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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
ich noch ferner von hertzen anwünsche) verliehen hat/ also auch anderwertlich mehr
und mehr zu dergleichen fleiß erwecket. Daß eine ort/ welches dieselbe in meinem
schreiben nicht lesen können/ ist Windsheim/ wo GOTT auch meinen andern
Schwager Herrn Horbio Superintendenti daselbst die gnade gegeben/ daß
er auch zu einer erbaulichen kinderlehr gebracht. So hat auch zu end
des vergangenen jahrs ein Archidiaconus zu Schmalkalden nach vie-
ler resistenz durchgedrungen/ daß etwas dergleichen angefangen wor-
den/ da zu GOTT so bald fast ungemeinen succeß und segen gegeben. Es
ist aber solcher gute mann so bald drauff nach Erffurt beruffen worden/ GOtt
lasse es aber deswegen nicht stecken bleiben. Es ist auch vor wenig monaten ein
Studiosus/ so sich hie auffgehalten/ in das Erpachische gekommen/ und in einem
grossen Dorff das catechetische examen schon also mit lauter liebe angefangen/
daß die gantze gemeinde freude daran hat/ und sich hoffentlich andere nachfolger fin-
den werden. So ist nun auch in dem gantzen Fürstenthum Wirtenberg solche
übung durch göttlichen segen eingeführet/ und wie ich vernehme/ eine predigt des-
wegen abgeschafft worden. Da ich also auch an dem succeß nicht zweiffele. Ach
der HERR öffne noch immer eine thür nach der andern/ daß sein wort mit vieler
krafft aller orten durchdringe/ und es am abend liecht werde. Er gebe auch allen
niedrig gesinneten ihre sünde zu erkennen/ daß sie lieber der wahrheit weichen als
fortfahren wider den stachel zu lecken: wie wir dann deswegen vor sie hertzlich zu
bitten haben. 16. Apr. 1681.

SECTIO XXX.

Das falsch auffgedichteter verdacht endlich nützen
könne. Catechetische unterrichtungen. Pauli Episteln.
Vor einer mir begegneten ausgestreuten
fabel. GOttes rath in derglei-
chen.

ES war mir erstlich leid/ als ich laß/ daß durch des antecessoris ungleiche
recommendation derselbe/ ehe er noch die stelle selbs angetreten/ mit ver-
dacht beladen werden müssen/ so wohl um des manns willen selbs/ der sich
mit solcher s[ü]nde beflecket/ die gewißlich so viel schwehrer ist/ als geringer sie geach-
tet wird/ einen schein eines eiffers vor die reinigkeit der lehr hat/ und dannoch so
vielen schaden thut/ als auch meines wehrtesten bruders willen/ theils weil derselbe
eben meiner freundschafft wegen solches leiden/ und meiner entgelten müsste/ theils
weil die erstmahls den leuten eingesteckte verdächte nicht so leicht gantz benommen

wer-

Das ſechſte Capitel.
ich noch ferner von hertzen anwuͤnſche) verliehen hat/ alſo auch anderwertlich mehr
und mehr zu dergleichen fleiß erwecket. Daß eine ort/ welches dieſelbe in meinem
ſchreiben nicht leſen koͤnnen/ iſt Windsheim/ wo GOTT auch meinen andern
Schwager Herrn Horbio Superintendenti daſelbſt die gnade gegeben/ daß
er auch zu einer erbaulichen kinderlehr gebracht. So hat auch zu end
des vergangenen jahrs ein Archidiaconus zu Schmalkalden nach vie-
ler reſiſtenz durchgedrungen/ daß etwas dergleichen angefangen wor-
den/ da zu GOTT ſo bald faſt ungemeinen ſucceß und ſegen gegeben. Es
iſt aber ſolcher gute mann ſo bald drauff nach Erffurt beruffen worden/ GOtt
laſſe es aber deswegen nicht ſtecken bleiben. Es iſt auch vor wenig monaten ein
Studioſus/ ſo ſich hie auffgehalten/ in das Erpachiſche gekommen/ und in einem
groſſen Dorff das catechetiſche examen ſchon alſo mit lauter liebe angefangen/
daß die gantze gemeinde freude daran hat/ und ſich hoffentlich andere nachfolger fin-
den werden. So iſt nun auch in dem gantzen Fuͤrſtenthum Wirtenberg ſolche
uͤbung durch goͤttlichen ſegen eingefuͤhret/ und wie ich vernehme/ eine predigt des-
wegen abgeſchafft worden. Da ich alſo auch an dem ſucceß nicht zweiffele. Ach
der HERR oͤffne noch immer eine thuͤr nach der andern/ daß ſein wort mit vieler
krafft aller orten durchdringe/ und es am abend liecht werde. Er gebe auch allen
niedrig geſinneten ihre ſuͤnde zu erkennen/ daß ſie lieber der wahrheit weichen als
fortfahren wider den ſtachel zu lecken: wie wir dann deswegen vor ſie hertzlich zu
bitten haben. 16. Apr. 1681.

