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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. I. DISTINCT. III. SECTIO XXVI.
ohne das etzlicher autorum angeführte loca, die andern mehr scrupel machen/
als die sach befördern würden/ lieber an einigen orten außgelassen sehen wolte.
1681. 7. Mart.

SECTIO XXVI.

Langsame antwort aus noth. Dilfelds verge-
bener angriff. Klagen der verderbnüß in allen ständen.
Dero schuld. Jm weltlichen stand. Jm lehrstand. Der ar-
ticul der rechtfertigung wird nicht allezeit genug getrieben. Kür-
tzere abfassung der Catechetischen lehr. Sorge vor der Juden
bekehrung. Mangel des vertrauens auff GOTT in zeitlichen.
Mißbräuch der handwercker. Bettler. Lange haar. Frucht
des amts mit gedult züerwarten. Allmählige göttliche offenbah-
rung der geheimnüssen. Allzugrosses ansehen der
Theologorum
in der lehr. Arcana medicorum. Artos epiou'sios. Buchhand-
lung. Sabbats feyr. Aberglauben. Christkindlein. Gros-
se verderbnüß des menschen. Kein natürliches liecht zum geistli-
chen in ihm. Lehr von der Evangelischen seligkeit insgemein wird
nicht genug getrieben. Angefochtene. Beschreibung der laster.
Schuldigkeit stäter arbeit.

JCh antworte langsam/ aber bin durch die viele geschäffte und von etlich
jahren her auffgeschwollene brieffe nun von ziemlicher zeit genöthigt worden/
daß ich ohne die materien, die keinen verzug lidten/ selten auf die angekom-
mene schreiben eher/ als nach etlicher monaten verfluß/ zu antworten vermögt ha-
be. Wie ich dann weisen kan/ daß auch Fürst- und Gräffliche brieffe über ein vier-
tel jahr haben ligen müssen bleiben/ ich wolte dann die viel ältere schreiben/ die offt
von drittehalb oder anderthalb jahr bey mir warten/ gar aus der acht lassen. Jch
habe zwar von der vorigen Ostermeß/ und also ein gantzes jahr/ dahin destinirt
und angewendet/ daß ich nechst meinen amts geschäfften/ so mir eben nicht vieles ü-
brig lassen/ allerdings nichts vorgenommen/ noch gearbeitet/ sondern allein die sich
zusammen gehäuffte brieffe zu expediren mich unterstanden hatte/ aber ich bin
noch bey weiten nicht durchgekommen. Und geschihet also/ in dem ich an den al-
ten/ sie abzufertigen beschäfftigt bin/ daß die neue auch alt werden. So leugne
auch nicht/ daß mich die grösse seines briefs (so mir sonsten sehr angenehm gewesen/
als der ich gerne lange schreiben lese) so fern erschreckt/ weil ich sahe/ daß es auch ei-

ner
Jii 2

ARTIC. I. DISTINCT. III. SECTIO XXVI.
ohne das etzlicher autorum angefuͤhrte loca, die andern mehr ſcrupel machen/
als die ſach befoͤrdern wuͤrden/ lieber an einigen orten außgelaſſen ſehen wolte.
1681. 7. Mart.

SECTIO XXVI.

Langſame antwort aus noth. Dilfelds verge-
bener angriff. Klagen der verderbnuͤß in allen ſtaͤnden.
Dero ſchuld. Jm weltlichen ſtand. Jm lehrſtand. Der ar-
ticul der rechtfertigung wird nicht allezeit genug getrieben. Kuͤr-
tzere abfaſſung der Catechetiſchen lehr. Sorge vor der Juden
bekehrung. Mangel des vertrauens auff GOTT in zeitlichen.
Mißbraͤuch der handwercker. Bettler. Lange haar. Frucht
des amts mit gedult zuͤerwarten. Allmaͤhlige goͤttliche offenbah-
rung der geheimnuͤſſen. Allzugroſſes anſehen der
Theologorum
in der lehr. Arcana medicorum. Αρτος ἐπιου´σιος. Buchhand-
lung. Sabbats feyr. Aberglauben. Chriſtkindlein. Groſ-
ſe verderbnuͤß des menſchen. Kein natuͤrliches liecht zum geiſtli-
chen in ihm. Lehr von der Evangeliſchen ſeligkeit insgemein wird
nicht genug getrieben. Angefochtene. Beſchreibung der laſter.
Schuldigkeit ſtaͤter arbeit.

