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Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793.

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Dianthus. Cucubalus. Silene.
nach dem Mittelpunkt derselben, oder nach der Oeffnung der
Röhre zu laufen, und also die Insekten gleichsam zu derselben
hinführen.

Dianthus barbatus. Das Saftmaal besteht in vielen
weißen Punkten, mit welchen die Kronenblätter in der Mitte
geziert sind, und die Saftdecke aus den Haaren, welche näher
am Nagel stehen. Auf der Blume traf ich den gemeinen weißen
Schmetterling an, welcher seinen Saugerüssel ganz in die Röhre
derselben hineinsteckte, folglich mit der Oeffnung desselben den
Saft erreichte. Dieser wußte also in derselben besser Bescheid,
als Gleditsch, welcher S. 182. und 192. sagt, daß die Bie
nen aus dem Dianthus deltoides, arenarius und superbus den
Staub holen, folglich nicht bemerkt haben muß, daß diese Blu-
men Saft haben.

Cucubalus.

Linne unterscheidet diese Gattung von der Silene bloß durch
den Umstand, daß die Kronenblätter der letzteren oben am Nagel
zwey Ansätze haben, welche bey dieser fehlen. Indessen hat theils
schon Reichard erinnert, daß Cucubalus baccifer mit diesen
Ansätzen versehen ist, theils habe ich eben dasselbe beym Cucu-
balus Behen
gefunden. Diese beiden Arten gehören also wenig-
stens zur Gattung Silene.

Cucubalus Behen. Wiederstoß. Diese Blume ist
eben so eingerichtet, als eine Silene. Die Saftdrüse ist nemlich
der oberste Theil des walzenförmigen Körpers, welcher den Frucht-
knoten trägt. Dieser oberste Theil desselben ist fleischicht, glatt,
in der Mitte ausgehöhlt, und gelblich, da der unterste grün ist.
Der Saft ist zwischen dem Fruchtknoten und den Filamenten und
den Nägeln der Kronenblätter befindlich. Die sehr kleinen An-
sätze der Kronenblätter dienen auch hier zur Abhaltung der Re-
gentropfen. Die Blume ist wahrscheinlich eine Nachtblume, da
die Krone ganz weiß ist, und kein Saftmaal hat.

Gleditsch hat den Saft dieser Blume nicht gesehen; denn
er sagt S. 161. bloß, daß die Bienen Stoff zum Wachs aus der-
selben holen.

Silene.

Bey dieser Gattung hat Linne sich sehr versehen. Er hat
nemlich geglaubt, daß die beiden Ansätze, mit welchen jedes Kro-
nenblatt versehen ist, den Saft absondern und enthalten. Ver-
hielte sich die Sache also, so hätte die Natur ein Werk her-
vorgebracht, welches ihr keine Ehre machen würde. Denn
eine röhrenförmige Blume, deren Saftdrüse an der Oeffnung
der Röhre sitzt, deren Saft also dem Regen völlig ausge-
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Silene.
setzt ist, indeß der Grund der Röhre, wo der Saft gegen den
Regen gesichert seyn würde, leer ist, eine solche Blume, sage ich,
ist ein elendes Machwerk, und wird nirgends gefunden werden.
Diese Ansätze dienen bloß zur Abhaltung der Regentropfen, wie
ich bey der Lychnis dioeca zeigen werde.

Silene noctiflora. Sie ist der Lychnis dioeca voll-
kommen ähnlich, den Umstand ausgenommen, daß sie eine Zwit-
terblume ist. Die Saftdrüse ist der walzenförmige Körper, wel-
cher den Fruchtknoten, die Filamente und die Nägel der Kronen-
blätter trägt. Sie hat eine weiße Krone ohne Saftmaal, wie
jene, weil sie auch, wie dieselbe, eine Nachtblume ist.

Silene nutans. Tab. XXII. 3. 4.

