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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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Das siebende Capitel.
rung des lichts und übriger geistlicher lebens-kräften, ihn zu heiligen durch und
durch, daß dessen geist gantz, samt der seele und leib, müsse erhalten werden unsträflich
auf die zuzunfft unsers HErrn JEsu CHristi: er füge ihm allezeit des orts, da der-
selbe lebet, solche seelen zu, mit welchen man sich in dem HErrn vereinigen und stär-
cken könne, so ich vor eine der grösten glückseligkeiten halte, hingegen schütze er ihn ge-
gen diejenige so dem guten in andern und demselben zuwider sind: Er lasse aber auch
sein licht bey andern auf allerley weise zu erfreulicher nachsolge gesegnet werden, und
schencke ihm also neben der seinigen einige andere seelen: Er setze nechst dem auch
hiezu, was von dingen dieser zeit, gesundheit und anderm glücklichen fortgang, kinder
GOttes von ihrem liebsten vater zu verlangen haben: und lasse dieses ein stück seyn
auch meiner wolfarth, daß mehrmal von dessen gesegnetem zustand erfreuliche nach-
richt, und also zu meinem gebet auch fröliche dancksagung hinzu zu thun ursach erlan-
ge. So bleibe demselben wol in zeit und ewigkeit.

SECTIO LXI.
An einen neu-creirten Doctorem Theologiae
glückwunsch. Den lehrern werden der erbauung thor
gesperret. Was dabey zu thun.

DJeses mal preise ich auch göttliche güte, vor die demselben erzeigte gnade, daß
nach gesegnetem schluß der in seinem beystand wohlgeführten academi-
schen studien nunmehr auch die gebührende würde durch dero gütige ver-
fügung ertheilet worden, sie demüthigst anflehende, dieselbe auch dahin zu richten, daß
die verliehene gaben durch dieses öffentliche zeugnüß und ehrentitul zu so viel mehre-
rem nutzen mögen tüchtig gemachet werden: nachdem wir zu einer solchen zeit leben,
da um der menschen willen, die auf das eusserliche zu sehen sehr gewohnet, wir
auch nicht alles dasjenige, was dergleichen eusserliches ist, verachten dörffen, son-
dern es nur zu seiner rechten frucht und zweck zu richten haben. Es lasse also der
himmlische Doctor des gantzen menschlichen geschlechts Christus JEsus denselben
einen solchen Doctor seyn, und lange zeit bleiben, der was er von ihm in seines
geistes licht gelernet, in seiner krafft auch andere mit nachdruck und frucht lehre:
er gebe immer mehr hellen schein in dessen hertz, daß durch ihn und das in ihn
gelegte licht in viel tausend seelen entstehe die erleuchtung von der erkäntnüß der
klarheit GOttes in dem angesicht JEsu CHristi. Die disputation hat mir sehr
wohl gefallen, sowol wegen der materie selbst als der würdigen ausführung. Der
HErr lasse sie auch einen guten saamen seyn, der eine schöne saat und endlich reif-

fe

Das ſiebende Capitel.
rung des lichts und uͤbriger geiſtlicher lebens-kraͤften, ihn zu heiligen durch und
durch, daß deſſen geiſt gantz, ſamt der ſeele und leib, muͤſſe erhalten werden unſtraͤflich
auf die zuzunfft unſers HErrn JEſu CHriſti: er fuͤge ihm allezeit des orts, da der-
ſelbe lebet, ſolche ſeelen zu, mit welchen man ſich in dem HErrn vereinigen und ſtaͤr-
cken koͤnne, ſo ich vor eine der groͤſten gluͤckſeligkeiten halte, hingegen ſchuͤtze er ihn ge-
gen diejenige ſo dem guten in andern und demſelben zuwider ſind: Er laſſe aber auch
ſein licht bey andern auf allerley weiſe zu erfreulicher nachſolge geſegnet werden, und
ſchencke ihm alſo neben der ſeinigen einige andere ſeelen: Er ſetze nechſt dem auch
hiezu, was von dingen dieſer zeit, geſundheit und anderm gluͤcklichen fortgang, kinder
GOttes von ihrem liebſten vater zu verlangen haben: und laſſe dieſes ein ſtuͤck ſeyn
auch meiner wolfarth, daß mehrmal von deſſen geſegnetem zuſtand erfreuliche nach-
richt, und alſo zu meinem gebet auch fꝛoͤliche danckſagung hinzu zu thun uꝛſach eꝛlan-
ge. So bleibe demſelben wol in zeit und ewigkeit.

SECTIO LXI.
An einen neu-creirten Doctorem Theologiæ
gluͤckwunſch. Den lehrern werden der erbauung thor
geſperret. Was dabey zu thun.

