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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. I. DISTINCTIO IV. SECTIO V.
einiges gutes gethan hat/ so zwar mehr durch seine ursachen teutschen kriegs/
praxin Arndianam und Theologiam mysticam als Postillam geschehen
ist/ als deren diese ich nicht also durchlesen als jene. Es ist ja eine betrübte zeit/
daß es dahin gekommen. Aber GOTT wird helffen. M.N. betrübt mich
offt sehr; nicht um des willen/ was er mir zu wider thut/ sondern daß er seine see-
le verletzet/ und zur ärgernüß gelegenheit giebt. Jch habe schwerlich jemanden/
der mir mehr entgegen. Ach betet mit mir/ daß GOTT ihm zur erkäntnüß
bringen/ und nicht in sein gericht fallen lassen wolle. Nun GOTT hat seine
stunden die wir nicht vorher erkennen können. Herr Scrivers zu Magdeburg
gottseligen eyffer habe ich offtmahls rühmen hören/ aber keine bekandschafft
noch zu ihm bekommen.

Der Vater aller guten gaben/ rüste ihn noch serner mit gnaden aus/ und
mehre seine gaben. Jndessen heil. obhut ihn teurester bruder und mit ihm alle
die bey ihnen den HErrn hertzlich lieben schließlich empfehle. Sein Geist seye
mit ihrem geist amen.

Wobey zum schluß zum nachfolgenden jahr wünsche/ daß die liebe des ewi-
GOttes gleichwie sie in erneüerung zeitlicher dinge sich hervor thut/ also auch mit
täglicher erneuerung des göttlichen ebenbildes in ihrer und unser aller seelen/ als
einem liechtlein der ewigkeit gewidmet/ je länger je kräfftiger sich erzeigen und uns
tüchtig machen wolle/ daß wir an dem grossen tage der allgemeinen erneuerung
gleichfalß zu der neuen welt und statt unsers GOttes in der seligsten ewigkeit mö-
gen erneuert werden.Amen.

SECTIO V.

An einem ort/ da die pest regierte: Von
göttlicher absicht in derselbigen. Mit unrecht in ver-
dacht gezogene
phrases, gelassenheit/ verklähren/ ver-
herrlichen/ innerliche erleuchtung: auch ei-
nigen andern.

JCh habe zum aller vordersten mein hertzliches und Christliches mitleiden
mit dem betrübten zustand ihrer lieben statt hiemit zu bezeugen/ wie michs
dann von grund meiner seelen afficiret, da so von ihnen/ als dem benach-
barten lieben Magdeburg gehöret habe/ und biß daher fast die wochendliche rela-
tiones
und zeitungen das unglück allemahl vorgestellet. Als vor einem jahr in

Meis-

ARTIC. I. DISTINCTIO IV. SECTIO V.
einiges gutes gethan hat/ ſo zwar mehr durch ſeine urſachen teutſchen kriegs/
praxin Arndianam und Theologiam myſticam als Poſtillam geſchehen
iſt/ als deren dieſe ich nicht alſo durchleſen als jene. Es iſt ja eine betruͤbte zeit/
daß es dahin gekommen. Aber GOTT wird helffen. M.N. betruͤbt mich
offt ſehr; nicht um des willen/ was er mir zu wider thut/ ſondern daß er ſeine ſee-
le verletzet/ und zur aͤrgernuͤß gelegenheit giebt. Jch habe ſchwerlich jemanden/
der mir mehr entgegen. Ach betet mit mir/ daß GOTT ihm zur erkaͤntnuͤß
bringen/ und nicht in ſein gericht fallen laſſen wolle. Nun GOTT hat ſeine
ſtunden die wir nicht vorher erkennen koͤnnen. Herr Scrivers zu Magdeburg
gottſeligen eyffer habe ich offtmahls ruͤhmen hoͤren/ aber keine bekandſchafft
noch zu ihm bekommen.

Der Vater aller guten gaben/ ruͤſte ihn noch ſerner mit gnaden aus/ und
mehre ſeine gaben. Jndeſſen heil. obhut ihn teureſter bruder und mit ihm alle
die bey ihnen den HErrn hertzlich lieben ſchließlich empfehle. Sein Geiſt ſeye
mit ihrem geiſt amen.

