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Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686.

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§. 2.

So mögen wir dann als die er-
ste
hindernüß ansehen/ die einbildung/
als müssten alle geistliche gnaden-
gaben GOttes/ sonderlich aber dieser
friede/ stäts empfindlich in uns seyn.

Dann wo wir uns einmal solches tieff ein-
getruckt/ und man nachmal das jenige
was man verlangt/ nicht immer bey sich
fühlet/ so ist die angst stracks vorhanden/
daß wir es dann auch nicht haben müßten/
in dem wir die Göttliche würckung sonsten
wol bey uns gewahr werden würden. Son-
derlich entstehet darauß die anfechtung/ da
man den glauben nicht bey sich/ oder doch
nicht in der freudigkeit/ wie wir bey andern
sehen/ und etwa auch an uns zu andern
mahlen gewahr worden/ fühlet/ und dar-
auß schliessen will/ daß man ihn auch nicht
habe/ womit leicht aller friede dahin fäl-
let/ als der sich aller auff den glauben grün-
det. Dieser hindernüß ist nun auff unter-
schiedliche art zubegegnen. 1. Daß offt-
mals die natürliche und leibliche leibes be-
schaffenheit deß menschen eine mitursach
deß mangels solches fühlens seyn möge:
Wie dann gewisse tempetamenten und
leibes zustände den menschen in eine stäte

trau-
§. 2.

So moͤgen wir dann als die er-
ſte
hindernuͤß anſehen/ die einbildung/
als muͤſſten alle geiſtliche gnaden-
gaben GOttes/ ſonderlich aber dieſer
friede/ ſtaͤts empfindlich in uns ſeyn.

Dann wo wir uns einmal ſolches tieff ein-
getruckt/ und man nachmal das jenige
was man verlangt/ nicht immer bey ſich
fuͤhlet/ ſo iſt die angſt ſtracks vorhanden/
daß wir es dann auch nicht haben muͤßten/
in dem wir die Goͤttliche wuͤrckung ſonſten
wol bey uns gewahr werden wuͤrden. Son-
derlich entſtehet darauß die anfechtung/ da
man den glauben nicht bey ſich/ oder doch
nicht in der freudigkeit/ wie wir bey andern
ſehen/ und etwa auch an uns zu andern
mahlen gewahr worden/ fuͤhlet/ und dar-
auß ſchlieſſen will/ daß man ihn auch nicht
habe/ womit leicht aller friede dahin faͤl-
let/ als der ſich aller auff den glauben gruͤn-
det. Dieſer hindernuͤß iſt nun auff unter-
ſchiedliche art zubegegnen. 1. Daß offt-
mals die natuͤrliche und leibliche leibes be-
ſchaffenheit deß menſchen eine miturſach
deß mangels ſolches fuͤhlens ſeyn moͤge:
Wie dann gewiſſe tempetamenten und
leibes zuſtaͤnde den menſchen in eine ſtaͤte

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[184/0196] §. 2. So moͤgen wir dann als die er- ſte hindernuͤß anſehen/ die einbildung/ als muͤſſten alle geiſtliche gnaden- gaben GOttes/ ſonderlich aber dieſer friede/ ſtaͤts empfindlich in uns ſeyn. Dann wo wir uns einmal ſolches tieff ein- getruckt/ und man nachmal das jenige was man verlangt/ nicht immer bey ſich fuͤhlet/ ſo iſt die angſt ſtracks vorhanden/ daß wir es dann auch nicht haben muͤßten/ in dem wir die Goͤttliche wuͤrckung ſonſten wol bey uns gewahr werden wuͤrden. Son- derlich entſtehet darauß die anfechtung/ da man den glauben nicht bey ſich/ oder doch nicht in der freudigkeit/ wie wir bey andern ſehen/ und etwa auch an uns zu andern mahlen gewahr worden/ fuͤhlet/ und dar- auß ſchlieſſen will/ daß man ihn auch nicht habe/ womit leicht aller friede dahin faͤl- let/ als der ſich aller auff den glauben gruͤn- det. Dieſer hindernuͤß iſt nun auff unter- ſchiedliche art zubegegnen. 1. Daß offt- mals die natuͤrliche und leibliche leibes be- ſchaffenheit deß menſchen eine miturſach deß mangels ſolches fuͤhlens ſeyn moͤge: Wie dann gewiſſe tempetamenten und leibes zuſtaͤnde den menſchen in eine ſtaͤte trau-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/196>, abgerufen am 28.03.2024.