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Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686.

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traurigkeit bringen oder darinnen erhalten/
bey welcher als dann nichts freudiges/ es seye
geistlich oder weltliches/ hafften/ oder zu
rechter fühlung kommen will/ sondern es
ist einen traurigen offt alles/ womit man ihn
auffrichten will/ gantz zuwider/ und mag
ihn eher unwillig als frölich machen: das
macht/ daß das hertz mit jenem affect also
eingenommen/ daß dessen was ihm entge-
gen ist/ nichts hineintringen kan: wie nun
bey solcher bewandnuß deß gemüths leib-
lich keine freude platz hat/ also auch ist es
alsdann natürlicher weise alles dessen in dem
geistlichen unfähig/ was es sonsten solte
erfreuen und auffmuntern: und kan also
der glaube nicht mit einer das hertz recht
vergnügender freudigkeit gefühlet werden.
2. Jst ferner in obacht zunehmen/ daß uns
GOTT seine gaben nicht eben allezeit mit
einer solchen empfindlichkeit zugeben zuge-
sagt/ sondern seine gewisse ursachen habe/
warum er offtmahl solche fühlung zurück
halte/ da wir aber mit den andern kenn-
zeichen auß den srüchten uns vergnügen
sollen.

§. 3

Sonderlich 3. ist wol zu mercken/
daß der wahre seligmachende glaube viel

andere

traurigkeit bringen oder darinnen erhalten/
bey welcher als dann nichts freudiges/ es ſeye
geiſtlich oder weltliches/ hafften/ oder zu
rechter fuͤhlung kommen will/ ſondern es
iſt einẽ traurigen offt alles/ womit man ihn
auffrichten will/ gantz zuwider/ und mag
ihn eher unwillig als froͤlich machen: das
macht/ daß das hertz mit jenem affect alſo
eingenommen/ daß deſſen was ihm entge-
gen iſt/ nichts hineintringen kan: wie nun
bey ſolcher bewandnuß deß gemuͤths leib-
lich keine freude platz hat/ alſo auch iſt es
alsdann natuͤrlicher weiſe alles deſſen in dem
geiſtlichen unfaͤhig/ was es ſonſten ſolte
erfreuen und auffmuntern: und kan alſo
der glaube nicht mit einer das hertz recht
vergnuͤgender freudigkeit gefuͤhlet werden.
2. Jſt ferner in obacht zunehmen/ daß uns
GOTT ſeine gaben nicht eben allezeit mit
einer ſolchen empfindlichkeit zugeben zuge-
ſagt/ ſondern ſeine gewiſſe urſachen habe/
warum er offtmahl ſolche fuͤhlung zuruͤck
halte/ da wir aber mit den andern kenn-
zeichen auß den ſruͤchten uns vergnuͤgen
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§. 3

Sonderlich 3. iſt wol zu mercken/
daß der wahre ſeligmachende glaube viel

andere
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[185/0197] traurigkeit bringen oder darinnen erhalten/ bey welcher als dann nichts freudiges/ es ſeye geiſtlich oder weltliches/ hafften/ oder zu rechter fuͤhlung kommen will/ ſondern es iſt einẽ traurigen offt alles/ womit man ihn auffrichten will/ gantz zuwider/ und mag ihn eher unwillig als froͤlich machen: das macht/ daß das hertz mit jenem affect alſo eingenommen/ daß deſſen was ihm entge- gen iſt/ nichts hineintringen kan: wie nun bey ſolcher bewandnuß deß gemuͤths leib- lich keine freude platz hat/ alſo auch iſt es alsdann natuͤrlicher weiſe alles deſſen in dem geiſtlichen unfaͤhig/ was es ſonſten ſolte erfreuen und auffmuntern: und kan alſo der glaube nicht mit einer das hertz recht vergnuͤgender freudigkeit gefuͤhlet werden. 2. Jſt ferner in obacht zunehmen/ daß uns GOTT ſeine gaben nicht eben allezeit mit einer ſolchen empfindlichkeit zugeben zuge- ſagt/ ſondern ſeine gewiſſe urſachen habe/ warum er offtmahl ſolche fuͤhlung zuruͤck halte/ da wir aber mit den andern kenn- zeichen auß den ſruͤchten uns vergnuͤgen ſollen. §. 3 Sonderlich 3. iſt wol zu mercken/ daß der wahre ſeligmachende glaube viel andere

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/197>, abgerufen am 29.03.2024.