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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
SECTIO IV.

Schreiben an Bürgemeister und Rath zu Ber-
lin nach empfangener Churfürlichen

vocation.

NAchdem der Durchlauchtigste Churfürst von Brandenburg/ unser gnä-
digster Herr von dato 28. Mart. mich wie zu seiner Consistorial-Rath stel-
le also auch der Propstey und inspection der kirchen zu S. Nicolai in dero
statt Berlin gnädigst beruffen/ ich auch aus erkanten göttlichen willen/ nach von
jetzigem meinem gnädigsten Churfürsten und Herrn geschehener überlassung mei-
ner person/ zu solchem beruff mich gehorsamst verstanden habe/ und an deme bin/
dem zufolge mich unter dem geleite GOttes ihres orts zuverfügen: so habe meiner
schuldigkeit erachtet/ mit diesemzeilen gegen E. Wol Edl. Herrl. und Weißh. mei-
nen gehorsam/ observanz und respect zu bezeugen und in dero wehrte gunst
mich bester massen zu recommendiren. Jch erkenne mehr und mehr/ daß mei-
nes himmlischen Vaters wille und rath über mich seye/ nicht an einem/ sondern an
mehrern orten sein wort und Evangelium zuverkündigen/ wie nun mit demselben
als einem weisen und gütigen rath hertzlich zu frieden bin/ also freue mich auch/ nach
seiner anweisung vor diesesmal in ihrer werthen statt mein weniges pfund in gött-
lichen seegen treulich anzuwenden/ und gehe auff göttlichen ruff mich hertzlich ver-
lassende/ mit getrosten hertzen dahin/ wo mich der HERR HERR unzweiffent-
lich gehen heisset.

E. Wohl Edl. Herrl. und Weißh. versichere alles dessen/ was sie gegen sich
von einem diener GOttes in ihrer statt verlangen mögen: wie auch verhoffe noch
jetzo das zeugnüß von einem Hochweisen Rath zu Francksurt am Mayn/ unter dem
ich 20. jahr als Senior ihres Ministerii gestanden bin/ zu haben/ daß denselben in
nichts in ihre gerechtsame eingegriffen/ oder zu einiger klage gegen mich ursach ge-
geben/ sondern mich vermittels göttlicher gnade also verhalten habe/ daß als mich
der allerhöchste von ihnen nahm/ und hieher führte/ solcher mich nicht so gar gern/
sondern alleinaus gehorsam gegen göttlichen willen/ von sich gelassen hat. Den himm-
lischen Vater ruffe ich demüthigst an/ welcher gleich wie über E. Wohl Edl. Herrl.
und Weißh. alle arten seines himmlischen segens in geistlichem und leiblichem wol-
wesen/ sonderlich friedlicher und beglückter regierung der anvertrauten statt/ mil-
diglich ausgiessen/ also auch mich seinen knecht/ welchen er zu denselben sendet/ von
oben herab dermassen ausrüsten wolle/ daß die Evangelische kirche dero statt von
dem wort/ so er durch mich auch verkündigen lassen wird/ viele selige erbauung in
seinem segen geniessen/ E. Wol Ed. Herrl. und Weißh. aber auch alle verlangte

ver-
Das ſechſte Capitel.
SECTIO IV.

Schreiben an Buͤrgemeiſter und Rath zu Ber-
lin nach empfangener Churfuͤrlichen

vocation.

NAchdem der Durchlauchtigſte Churfuͤrſt von Brandenburg/ unſer gnaͤ-
digſter Herr von dato 28. Mart. mich wie zu ſeiner Conſiſtorial-Rath ſtel-
le alſo auch der Propſtey und inſpection der kiꝛchen zu S. Nicolai in dero
ſtatt Berlin gnaͤdigſt beruffen/ ich auch aus erkanten goͤttlichen willen/ nach von
jetzigem meinem gnaͤdigſten Churfuͤrſten und Herrn geſchehener uͤberlaſſung mei-
neꝛ perſon/ zu ſolchem beruff mich gehorſamſt verſtanden habe/ und an deme bin/
dem zufolge mich unter dem geleite GOttes ihres orts zuverfuͤgen: ſo habe meiner
ſchuldigkeit erachtet/ mit dieſemzeilen gegen E. Wol Edl. Herrl. und Weißh. mei-
nen gehorſam/ obſervanz und reſpect zu bezeugen und in dero wehrte gunſt
mich beſter maſſen zu recommendiren. Jch erkenne mehr und mehr/ daß mei-
nes himmliſchen Vaters wille und rath uͤber mich ſeye/ nicht an einem/ ſondern an
mehrern orten ſein wort und Evangelium zuverkuͤndigen/ wie nun mit demſelben
als einem weiſen und guͤtigen rath hertzlich zu frieden bin/ alſo freue mich auch/ nach
ſeiner anweiſung vor dieſesmal in ihrer werthen ſtatt mein weniges pfund in goͤtt-
lichen ſeegen treulich anzuwenden/ und gehe auff goͤttlichen ruff mich hertzlich ver-
laſſende/ mit getꝛoſten hertzen dahin/ wo mich der HERR HERR unzweiffent-
lich gehen heiſſet.

