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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
und den rechten zweck/ ohne andere fleischliche nebens-absichten/ wahrhafftig
zu thun seye/ und ferner seyn solle. Solche himmlische güte segne auch in
allen stücken desselben werthe person und heiliges amt/ noch lange ein heilsa-
mes gefäß der gnaden und werckzeug zur verherrlichung des grossen nahmens
GOttes zu seyn und zu bleiben. 22. mertz. 1686.

P. S. Jch kan auch einiges nicht wohl aus den gedancken schlagen/
was den nechsten tag nach empfangener vocation sich in meinem hause begeben/
daß nemlich meine älteste tochter (wie meine kinder mit meiner erlaubnüß/
und nicht künfftige dinge dadurch zu forschen/ sondern sich zu weilen mit ein-
ander aufzumuntern/ die sprüche in acht zu nehmen/ und sich bekannt zu
machen/ welche ihnen zu gefallen mehrmahl zu thun pflegen) abends allein
in dem hause sprüche aufschlug/ wie sie in dem eingreiffen oder aufthun in dem
N. T. (war die kleine Lüneburgische edition) unter die finger fallen. Da
kam vor mich auff der rechten seiten Act. 7, 3. auff der lincken v. 10. solches
capitels. Welches sie mir darauff zeugte/ und mich nicht wenig bestürtzet/
dann in der gantzen Bibel nichts eigendlichers mit fleiß auffgesuchet werden
könte/ wo mich GOtt weg haben will. Dergleichen mit fast einstimmenden
sprüchen ist etlichen meinen zuhörern/ so von jenem gehöret/ auch seither
widerfahren.

NB. Etwas dergleichen ist dem S. Hr. D. Geiern/ als er auch wegen
des berufs nach Dresden beängstiget war/ und aufschlagung eines gebetbuchs
(wie er selbs bezeuget) begegnet.

Lit. A.
Rationes,
welche angeführet werden mögen/ zu erwei-
sen/ daß in dieser sach eine Göttliche
vocation
zu erkennen sey.
1. Jst die vocation D. Spenern zugekommen/ ohne einiges sein gesuch/
directe oder indirecte: Wie dann/ daß derselbe Sr. Churfürstl. Durchl.
selbs bekannt worden/ durch die einige veranlassüng geschehen/ daß Seine
Churfürstl. Durchl. in vorigen jahren/ aus gelegenheit des kriegs/ sich seines
diensts zur privat-communion einmahl gebraucht/ ausser dem er dieselbe
niemahl gesprochen: So ist auch die kundschafft dererjenigen und denen
Herren Consistoriahbus, mit denen er zu weilen correspondirt/ allemahl
aus anderer veranlassung gesucht worden; daß man hieran nicht am wenig-
sten gedacht.
2. Hat er vielmehr so bald von der ersten zeit/ da etwas praelimina-
riter
gegen ihn gemeldet/ und seine gedancken svadiret worden/ alles auffs
glimpflichste und modeste aus so erkäntnüß als vorschützung der dazu ermang-
lenden

Das ſechſte Capitel.
und den rechten zweck/ ohne andere fleiſchliche nebens-abſichten/ wahrhafftig
zu thun ſeye/ und ferner ſeyn ſolle. Solche himmliſche guͤte ſegne auch in
allen ſtuͤcken deſſelben werthe perſon und heiliges amt/ noch lange ein heilſa-
mes gefaͤß der gnaden und werckzeug zur verherrlichung des groſſen nahmens
GOttes zu ſeyn und zu bleiben. 22. mertz. 1686.

P. S. Jch kan auch einiges nicht wohl aus den gedancken ſchlagen/
was den nechſten tag nach empfangener vocation ſich in meinem hauſe begeben/
daß nemlich meine aͤlteſte tochter (wie meine kinder mit meiner erlaubnuͤß/
und nicht kuͤnfftige dinge dadurch zu forſchen/ ſondern ſich zu weilen mit ein-
ander aufzumuntern/ die ſpruͤche in acht zu nehmen/ und ſich bekannt zu
machen/ welche ihnen zu gefallen mehrmahl zu thun pflegen) abends allein
in dem hauſe ſpruͤche aufſchlug/ wie ſie in dem eingreiffen oder aufthun in dem
N. T. (war die kleine Luͤneburgiſche edition) unter die finger fallen. Da
kam vor mich auff der rechten ſeiten Act. 7, 3. auff der lincken v. 10. ſolches
capitels. Welches ſie mir darauff zeugte/ und mich nicht wenig beſtuͤrtzet/
dann in der gantzen Bibel nichts eigendlichers mit fleiß auffgeſuchet werden
koͤnte/ wo mich GOtt weg haben will. Dergleichen mit faſt einſtimmenden
ſpruͤchen iſt etlichen meinen zuhoͤrern/ ſo von jenem gehoͤret/ auch ſeither
widerfahren.

