
seine außerwehlten/ die zu ihm tag und nacht ruffen/ und solte ge-
dult darüber haben. Jch sage euch/ er wird sie retten in kurtzen.

Dieses sind die beste waffen/ mit welchen wir des grossen fürsten dieser welt

anschlä-

Das ſechſte Capitel.
hoͤchſten allen ſeinen milden ſegen/ und alles dasjenige/ was unſer liebſte Hey-
land uns mit ſeinem tod verdienet und in ſeiner aufferſtehung aufs neue ge-
bracht hat/ von grund der ſeelen anwuͤnſche. 1680. 13. Apr.

SECTIO III.

Gebet vor einander ein ſtuͤck der gemeinſchafft der
heiligen: Deſſen nutze. Jch bedarff deſſen vor andern/
ſonderlich um erkaͤntnuͤß Goͤttlichen willens.

ES hat mich hertzlich erfreuet deſſen gegen mich tragende und von mir
unverdiente ſonderbare gewogenheit zu erkennen/ ſonderlichſt aber deſ-
ſen und anderer frommen ſeelen vor mich thuendes gebets troͤſtlich verſi-
chert zu werden: als welches ich vor die groͤſte wohlthat anſehe/ die mir je er-
wieſen werden kan. Auch habe bißher offters davor gehalten/ daß ich ein
und anderes des goͤttlichen ſegens/ den der HErr zu etlichen geringen arbei-
ten/ uͤber mein und anderer verhoffen/ gegeben hat/ ſolcher treuen vorbitte
vieler theils mir bekanter theils auch unbekanter/ und hin und wieder ſtecken-
der/ mitbruͤder/ zuzuſchreiben habe: indem ſie mir vieles von GOtt moͤgen
erlangt haben/ deſſen ich armer ſonſten nicht wuͤrdig geweſen. Und ach daß
wir doch alle uns deſſen ſtets befleiſſen moͤchten/ vor ein ander mit eiffer und
anhalten zu beten/ ſo wuͤrde gewißlich dieſes das geſegneſte mittel ſeyn/ da-
durch wir von unſerem himmliſchen Vater manches erlangen wuͤrden/ ſo et-
wa ietzo zuruͤck bleibet. Es iſt je dieſes ein vornehmes ſtuͤck der gemein-
ſchafft der heiligen/
und uͤbung der liebe unter denſelben/ auch ſo gar de-
nenjenigen/ die ſonſten wegen entlegenen orts in andern ſtuͤcken einander lie-
be zu erzeigen keine gelegenheit nicht haben/ aber in dieſem ein ander vieles
nuͤtzen koͤnnen. Alſo laſſet uns emſig ſeyn in dieſem mittel/ ſo viel mehr/ als
faſt andere mittel/ welche biß daher zur allgemeinen beſſerung vor die hand
genommen worden/ zimlich fruchtloß abgegangen ſind/ oder doch nicht ſo viel
ausgerichtet haben/ als wir davon haͤtten wuͤnſchen moͤgen/ der gewiſſen ver-
ſicherung/ daß endlich dieſes mittel das meiſte ausrichten werde/ und nicht
umſonſt oder vergebens ſeyn koͤnne. Da mich die liebe wort unſers liebſten
Erloͤſers ſonderlichſt auffrichten: Luc. 18. Solte GOtt nicht auch retten
ſeine außerwehlten/ die zu ihm tag und nacht ruffen/ und ſolte ge-
dult daruͤber haben. Jch ſage euch/ er wird ſie retten in kurtzen.

Dieſes ſind die beſte waffen/ mit welchen wir des groſſen fuͤrſten dieſer welt

anſchlaͤ-
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[364/0382] Das ſechſte Capitel. hoͤchſten allen ſeinen milden ſegen/ und alles dasjenige/ was unſer liebſte Hey- land uns mit ſeinem tod verdienet und in ſeiner aufferſtehung aufs neue ge- bracht hat/ von grund der ſeelen anwuͤnſche. 1680. 13. Apr. SECTIO III. Gebet vor einander ein ſtuͤck der gemeinſchafft der heiligen: Deſſen nutze. Jch bedarff deſſen vor andern/ ſonderlich um erkaͤntnuͤß Goͤttlichen willens. ES hat mich hertzlich erfreuet deſſen gegen mich tragende und von mir unverdiente ſonderbare gewogenheit zu erkennen/ ſonderlichſt aber deſ- ſen und anderer frommen ſeelen vor mich thuendes gebets troͤſtlich verſi- chert zu werden: als welches ich vor die groͤſte wohlthat anſehe/ die mir je er- wieſen werden kan. Auch habe bißher offters davor gehalten/ daß ich ein und anderes des goͤttlichen ſegens/ den der HErr zu etlichen geringen arbei- ten/ uͤber mein und anderer verhoffen/ gegeben hat/ ſolcher treuen vorbitte vieler theils mir bekanter theils auch unbekanter/ und hin und wieder ſtecken- der/ mitbruͤder/ zuzuſchreiben habe: indem ſie mir vieles von GOtt moͤgen erlangt haben/ deſſen ich armer ſonſten nicht wuͤrdig geweſen. Und ach daß wir doch alle uns deſſen ſtets befleiſſen moͤchten/ vor ein ander mit eiffer und anhalten zu beten/ ſo wuͤrde gewißlich dieſes das geſegneſte mittel ſeyn/ da- durch wir von unſerem himmliſchen Vater manches erlangen wuͤrden/ ſo et- wa ietzo zuruͤck bleibet. Es iſt je dieſes ein vornehmes ſtuͤck der gemein- ſchafft der heiligen/ und uͤbung der liebe unter denſelben/ auch ſo gar de- nenjenigen/ die ſonſten wegen entlegenen orts in andern ſtuͤcken einander lie- be zu erzeigen keine gelegenheit nicht haben/ aber in dieſem ein ander vieles nuͤtzen koͤnnen. Alſo laſſet uns emſig ſeyn in dieſem mittel/ ſo viel mehr/ als faſt andere mittel/ welche biß daher zur allgemeinen beſſerung vor die hand genommen worden/ zimlich fruchtloß abgegangen ſind/ oder doch nicht ſo viel ausgerichtet haben/ als wir davon haͤtten wuͤnſchen moͤgen/ der gewiſſen ver- ſicherung/ daß endlich dieſes mittel das meiſte ausrichten werde/ und nicht umſonſt oder vergebens ſeyn koͤnne. Da mich die liebe wort unſers liebſten Erloͤſers ſonderlichſt auffrichten: Luc. 18. Solte GOtt nicht auch retten ſeine außerwehlten/ die zu ihm tag und nacht ruffen/ und ſolte ge- dult daruͤber haben. Jch ſage euch/ er wird ſie retten in kurtzen. Dieſes ſind die beſte waffen/ mit welchen wir des groſſen fuͤrſten dieſer welt anſchlaͤ-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/382>, abgerufen am 25.04.2024.