DJeſes mal preiſe ich auch goͤttliche guͤte, vor die demſelben eꝛzeigte gnade, daß
nach geſegnetem ſchluß der in ſeinem beyſtand wohlgefuͤhrten academi-
ſchen ſtudien nunmehr auch die gebuͤhrende wuͤrde durch dero guͤtige ver-
fuͤgung eꝛtheilet woꝛden, ſie demuͤthigſt anflehende, dieſelbe auch dahin zu ꝛichten, daß
die verliehene gaben durch dieſes oͤffentliche zeugnuͤß und ehrentitul zu ſo viel mehre-
rem nutzen moͤgen tuͤchtig gemachet werden: nachdem wir zu einer ſolchen zeit leben,
da um der menſchen willen, die auf das euſſerliche zu ſehen ſehr gewohnet, wir
auch nicht alles dasjenige, was dergleichen euſſerliches iſt, verachten doͤrffen, ſon-
dern es nur zu ſeiner rechten frucht und zweck zu richten haben. Es laſſe alſo der
himmliſche Doctor des gantzen menſchlichen geſchlechts Chriſtus JEſus denſelben
einen ſolchen Doctor ſeyn, und lange zeit bleiben, der was er von ihm in ſeines
geiſtes licht gelernet, in ſeiner krafft auch andere mit nachdruck und frucht lehre:
er gebe immer mehr hellen ſchein in deſſen hertz, daß durch ihn und das in ihn
gelegte licht in viel tauſend ſeelen entſtehe die erleuchtung von der erkaͤntnuͤß der
klarheit GOttes in dem angeſicht JEſu CHriſti. Die diſputation hat mir ſehr
wohl gefallen, ſowol wegen der materie ſelbſt als der wuͤrdigen ausfuͤhrung. Der
HErr laſſe ſie auch einen guten ſaamen ſeyn, der eine ſchoͤne ſaat und endlich reif-

fe
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[682/0694] Das ſiebende Capitel. rung des lichts und uͤbriger geiſtlicher lebens-kraͤften, ihn zu heiligen durch und durch, daß deſſen geiſt gantz, ſamt der ſeele und leib, muͤſſe erhalten werden unſtraͤflich auf die zuzunfft unſers HErrn JEſu CHriſti: er fuͤge ihm allezeit des orts, da der- ſelbe lebet, ſolche ſeelen zu, mit welchen man ſich in dem HErrn vereinigen und ſtaͤr- cken koͤnne, ſo ich vor eine der groͤſten gluͤckſeligkeiten halte, hingegen ſchuͤtze er ihn ge- gen diejenige ſo dem guten in andern und demſelben zuwider ſind: Er laſſe aber auch ſein licht bey andern auf allerley weiſe zu erfreulicher nachſolge geſegnet werden, und ſchencke ihm alſo neben der ſeinigen einige andere ſeelen: Er ſetze nechſt dem auch hiezu, was von dingen dieſer zeit, geſundheit und anderm gluͤcklichen fortgang, kinder GOttes von ihrem liebſten vater zu verlangen haben: und laſſe dieſes ein ſtuͤck ſeyn auch meiner wolfarth, daß mehrmal von deſſen geſegnetem zuſtand erfreuliche nach- richt, und alſo zu meinem gebet auch fꝛoͤliche danckſagung hinzu zu thun uꝛſach eꝛlan- ge. So bleibe demſelben wol in zeit und ewigkeit. 1690. d. 9. Aug. SECTIO LXI. An einen neu-creirten Doctorem Theologiæ gluͤckwunſch. Den lehrern werden der erbauung thor geſperret. Was dabey zu thun. DJeſes mal preiſe ich auch goͤttliche guͤte, vor die demſelben eꝛzeigte gnade, daß nach geſegnetem ſchluß der in ſeinem beyſtand wohlgefuͤhrten academi- ſchen ſtudien nunmehr auch die gebuͤhrende wuͤrde durch dero guͤtige ver- fuͤgung eꝛtheilet woꝛden, ſie demuͤthigſt anflehende, dieſelbe auch dahin zu ꝛichten, daß die verliehene gaben durch dieſes oͤffentliche zeugnuͤß und ehrentitul zu ſo viel mehre- rem nutzen moͤgen tuͤchtig gemachet werden: nachdem wir zu einer ſolchen zeit leben, da um der menſchen willen, die auf das euſſerliche zu ſehen ſehr gewohnet, wir auch nicht alles dasjenige, was dergleichen euſſerliches iſt, verachten doͤrffen, ſon- dern es nur zu ſeiner rechten frucht und zweck zu richten haben. Es laſſe alſo der himmliſche Doctor des gantzen menſchlichen geſchlechts Chriſtus JEſus denſelben einen ſolchen Doctor ſeyn, und lange zeit bleiben, der was er von ihm in ſeines geiſtes licht gelernet, in ſeiner krafft auch andere mit nachdruck und frucht lehre: er gebe immer mehr hellen ſchein in deſſen hertz, daß durch ihn und das in ihn gelegte licht in viel tauſend ſeelen entſtehe die erleuchtung von der erkaͤntnuͤß der klarheit GOttes in dem angeſicht JEſu CHriſti. Die diſputation hat mir ſehr wohl gefallen, ſowol wegen der materie ſelbſt als der wuͤrdigen ausfuͤhrung. Der HErr laſſe ſie auch einen guten ſaamen ſeyn, der eine ſchoͤne ſaat und endlich reif- fe

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 682. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/694>, abgerufen am 29.03.2024.