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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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DISTINCTIO II. SECTIO XVII.
rer gaben zu GOttes ehre gleich wie freyer also auch nutzbarer verrichten würden/
theils durch abgenötigte rettungen von andern nützlichern verrichtungen sehr ge-
hindert/ theils endlich ihre schrifften und arbeiten andern verdächtig gemacht
werden/ daraus nicht fehlen kan/ daß sie alßdenn auch weniger damit ausrich-
ten. Jch zweiffle aber nicht/ daß der HErr dermaleins von solchen unzeitigen
ketzermachern eine schwere rechenschafft über alles solches von ihnen verursachte
böses und gehinderten gutes fordern werde. Hingegen haben wir alle/ die es
treulich mit der kirchen und dero besten meinen/ als mit einem munde dieses ü-
bel zubeklagen/ und das ihm doch endlich gesteuret würde/ als viel an uns lege
zubearbeiten. So ist das von NN. geführte argument in solcher sache recht
kräfftig/ in dem gewißlich der streit von dem götzen-opffer zu den zeiten des H.
Apostels wohl wichtiger gewesen/ als viele von den jenigen/ da man nur umb ein
oder ander worts willen einander verketzern will/ und das band des friedens un-
verantwortlich zerreist. Der HErr sehe mit gnaden endlich drein/ reinige un-
sern orden auch von solchem gefährlichen übelstand/ und lasse unsers geliebten
NN. meines alten werthen freundes/ und aller gleichgesinneter/ verlangen auch
in dem stück erfüllet/ in übrigen aber auch alle seine arbeit stets richtig gesegnet
werden. 18. Sept. 1687.

SECTIO XVII.

Was gegen irrige lehren/ sonderlich der Qvackecker
zuthun. Daß derselben irgends unrecht gethan. Daß ei-
nige solcher lehr wegen in verdacht gezogene derselben un-
schuldig halte. Die bekehrung der Juden. Nicht alle weis-
sagungen noch erfüllet. Wichtigkeit solcher lehr.

GLeichwie daß geliebter bruder sein hertz dermassen offenbahr bey mir aus-
geschüttet hat/ mir gantz angenehm gewesen/ und solches so gar keinen un-
willen bey mir erwecket/ daß vielmehr mich zu schuldigem danck davor
verbunden erkenne/ also versehe mich auch/ daß gleichfals mir nicht verdacht wer-
de werden/ da ich dergleichen auch freymüthig gegen einen lieben freund thue/ und
ob wir in dem particularibus und der hypothesi nicht einig seynd/ gnug zu aller
brüderlichen freundschafft und deroselben fortsetzung erkannt werde werden/ daß
wir in thesi eines sind. Es bleibet unter uns beyden ausgemacht 1. daß man bey
der hergebrachten Evangelischen wahrheit verbleiben/ dieselbe auff die nachfolger
auch treulich fortpflantzen/ und also iederman dazu unterrichten/ darin bestär-
cken/ und zu solcher erkändtniß zu bringen trachten solle 2. daß man auch den irr-

thümen
Zzzz

DISTINCTIO II. SECTIO XVII.
rer gaben zu GOttes ehre gleich wie freyer alſo auch nutzbarer verrichten wuͤrden/
theils durch abgenoͤtigte rettungen von andern nuͤtzlichern verrichtungen ſehr ge-
hindert/ theils endlich ihre ſchrifften und arbeiten andern verdaͤchtig gemacht
werden/ daraus nicht fehlen kan/ daß ſie alßdenn auch weniger damit ausrich-
ten. Jch zweiffle aber nicht/ daß der HErr dermaleins von ſolchen unzeitigen
ketzermachern eine ſchwere rechenſchafft uͤber alles ſolches von ihnen verurſachte
boͤſes und gehinderten gutes fordern werde. Hingegen haben wir alle/ die es
treulich mit der kirchen und dero beſten meinen/ als mit einem munde dieſes uͤ-
bel zubeklagen/ und das ihm doch endlich geſteuret wuͤrde/ als viel an uns lege
zubearbeiten. So iſt das von NN. gefuͤhrte argument in ſolcher ſache recht
kraͤfftig/ in dem gewißlich der ſtreit von dem goͤtzen-opffer zu den zeiten des H.
Apoſtels wohl wichtiger geweſen/ als viele von den jenigen/ da man nur umb ein
oder ander worts willen einander verketzern will/ und das band des friedens un-
verantwortlich zerreiſt. Der HErr ſehe mit gnaden endlich drein/ reinige un-
ſern orden auch von ſolchem gefaͤhrlichen uͤbelſtand/ und laſſe unſers geliebten
NN. meines alten werthen freundes/ und aller gleichgeſinneter/ verlangen auch
in dem ſtuͤck erfuͤllet/ in uͤbrigen aber auch alle ſeine arbeit ſtets richtig geſegnet
werden. 18. Sept. 1687.

SECTIO XVII.

Was gegen irrige lehren/ ſonderlich der Qvackecker
zuthun. Daß derſelben irgends unrecht gethan. Daß ei-
nige ſolcher lehr wegen in verdacht gezogene derſelben un-
ſchuldig halte. Die bekehrung der Juden. Nicht alle weiſ-
ſagungen noch erfuͤllet. Wichtigkeit ſolcher lehr.

GLeichwie daß geliebter bruder ſein hertz dermaſſen offenbahr bey mir aus-
geſchuͤttet hat/ mir gantz angenehm geweſen/ und ſolches ſo gar keinen un-
willen bey mir erwecket/ daß vielmehr mich zu ſchuldigem danck davor
verbunden erkenne/ alſo verſehe mich auch/ daß gleichfals mir nicht verdacht wer-
de werden/ da ich dergleichen auch freymuͤthig gegen einen lieben freund thue/ und
ob wir in dem particularibus und der hypotheſi nicht einig ſeynd/ gnug zu aller
bruͤderlichen freundſchafft und deroſelben fortſetzung erkannt werde werden/ daß
wir in theſi eines ſind. Es bleibet unter uns beyden ausgemacht 1. daß man bey
der hergebrachten Evangeliſchen wahrheit verbleiben/ dieſelbe auff die nachfolger
auch treulich fortpflantzen/ und alſo iederman dazu unterrichten/ darin beſtaͤr-
cken/ und zu ſolcher erkaͤndtniß zu bringen trachten ſolle 2. daß man auch den irr-

thuͤmen
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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 729. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/747>, abgerufen am 29.03.2024.