Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

ARTIC. II. SECTIO XXXIII.
seiner weißheit von oben/ in diesen und in allen andern regierungs geschäfften stets
zu erkennen/ was das beste seye/ auch mit krafft solches nachtrücklich ins werck zu
setzen/ auch aus seinem segen allemahl den glücklichen succeß zusehen/ damit dero
regierung wegen vieles guten so unter derselben befördert werden/ noch bey den
nachkommen vor andern einen frölichen ruhm behalte. m. f. w. den 10. Oct. 1690.

SECTIO XXXIII.

Zwey greuel/ denen man sich in unsrer kirchen son-
derlich zu wiedersetzen/ dem todten glauben und
herrschafft über die gewissen.

GEliebter bruder/ ists zeit zum heyl unsrer kirchen sich einiger boßheit zu wi-
dersetzen/ so ists gewiß diese doppelte boßheit/ eins theils/ da man unser Chri-
stenthum in das opus operatum setzt/ und durch einen todten glauben selig
zu werden meinet; andern theils da Prediger und Theologi sich der herrschafft
über die gewissen annehmen/ ohne zuziehung der übrigen kirchen alles decidiren/
und was zuglauben seye/ andern vorgeschreiben und auffdringen/ welche ange-
masste macht des cleri/ so vielmehr nur gewisser theil desselben/ als das hertz des
Papstums zuhalten ist/ und gleichsam ein Babel der menschlichen autorität unter
uns gründen will; Daher von allen denen/ die den HERRN lieben/ sonderlich
die Gott/ da sie selbs wider sich dergleichen erfahren müssen/ sonderbar dazu berufft/
dieser tyranney getrost begegnet werden muß: Solten wir dabey auch alles müs-
sen auffsetzen/ so geschichts nicht weniger zu der ehre unsers grossen GOttes/ als
vor welchen andern articul wir etwas leiden würden. Dann wir leiden vor die
freyheit der wahrheit insgemein/ und thun nach den befehl/ nicht menschen knechte
zu werden. Jch halte auch dafür/ es werden sich mehr und mehr leute hervor thun
die sich der herrschafft über die gewissen freudig entgegen setzen sollen. Der Herr
aber regiere sie alle mit der weißheit aus der höhe/ hierinn auch zu thun/ was seine
ehre erfordert und gebe ihnen endlich den sieg. 8. Jul. 1690.

SECTIO XXXIV.

Mein verhalten/ wann gute freunde mit andern
in streit gerathen.

DJeses hoffe und verlange von guten freunden/ wo sie mit andern etwa in eine
contradiction gerathen/ die sonsten auch mit mir bekant sind/ u. ich eine gu-
te meinung von ihnen gefasst/ daß sie zwar wohl meine gedancken mögen von

mir
Lllll

ARTIC. II. SECTIO XXXIII.
ſeiner weißheit von oben/ in dieſen und in allen andern regierungs geſchaͤfften ſtets
zu erkennen/ was das beſte ſeye/ auch mit krafft ſolches nachtruͤcklich ins werck zu
ſetzen/ auch aus ſeinem ſegen allemahl den gluͤcklichen ſucceß zuſehen/ damit dero
regierung wegen vieles guten ſo unter derſelben befoͤrdert werden/ noch bey den
nachkommen vor andern einen froͤlichen ruhm behalte. m. f. w. den 10. Oct. 1690.

SECTIO XXXIII.

Zwey greuel/ denen man ſich in unſrer kirchen ſon-
derlich zu wiederſetzen/ dem todten glauben und
herrſchafft uͤber die gewiſſen.

GEliebter bruder/ iſts zeit zum heyl unſrer kirchen ſich einiger boßheit zu wi-
derſetzen/ ſo iſts gewiß dieſe doppelte boßheit/ eins theils/ da man unſer Chri-
ſtenthum in das opus operatum ſetzt/ und durch einen todten glauben ſelig
zu werden meinet; andern theils da Prediger und Theologi ſich der herrſchafft
uͤber die gewiſſen annehmen/ ohne zuziehung der uͤbrigen kirchen alles decidiren/
und was zuglauben ſeye/ andern vorgeſchreiben und auffdringen/ welche ange-
maſſte macht des cleri/ ſo vielmehr nur gewiſſer theil deſſelben/ als das hertz des
Papſtums zuhalten iſt/ und gleichſam ein Babel der menſchlichen autoritaͤt unter
uns gruͤnden will; Daher von allen denen/ die den HERRN lieben/ ſonderlich
die Gott/ da ſie ſelbs wider ſich dergleichen erfahren muͤſſen/ ſonderbar dazu berufft/
dieſer tyꝛanney getroſt begegnet werden muß: Solten wir dabey auch alles muͤſ-
ſen auffſetzen/ ſo geſchichts nicht weniger zu der ehre unſers groſſen GOttes/ als
vor welchen andern articul wir etwas leiden wuͤrden. Dann wir leiden vor die
freyheit der wahrheit insgemein/ und thun nach den befehl/ nicht menſchen knechte
zu werden. Jch halte auch dafuͤr/ es werden ſich mehr und mehr leute hervor thun
die ſich der herrſchafft uͤber die gewiſſen freudig entgegen ſetzen ſollen. Der Herr
aber regiere ſie alle mit der weißheit aus der hoͤhe/ hierinn auch zu thun/ was ſeine
ehre erfordert und gebe ihnen endlich den ſieg. 8. Jul. 1690.

