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Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686.

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ben selbst ein gefühl bey sich finden werden.
Sie fühlen ja ein hertzliches verlangen nach
der gnade GOttes und den gütern ihres
heyls/ die sie wahrhafftig allem andern in
der gantzen welt vorziehen/ und willig das
irrdische umb jener willen verlassen wolten/
wie sie dann in solchem ihrem anfechtungs-
stande gemeiniglich nichts ihres zeitlichen
freuet/ ja wol alles ein eckel wird/ weil sie
meynen in mangel und gefahr jener güter
zu stehen. Nun solches hochhalten der gnade
C Hristi/ und das daher entstehende ver-
langen ist ein vornehmes stück deß glau-
bens/ ob wol nicht so vergnüglich als die
empfindliche und freudige zuversicht der-
selben güter/ die man in sich zu besitzen ge-
wahr wird: indessen ists nicht weniger eine
Göttliche würckung/ und so wol es heisset
von den glaubigen/ das ihnen geschihet/
wie sie geglaubet haben/ und ihr glaube al-
les erlanget/ so heisset es nicht weniger von
diesen Matth. 5/ 6. Seligsind/ die da
hungert und dürstet nach der ge-
rechtigkeit/ dann sie sollen satt
werden.
Welches nicht gesagt/ noch sol-
chem hunger gleiche krafft mit dem glau-
ben zugeschrieben werden könte/ wo nicht

wahr-

ben ſelbſt ein gefuͤhl bey ſich finden werden.
Sie fuͤhlen ja ein hertzliches verlangen nach
der gnade GOttes und den guͤtern ihres
heyls/ die ſie wahrhafftig allem andern in
der gantzen welt vorziehen/ und willig das
irꝛdiſche umb jener willen verlaſſen wolten/
wie ſie dann in ſolchem ihrem anfechtungs-
ſtande gemeiniglich nichts ihres zeitlichen
freuet/ ja wol alles ein eckel wird/ weil ſie
meynen in mangel und gefahr jener guͤter
zu ſtehen. Nun ſolches hochhalten der gnade
C Hriſti/ und das daher entſtehende ver-
langen iſt ein vornehmes ſtuͤck deß glau-
bens/ ob wol nicht ſo vergnuͤglich als die
empfindliche und freudige zuverſicht der-
ſelben guͤter/ die man in ſich zu beſitzen ge-
wahr wird: indeſſen iſts nicht weniger eine
Goͤttliche wuͤrckung/ und ſo wol es heiſſet
von den glaubigen/ das ihnen geſchihet/
wie ſie geglaubet haben/ und ihr glaube al-
les erlanget/ ſo heiſſet es nicht weniger von
dieſen Matth. 5/ 6. Seligſind/ die da
hungert und duͤrſtet nach der ge-
rechtigkeit/ dann ſie ſollen ſatt
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chem hunger gleiche krafft mit dem glau-
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[190/0202] ben ſelbſt ein gefuͤhl bey ſich finden werden. Sie fuͤhlen ja ein hertzliches verlangen nach der gnade GOttes und den guͤtern ihres heyls/ die ſie wahrhafftig allem andern in der gantzen welt vorziehen/ und willig das irꝛdiſche umb jener willen verlaſſen wolten/ wie ſie dann in ſolchem ihrem anfechtungs- ſtande gemeiniglich nichts ihres zeitlichen freuet/ ja wol alles ein eckel wird/ weil ſie meynen in mangel und gefahr jener guͤter zu ſtehen. Nun ſolches hochhalten der gnade C Hriſti/ und das daher entſtehende ver- langen iſt ein vornehmes ſtuͤck deß glau- bens/ ob wol nicht ſo vergnuͤglich als die empfindliche und freudige zuverſicht der- ſelben guͤter/ die man in ſich zu beſitzen ge- wahr wird: indeſſen iſts nicht weniger eine Goͤttliche wuͤrckung/ und ſo wol es heiſſet von den glaubigen/ das ihnen geſchihet/ wie ſie geglaubet haben/ und ihr glaube al- les erlanget/ ſo heiſſet es nicht weniger von dieſen Matth. 5/ 6. Seligſind/ die da hungert und duͤrſtet nach der ge- rechtigkeit/ dann ſie ſollen ſatt werden. Welches nicht geſagt/ noch ſol- chem hunger gleiche krafft mit dem glau- ben zugeſchrieben werden koͤnte/ wo nicht wahr-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/202>, abgerufen am 25.04.2024.