3. Die Blume, von unten gesehen, des Abends.

4. Dieselbe bey Tage.

Gleditsch, S. 161., hat den Saft dieser Blume nicht ge-
sehen. Sie unterscheidet sich von der Lychnis dioeca nur da-
durch, daß der Grund ihres Kelchs enge ist, da er bey dieser weit
ist. Die Ursach dieses Unterschieds läßt sich leicht einsehen. Die
letztere steht aufrecht; folglich kann der Saft aus dem Grunde
des Kelchs, er mag noch so weit seyn, nicht herausfließen. Die
Silene aber hängt herab. Wäre nun der Grund des Kelchs weit,
so würde der Saft wegen seiner Schwere herabfließen, und viel-
leicht von der Blume herabfallen. Da aber der Grund des Kelchs
so enge ist, daß zwischen ihm und dem walzenförmigen Körper
nur ein sehr schmaler Zwischenraum ist: so muß der Saft in die
Höhe steigen, und diesen Zwischenraum ausfüllen, weil er sowohl
von jenem, als diesem angezogen wird. Weil die Blume eine
Nachtblume ist, so hat sie eine weiße Krone ohne Saftmaal.
Bey Tage hat die Krone ein elendes welkes Ansehen; des Abends
aber bekömmt sie Kraft, breitet sich flach aus, ist steif, und sieht
wie ein weißer zehnstrahlichter Stern aus. Wer die Blumen
sonst nur bey Tage gesehen hat, und sie zufälligerweise einmal des
Abends findet, stutzt bey Erblickung derselben, und glaubt, eine
ihm neue Blume gefunden zu haben.

Die Samenkapsel hängt nicht, wie die Blume, herab, son-
dern steht aufrecht, damit der Same nicht herausfalle, sondern vom
Winde herausgeworfen und weit verstreuet werde.

Silcne quinqueuulnera. Die fünf Wunden sind
das Saftmaal. Diese Art ist also eine Tagesblume, und muß
des Morgens aufbrechen, welches auch ein Gärtner, den ich
darum befragte, bemerkt haben wollte.

Silene Armeria. In ihrem sehr langen Safthalter habe
ich Blasenfüße gefunden.

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Dianthus. Cucubalus. Silene.
nach dem Mittelpunkt derſelben, oder nach der Oeffnung der
Roͤhre zu laufen, und alſo die Inſekten gleichſam zu derſelben
hinfuͤhren.

Dianthus barbatus. Das Saftmaal beſteht in vielen
weißen Punkten, mit welchen die Kronenblaͤtter in der Mitte
geziert ſind, und die Saftdecke aus den Haaren, welche naͤher
am Nagel ſtehen. Auf der Blume traf ich den gemeinen weißen
Schmetterling an, welcher ſeinen Saugeruͤſſel ganz in die Roͤhre
derſelben hineinſteckte, folglich mit der Oeffnung deſſelben den
Saft erreichte. Dieſer wußte alſo in derſelben beſſer Beſcheid,
als Gleditſch, welcher S. 182. und 192. ſagt, daß die Bie
nen aus dem Dianthus deltoides, arenarius und ſuperbus den
Staub holen, folglich nicht bemerkt haben muß, daß dieſe Blu-
men Saft haben.

Cucubalus.

Linné unterſcheidet dieſe Gattung von der Silene bloß durch
den Umſtand, daß die Kronenblaͤtter der letzteren oben am Nagel
zwey Anſaͤtze haben, welche bey dieſer fehlen. Indeſſen hat theils
ſchon Reichard erinnert, daß Cucubalus baccifer mit dieſen
Anſaͤtzen verſehen iſt, theils habe ich eben daſſelbe beym Cucu-
balus Behen
gefunden. Dieſe beiden Arten gehoͤren alſo wenig-
ſtens zur Gattung Silene.