SECTIO XXXIV.

Mein verhalten/ wann gute freunde mit andern
in ſtreit gerathen.

DJeſes hoffe und verlange von guten freunden/ wo ſie mit andern etwa in eine
contradiction gerathen/ die ſonſten auch mit mir bekant ſind/ u. ich eine gu-
te meinung von ihnen gefaſſt/ daß ſie zwar wohl meine gedancken moͤgen von

mir
Lllll
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0835" n="817"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">ARTIC. II. SECTIO XXXIII.</hi></fw><lb/>
&#x017F;einer weißheit von oben/ in die&#x017F;en und in allen andern regierungs ge&#x017F;cha&#x0364;fften &#x017F;tets<lb/>
zu erkennen/ was das be&#x017F;te &#x017F;eye/ auch mit krafft &#x017F;olches nachtru&#x0364;cklich ins werck zu<lb/>
&#x017F;etzen/ auch aus &#x017F;einem &#x017F;egen allemahl den glu&#x0364;cklichen <hi rendition="#aq">&#x017F;ucceß</hi> zu&#x017F;ehen/ damit dero<lb/>
regierung wegen vieles guten &#x017F;o unter der&#x017F;elben befo&#x0364;rdert werden/ noch bey den<lb/>
nachkommen vor andern einen fro&#x0364;lichen ruhm behalte. m. f. w. den 10. Oct. 1690.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO</hi> XXXIII.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">Z</hi>wey greuel/ denen man &#x017F;ich in un&#x017F;rer kirchen &#x017F;on-<lb/>
derlich zu wieder&#x017F;etzen/ dem todten glauben und<lb/>
herr&#x017F;chafft u&#x0364;ber die gewi&#x017F;&#x017F;en.</hi> </hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">G</hi>Eliebter bruder/ i&#x017F;ts zeit zum heyl un&#x017F;rer kirchen &#x017F;ich einiger boßheit zu wi-<lb/>
der&#x017F;etzen/ &#x017F;o i&#x017F;ts gewiß die&#x017F;e doppelte boßheit/ eins theils/ da man un&#x017F;er Chri-<lb/>
&#x017F;tenthum in das <hi rendition="#aq">opus operatum</hi> &#x017F;etzt/ und durch einen todten glauben &#x017F;elig<lb/>
zu werden meinet; andern theils da Prediger und <hi rendition="#aq">Theologi</hi> &#x017F;ich der herr&#x017F;chafft<lb/>
u&#x0364;ber die gewi&#x017F;&#x017F;en annehmen/ ohne zuziehung der u&#x0364;brigen kirchen alles <hi rendition="#aq">decidi</hi>ren/<lb/>
und was zuglauben &#x017F;eye/ andern vorge&#x017F;chreiben und auffdringen/ welche ange-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;te macht des <hi rendition="#aq">cleri</hi>/ &#x017F;o vielmehr nur gewi&#x017F;&#x017F;er theil de&#x017F;&#x017F;elben/ als das hertz des<lb/>
Pap&#x017F;tums zuhalten i&#x017F;t/ und gleich&#x017F;am ein Babel der men&#x017F;chlichen <hi rendition="#aq">autori</hi>ta&#x0364;t unter<lb/>
uns gru&#x0364;nden will; Daher von allen denen/ die den HERRN lieben/ &#x017F;onderlich<lb/>
die Gott/ da &#x017F;ie &#x017F;elbs wider &#x017F;ich dergleichen erfahren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;onderbar dazu berufft/<lb/>
die&#x017F;er ty&#xA75B;anney getro&#x017F;t begegnet werden muß: Solten wir dabey auch alles mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en auff&#x017F;etzen/ &#x017F;o ge&#x017F;chichts nicht weniger zu der ehre un&#x017F;ers gro&#x017F;&#x017F;en GOttes/ als<lb/>
vor welchen andern <hi rendition="#aq">articul</hi> wir etwas leiden wu&#x0364;rden. Dann wir leiden vor die<lb/>
freyheit der wahrheit insgemein/ und thun nach den befehl/ nicht men&#x017F;chen knechte<lb/>
zu werden. Jch halte auch dafu&#x0364;r/ es werden &#x017F;ich mehr und mehr leute hervor thun<lb/>
die &#x017F;ich der herr&#x017F;chafft u&#x0364;ber die gewi&#x017F;&#x017F;en freudig entgegen &#x017F;etzen &#x017F;ollen. Der Herr<lb/>