E. Wohl Edl. Herrl. und Weißh. verſicheꝛe alles deſſen/ was ſie gegen ſich
von einem diener GOttes in ihrer ſtatt verlangen moͤgen: wie auch verhoffe noch
jetzo das zeugnuͤß von einem Hochweiſen Rath zu Franckſurt am Mayn/ unter dem
ich 20. jahr als Senior ihres Miniſterii geſtanden bin/ zu haben/ daß denſelben in
nichts in ihre gerechtſame eingegriffen/ oder zu einiger klage gegen mich urſach ge-
geben/ ſondern mich vermittels goͤttlicher gnade alſo verhalten habe/ daß als mich
der allerhoͤchſte von ihnen nahm/ und hieher fuͤhrte/ ſolcher mich nicht ſo gar gern/
ſondern alleinaus gehorſam gegen goͤttlichen willen/ von ſich gelaſſen hat. Den him̃-
liſchen Vater ruffe ich demuͤthigſt an/ welcher gleich wie uͤber E. Wohl Edl. Herrl.
und Weißh. alle arten ſeines himmliſchen ſegens in geiſtlichem und leiblichem wol-
weſen/ ſonderlich friedlicher und begluͤckter regierung der anvertrauten ſtatt/ mil-
diglich ausgieſſen/ alſo auch mich ſeinen knecht/ welchen er zu denſelben ſendet/ von
oben herab dermaſſen ausruͤſten wolle/ daß die Evangeliſche kirche dero ſtatt von
dem wort/ ſo er durch mich auch verkuͤndigen laſſen wird/ viele ſelige erbauung in
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[856/0874] Das ſechſte Capitel. SECTIO IV. Schreiben an Buͤrgemeiſter und Rath zu Ber- lin nach empfangener Churfuͤrlichen vocation. NAchdem der Durchlauchtigſte Churfuͤrſt von Brandenburg/ unſer gnaͤ- digſter Herr von dato 28. Mart. mich wie zu ſeiner Conſiſtorial-Rath ſtel- le alſo auch der Propſtey und inſpection der kiꝛchen zu S. Nicolai in dero ſtatt Berlin gnaͤdigſt beruffen/ ich auch aus erkanten goͤttlichen willen/ nach von jetzigem meinem gnaͤdigſten Churfuͤrſten und Herrn geſchehener uͤberlaſſung mei- neꝛ perſon/ zu ſolchem beruff mich gehorſamſt verſtanden habe/ und an deme bin/ dem zufolge mich unter dem geleite GOttes ihres orts zuverfuͤgen: ſo habe meiner ſchuldigkeit erachtet/ mit dieſemzeilen gegen E. Wol Edl. Herrl. und Weißh. mei- nen gehorſam/ obſervanz und reſpect zu bezeugen und in dero wehrte gunſt mich beſter maſſen zu recommendiren. Jch erkenne mehr und mehr/ daß mei- nes himmliſchen Vaters wille und rath uͤber mich ſeye/ nicht an einem/ ſondern an mehrern orten ſein wort und Evangelium zuverkuͤndigen/ wie nun mit demſelben als einem weiſen und guͤtigen rath hertzlich zu frieden bin/ alſo freue mich auch/ nach ſeiner anweiſung vor dieſesmal in ihrer werthen ſtatt mein weniges pfund in goͤtt- lichen ſeegen treulich anzuwenden/ und gehe auff goͤttlichen ruff mich hertzlich ver- laſſende/ mit getꝛoſten hertzen dahin/ wo mich der HERR HERR unzweiffent- lich gehen heiſſet. E. Wohl Edl. Herrl. und Weißh. verſicheꝛe alles deſſen/ was ſie gegen ſich von einem diener GOttes in ihrer ſtatt verlangen moͤgen: wie auch verhoffe noch jetzo das zeugnuͤß von einem Hochweiſen Rath zu Franckſurt am Mayn/ unter dem ich 20. jahr als Senior ihres Miniſterii geſtanden bin/ zu haben/ daß denſelben in nichts in ihre gerechtſame eingegriffen/ oder zu einiger klage gegen mich urſach ge- geben/ ſondern mich vermittels goͤttlicher gnade alſo verhalten habe/ daß als mich der allerhoͤchſte von ihnen nahm/ und hieher fuͤhrte/ ſolcher mich nicht ſo gar gern/ ſondern alleinaus gehorſam gegen goͤttlichen willen/ von ſich gelaſſen hat. Den him̃- liſchen Vater ruffe ich demuͤthigſt an/ welcher gleich wie uͤber E. Wohl Edl. Herrl. und Weißh. alle arten ſeines himmliſchen ſegens in geiſtlichem und leiblichem wol- weſen/ ſonderlich friedlicher und begluͤckter regierung der anvertrauten ſtatt/ mil- diglich ausgieſſen/ alſo auch mich ſeinen knecht/ welchen er zu denſelben ſendet/ von oben herab dermaſſen ausruͤſten wolle/ daß die Evangeliſche kirche dero ſtatt von dem wort/ ſo er durch mich auch verkuͤndigen laſſen wird/ viele ſelige erbauung in ſeinem ſegen genieſſen/ E. Wol Ed. Herrl. und Weißh. aber auch alle verlangte ver-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 856. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/874>, abgerufen am 28.03.2024.