Cucubalus Behen. Wiederſtoß. Dieſe Blume iſt
eben ſo eingerichtet, als eine Silene. Die Saftdruͤſe iſt nemlich
der oberſte Theil des walzenfoͤrmigen Koͤrpers, welcher den Frucht-
knoten traͤgt. Dieſer oberſte Theil deſſelben iſt fleiſchicht, glatt,
in der Mitte ausgehoͤhlt, und gelblich, da der unterſte gruͤn iſt.
Der Saft iſt zwiſchen dem Fruchtknoten und den Filamenten und
den Naͤgeln der Kronenblaͤtter befindlich. Die ſehr kleinen An-
ſaͤtze der Kronenblaͤtter dienen auch hier zur Abhaltung der Re-
gentropfen. Die Blume iſt wahrſcheinlich eine Nachtblume, da
die Krone ganz weiß iſt, und kein Saftmaal hat.

Gleditſch hat den Saft dieſer Blume nicht geſehen; denn
er ſagt S. 161. bloß, daß die Bienen Stoff zum Wachs aus der-
ſelben holen.

Silene.

Bey dieſer Gattung hat Linné ſich ſehr verſehen. Er hat
nemlich geglaubt, daß die beiden Anſaͤtze, mit welchen jedes Kro-
nenblatt verſehen iſt, den Saft abſondern und enthalten. Ver-
hielte ſich die Sache alſo, ſo haͤtte die Natur ein Werk her-
vorgebracht, welches ihr keine Ehre machen wuͤrde. Denn
eine roͤhrenfoͤrmige Blume, deren Saftdruͤſe an der Oeffnung
der Roͤhre ſitzt, deren Saft alſo dem Regen voͤllig ausge-
[Spaltenumbruch]

Silene.
ſetzt iſt, indeß der Grund der Roͤhre, wo der Saft gegen den
Regen geſichert ſeyn wuͤrde, leer iſt, eine ſolche Blume, ſage ich,
iſt ein elendes Machwerk, und wird nirgends gefunden werden.
Dieſe Anſaͤtze dienen bloß zur Abhaltung der Regentropfen, wie
ich bey der Lychnis dioeca zeigen werde.

Silene noctiflora. Sie iſt der Lychnis dioeca voll-
kommen aͤhnlich, den Umſtand ausgenommen, daß ſie eine Zwit-
terblume iſt. Die Saftdruͤſe iſt der walzenfoͤrmige Koͤrper, wel-
cher den Fruchtknoten, die Filamente und die Naͤgel der Kronen-
blaͤtter traͤgt. Sie hat eine weiße Krone ohne Saftmaal, wie
jene, weil ſie auch, wie dieſelbe, eine Nachtblume iſt.

Silene nutans. Tab. XXII. 3. 4.

3. Die Blume, von unten geſehen, des Abends.

4. Dieſelbe bey Tage.

Gleditſch, S. 161., hat den Saft dieſer Blume nicht ge-
ſehen. Sie unterſcheidet ſich von der Lychnis dioeca nur da-
durch, daß der Grund ihres Kelchs enge iſt, da er bey dieſer weit
iſt. Die Urſach dieſes Unterſchieds laͤßt ſich leicht einſehen. Die
letztere ſteht aufrecht; folglich kann der Saft aus dem Grunde
des Kelchs, er mag noch ſo weit ſeyn, nicht herausfließen. Die
Silene aber haͤngt herab. Waͤre nun der Grund des Kelchs weit,
ſo wuͤrde der Saft wegen ſeiner Schwere herabfließen, und viel-
leicht von der Blume herabfallen. Da aber der Grund des Kelchs
ſo enge iſt, daß zwiſchen ihm und dem walzenfoͤrmigen Koͤrper
nur ein ſehr ſchmaler Zwiſchenraum iſt: ſo muß der Saft in die
Hoͤhe ſteigen, und dieſen Zwiſchenraum ausfuͤllen, weil er ſowohl
von jenem, als dieſem angezogen wird. Weil die Blume eine
Nachtblume iſt, ſo hat ſie eine weiße Krone ohne Saftmaal.
Bey Tage hat die Krone ein elendes welkes Anſehen; des Abends
aber bekoͤmmt ſie Kraft, breitet ſich flach aus, iſt ſteif, und ſieht
wie ein weißer zehnſtrahlichter Stern aus. Wer die Blumen
ſonſt nur bey Tage geſehen hat, und ſie zufaͤlligerweiſe einmal des
Abends findet, ſtutzt bey Erblickung derſelben, und glaubt, eine
ihm neue Blume gefunden zu haben.

