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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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ARTIC. II. SECTIO XXI.
SECTIO XXI.
Von den catechetischen examinibus und
der confirmation an Herrn M. Trogillum Arnkiel
probst in Apenrade (von ihm selbs publicirt in seiner
christlichen confirmation der catechumen.)

JCh bedaure hertzlich/ daß E. Hochwol Ehrw. christlichem fleiß durch
andere widerstanden/ und getrachtet wird/ was zur erbauung nütz-
lich eingeführet/ und eine gute weile wohl practiciret worden/ wie-
der abzuschaffen/ und dazu die Hoch-Fürstl. Herrschafften zu bewegen: und
so viel mehr/ da es durch eigenen collegam geschiehet; wiewol ich derglei-
chen zu erfahren zimlich gewohnet bin/ daß nemlich die meiste hindernüssen
des guten ordinarie aus unserm eigenen orden den anfang nehmen. Was
nun das catechismus-examen betrifft/ kan ich dessen abschaffung nicht wol
anders verstehen/ denn daß vielleicht nur dieselbige auf gewisse umstände oder
art werde gemeinet seyn; indem ich nimmermehr glauben kan/ daß um die
zeit/ da man vor einigen 10. oder 20. jahren vielmehr an vielen orten/ wo kei-
ne examina gewesen/ oder sie wiederum eingegangen waren/ dieselbige an-
zustellen oder wieder aufzurichten angefangen hat/ und aller orten dessen
nutzen sihet/ einige christliche obrigkeit sie gar abstellen wolte; so vielmehr
weil Herr Sandhagen general Superintendens ist/ und da er selbst die
catechetische examina liebet/ gnugsam wissen wird/ die sache gegen die
widrige/ so etwa seyn möchten/ zu schützen. Der HErr aber fördere selbsten
am kräfftigsten/ was sein werck und seine ehre ist. Jch wende mich aber so
bald zu dem andern punct, wegen dero so genanten confirmation, und ob
ich wol nicht zweifele/ es werde die sache bereits in dem consistorio, und
zwar wie mein vertrauen ist/ zu beybehaltung einer nützlichen ceremonie,
ausgemachet seyn worden/ daß also meines geringen bedenckens nicht nö-
thig seyn wird/ so habe doch einem christlichen freunde/ so meine gedancke da-
von erfordert/ nicht aus händen zu gehe. Und fasse also dieselbe in diese sätze.

1. Die in einigen Lutherischen kirchen übliche/ und von unserem theu-
ren chemnitio beschriebene confirmation ist nichts päbstisches/ noch hat
etwas aus dem päbstischen firmungs-sacrament hergenommenes. Die-
ses zu erweisen/ solte uns vielleicht schon dieses gnug seyn/ daß gedachter vor-
trefflicher lehrer/ welcher gewiß unsere wahrheit gegen das Römische pabst-
thum zu schützen so vieles gethan/ als vielleicht einige der unserigen/ daß ihn
Bellarminus fast immer als seinen vornehmsten gegner auswehlet/ in dem-
jeni-
ARTIC. II. SECTIO XXI.
SECTIO XXI.
Von den catechetiſchen examinibus und
der confirmation an Herrn M. Trogillum Arnkiel
probſt in Apenrade (von ihm ſelbs publicirt in ſeiner
chriſtlichen confirmation der catechumen.)

JCh bedaure hertzlich/ daß E. Hochwol Ehrw. chriſtlichem fleiß durch
andere widerſtanden/ und getrachtet wird/ was zur erbauung nuͤtz-
lich eingefuͤhret/ und eine gute weile wohl practiciret worden/ wie-
der abzuſchaffen/ und dazu die Hoch-Fuͤrſtl. Herrſchafften zu bewegen: und
ſo viel mehr/ da es durch eigenen collegam geſchiehet; wiewol ich derglei-
chen zu erfahren zimlich gewohnet bin/ daß nemlich die meiſte hindernuͤſſen
des guten ordinarie aus unſerm eigenen orden den anfang nehmen. Was
nun das catechiſmus-examen betrifft/ kan ich deſſen abſchaffung nicht wol
anders verſtehẽ/ deñ daß vielleicht nur dieſelbige auf gewiſſe umſtaͤnde oder
art werde gemeinet ſeyn; indem ich nimmermehr glauben kan/ daß um die
zeit/ da man vor einigen 10. oder 20. jahren vielmehr an vielen orten/ wo kei-
ne examina geweſen/ oder ſie wiederum eingegangen waren/ dieſelbige an-
zuſtellen oder wieder aufzurichten angefangen hat/ und aller orten deſſen
nutzen ſihet/ einige chriſtliche obrigkeit ſie gar abſtellen wolte; ſo vielmehr
weil Herr Sandhagen general Superintendens iſt/ und da er ſelbſt die
catechetiſche examina liebet/ gnugſam wiſſen wird/ die ſache gegen die
widrige/ ſo etwa ſeyn moͤchten/ zu ſchuͤtzen. Der HErr aber foͤrdeꝛe ſelbſten
am kraͤfftigſten/ was ſein werck und ſeine ehre iſt. Jch wende mich aber ſo
bald zu dem andern punct, wegen dero ſo genanten confirmation, und ob
ich wol nicht zweifele/ es werde die ſache bereits in dem conſiſtorio, und
zwar wie mein vertrauen iſt/ zu beybehaltung einer nuͤtzlichen ceremonie,
ausgemachet ſeyn worden/ daß alſo meines geringen bedenckens nicht noͤ-
thig ſeyn wird/ ſo habe doch einem chriſtlichẽ freunde/ ſo meine gedancke da-
von erfordert/ nicht aus haͤnden zu gehe. Und faſſe alſo dieſelbe in dieſe ſaͤtze.

