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Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686.

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bey sich gewahr wird/ so lange ihr gefühl
noch starck auff etwas anders gerich-
tet ist.

§. 24.

Das siebende mittel möchte seyn
das sorgfältige vorsehen vor sünden
und befleissigung der heiligung.
Jst
also nöthig/ sich vor allen wissentlichen
und muthwilligen sünden zu hüten. Jn
dem sonsten/ da man dieselbe begehet/ nicht
nur die empfindung Göttlicher gnade/ und
also unser friede mit GOTT/ sondern
auch dessen friede mit uns/ durch sie wahr-
hafftig auffgehoben wird: auch wo solches
geschehen/ ob wol der mensch wider zur
buß und gnade kommet/ wird doch ge-
meiniglich eine gute zeit die empfindung
dergnade zu rück bleiben/ und das hertz mehr
unfrieden fühlen. Ja man muß sich be-
fleissigen/ nicht nur der äusserlichen sünden
sich zu enthalten/ sondern auch inwendig
die liebe der welt mehr und mehr abzule-
gen. Es heisset: 1. Joh. 2/ 15. 16. Habt
nicht lieb die welt/ noch was in der
welt ist. So jemand die welt lieb
hat/ in dem ist nicht die liebe deß
Vatters. Dann alles was in der

welt

bey ſich gewahr wird/ ſo lange ihr gefuͤhl
noch ſtarck auff etwas anders gerich-
tet iſt.

§. 24.

Das ſiebende mittel moͤchte ſeyn
das ſorgfaͤltige vorſehen vor ſuͤnden
und befleiſſigung der heiligung.
Jſt
alſo noͤthig/ ſich vor allen wiſſentlichen
und muthwilligen ſuͤnden zu huͤten. Jn
dem ſonſten/ da man dieſelbe begehet/ nicht
nur die empfindung Goͤttlicher gnade/ und
alſo unſer friede mit GOTT/ ſondern
auch deſſen friede mit uns/ durch ſie wahr-
hafftig auffgehoben wird: auch wo ſolches
geſchehen/ ob wol der menſch wider zur
buß und gnade kommet/ wird doch ge-
meiniglich eine gute zeit die empfindung
dergnade zu ruͤck bleiben/ und das hertz mehr
unfrieden fuͤhlen. Ja man muß ſich be-
fleiſſigen/ nicht nur der aͤuſſerlichen ſuͤnden
ſich zu enthalten/ ſondern auch inwendig
die liebe der welt mehr und mehr abzule-
gen. Es heiſſet: 1. Joh. 2/ 15. 16. Habt
nicht lieb die welt/ noch was in der
welt iſt. So jemand die welt lieb
hat/ in dem iſt nicht die liebe deß
Vatters. Dann alles was in der

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[91/0103] bey ſich gewahr wird/ ſo lange ihr gefuͤhl noch ſtarck auff etwas anders gerich- tet iſt. §. 24. Das ſiebende mittel moͤchte ſeyn das ſorgfaͤltige vorſehen vor ſuͤnden und befleiſſigung der heiligung. Jſt alſo noͤthig/ ſich vor allen wiſſentlichen und muthwilligen ſuͤnden zu huͤten. Jn dem ſonſten/ da man dieſelbe begehet/ nicht nur die empfindung Goͤttlicher gnade/ und alſo unſer friede mit GOTT/ ſondern auch deſſen friede mit uns/ durch ſie wahr- hafftig auffgehoben wird: auch wo ſolches geſchehen/ ob wol der menſch wider zur buß und gnade kommet/ wird doch ge- meiniglich eine gute zeit die empfindung dergnade zu ruͤck bleiben/ und das hertz mehr unfrieden fuͤhlen. Ja man muß ſich be- fleiſſigen/ nicht nur der aͤuſſerlichen ſuͤnden ſich zu enthalten/ ſondern auch inwendig die liebe der welt mehr und mehr abzule- gen. Es heiſſet: 1. Joh. 2/ 15. 16. Habt nicht lieb die welt/ noch was in der welt iſt. So jemand die welt lieb hat/ in dem iſt nicht die liebe deß Vatters. Dann alles was in der welt

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/103>, abgerufen am 28.03.2024.