Die Samenkapſel haͤngt nicht, wie die Blume, herab, ſon-
dern ſteht aufrecht, damit der Same nicht herausfalle, ſondern vom
Winde herausgeworfen und weit verſtreuet werde.

Silcne quinqueuulnera. Die fuͤnf Wunden ſind
das Saftmaal. Dieſe Art iſt alſo eine Tagesblume, und muß
des Morgens aufbrechen, welches auch ein Gaͤrtner, den ich
darum befragte, bemerkt haben wollte.

Silene Armeria. In ihrem ſehr langen Safthalter habe
ich Blaſenfuͤße gefunden.

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[[138]/0138] Dianthus. Cucubalus. Silene. Silene. nach dem Mittelpunkt derſelben, oder nach der Oeffnung der Roͤhre zu laufen, und alſo die Inſekten gleichſam zu derſelben hinfuͤhren. Dianthus barbatus. Das Saftmaal beſteht in vielen weißen Punkten, mit welchen die Kronenblaͤtter in der Mitte geziert ſind, und die Saftdecke aus den Haaren, welche naͤher am Nagel ſtehen. Auf der Blume traf ich den gemeinen weißen Schmetterling an, welcher ſeinen Saugeruͤſſel ganz in die Roͤhre derſelben hineinſteckte, folglich mit der Oeffnung deſſelben den Saft erreichte. Dieſer wußte alſo in derſelben beſſer Beſcheid, als Gleditſch, welcher S. 182. und 192. ſagt, daß die Bie nen aus dem Dianthus deltoides, arenarius und ſuperbus den Staub holen, folglich nicht bemerkt haben muß, daß dieſe Blu- men Saft haben. Cucubalus. Linné unterſcheidet dieſe Gattung von der Silene bloß durch den Umſtand, daß die Kronenblaͤtter der letzteren oben am Nagel zwey Anſaͤtze haben, welche bey dieſer fehlen. Indeſſen hat theils ſchon Reichard erinnert, daß Cucubalus baccifer mit dieſen Anſaͤtzen verſehen iſt, theils habe ich eben daſſelbe beym Cucu- balus Behen gefunden. Dieſe beiden Arten gehoͤren alſo wenig- ſtens zur Gattung Silene. Cucubalus Behen. Wiederſtoß. Dieſe Blume iſt eben ſo eingerichtet, als eine Silene. Die Saftdruͤſe iſt nemlich der oberſte Theil des walzenfoͤrmigen Koͤrpers, welcher den Frucht- knoten traͤgt. Dieſer oberſte Theil deſſelben iſt fleiſchicht, glatt, in der Mitte ausgehoͤhlt, und gelblich, da der unterſte gruͤn iſt. Der Saft iſt zwiſchen dem Fruchtknoten und den Filamenten und den Naͤgeln der Kronenblaͤtter befindlich. Die ſehr kleinen An- ſaͤtze der Kronenblaͤtter dienen auch hier zur Abhaltung der Re- gentropfen. Die Blume iſt wahrſcheinlich eine Nachtblume, da die Krone ganz weiß iſt, und kein Saftmaal hat. Gleditſch hat den Saft dieſer Blume nicht geſehen; denn er ſagt S. 161. bloß, daß die Bienen Stoff zum Wachs aus der- ſelben holen. Silene. Bey dieſer Gattung hat Linné ſich ſehr verſehen. Er hat nemlich geglaubt, daß die beiden Anſaͤtze, mit welchen jedes Kro- nenblatt verſehen iſt, den Saft abſondern und enthalten. Ver- hielte ſich die Sache alſo, ſo haͤtte die Natur ein Werk her- vorgebracht, welches ihr keine Ehre machen wuͤrde. Denn