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Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686.

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als bey denen unwiedergebohrnen/ solche
empfindlichkeit deß leydens eine solche un-
ruhe würcket/ die in ungedultige geberden/
worte und wercke offters außbricht/ so wi-
derstehen zwar die glaubige dieser ihres
fleisches ungedult/ und bereiten ihr hertz zur
gedultigen auffnehmung: aber dieses gehet
nicht ohne streit ab/ welcher auffs wenigste
die empfindlichkeit deß friedens solange fast
gar hinwegnimmet. Wo aber das leyden
überstanden/ oder durch viele erfahrung
der innere mensch gestärcket/ mit weniger
gewalt seine begierden zähmen kan/ so fol-
get/ was der Apostel gedachten orts weiter
saget: Aber darnach wird sie geben
eine friedsame frucht der gerechtig-
keit/ denen die dadurch geübet sind.

Also muß erstlich Rom. 5/ 4. die gedult
erfahrung würcken/
daß man eine weil
geübet worden in gedultigem leiden/ wenn
die erfahrung die hoffnung würcken solle/
auff dero das hertz friedlich beruhet. Ob
nun wol vor dieser erfahrung und übung
die meiste krafft deß uns verunruhigenden
fleisches sich zeiget/ so ist doch menschliche
schwachheit so groß/ daß auch offt bey gros-
sen Heiligen/ und die der HERR lange

in
J 2

als bey denen unwiedergebohrnen/ ſolche
empfindlichkeit deß leydens eine ſolche un-
ruhe wuͤrcket/ die in ungedultige geberden/
worte und wercke offters außbricht/ ſo wi-
derſtehen zwar die glaubige dieſer ihres
fleiſches ungedult/ und bereiten ihr hertz zur
gedultigen auffnehmung: aber dieſes gehet
nicht ohne ſtreit ab/ welcher auffs wenigſte
die empfindlichkeit deß friedens ſolange faſt
gar hinwegnimmet. Wo aber das leyden
uͤberſtanden/ oder durch viele erfahrung
der innere menſch geſtaͤrcket/ mit weniger
gewalt ſeine begierden zaͤhmen kan/ ſo fol-
get/ was der Apoſtel gedachten orts weiter
ſaget: Aber darnach wird ſie geben
eine friedſame frucht der gerechtig-
keit/ denen die dadurch geuͤbet ſind.

Alſo muß erſtlich Rom. 5/ 4. die gedult
erfahrung wuͤrcken/
daß man eine weil
geuͤbet worden in gedultigem leiden/ wenn
die erfahrung die hoffnung wuͤrcken ſolle/
auff dero das hertz friedlich beruhet. Ob
nun wol vor dieſer erfahrung und uͤbung
die meiſte krafft deß uns verunruhigenden
fleiſches ſich zeiget/ ſo iſt doch menſchliche
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[195/0207] als bey denen unwiedergebohrnen/ ſolche empfindlichkeit deß leydens eine ſolche un- ruhe wuͤrcket/ die in ungedultige geberden/ worte und wercke offters außbricht/ ſo wi- derſtehen zwar die glaubige dieſer ihres fleiſches ungedult/ und bereiten ihr hertz zur gedultigen auffnehmung: aber dieſes gehet nicht ohne ſtreit ab/ welcher auffs wenigſte die empfindlichkeit deß friedens ſolange faſt gar hinwegnimmet. Wo aber das leyden uͤberſtanden/ oder durch viele erfahrung der innere menſch geſtaͤrcket/ mit weniger gewalt ſeine begierden zaͤhmen kan/ ſo fol- get/ was der Apoſtel gedachten orts weiter ſaget: Aber darnach wird ſie geben eine friedſame frucht der gerechtig- keit/ denen die dadurch geuͤbet ſind. Alſo muß erſtlich Rom. 5/ 4. die gedult erfahrung wuͤrcken/ daß man eine weil geuͤbet worden in gedultigem leiden/ wenn die erfahrung die hoffnung wuͤrcken ſolle/ auff dero das hertz friedlich beruhet. Ob nun wol vor dieſer erfahrung und uͤbung die meiſte krafft deß uns verunruhigenden fleiſches ſich zeiget/ ſo iſt doch menſchliche ſchwachheit ſo groß/ daß auch offt bey groſ- ſen Heiligen/ und die der HERR lange in J 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/207>, abgerufen am 20.04.2024.