aber regiere &#x017F;ie alle mit der weißheit aus der ho&#x0364;he/ hierinn auch zu thun/ was &#x017F;eine<lb/>
ehre erfordert und gebe ihnen endlich den &#x017F;ieg. 8. Jul. 1690.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">SECTIO XXXIV.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">M</hi>ein verhalten/ wann gute freunde mit andern<lb/>
in &#x017F;treit gerathen.</hi> </hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Je&#x017F;es hoffe und verlange von guten freunden/ wo &#x017F;ie mit andern etwa in eine<lb/><hi rendition="#aq">contradiction</hi> gerathen/ die &#x017F;on&#x017F;ten auch mit mir bekant &#x017F;ind/ u. ich eine gu-<lb/>
te meinung von ihnen gefa&#x017F;&#x017F;t/ daß &#x017F;ie zwar wohl meine gedancken mo&#x0364;gen von<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Lllll</fw><fw place="bottom" type="catch">mir</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[817/0835] ARTIC. II. SECTIO XXXIII. ſeiner weißheit von oben/ in dieſen und in allen andern regierungs geſchaͤfften ſtets zu erkennen/ was das beſte ſeye/ auch mit krafft ſolches nachtruͤcklich ins werck zu ſetzen/ auch aus ſeinem ſegen allemahl den gluͤcklichen ſucceß zuſehen/ damit dero regierung wegen vieles guten ſo unter derſelben befoͤrdert werden/ noch bey den nachkommen vor andern einen froͤlichen ruhm behalte. m. f. w. den 10. Oct. 1690. SECTIO XXXIII. Zwey greuel/ denen man ſich in unſrer kirchen ſon- derlich zu wiederſetzen/ dem todten glauben und herrſchafft uͤber die gewiſſen. GEliebter bruder/ iſts zeit zum heyl unſrer kirchen ſich einiger boßheit zu wi- derſetzen/ ſo iſts gewiß dieſe doppelte boßheit/ eins theils/ da man unſer Chri- ſtenthum in das opus operatum ſetzt/ und durch einen todten glauben ſelig zu werden meinet; andern theils da Prediger und Theologi ſich der herrſchafft uͤber die gewiſſen annehmen/ ohne zuziehung der uͤbrigen kirchen alles decidiren/ und was zuglauben ſeye/ andern vorgeſchreiben und auffdringen/ welche ange- maſſte macht des cleri/ ſo vielmehr nur gewiſſer theil deſſelben/ als das hertz des Papſtums zuhalten iſt/ und gleichſam ein Babel der menſchlichen autoritaͤt unter uns gruͤnden will; Daher von allen denen/ die den HERRN lieben/ ſonderlich die Gott/ da ſie ſelbs wider ſich dergleichen erfahren muͤſſen/ ſonderbar dazu berufft/ dieſer tyꝛanney getroſt begegnet werden muß: Solten wir dabey auch alles muͤſ- ſen auffſetzen/ ſo geſchichts nicht weniger zu der ehre unſers groſſen GOttes/ als vor welchen andern articul wir etwas leiden wuͤrden. Dann wir leiden vor die freyheit der wahrheit insgemein/ und thun nach den befehl/ nicht menſchen knechte zu werden. Jch halte auch dafuͤr/ es werden ſich mehr und mehr leute hervor thun die ſich der herrſchafft uͤber die gewiſſen freudig entgegen ſetzen ſollen. Der Herr aber regiere ſie alle mit der weißheit aus der hoͤhe/ hierinn auch zu thun/ was ſeine ehre erfordert und gebe ihnen endlich den ſieg. 8. Jul. 1690. SECTIO XXXIV. Mein verhalten/ wann gute freunde mit andern in ſtreit gerathen. DJeſes hoffe und verlange von guten freunden/ wo ſie mit andern etwa in eine contradiction gerathen/ die ſonſten auch mit mir bekant ſind/ u. ich eine gu- te meinung von ihnen gefaſſt/ daß ſie zwar wohl meine gedancken moͤgen von mir Lllll

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/835
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 817. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/835>, abgerufen am 23.04.2024.