eine roͤhrenfoͤrmige Blume, deren Saftdruͤſe an der Oeffnung der Roͤhre ſitzt, deren Saft alſo dem Regen voͤllig ausge- ſetzt iſt, indeß der Grund der Roͤhre, wo der Saft gegen den Regen geſichert ſeyn wuͤrde, leer iſt, eine ſolche Blume, ſage ich, iſt ein elendes Machwerk, und wird nirgends gefunden werden. Dieſe Anſaͤtze dienen bloß zur Abhaltung der Regentropfen, wie ich bey der Lychnis dioeca zeigen werde. Silene noctiflora. Sie iſt der Lychnis dioeca voll- kommen aͤhnlich, den Umſtand ausgenommen, daß ſie eine Zwit- terblume iſt. Die Saftdruͤſe iſt der walzenfoͤrmige Koͤrper, wel- cher den Fruchtknoten, die Filamente und die Naͤgel der Kronen- blaͤtter traͤgt. Sie hat eine weiße Krone ohne Saftmaal, wie jene, weil ſie auch, wie dieſelbe, eine Nachtblume iſt. Silene nutans. Tab. XXII. 3. 4. 3. Die Blume, von unten geſehen, des Abends. 4. Dieſelbe bey Tage. Gleditſch, S. 161., hat den Saft dieſer Blume nicht ge- ſehen. Sie unterſcheidet ſich von der Lychnis dioeca nur da- durch, daß der Grund ihres Kelchs enge iſt, da er bey dieſer weit iſt. Die Urſach dieſes Unterſchieds laͤßt ſich leicht einſehen. Die letztere ſteht aufrecht; folglich kann der Saft aus dem Grunde des Kelchs, er mag noch ſo weit ſeyn, nicht herausfließen. Die Silene aber haͤngt herab. Waͤre nun der Grund des Kelchs weit, ſo wuͤrde der Saft wegen ſeiner Schwere herabfließen, und viel- leicht von der Blume herabfallen. Da aber der Grund des Kelchs ſo enge iſt, daß zwiſchen ihm und dem walzenfoͤrmigen Koͤrper nur ein ſehr ſchmaler Zwiſchenraum iſt: ſo muß der Saft in die Hoͤhe ſteigen, und dieſen Zwiſchenraum ausfuͤllen, weil er ſowohl von jenem, als dieſem angezogen wird. Weil die Blume eine Nachtblume iſt, ſo hat ſie eine weiße Krone ohne Saftmaal. Bey Tage hat die Krone ein elendes welkes Anſehen; des Abends aber bekoͤmmt ſie Kraft, breitet ſich flach aus, iſt ſteif, und ſieht wie ein weißer zehnſtrahlichter Stern aus. Wer die Blumen ſonſt nur bey Tage geſehen hat, und ſie zufaͤlligerweiſe einmal des Abends findet, ſtutzt bey Erblickung derſelben, und glaubt, eine ihm neue Blume gefunden zu haben. Die Samenkapſel haͤngt nicht, wie die Blume, herab, ſon- dern ſteht aufrecht, damit der Same nicht herausfalle, ſondern vom Winde herausgeworfen und weit verſtreuet werde. Silcne quinqueuulnera. Die fuͤnf Wunden ſind das Saftmaal. Dieſe Art iſt alſo eine Tagesblume, und muß des Morgens aufbrechen, welches auch ein Gaͤrtner, den ich darum befragte, bemerkt haben wollte. Silene Armeria. In ihrem ſehr langen Safthalter habe ich Blaſenfuͤße gefunden.

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Zitationshilfe: Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793, S. [138]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793/138>, abgerufen am 24.04.2024.