Wobey zum ſchluß zum nachfolgenden jahr wuͤnſche/ daß die liebe des ewi-
GOttes gleichwie ſie in erneuͤerung zeitlicher dinge ſich hervor thut/ alſo auch mit
taͤglicher erneuerung des goͤttlichen ebenbildes in ihrer und unſer aller ſeelen/ als
einem liechtlein der ewigkeit gewidmet/ je laͤnger je kraͤfftiger ſich erzeigen und uns
tuͤchtig machen wolle/ daß wir an dem groſſen tage der allgemeinen erneuerung
gleichfalß zu der neuen welt und ſtatt unſers GOttes in der ſeligſten ewigkeit moͤ-
gen erneuert werden.Amen.

SECTIO V.

An einem ort/ da die peſt regierte: Von
goͤttlicher abſicht in derſelbigen. Mit unrecht in ver-
dacht gezogene
phraſes, gelaſſenheit/ verklaͤhren/ ver-
herrlichen/ innerliche erleuchtung: auch ei-
nigen andern.

JCh habe zum aller vorderſten mein hertzliches und Chriſtliches mitleiden
mit dem betruͤbten zuſtand ihrer lieben ſtatt hiemit zu bezeugen/ wie michs
dann von grund meiner ſeelen afficiret, da ſo von ihnen/ als dem benach-
barten lieben Magdeburg gehoͤret habe/ und biß daher faſt die wochendliche rela-
tiones
und zeitungen das ungluͤck allemahl vorgeſtellet. Als vor einem jahr in

Meiſ-
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[639/0657] ARTIC. I. DISTINCTIO IV. SECTIO V. einiges gutes gethan hat/ ſo zwar mehr durch ſeine urſachen teutſchen kriegs/ praxin Arndianam und Theologiam myſticam als Poſtillam geſchehen iſt/ als deren dieſe ich nicht alſo durchleſen als jene. Es iſt ja eine betruͤbte zeit/ daß es dahin gekommen. Aber GOTT wird helffen. M.N. betruͤbt mich offt ſehr; nicht um des willen/ was er mir zu wider thut/ ſondern daß er ſeine ſee- le verletzet/ und zur aͤrgernuͤß gelegenheit giebt. Jch habe ſchwerlich jemanden/ der mir mehr entgegen. Ach betet mit mir/ daß GOTT ihm zur erkaͤntnuͤß bringen/ und nicht in ſein gericht fallen laſſen wolle. Nun GOTT hat ſeine ſtunden die wir nicht vorher erkennen koͤnnen. Herr Scrivers zu Magdeburg gottſeligen eyffer habe ich offtmahls ruͤhmen hoͤren/ aber keine bekandſchafft noch zu ihm bekommen. Der Vater aller guten gaben/ ruͤſte ihn noch ſerner mit gnaden aus/ und mehre ſeine gaben. Jndeſſen heil. obhut ihn teureſter bruder und mit ihm alle die bey ihnen den HErrn hertzlich lieben ſchließlich empfehle. Sein Geiſt ſeye mit ihrem geiſt amen. Wobey zum ſchluß zum nachfolgenden jahr wuͤnſche/ daß die liebe des ewi- GOttes gleichwie ſie in erneuͤerung zeitlicher dinge ſich hervor thut/ alſo auch mit taͤglicher erneuerung des goͤttlichen ebenbildes in ihrer und unſer aller ſeelen/ als einem liechtlein der ewigkeit gewidmet/ je laͤnger je kraͤfftiger ſich erzeigen und uns tuͤchtig machen wolle/ daß wir an dem groſſen tage der allgemeinen erneuerung gleichfalß zu der neuen welt und ſtatt unſers GOttes in der ſeligſten ewigkeit moͤ- gen erneuert werden.Amen. SECTIO V. An einem ort/ da die peſt regierte: Von goͤttlicher abſicht in derſelbigen. Mit unrecht in ver- dacht gezogene phraſes, gelaſſenheit/ verklaͤhren/ ver- herrlichen/ innerliche erleuchtung: auch ei- nigen andern. JCh habe zum aller vorderſten mein hertzliches und Chriſtliches mitleiden mit dem betruͤbten zuſtand ihrer lieben ſtatt hiemit zu bezeugen/ wie michs dann von grund meiner ſeelen afficiret, da ſo von ihnen/ als dem benach- barten lieben Magdeburg gehoͤret habe/ und biß daher faſt die wochendliche rela- tiones und zeitungen das ungluͤck allemahl vorgeſtellet. Als vor einem jahr in Meiſ-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 639. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/657>, abgerufen am 28.03.2024.