SECTIO XXX.

Das falſch auffgedichteter verdacht endlich nuͤtzen
koͤnne. Catechetiſche unterrichtungen. Pauli Epiſteln.
Vor einer mir begegneten ausgeſtreuten
fabel. GOttes rath in derglei-
chen.

ES war mir erſtlich leid/ als ich laß/ daß durch des anteceſſoris ungleiche
recommendation derſelbe/ ehe er noch die ſtelle ſelbs angetreten/ mit ver-
dacht beladen werden muͤſſen/ ſo wohl um des manns willen ſelbs/ der ſich
mit ſolcher ſ[uͤ]nde beflecket/ die gewißlich ſo viel ſchwehrer iſt/ als geringer ſie geach-
tet wird/ einen ſchein eines eiffers vor die reinigkeit der lehr hat/ und dannoch ſo
vielen ſchaden thut/ als auch meines wehrteſten bruders willen/ theils weil derſelbe
eben meiner freundſchafft wegen ſolches leiden/ und meiner entgelten muͤſſte/ theils
weil die erſtmahls den leuten eingeſteckte verdaͤchte nicht ſo leicht gantz benommen

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[454/0472] Das ſechſte Capitel. ich noch ferner von hertzen anwuͤnſche) verliehen hat/ alſo auch anderwertlich mehr und mehr zu dergleichen fleiß erwecket. Daß eine ort/ welches dieſelbe in meinem ſchreiben nicht leſen koͤnnen/ iſt Windsheim/ wo GOTT auch meinen andern Schwager Herrn Horbio Superintendenti daſelbſt die gnade gegeben/ daß er auch zu einer erbaulichen kinderlehr gebracht. So hat auch zu end des vergangenen jahrs ein Archidiaconus zu Schmalkalden nach vie- ler reſiſtenz durchgedrungen/ daß etwas dergleichen angefangen wor- den/ da zu GOTT ſo bald faſt ungemeinen ſucceß und ſegen gegeben. Es iſt aber ſolcher gute mann ſo bald drauff nach Erffurt beruffen worden/ GOtt laſſe es aber deswegen nicht ſtecken bleiben. Es iſt auch vor wenig monaten ein Studioſus/ ſo ſich hie auffgehalten/ in das Erpachiſche gekommen/ und in einem groſſen Dorff das catechetiſche examen ſchon alſo mit lauter liebe angefangen/ daß die gantze gemeinde freude daran hat/ und ſich hoffentlich andere nachfolger fin- den werden. So iſt nun auch in dem gantzen Fuͤrſtenthum Wirtenberg ſolche uͤbung durch goͤttlichen ſegen eingefuͤhret/ und wie ich vernehme/ eine predigt des- wegen abgeſchafft worden. Da ich alſo auch an dem ſucceß nicht zweiffele. Ach der HERR oͤffne noch immer eine thuͤr nach der andern/ daß ſein wort mit vieler krafft aller orten durchdringe/ und es am abend liecht werde. Er gebe auch allen niedrig geſinneten ihre ſuͤnde zu erkennen/ daß ſie lieber der wahrheit weichen als fortfahren wider den ſtachel zu lecken: wie wir dann deswegen vor ſie hertzlich zu bitten haben. 16. Apr. 1681. SECTIO XXX. Das falſch auffgedichteter verdacht endlich nuͤtzen koͤnne. Catechetiſche unterrichtungen. Pauli Epiſteln. Vor einer mir begegneten ausgeſtreuten fabel. GOttes rath in derglei- chen. ES war mir erſtlich leid/ als ich laß/ daß durch des anteceſſoris ungleiche recommendation derſelbe/ ehe er noch die ſtelle ſelbs angetreten/ mit ver- dacht beladen werden muͤſſen/ ſo wohl um des manns willen ſelbs/ der ſich mit ſolcher ſuͤnde beflecket/ die gewißlich ſo viel ſchwehrer iſt/ als geringer ſie geach- tet wird/ einen ſchein eines eiffers vor die reinigkeit der lehr hat/ und dannoch ſo vielen ſchaden thut/ als auch meines wehrteſten bruders willen/ theils weil derſelbe eben meiner freundſchafft wegen ſolches leiden/ und meiner entgelten muͤſſte/ theils weil die erſtmahls den leuten eingeſteckte verdaͤchte nicht ſo leicht gantz benommen wer-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/472>, abgerufen am 28.03.2024.