NB. Etwas dergleichen iſt dem S. Hr. D. Geiern/ als er auch wegen
des berufs nach Dresden beaͤngſtiget war/ und aufſchlagung eines gebetbuchs
(wie er ſelbs bezeuget) begegnet.

Lit. A.
Rationes,
welche angefuͤhret werden moͤgen/ zu erwei-
ſen/ daß in dieſer ſach eine Goͤttliche
vocation
zu erkennen ſey.
1. Jſt die vocation D. Spenern zugekommen/ ohne einiges ſein geſuch/
directe oder indirecte: Wie dann/ daß derſelbe Sr. Churfuͤrſtl. Durchl.
ſelbs bekannt worden/ durch die einige veranlaſſuͤng geſchehen/ daß Seine
Churfuͤrſtl. Durchl. in vorigen jahren/ aus gelegenheit des kriegs/ ſich ſeines
dienſts zur privat-communion einmahl gebraucht/ auſſer dem er dieſelbe
niemahl geſprochen: So iſt auch die kundſchafft dererjenigen und denen
Herren Conſiſtoriahbus, mit denen er zu weilen correſpondirt/ allemahl
aus anderer veranlaſſung geſucht worden; daß man hieran nicht am wenig-
ſten gedacht.
2. Hat er vielmehr ſo bald von der erſten zeit/ da etwas prælimina-
riter
gegen ihn gemeldet/ und ſeine gedancken ſvadiret worden/ alles auffs
glimpflichſte und modeſte aus ſo erkaͤntnuͤß als vorſchuͤtzung der dazu ermang-
lenden
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[682/0700] Das ſechſte Capitel. und den rechten zweck/ ohne andere fleiſchliche nebens-abſichten/ wahrhafftig zu thun ſeye/ und ferner ſeyn ſolle. Solche himmliſche guͤte ſegne auch in allen ſtuͤcken deſſelben werthe perſon und heiliges amt/ noch lange ein heilſa- mes gefaͤß der gnaden und werckzeug zur verherrlichung des groſſen nahmens GOttes zu ſeyn und zu bleiben. 22. mertz. 1686. P. S. Jch kan auch einiges nicht wohl aus den gedancken ſchlagen/ was den nechſten tag nach empfangener vocation ſich in meinem hauſe begeben/ daß nemlich meine aͤlteſte tochter (wie meine kinder mit meiner erlaubnuͤß/ und nicht kuͤnfftige dinge dadurch zu forſchen/ ſondern ſich zu weilen mit ein- ander aufzumuntern/ die ſpruͤche in acht zu nehmen/ und ſich bekannt zu machen/ welche ihnen zu gefallen mehrmahl zu thun pflegen) abends allein in dem hauſe ſpruͤche aufſchlug/ wie ſie in dem eingreiffen oder aufthun in dem N. T. (war die kleine Luͤneburgiſche edition) unter die finger fallen. Da kam vor mich auff der rechten ſeiten Act. 7, 3. auff der lincken v. 10. ſolches capitels. Welches ſie mir darauff zeugte/ und mich nicht wenig beſtuͤrtzet/ dann in der gantzen Bibel nichts eigendlichers mit fleiß auffgeſuchet werden koͤnte/ wo mich GOtt weg haben will. Dergleichen mit faſt einſtimmenden ſpruͤchen iſt etlichen meinen zuhoͤrern/ ſo von jenem gehoͤret/ auch ſeither widerfahren. NB. Etwas dergleichen iſt dem S. Hr. D. Geiern/ als er auch wegen des berufs nach Dresden beaͤngſtiget war/ und aufſchlagung eines gebetbuchs (wie er ſelbs bezeuget) begegnet. Lit. A. Rationes, welche angefuͤhret werden moͤgen/ zu erwei- ſen/ daß in dieſer ſach eine Goͤttliche vocation zu erkennen ſey. 1. Jſt die vocation D. Spenern zugekommen/ ohne einiges ſein geſuch/ directe oder indirecte: Wie dann/ daß derſelbe Sr. Churfuͤrſtl. Durchl. ſelbs bekannt worden/ durch die einige veranlaſſuͤng geſchehen/ daß Seine Churfuͤrſtl. Durchl. in vorigen jahren/ aus gelegenheit des kriegs/ ſich ſeines dienſts zur privat-communion einmahl gebraucht/ auſſer dem er dieſelbe niemahl geſprochen: So iſt auch die kundſchafft dererjenigen und denen Herren Conſiſtoriahbus, mit denen er zu weilen correſpondirt/ allemahl aus anderer veranlaſſung geſucht worden; daß man hieran nicht am wenig- ſten gedacht. 2. Hat er vielmehr ſo bald von der erſten zeit/ da etwas prælimina- riter gegen ihn gemeldet/ und ſeine gedancken ſvadiret worden/ alles auffs glimpflichſte und modeſte aus ſo erkaͤntnuͤß als vorſchuͤtzung der dazu ermang- lenden

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 682. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/700>, abgerufen am 19.04.2024.