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Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686.

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cher mensch seinen doppelten beruff habe/
nach deren einem er nach seinem stand und
ordnung/ darein ihn GOTT in der welt
gesetzet hat/ seine absonderliche pflichten
hat/ darzu er auß solchem amt oder stande
verbunden ist. Uber denselben aber ist noch
der allgemeine Christen-beruff/ da uns al-
len alles das jenige obliget/ was der HErr
seinen Christen anbefohlen hat: Wo wir
nun etwas desselbigen zu einiger zeit ver-
richten/ mögen wir gewiß seyn/ daß solches
unser beruff gewesen/ ja/ wir durch die ge-
legenheit solches zu thun auffs neue darzu
beruffen worden seyen.

§. 15.

Das nächste mittel 7. achte ich
die mässigung der geschäfften. Zwahr
ists an dem/ daß wir in die welt nicht umb
unser selbst willen/ auch gar nicht einmahl
allein umb unsers geistlichen willen/ in die
welt gesetzt sind/ sondern umb GOttes und
deß Nächsten willen; daher/ was sonderlich
das jenige anlangt/ was dieser von uns be-
darff/ wir mit allerhand geschäfften und
arbeiten umbzugehen/ und dazu die kräff-
ten unserer seelen und leibes/ als zu dem
zweck/ dazu sie uns gegeben/ anzuwenden
haben: Dahingegen müssiggang vieler

sünden

cher menſch ſeinen doppelten beruff habe/
nach deren einem er nach ſeinem ſtand und
ordnung/ darein ihn GOTT in der welt
geſetzet hat/ ſeine abſonderliche pflichten
hat/ darzu er auß ſolchem amt oder ſtande
verbunden iſt. Uber denſelben aber iſt noch
der allgemeine Chriſten-beruff/ da uns al-
len alles das jenige obliget/ was der HErꝛ
ſeinen Chriſten anbefohlen hat: Wo wir
nun etwas deſſelbigen zu einiger zeit ver-
richten/ moͤgen wir gewiß ſeyn/ daß ſolches
unſer beruff geweſen/ ja/ wir durch die ge-
legenheit ſolches zu thun auffs neue darzu
beruffen worden ſeyen.

§. 15.

Das naͤchſte mittel 7. achte ich
die maͤſſigung der geſchaͤfften. Zwahr
iſts an dem/ daß wir in die welt nicht umb
unſer ſelbſt willen/ auch gar nicht einmahl
allein umb unſers geiſtlichen willen/ in die
welt geſetzt ſind/ ſondern umb GOttes und
deß Naͤchſten willen; daher/ was ſonderlich
das jenige anlangt/ was dieſer von uns be-
darff/ wir mit allerhand geſchaͤfften und
arbeiten umbzugehen/ und dazu die kraͤff-
ten unſerer ſeelen und leibes/ als zu dem
zweck/ dazu ſie uns gegeben/ anzuwenden
haben: Dahingegen muͤſſiggang vieler

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[163/0175] cher menſch ſeinen doppelten beruff habe/ nach deren einem er nach ſeinem ſtand und ordnung/ darein ihn GOTT in der welt geſetzet hat/ ſeine abſonderliche pflichten hat/ darzu er auß ſolchem amt oder ſtande verbunden iſt. Uber denſelben aber iſt noch der allgemeine Chriſten-beruff/ da uns al- len alles das jenige obliget/ was der HErꝛ ſeinen Chriſten anbefohlen hat: Wo wir nun etwas deſſelbigen zu einiger zeit ver- richten/ moͤgen wir gewiß ſeyn/ daß ſolches unſer beruff geweſen/ ja/ wir durch die ge- legenheit ſolches zu thun auffs neue darzu beruffen worden ſeyen. §. 15. Das naͤchſte mittel 7. achte ich die maͤſſigung der geſchaͤfften. Zwahr iſts an dem/ daß wir in die welt nicht umb unſer ſelbſt willen/ auch gar nicht einmahl allein umb unſers geiſtlichen willen/ in die welt geſetzt ſind/ ſondern umb GOttes und deß Naͤchſten willen; daher/ was ſonderlich das jenige anlangt/ was dieſer von uns be- darff/ wir mit allerhand geſchaͤfften und arbeiten umbzugehen/ und dazu die kraͤff- ten unſerer ſeelen und leibes/ als zu dem zweck/ dazu ſie uns gegeben/ anzuwenden haben: Dahingegen muͤſſiggang vieler ſuͤnden

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/175>, abgerufen am 28.03.2024.