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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. I. DISTINCTIO I. SECT XI.

P. S.

Von NN. vernehme/ daß dieselbe einigen serupel finde/ in der A p. Gesch. 19/
5.
wegen vermuthlicher wiedertauffe derjenigen welche von Johanne getaufft wä-
ren worden. Jch lasse über solchen spruch einem jeglichen die jenige gedancken/ die
er übrigem göttlichen wort am gemässesten erkennet zu seyn: die einfältigste erkläh-
rung scheinet mir diese zu seyn: Daß die worte des 5. verses worte seyn nicht des
Evangelisten/ welcher erzehle/ was diese leute gethan/ sondern Pauli; Jn die-
sem verstand: Paulus aber sprach/ Johannes hat getaufft mit der tauffe der busse
und saget dem volck/ daß sie solten glauben an den/ der nach ihm kommen solte/ daß
ist an JESUM/ daß er der Christ sey. Da sie das höreten (daß ist/ wann die je-
nige welche er Johannes zu dem glauben JESU in der predigt unterrichtet hatte/
nunmehr aus seiner predigt glaubten) liessen sie sich von ihm Johanne tauffen auff
den nahmen JESU: daß also Paulus sagen wolte/ es seye die tauffe Johannis e-
ben die tauffe JESU und also billigte hiemit Paulus solche tauffe/ die von Johan-
ne geschehen wäre/ deßwegen weil sie von Johanne nicht auff seinen sondern den
nahmen JESU wären getauffet worden. Zu bekräfftigung aber legte er ihnen
folgends die hand auff/ die ausser ordentliche gabe des heiligen Geistes ihnen mit-
zutheilen. Also daß nicht von einer neuen tauffe hie geredet; sondern wie es mit
der tauff Johannis bewandt gewesen/ erzehlet werde. Welche außlegung in dem
Griechischen text so vielklährer erhellet. 1673.

SECTIO XI.

(3. Vater- und schwester-nahmen. Titul. Worin-
nen gemeinem gebrauch zu weichen. Gemeines verderben.
Falsche regeln der welt. Streit über Sonntags-
feyer. Wann brod und wein im heiligen
abendmahl der leib und blut CHristi
seyen. Auffmunterung einer Prin-
zeßin. Absterben eines töchter-
leins.

Den Vaters-nahmen werde von ihr hertzlich geliebte schwester/ anzunehmen
mich nicht wegern/ weil sie in meinem amt das jenige ehret/ durch welches
sie auch wiedergebohren ist/ ob wohl dem himmlischen Vater/ zu solchen an
ihr nicht meine person hat gebrauchen wollen/ ob er sich wohl bey andern meines ar-
men dienstes/ und freylich von selbsten untüchtigsten person/ aus gnaden kräfftig
gebrauchet/ und wo es sein heiliger wille ist/ mich länger also zu lassen/ gebrauchen

wolte.
K
ARTIC. I. DISTINCTIO I. SECT XI.

P. S.

Von NN. vernehme/ daß dieſelbe einigen ſerupel finde/ in der A p. Geſch. 19/
5.
wegen vermuthlicher wiedertauffe derjenigen welche von Johanne getaufft waͤ-
ren worden. Jch laſſe uͤber ſolchen ſpruch einem jeglichen die jenige gedancken/ die
er uͤbrigem goͤttlichen wort am gemaͤſſeſten erkennet zu ſeyn: die einfaͤltigſte erklaͤh-
rung ſcheinet mir dieſe zu ſeyn: Daß die worte des 5. verſes worte ſeyn nicht des
Evangeliſten/ welcher erzehle/ was dieſe leute gethan/ ſondern Pauli; Jn die-
ſem verſtand: Paulus aber ſprach/ Johannes hat getaufft mit der tauffe der buſſe
und ſaget dem volck/ daß ſie ſolten glauben an den/ der nach ihm kommen ſolte/ daß
iſt an JESUM/ daß er der Chriſt ſey. Da ſie das hoͤreten (daß iſt/ wann die je-
nige welche er Johannes zu dem glauben JESU in der predigt unterrichtet hatte/
nunmehr aus ſeiner predigt glaubten) lieſſen ſie ſich von ihm Johanne tauffen auff
den nahmen JESU: daß alſo Paulus ſagen wolte/ es ſeye die tauffe Johannis e-
ben die tauffe JESU und alſo billigte hiemit Paulus ſolche tauffe/ die von Johan-
ne geſchehen waͤre/ deßwegen weil ſie von Johanne nicht auff ſeinen ſondern den
nahmen JESU waͤren getauffet worden. Zu bekraͤfftigung aber legte er ihnen
folgends die hand auff/ die auſſer ordentliche gabe des heiligen Geiſtes ihnen mit-
zutheilen. Alſo daß nicht von einer neuen tauffe hie geredet; ſondern wie es mit
der tauff Johannis bewandt geweſen/ erzehlet werde. Welche außlegung in dem
Griechiſchen text ſo vielklaͤhrer erhellet. 1673.