1. Die in einigen Lutheriſchen kirchen uͤbliche/ und von unſerem theu-
ren chemnitio beſchriebene confirmation iſt nichts paͤbſtiſches/ noch hat
etwas aus dem paͤbſtiſchen firmungs-ſacrament hergenommenes. Die-
ſes zu erweiſen/ ſolte uns vielleicht ſchon dieſes gnug ſeyn/ daß gedachter vor-
trefflicher lehrer/ welcher gewiß unſere wahrheit gegen das Roͤmiſche pabſt-
thum zu ſchuͤtzen ſo vieles gethan/ als vielleicht einige der unſerigen/ daß ihn
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[255/0267] ARTIC. II. SECTIO XXI. SECTIO XXI. Von den catechetiſchen examinibus und der confirmation an Herrn M. Trogillum Arnkiel probſt in Apenrade (von ihm ſelbs publicirt in ſeiner chriſtlichen confirmation der catechumen.) JCh bedaure hertzlich/ daß E. Hochwol Ehrw. chriſtlichem fleiß durch andere widerſtanden/ und getrachtet wird/ was zur erbauung nuͤtz- lich eingefuͤhret/ und eine gute weile wohl practiciret worden/ wie- der abzuſchaffen/ und dazu die Hoch-Fuͤrſtl. Herrſchafften zu bewegen: und ſo viel mehr/ da es durch eigenen collegam geſchiehet; wiewol ich derglei- chen zu erfahren zimlich gewohnet bin/ daß nemlich die meiſte hindernuͤſſen des guten ordinarie aus unſerm eigenen orden den anfang nehmen. Was nun das catechiſmus-examen betrifft/ kan ich deſſen abſchaffung nicht wol anders verſtehẽ/ deñ daß vielleicht nur dieſelbige auf gewiſſe umſtaͤnde oder art werde gemeinet ſeyn; indem ich nimmermehr glauben kan/ daß um die zeit/ da man vor einigen 10. oder 20. jahren vielmehr an vielen orten/ wo kei- ne examina geweſen/ oder ſie wiederum eingegangen waren/ dieſelbige an- zuſtellen oder wieder aufzurichten angefangen hat/ und aller orten deſſen nutzen ſihet/ einige chriſtliche obrigkeit ſie gar abſtellen wolte; ſo vielmehr weil Herr Sandhagen general Superintendens iſt/ und da er ſelbſt die catechetiſche examina liebet/ gnugſam wiſſen wird/ die ſache gegen die widrige/ ſo etwa ſeyn moͤchten/ zu ſchuͤtzen. Der HErr aber foͤrdeꝛe ſelbſten am kraͤfftigſten/ was ſein werck und ſeine ehre iſt. Jch wende mich aber ſo bald zu dem andern punct, wegen dero ſo genanten confirmation, und ob ich wol nicht zweifele/ es werde die ſache bereits in dem conſiſtorio, und zwar wie mein vertrauen iſt/ zu beybehaltung einer nuͤtzlichen ceremonie, ausgemachet ſeyn worden/ daß alſo meines geringen bedenckens nicht noͤ- thig ſeyn wird/ ſo habe doch einem chriſtlichẽ freunde/ ſo meine gedancke da- von erfordert/ nicht aus haͤnden zu gehe. Und faſſe alſo dieſelbe in dieſe ſaͤtze. 1. Die in einigen Lutheriſchen kirchen uͤbliche/ und von unſerem theu- ren chemnitio beſchriebene confirmation iſt nichts paͤbſtiſches/ noch hat etwas aus dem paͤbſtiſchen firmungs-ſacrament hergenommenes. Die- ſes zu erweiſen/ ſolte uns vielleicht ſchon dieſes gnug ſeyn/ daß gedachter vor- trefflicher lehrer/ welcher gewiß unſere wahrheit gegen das Roͤmiſche pabſt- thum zu ſchuͤtzen ſo vieles gethan/ als vielleicht einige der unſerigen/ daß ihn Bellarminus faſt immer als ſeinen vornehmſten gegner auswehlet/ in dem- jeni-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/267>, abgerufen am 19.04.2024.