JCh antworte langſam/ aber bin durch die viele geſchaͤffte und von etlich
jahren her auffgeſchwollene brieffe nun von ziemlicher zeit genoͤthigt worden/
daß ich ohne die materien, die keinen verzug lidten/ ſelten auf die angekom-
mene ſchreiben eher/ als nach etlicher monaten verfluß/ zu antworten vermoͤgt ha-
be. Wie ich dann weiſen kan/ daß auch Fuͤrſt- und Graͤffliche brieffe uͤber ein vier-
tel jahr haben ligen muͤſſen bleiben/ ich wolte dann die viel aͤltere ſchreiben/ die offt
von drittehalb oder anderthalb jahr bey mir warten/ gar aus der acht laſſen. Jch
habe zwar von der vorigen Oſtermeß/ und alſo ein gantzes jahr/ dahin deſtinirt
und angewendet/ daß ich nechſt meinen amts geſchaͤfften/ ſo mir eben nicht vieles uͤ-
brig laſſen/ allerdings nichts vorgenommen/ noch gearbeitet/ ſondern allein die ſich
zuſammen gehaͤuffte brieffe zu expediren mich unterſtanden hatte/ aber ich bin
noch bey weiten nicht durchgekommen. Und geſchihet alſo/ in dem ich an den al-
ten/ ſie abzufertigen beſchaͤfftigt bin/ daß die neue auch alt werden. So leugne
auch nicht/ daß mich die groͤſſe ſeines briefs (ſo mir ſonſten ſehr angenehm geweſen/
als der ich gerne lange ſchreiben leſe) ſo fern erſchreckt/ weil ich ſahe/ daß es auch ei-

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[435/0453] ARTIC. I. DISTINCT. III. SECTIO XXVI. ohne das etzlicher autorum angefuͤhrte loca, die andern mehr ſcrupel machen/ als die ſach befoͤrdern wuͤrden/ lieber an einigen orten außgelaſſen ſehen wolte. 1681. 7. Mart. SECTIO XXVI. Langſame antwort aus noth. Dilfelds verge- bener angriff. Klagen der verderbnuͤß in allen ſtaͤnden. Dero ſchuld. Jm weltlichen ſtand. Jm lehrſtand. Der ar- ticul der rechtfertigung wird nicht allezeit genug getrieben. Kuͤr- tzere abfaſſung der Catechetiſchen lehr. Sorge vor der Juden bekehrung. Mangel des vertrauens auff GOTT in zeitlichen. Mißbraͤuch der handwercker. Bettler. Lange haar. Frucht des amts mit gedult zuͤerwarten. Allmaͤhlige goͤttliche offenbah- rung der geheimnuͤſſen. Allzugroſſes anſehen der Theologorum in der lehr. Arcana medicorum. Αρτος ἐπιου´σιος. Buchhand- lung. Sabbats feyr. Aberglauben. Chriſtkindlein. Groſ- ſe verderbnuͤß des menſchen. Kein natuͤrliches liecht zum geiſtli- chen in ihm. Lehr von der Evangeliſchen ſeligkeit insgemein wird nicht genug getrieben. Angefochtene. Beſchreibung der laſter. Schuldigkeit ſtaͤter arbeit. JCh antworte langſam/ aber bin durch die viele geſchaͤffte und von etlich jahren her auffgeſchwollene brieffe nun von ziemlicher zeit genoͤthigt worden/ daß ich ohne die materien, die keinen verzug lidten/ ſelten auf die angekom- mene ſchreiben eher/ als nach etlicher monaten verfluß/ zu antworten vermoͤgt ha- be. Wie ich dann weiſen kan/ daß auch Fuͤrſt- und Graͤffliche brieffe uͤber ein vier- tel jahr haben ligen muͤſſen bleiben/ ich wolte dann die viel aͤltere ſchreiben/ die offt von drittehalb oder anderthalb jahr bey mir warten/ gar aus der acht laſſen. Jch habe zwar von der vorigen Oſtermeß/ und alſo ein gantzes jahr/ dahin deſtinirt und angewendet/ daß ich nechſt meinen amts geſchaͤfften/ ſo mir eben nicht vieles uͤ- brig laſſen/ allerdings nichts vorgenommen/ noch gearbeitet/ ſondern allein die ſich zuſammen gehaͤuffte brieffe zu expediren mich unterſtanden hatte/ aber ich bin noch bey weiten nicht durchgekommen. Und geſchihet alſo/ in dem ich an den al- ten/ ſie abzufertigen beſchaͤfftigt bin/ daß die neue auch alt werden. So leugne auch nicht/ daß mich die groͤſſe ſeines briefs (ſo mir ſonſten ſehr angenehm geweſen/ als der ich gerne lange ſchreiben leſe) ſo fern erſchreckt/ weil ich ſahe/ daß es auch ei- ner Jii 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/453>, abgerufen am 18.04.2024.