SECTIO XI.

(3. Vater- und ſchweſter-nahmen. Titul. Worin-
nen gemeinem gebrauch zu weichen. Gemeines verderben.
Falſche regeln der welt. Streit uͤber Sonntags-
feyer. Wann brod und wein im heiligen
abendmahl der leib und blut CHriſti
ſeyen. Auffmunterung einer Prin-
zeßin. Abſterben eines toͤchter-
leins.

Den Vaters-nahmen werde von ihr hertzlich geliebte ſchweſter/ anzunehmen
mich nicht wegern/ weil ſie in meinem amt das jenige ehret/ durch welches
ſie auch wiedergebohren iſt/ ob wohl dem himmliſchen Vater/ zu ſolchen an
ihr nicht meine perſon hat gebrauchen wollen/ ob er ſich wohl bey andern meines ar-
men dienſtes/ und freylich von ſelbſten untuͤchtigſten perſon/ aus gnaden kraͤfftig
gebrauchet/ und wo es ſein heiliger wille iſt/ mich laͤnger alſo zu laſſen/ gebrauchen

wolte.
K
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[73/0091] ARTIC. I. DISTINCTIO I. SECT XI. P. S. Von NN. vernehme/ daß dieſelbe einigen ſerupel finde/ in der A p. Geſch. 19/ 5. wegen vermuthlicher wiedertauffe derjenigen welche von Johanne getaufft waͤ- ren worden. Jch laſſe uͤber ſolchen ſpruch einem jeglichen die jenige gedancken/ die er uͤbrigem goͤttlichen wort am gemaͤſſeſten erkennet zu ſeyn: die einfaͤltigſte erklaͤh- rung ſcheinet mir dieſe zu ſeyn: Daß die worte des 5. verſes worte ſeyn nicht des Evangeliſten/ welcher erzehle/ was dieſe leute gethan/ ſondern Pauli; Jn die- ſem verſtand: Paulus aber ſprach/ Johannes hat getaufft mit der tauffe der buſſe und ſaget dem volck/ daß ſie ſolten glauben an den/ der nach ihm kommen ſolte/ daß iſt an JESUM/ daß er der Chriſt ſey. Da ſie das hoͤreten (daß iſt/ wann die je- nige welche er Johannes zu dem glauben JESU in der predigt unterrichtet hatte/ nunmehr aus ſeiner predigt glaubten) lieſſen ſie ſich von ihm Johanne tauffen auff den nahmen JESU: daß alſo Paulus ſagen wolte/ es ſeye die tauffe Johannis e- ben die tauffe JESU und alſo billigte hiemit Paulus ſolche tauffe/ die von Johan- ne geſchehen waͤre/ deßwegen weil ſie von Johanne nicht auff ſeinen ſondern den nahmen JESU waͤren getauffet worden. Zu bekraͤfftigung aber legte er ihnen folgends die hand auff/ die auſſer ordentliche gabe des heiligen Geiſtes ihnen mit- zutheilen. Alſo daß nicht von einer neuen tauffe hie geredet; ſondern wie es mit der tauff Johannis bewandt geweſen/ erzehlet werde. Welche außlegung in dem Griechiſchen text ſo vielklaͤhrer erhellet. 1673. SECTIO XI. (3. Vater- und ſchweſter-nahmen. Titul. Worin- nen gemeinem gebrauch zu weichen. Gemeines verderben. Falſche regeln der welt. Streit uͤber Sonntags- feyer. Wann brod und wein im heiligen abendmahl der leib und blut CHriſti ſeyen. Auffmunterung einer Prin- zeßin. Abſterben eines toͤchter- leins. Den Vaters-nahmen werde von ihr hertzlich geliebte ſchweſter/ anzunehmen mich nicht wegern/ weil ſie in meinem amt das jenige ehret/ durch welches ſie auch wiedergebohren iſt/ ob wohl dem himmliſchen Vater/ zu ſolchen an ihr nicht meine perſon hat gebrauchen wollen/ ob er ſich wohl bey andern meines ar- men dienſtes/ und freylich von ſelbſten untuͤchtigſten perſon/ aus gnaden kraͤfftig gebrauchet/ und wo es ſein heiliger wille iſt/ mich laͤnger alſo zu laſſen/ gebrauchen wolte. K

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/91>, abgerufen am 29.03.2024.